15. Kapitel - Die Wolken sammeln sich
Währenddessen hatten die Zwerge in der Nacht abwechselnd Wache gehalten, aber keinerlei Anzeichen von Gefahr erspähen können. Das einzige, was sie etwas irritierte waren die Vogelschwärme, die sich immer dichter sammelten.
Sie kamen von Süden geflogen und die Krähen veranstalteten dabei einen Riesenlärm. Thorin bemerkte als erste, dass sich da etwas merkwürdiges zusammen braute, da diese Vögel - Stare und Finken - schon längst in den Süden geflogen sein müssten. Die zahllosen Aaskrähen nahmen sie als Zeichen einer herannahenden Schlacht.
Bilbo war es dann, der die alte Drossel als erstes erspähte und als ob diese darauf gewartet hatte, flog sie heran und setzte sich direkt vor sie auf einen Stein und begann zu singen.Zwischendurch legte sie den Kopf schief, als ob sie lauschen würde und begann wieder zu singen.
Es war Balin, der meinte, dass es so klang, als wollte die alte Drossel ihnen etwas erzählen. Leider verstanden weder die Zwerge noch der Hobbit die Sprache der Drossel besonders gut. Balin entgegnete seufzend, dass er wünschte, der Vogel wäre ein Rabe, da er diese verstehe. Bilbo hatte gedacht, dass die Zwerge Raben nicht leiden können, aber da hatte er sich geirrt. Es waren die Krähen, die die Zwerge nicht mochten und die Krähen konnten auch die Zwerge nicht leiden.
Bei den Raben wäre dies anders, denn früher bestand Freundschaft zwischen ihnen und sie brachten zu Zeiten Thrors auch immer geheime Nachrichten. Dafür bekamen die Raben dann blitzende Gegenstände als Dank und diese liebten diese Dinge. Auch waren Raben sehr schlau, hatten ein gutes Gedächtnis, konnten sehr alt werden und überlieferten ihre Weisheit an ihre Nachkommen.
Balin erzählte weiter, dass früher in seiner Jugend auf der Anhöhe, die sie Rabenberg nannten, ein berühmtes Rabenpaar hauste, der alte Carc und seine Frau.
Er hatte seine Geschichte kaum beendet, als die alte Drossel mit einem schrillen Pfiff davonflog. Kurze Zeit später hörten sie Flügelschlagen und die Drossel kehrte mit einem alten, fast blinden Vogel zurück. Er konnte nur schwerfällig fliegen und hatte einen kahlen Kopf. Er schlug ein paarmal die Schwingen und hüpfte zu Thorin, um ihn zu begrüßen.
Der alte Rabe war niemand anders als Roäc, der Sohn von Carc und er war mittlerweile 153 Jahre alt. Er war jetzt der Herr der Bergraben und er erinnerte sich an den König der alten Zeiten. Roäc erzählte weiter, dass die meisten seines Volkes unterwegs waren, er aber schon zwei Neuigkeiten hätte, eine gute und eine weniger gute.
So erfuhren die Zwerge und Bilbo, dass Smaug tot war und zwar schon seit drei Nächten und die Vögel würden nach Dahl zurück. Die Zwerge fielen in laute Jubelrufe aus und beglückwünschten sich dazu, dass nun ohne irgendwelche Verluste den Schatz erobert hatten.
Es war Thorin, der die Gefährten zur Ruhe mahnte, um so von der weniger erfreulichen Nachricht zu erfahren.
Der alte Rabe sprach davon, dass nun alle vom Tod des Wächters des Schatzes gehört hatten und alle erinnerten sich wieder an die alten Geschichten über den Reichtum der Zwerge. Viele seien nun begierig auf den Schatz oder zumindest darauf, ihren Anteil daran zu erhalten. Die Menschen am See schimpften darüber, dass sie ihr Leid nur den Zwergen verdanken, da Smaug ihr Stadt vernichtet hat. Nun wollten alle ihren Anteil, ob die Zwerge nun tod waren oder nicht.
Roäc appellierte an die Klugheit von Thorin und gab ihm den Rat nicht dem Meister der Stadt sondern dem Drachentöter zu vertrauen.
Darüber geriet Thorin in Zorn und er bat den Raben Boten loszusenden, um darüber zu berichten, dass die Zwerge noch am Leben waren und niemals ihren Schatz teilen würden. Des weiteren bat er den Raben Boten zu seinen Verwandeten in den Bergen auszusenden, um ihnen über ihre gefährliche Lage zu berichten. Als erstes sollte jemand seinen Vetter Dain am Eisenberg benachrichtigen, damit dieser ihm zu Hilfe käme.
Thorin teilte allen mit, dass sie selber wieder zurück zum Berg müssten, da sie jetzt keine zeit mehr zu verlieren hätten. Allein der praktisch denkende Bilbo bemerkte nebenbei, dass sie auch wenig zu Essen hätten. Er hatte gedacht, mit dem Tode des Drachen wäre sein Abenteuer vorbei und würde fast alles von seinem Anteil hergeben, wenn es nicht zum Kampf käme.
Die Zwerge hatten noch einige Tage Zeit, um Ihre Vorbereitungen treffen zu können. Sie erkündeten erneut die Höhle und fanden so heraus, dass nur noch das Haupttor offen geblieben war. Sie mussten hart arbeiten, um den Haupteingang wieder zu befestigen und einen neuen Pfad anlegen, der ins Tal hinab führte. Während dieser Zeit brachten ihnen die Raben ständig Nachrichten und so erfuhren sie, dass sich der Elbenkönig erst einmal zum See gewandt hatte. Drei ihrer Ponys waren Smaug auch entkommen und Kili und Fili wurden ausgesandt, sie wieder einzufangen und auch die Reste ihrer dort noch lagernden Vorräte mitzubringen.
Mittlerweile waren vier Tage vergangen und sie hatten erfahren, dass sich die Heere der Menschen und Elben vereinigt hatten und auf den Berg zueilten. Die zwerge waren auch mit ihren Befestigungsmauern fertig und hatten einen Teil des Flusses verbreitet, sodass man ihn nur noch schwimmend überqueren konnte.
Kili und Fili kamen zurück, luden die Vorräte ab und schickten die Pons zu ihren Besitzern zurück. Es wurde wieder Nacht und sie sahen viele Lichter von Lagerfeuern und Fackeln in Dal aufflammen.
Balin war es, der sie auf das große Lager aufmerksam machte und das sie wohl im Schutz der Dämmerung ins Tal gekommen seien.
Die Zwerge verbrachten eine unruhige Nacht und im schwachen Morgenlicht erkannten sie, wie leute das Tal entlang zogen und herauf kletterten. Es waren Menschen vom See und sie waren kriegsmäßig bewaffnet und mehr als erstaunt, als sie eine breite Wasserfläche vor sich sahen und das Tor mit Quadern versperrt.
Thorin rief zu ihnen herab was sie hier wollten und noch dazu in Kriegskleidung. Er bakm darauf keine Antwort, da die Menschen etwas verwirrt wirkten und nicht genau wussten, was sie nun tun sollten. Sie verlgetn an diesem Tag nur noch ihr Lager, mitten zwischen die ausgreifenden Begflanken. Musik lang zu den Zwergen hinauf, der Duft von Waldblumen stieg zu ihnen herauf und sie hörten Elbenharfen.
Bilbo wünschte sich nicht sehnlicher, als dort unten zu sitzen, anstatt in der dunklen Festung. Auch die jüngeren unter den Zwergen wären den Leuten da unten lieber mit Freundschaft begegnet. Allein die finstere Mine von Thorin hielt sie alle davon ab.
Die Zwergen holten auch ihre Harfen hervor und fingen an zu singen. Thorin wurde wieder fröhlicher und rechnete sich aus, wie lange Dain wohl von den Eisenbergen bis zu ihnen bräuchte. Nur Bilbo war über Thorins kriegerische Worte nicht glücklich.
Am nächsten Morgen kam sehr früh eine Schar Speerträger über den Fluß und blieben dicht vor der Mauer des Eingangs stehen.
Wieder rief ihnen Thorin zu, was sie hier wollten und diesmal bekam er eine Antwort. Ein großer Mann mit grimmigen Gesichtsausdruck schritt nach vorn und antwortete Thorin. Er fragte ihn, warum die Zwerge sich wie Diebe in der Höhle verkriechen würden. Die Menschen hätten angenommen, dass sie hier niemanden mehr lebend antreffen würden und sie sehr froh darüber wären, dass der Reisegesellschaft nichts passiert war. Jetzt wäre es jedoch Zeit für Unterhandlungen.
Der Mann stellte sich als Bard und Töter des Drachen vor und somit hätte er Thorins Schatz befreit und ob dies Thorin nichts wert wäre. Des weiteren teilte er mit, dass er der rechtmäßige Erbe Girions von Dal wäre und sich bei Thorins Schatz auch so manches vom Reichtum von Dal und Seestadt. So wäre es nur recht und billig, dass Thorin diese Dinge zurück gab und sich an den Reperaturkosten von Esgaroth beteiligen würde. Die Menschen hätten ihnen schließlich auch geholfen und indirekt wäre Thorin an der Zerstörung der Stadt mit Schuld.
Bilbo fand die Forderung völlig in Ordnung, auch wenn seine Beteiligung am Tod des Drachen nicht erörtert wurde. Leider hatte der Hobbit nicht damit gerechnet, welche Macht das lange von Smaug gehütete Gold auf das zwergerische Herz ausrichten konnte. Thorin hatte viele Stunden bei dem Schatz zugebracht und die Begierde hatte ihn nun fest im Griff.
Thorin gab zu, dass die Güter und Hilfe der Menschen belohnt werden sollten, aber keineswegs hatte er die Absicht, die Zerstörung der Stadt durch Smaug zu bezahlen. Noch dazu, wo es ihm schien, dass ihm der Schatz mit Gewalt genommen werden sollte. Des weiteren warf er den Menschen vor, dass sie wohl kaum seiner Verwandschaft einen Anteil am Schatz gegeben hätten, wenn er und seine Leute hier tot aufgefunden worden wären.
Bard widersprach ihm nicht, entgegnete jedoch, dass Thorin und seine Gefährten ja am Leben wären und das gerade er mit seinem Reichtum Mitleid gegenüber den Bedürftigen haben müsste.
Thorin war damit überhaupt nicht einverstanden, noch dazu wo er sich durch die Anwesenheit des Elbenkönigs und seines Volkes persönlich beleidigt fühlte. Wenn Bard wirklich mit ihm verhandeln wolle, dann solle er den Elbenkönig und seine Leute heim zu seinen Wäldern schicken.
Bard war damit nicht einverstanden, da er den Elbenkönig als seinen Freund betrachtete. Schließlich hatte dieser ihm in der Not beigestanden und nachbarschaftliche Hilfe geleistet. Er würde Thorin Zeit geben, seinen Verstand zusammen zunehmen und in Ruhe über die Vorschläge nachzudenken.
Nach einigen Stunden kamen Bannerträger zurück und legten die Forderung von Bard dar. Dieser verlangte ein Zwölftel des Schatzes von Thorin. Mit einem Teil davon wollte er den Menschen von Seestadt helfen. Wolle Thorin jedoch Freundschaft und Ansehen von den Leuten in den Ländern draußen genießen, dass sollte er sich überlegen, welchen Teil er für den Wiederaufbau beitragen wolle.
Thorins Antwort darauf war ein Pfeil auf den Sprecher, der in dessen Schild stecken blieb. Die Menschen waren enttäuscht und entgegneten Thorin darauf, dass er sich ab sofort als belagert betrachten sollte.
Die Zwerge blieben allein zurück und so grimmig wie Thorin aussah, wagte auch keiner ihm zu widersprechen. Die meisten waren eh seiner Meinung, nur die jungen und Bilbo waren davon ausgenommen. Bilbo hatte mehr als genug von dem Berg und es gefiel ihm ganz und gar nicht, jetzt auch noch belagert zu werden.
Der ganze Berg stank seiner Meinung nach Drachen und etwas richtiges zu Essen gab es auch nicht mehr.
Edit:
Hier erfahren wir, dass zwischen den Raben und den Zwergen eine lange Freundschaft bestand und die Raben früher den zwergen als Kundschafter und Boten zur Seite standen.
Dieser Bund wurde erneuert und wieder waren die Raben für Thorin als Boten und Kundschafter unterwegs.
Thorin zuviel Zeit beim Schatz verbrachte und der Drachenzauber auch nach Smaugs Tod noch weiter bestand und große Auswirkungen auf Thorin hatte.
Bard fühlt sich, obwohl er der neue Fürst von Dal ist, immer noch Seestadt verpflichtet und will ihnen mit einem Teil seines Anteils vom Schatz helfen.