So, dann machen wir mal weiter...
17. Kapitel - Die Wolken bersten
Am nächsten Morgen erklang Trompetenklang vom Lager her und es kam ein Eilbote den Steig entlang gelaufen. Er kam nicht sehr nahe und fragte rufend nach, ob Thorin bereit für eine neue Anhörung sei, da neue Nachrichten eingetroffen seien und die Lage sich nun verändert hätte.
Thorin ging davon aus, dass die Belagerer von Dain erfahren hatten und teilte dem Boten mit, dass einige wenige kommen dürfen, jedoch ohne Waffen.
Um die Mittagszeit sah man als erstes die Banner des Wald- und Seenreiches auftauchen und dahinter eine Schar von etwa 20 Leuten. Angeführt vom Elbenkönig und Bard, stand vor ihnen ein alter Mann in Mantel und Kapuze, der ein von starken Eisenbändern umfasstes Holzkästchen.
Nachdem sie am Steig die Waffen abgelegt hatten, traten sie an die Mauer und Bard fragte Thorin, obwohl er seine Meinung geändert hätte.
Thorin antwortete, dass ein paar Sonnaenauf- und untergänge seine Meinung nicht ändern würden und fragte an, warum sie gekommen waren. Er könne nicht ersehen, dass das Elbenheer abgezogen wäre und solange es noch hier wäre, würde er nicht mit ihnen verhandeln.
Bard fragte nochmals nach. ob es nichts gäbe, für das Thorin etwas von seinem Gold abgeben würde. Thorin verneinte und Bard hakte nach, ob er es auch nicht für den Arkenjuwel tun würde.
Der alte Mann öffnete daraufhin das Kästchen und der Stein erstrahlte hell im Morgenlicht.
Der Zwerg brachte vor Staunen und Verwirrung keinen Ton heraus und kein Laut durchbrach die Stille.
Schließlich brach Thorin das Schweigen und seine Stimme bebte vor Zorn. Der Stein gehörte seinem Vater und wäre somit rechtmäßig sein Eigentum und wie käme er dazu, über sein Eigentum zu verhandeln. Dann fragte er mit Verwunderung nach, wie sie zu seinem Erbe gekommen wären, außer sie hätten es gestohlen.
Bard erwiderte, dass sie keine Diebe wären und ihm nur sein Eigentum gegen ihr Eigentum zurück geben würden. Thorin war jedoch so wütend, dass er ihnen nicht mehr richtig zuhörte und nur noch wissen wollte, woher sie es bekommen hatten.
Bilbo hatte es mittlerweile mit der Angst bekommen und konnte nur noch quietschend antworten, dass er es war, der ihnen den Stein gegeben hätte.
Thorin geriet nun außer sich vor Zorn, scnhappte sich Bilbo, hielt ihn fest und schüttelte ihn hin und her. Dabei schimpfte er auf ihn ein und nannte ihn einen zu kurz geratenen, elenden Meisterdieb und wünschte sich Gandalf herbei, damit er ihn fragen könne, warum er ausgerecht diesen Hobbit ausgewählt hatte. Der Zerg war so wütend, dass er sogar drohte, den Hobbit in die Klippen zu schleudern.
Da rief der alte Mann mit dem Kästchen zu, er solle einhalten, sein Wunsch würde ihm erfüllt werden. Es war kein geringerer als Gandalf, der den Zwerg aufforderte, den Hobbit runter zu lassen und kein Haar zu krümmen. Thorin solle lieber zuhören, was Bilbo ihm zu erzählen hätte.
Thorin warf ihnen vor, unter einer Decke zu stecken und er wolle nie wieder mit einem Zauberer und dessen Freunden zu tun haben. Er setzte jedoch Bilbo auf der Mauer nieder und forderte ihm auf, seinen Grund zu nennen.
Der arme Hobbit war immer noch am zittern und begann mit seiner Erklärung. Obwohl ihm das alles sehr peinlich war, erinnerte er Thorin daran, dass dieser ihn selber dazu aufgefordert hätte, er, Bilbo, solle sich seinen Anteil selbst auswählen. Erklärend fügte er hinzu, dass er dies vielleicht zu wörtlich genommen hätte, da die Zwerge in Wörten höflicher als in Taten wären. Bilbo war etwas in Rage geraten, ob der Wortwahl "Rattensohn" von Thorin und fuhr fort, dass Thorin ihn selbst mehrmals als sehr nützlich hin gestellt habe. Er habe halt über seinen Anteil verfügt und Thorin müsse dies nun so hinnehmen.
Finster erwiderte Thorin, dass er es so hinnehmen müsse, der Hobbit aber gleich mitgehen möge und er ihn nie wieder begegnen wolle. Thorin fühlte sich verraten, da er nicht auf den Arkenjuwel verzichten könne und um ihn wieder zu erlangen, werde er ein Vierzehntel von seinen Gold und Silber hergeben, allerdings nicht von den Juwelen. Dies solle der versprochene Anteil an einen Verräter sein und damit könne dieser entscheiden, wie er will. Thorin kündigte dem Hobbit die Freundschaft und trug ihm an, jetzt sofort zu verschwinden.
Bard bestand darauf, dass der Arkenjuwel bis zum Austausch bei ihnen bleiben würde. Gandalf entgegnete Thorin, dass dieser sich nicht als besonders grißherzig erwies, was sich jedoch schnell würde ändern können.
Thorin erwog kurz, mit Hilfe von Dain den Juwel zurück zu erobern und somit auch Bilbos Anteil einzubehalten.
Dieser wurde die Mauer herunter gelassen, mit nichts als der Rüstung, die ihm Thorin schon vorab gegeben hatte. Mehr als ein Zwerg schämte sich indessen über den Fortgang des Hobbits und betrauerte ihn sehr.
Bard gab Thorin bis zum Mittag des nächsten Tages Zeit, um zu sehen, ob die Zwerge bis dahin jenen Teil des Schatzes gebracht hätten, den Thorin für den Arkenjuwel ausgesetzt hatte. Würde dies ohne Betrug geschehen, dann würde sie abziehen und die Elben in den Wald zurück kehren.
Während der Trupp zum Lager zurück kehrte, sandte Thorin Boten an Dain und unterrichtete diesen über den Stand der Dinge und bat ihn, rasch anzurücken.
Der nächste Tag begann dunkel und trüb und der Wind drehte nach Westen um. Früh am Morgen tauchten die ersten Eilboten auf und ihr alarmierender Ruf weckte das Lager. Sie erzählten vom Herannahen des Zwergenheeres von Dain, welches in Eilschritten auf Dal zustrebte. Dain und sein Heer war die ganze Nacht durchmarschiert und erschien nun eher als erwartet. Jeder der Zwerge war in Panzerhemden aus stählernen Kettenringen beleidet und voll bewaffnet mit zweihändigen Hacken, einen breitem Kurzschwert und einem Rundschild über der Schulter. Die Sturmhauben und Stiefel waren aus Eisen und sie hatten einen äußerst grimmigen Gesichtsausdruck.
Die Trompten riefen die Menschen und Elben zu Waffen, da es nun nicht mehr lange dauern würde, bis die Zwerge das Tal heraufschritten. Zwischen dem Fluss und den Ostausläufern des Berges hielten sie an und einige davon zogen weiter und überquerten den Fluss. Als Zeichen des Friedens legten sie die Waffen nieder und kamen mit erhobenen Händen auf das Lager zu.
Bard ging ihnen mit Bilbo entgegen, um mit ihnen zu reden.
Die Zwerge stellten sich als Gesandte von Dain, dem Sohn von Nain vor und teilten mit, dass sie hierher kamen, um ihre Verwandten zu begrüßen, die hier das alte Königreich neu errichtet hatten. Damit wollten sie ausdrücken, dass die Menschen und Elben hier nichts zu suchen hatten und die Zwerge auf jeden Fall ihren Weg fortsetzen werden.
Bard war jedoch nicht dieser Meinung. Auf keinen Fall würde er vor dem Austausch des Arkenjuwels gegen Gold und Silber den Platz räumen. Er war der Meinung, dass dies nicht mehr geschehen würde, wenn er Dains Heer erst einmal die Festung verstärkt hätte. Mit den mitgebrachten Lebensmitteln von Dain würde die Belagerung sich um Monate verlängern.
Bards Überlegungen waren richtig, denn so hatten es die Zwerge bei ihren Austausch über die Raben geplant. Das Bard dies durchschaute war sehr ärgerlich für die Zwerge und die Boten kehrten, Verwünschungen zwischen ihren Zwergenbärten murmeln, zu den anderen zurück.
Zur gleichen Zeit schickte Bard Leute zum Tor aus, um zu prüfen, ob die Zwerge das Gold und Silber bereit gelegt hatten. Diese wurden jedoch mit einem Pfeilhagel empfangen und so kehrten sie eilig zum Lager zurück. Es sah so aus, als würde bald die Schlacht beginnen, da Dains Zwerge am Ostufer entlang zogen.
Während Bard die Zwerge auslachte und Bogenschützen und Speerträger zwischen den Felsen postieren woltle, mahnte der Elbenkönig zur Ruhe. Er wollte abwarten, ehe er wegen Gold einen Krieg anfinge. Seiner Meinung nach kämen Dains Zwerge nicht an ihnen vorbei und könnten somit nichts gegen sie unternehmen. Der Elbenkönige hoffte immer noch auf eine Aussöhnung und darauf, die Angelegenheit friedlich regeln zu können.
doch er hatte nicht mit den Zwergen gerechnet. Es ließ ihnen keine Ruhe, dass der Arkenjuwel in den Händen der Belagerer waren und während Bard und der Elbenkönig noch zögerte, gingen sie lautlos und plötzlich zum Angriff über. Pfeile pfiffen heran und die Schlacht schien zu beginnen.
Plötzlich jedoch nahte mit einer unheimlichen Geschwindigkeit eine Finsternis heran. Schwarze Wolken flogen über den Himmel, Donner rollte und ein wilder Wind dröhnte heran. Unter dieser Unwetterwand kam noch eine andere Finsternis heran und die kam nicht mit dem Wind. Eine riesige Vogelwolke nahte aus Norden heran, die so dicht war, dass zwischen den Schwingen das Tageslicht verschwand.
Gandalf schritt nahend heran. Er stellte sich inmitten der Zwerge auf, hob die Arme und übertönte mit seiner Stimme das Unwettergrollen und sein Stab sandte strahlende Blitze aus. Gandalf warndte alle vor einer viel schlimmeren Gefahr, die nun früher als erwartet über alle hineinbrechen würde. Orks würden über sie herfallen, angeführt von Bolg aus dem Norden. Zu Dain sagte er, dass es jener Bolg wäre, dessen Vater er in Moria erschlagen habe. Es waren Fledermäuse, die für die Dunkelheit sorgten und über Bolgs Heer wie riesige Fledermäuse schwirrten. Die Orks ritten auf den Wargen, die mit ihnen unterwegs waren.
Während Gandalfs Warnung war es noch dunkler geworden und überall war Verwirrung herein gebrochen. Dieser sprach ihnen Mut zu, wenn sie bereit für Verhandlungen seien und diese Schlacht gemeinsam bestreiten würden.
Es begann eine Schlacht, die später als die Schlacht der fünf Heere in die Geschichte einging und sie war entsetzlich. Die Orks waren so wütend über den Tod des großen Ork gewesen, dass sie all ihre Leute zusammen gerufen hatten. Während sie marschierten erfuhren sie davon, dass Smaug getötet worden war. Diese Nachricht ließ sie erfreut noch schneller laufen und so waren sie Dain und seinem Heer dicht auf den Fersen. Leider hatten die Raben von diesem Anmarsch nichts bemerkt und so kam es, dass Orks und Warge gegen die Elben, Menschen und Zwerge in die Schlacht zogen.
Wieviel Gandalf von der ganzen Sache wußte, konnte man nicht sagen, aber auch er hatte diesen Überraschungsangriff nicht erwartet.
Gandalfs Plan sah wie folgt aus: Die Orks waren die Feinde aller hier und so sollten sich die Elben, Menschen und Zwerge miteinander vereinen. Ihre geringe Hoffnung auf den Sieg bestand darin, die Orks in die Talausläufer zu locken und sie dort zu vernichten. Es blieb auch keine Zeit mehr von woanders Hilfe zu holen.
Bald darauf fielen die Feldermausschwärme über die Bergseite herein und Bard rief allen zu, dass sie zum Berg und dort Stellung beziehen sollten, bevor es zu spät sei.
Die Elben setzten sich bei den südlichen Ausläufern an den niedrigen Hängen fest und die Menschen und Zwerge an den östlichen Ausläufern.
Bard jedoch erklimmte mit einigen der flinkesten Menschen und Elben den Grat des Ostausläufers und spähte nach Norden aus. Die herannahenden Orkmassen ließen das Land in Richtung Dal schwarz erscheinen. Angeführt wurden sie von den schnellsten Wolfsreitern und ihr Geschrei und Geheul zerriss die Luft. Ein paar mutige stellten sich ihnen entgegen, hatten aber keine Chance und die Überlebenden zogen sich rasch zurück. Sie wurden von einer wütenden Orkmasse verfolgt uns so liefen diese genau in die von Gandalf geplante Falle.
Die Schlacht war das schlimmste und schrecklichste Erlebnis, was Bilbo je erlebt und Zeit seines Lebens immer hassen würde. Jedoch würde Bilbo immer sehr stolz darauf sein, an dieser Schlacht beteiligt gewesen zu sein. Gleich zu Anfang hatte sich der Hobbit seinen Zauberring übergestreift. Dieser schützte ihn zwar nicht vor Orkpfeilen und Speeren, aber er half Bilbo, dem Schlimmsten aus dem Weg zu gehen.
Die Elben waren die Ersten, die die Orks angriffen, denn sie hassten diese Gestalten sehr und so schickten sie einen Pfeilhagel in die Orks hinein. Die Felsen färbten sich schwarz vom Orkblut, die Elben hielten inne und die Orks wollten sich gerade von dem unerwarteten Angriff erholen, als die Zwerge mit Dain an der Spitze zum Angriff übergingen. Neben den Zwergen bahnten sich die Menschen von Seestadt mit ihren Langschwertern den Weg.
Unter den so angegriffenen Orks breitete sich Entsetzen aus und sie wollten fliehen. Als sie sich umwandten bemerkten sie, dass sie die Elben in ihrem Rücken hatten. Zahlreiche Orks wollten über den Fluss fliehen, um der Falle zu entgehen, aber viele ihrer eigenen Wölfe fielen über sie her. Der Sieg für die drei Verbündeten schien nahe, als von der anderen Seite des Gebirges Orkgeschrei erklang. Das Orkheer hatte sich geteilt und die Verteidiger hatten nicht die Leute, um gegen diese Schar anzugehen. Tollkühn strömten sie über dem Eingangstor die steilen Hänge herab und kümmerten sich nicht um ihre anderen Kameraden. Das Blatt schien sich nun zu wenden, da es nur die erste Flut der Orks war, die zurück geschlagen worden war.
Der Tag ging zu Ende und die Orks sammelten sich wieder im Tal. Während die Dunkelheit hereinbrach, schwirrten die Fledermäuse um die Köpfe der Menschen und Elben und setzten sich wie Vampiere auf die Geschlagenen. Bard war jetzt gezwungen, die Ostausläufer zu verteidigen. Am Rabenberg hatten sie Elben um ihren könig versammelt und leisteten Widerstand.
Plötzlich erklang Geschrei vom großen Tor, welches von Trompetengeschmetter begeleitet wurde. Es war Thorin Eichenschild, der im ganzen Schlachtgewirr völlig vergessen worden war. Thorin war aber nicht untätig gewesen und hatte Hebebäume von innen setzen lassen und so krachte ein Teil der Mauer in die schützende Wasserfläche und heraus rannte der Zwergenkönig vom Berg mit seinen Gefolgsleuten. Auch die von den Orks von oben herab geworfenen Felsbrocken konnte Thorin und seine Leute nicht aufhalten. Voller Wut stürzten sie sich in die Schlacht und riefen die anderen zu sich. Dains Zwerge rannten, die Schlachtordnung völlig missachtend ihnen zu Hilfe. Auch Bard konnte einige der Menschen nicht aufhalten, die Thorins Ruf folgten. von der anderen Seite schlossen sich ihnen viele Speerträger der Elben an. Die Warge waren schon lange in die Flucht geschlagen, aber Thorin gelang es nicht, die Leibwache von Bolg zu durchbrechen.
Hinter Thorin lagen viele Menschen und Elben zwischen erschlagenen Orks. Thorins Trupp waren einfach zu wenige und sie konnten die Orkschar bald nicht mehr aufhalten, als diese sich ihnen heulend entgegen stürzte. Die Elben und Menschen konnten ihm jedoch nicht zu Hilfe eilen, da sie selber zurück gedrängt wurden.
Bilbo, der bei den Elben auf dem Rabenberg geblieben war, blickte auf all das in tiefer Bedrübnis herab. Er hatte entschieden, dass er von hier aus eher fliehen konnte oder, und das war die Rukseite in ihm, er den Elbenkönig verteidigen konnte. Außderdem befand sich auch Gandalf hier. Der saß auf dem Felsboden und schien tief in Gedanken versunken. Bilbo hoffte, dass er einen Zauberstreich plante, bevor es zu Ende ging. Bilbo ahnte, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte und war verzweifelt. Sollte das etwa das Ende sein, das Ende aller Strapazen, die er bei der Reise auf sich genommen hatte? Er wünschte sich tief im innern, dass Smaug auf seinen Schatz sitzen geblieben wäre und ihn dadurch nicht die wiederlichen Orks bekommen würden.
In diesem Augenblick zerriß ein Sturm die Wolken, die untergehende Sonne ließ den Himmel im Westen erglühen. Bilbo sah ein plötzliches Aufleuchten und schrie auf. Er hatte etwas erblickt, was sein Herz höher schlagen ließ: Es waren die Adler, sehr viele Adler. Der Adkerkönig schien ein Heer gesammelt zu haben aus allen Horsten des Nordens.
Bilbo konnte vor Freude und Begeisterung nicht aufhören zu schreien, zu tanzen und mit den Armen zu wedeln.
Die Elben konnten den tanzenden Hobbit zwar nicht sehen, aber überhören konnten sie ihn nicht, denn sein Ruf hallte im ganzen Tal wider.
Bilbo schrie noch einmal laut, dann wurde er von einem herabfallenden Stein am Helm getroffen. Derf Hobbit stürzte zu Boden und verlor das Bewusstsein.