Lesezirkel "Der kleine Hobbit" von J.R.R. Tolkien




Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden ...

Beitragvon Demona » So 19. Okt 2008, 15:04

Ich denke mal, wir können jetzt weiter machen, oder?


15. Kapitel - Die Wolken sammeln sich


Währenddessen hatten die Zwerge in der Nacht abwechselnd Wache gehalten, aber keinerlei Anzeichen von Gefahr erspähen können. Das einzige, was sie etwas irritierte waren die Vogelschwärme, die sich immer dichter sammelten.
Sie kamen von Süden geflogen und die Krähen veranstalteten dabei einen Riesenlärm. Thorin bemerkte als erste, dass sich da etwas merkwürdiges zusammen braute, da diese Vögel - Stare und Finken - schon längst in den Süden geflogen sein müssten. Die zahllosen Aaskrähen nahmen sie als Zeichen einer herannahenden Schlacht.
Bilbo war es dann, der die alte Drossel als erstes erspähte und als ob diese darauf gewartet hatte, flog sie heran und setzte sich direkt vor sie auf einen Stein und begann zu singen.Zwischendurch legte sie den Kopf schief, als ob sie lauschen würde und begann wieder zu singen.
Es war Balin, der meinte, dass es so klang, als wollte die alte Drossel ihnen etwas erzählen. Leider verstanden weder die Zwerge noch der Hobbit die Sprache der Drossel besonders gut. Balin entgegnete seufzend, dass er wünschte, der Vogel wäre ein Rabe, da er diese verstehe. Bilbo hatte gedacht, dass die Zwerge Raben nicht leiden können, aber da hatte er sich geirrt. Es waren die Krähen, die die Zwerge nicht mochten und die Krähen konnten auch die Zwerge nicht leiden.
Bei den Raben wäre dies anders, denn früher bestand Freundschaft zwischen ihnen und sie brachten zu Zeiten Thrors auch immer geheime Nachrichten. Dafür bekamen die Raben dann blitzende Gegenstände als Dank und diese liebten diese Dinge. Auch waren Raben sehr schlau, hatten ein gutes Gedächtnis, konnten sehr alt werden und überlieferten ihre Weisheit an ihre Nachkommen.
Balin erzählte weiter, dass früher in seiner Jugend auf der Anhöhe, die sie Rabenberg nannten, ein berühmtes Rabenpaar hauste, der alte Carc und seine Frau.
Er hatte seine Geschichte kaum beendet, als die alte Drossel mit einem schrillen Pfiff davonflog. Kurze Zeit später hörten sie Flügelschlagen und die Drossel kehrte mit einem alten, fast blinden Vogel zurück. Er konnte nur schwerfällig fliegen und hatte einen kahlen Kopf. Er schlug ein paarmal die Schwingen und hüpfte zu Thorin, um ihn zu begrüßen.
Der alte Rabe war niemand anders als Roäc, der Sohn von Carc und er war mittlerweile 153 Jahre alt. Er war jetzt der Herr der Bergraben und er erinnerte sich an den König der alten Zeiten. Roäc erzählte weiter, dass die meisten seines Volkes unterwegs waren, er aber schon zwei Neuigkeiten hätte, eine gute und eine weniger gute.
So erfuhren die Zwerge und Bilbo, dass Smaug tot war und zwar schon seit drei Nächten und die Vögel würden nach Dahl zurück. Die Zwerge fielen in laute Jubelrufe aus und beglückwünschten sich dazu, dass nun ohne irgendwelche Verluste den Schatz erobert hatten.
Es war Thorin, der die Gefährten zur Ruhe mahnte, um so von der weniger erfreulichen Nachricht zu erfahren.
Der alte Rabe sprach davon, dass nun alle vom Tod des Wächters des Schatzes gehört hatten und alle erinnerten sich wieder an die alten Geschichten über den Reichtum der Zwerge. Viele seien nun begierig auf den Schatz oder zumindest darauf, ihren Anteil daran zu erhalten. Die Menschen am See schimpften darüber, dass sie ihr Leid nur den Zwergen verdanken, da Smaug ihr Stadt vernichtet hat. Nun wollten alle ihren Anteil, ob die Zwerge nun tod waren oder nicht.
Roäc appellierte an die Klugheit von Thorin und gab ihm den Rat nicht dem Meister der Stadt sondern dem Drachentöter zu vertrauen.
Darüber geriet Thorin in Zorn und er bat den Raben Boten loszusenden, um darüber zu berichten, dass die Zwerge noch am Leben waren und niemals ihren Schatz teilen würden. Des weiteren bat er den Raben Boten zu seinen Verwandeten in den Bergen auszusenden, um ihnen über ihre gefährliche Lage zu berichten. Als erstes sollte jemand seinen Vetter Dain am Eisenberg benachrichtigen, damit dieser ihm zu Hilfe käme.
Thorin teilte allen mit, dass sie selber wieder zurück zum Berg müssten, da sie jetzt keine zeit mehr zu verlieren hätten. Allein der praktisch denkende Bilbo bemerkte nebenbei, dass sie auch wenig zu Essen hätten. Er hatte gedacht, mit dem Tode des Drachen wäre sein Abenteuer vorbei und würde fast alles von seinem Anteil hergeben, wenn es nicht zum Kampf käme.

Die Zwerge hatten noch einige Tage Zeit, um Ihre Vorbereitungen treffen zu können. Sie erkündeten erneut die Höhle und fanden so heraus, dass nur noch das Haupttor offen geblieben war. Sie mussten hart arbeiten, um den Haupteingang wieder zu befestigen und einen neuen Pfad anlegen, der ins Tal hinab führte. Während dieser Zeit brachten ihnen die Raben ständig Nachrichten und so erfuhren sie, dass sich der Elbenkönig erst einmal zum See gewandt hatte. Drei ihrer Ponys waren Smaug auch entkommen und Kili und Fili wurden ausgesandt, sie wieder einzufangen und auch die Reste ihrer dort noch lagernden Vorräte mitzubringen.
Mittlerweile waren vier Tage vergangen und sie hatten erfahren, dass sich die Heere der Menschen und Elben vereinigt hatten und auf den Berg zueilten. Die zwerge waren auch mit ihren Befestigungsmauern fertig und hatten einen Teil des Flusses verbreitet, sodass man ihn nur noch schwimmend überqueren konnte.
Kili und Fili kamen zurück, luden die Vorräte ab und schickten die Pons zu ihren Besitzern zurück. Es wurde wieder Nacht und sie sahen viele Lichter von Lagerfeuern und Fackeln in Dal aufflammen.
Balin war es, der sie auf das große Lager aufmerksam machte und das sie wohl im Schutz der Dämmerung ins Tal gekommen seien.
Die Zwerge verbrachten eine unruhige Nacht und im schwachen Morgenlicht erkannten sie, wie leute das Tal entlang zogen und herauf kletterten. Es waren Menschen vom See und sie waren kriegsmäßig bewaffnet und mehr als erstaunt, als sie eine breite Wasserfläche vor sich sahen und das Tor mit Quadern versperrt.
Thorin rief zu ihnen herab was sie hier wollten und noch dazu in Kriegskleidung. Er bakm darauf keine Antwort, da die Menschen etwas verwirrt wirkten und nicht genau wussten, was sie nun tun sollten. Sie verlgetn an diesem Tag nur noch ihr Lager, mitten zwischen die ausgreifenden Begflanken. Musik lang zu den Zwergen hinauf, der Duft von Waldblumen stieg zu ihnen herauf und sie hörten Elbenharfen.
Bilbo wünschte sich nicht sehnlicher, als dort unten zu sitzen, anstatt in der dunklen Festung. Auch die jüngeren unter den Zwergen wären den Leuten da unten lieber mit Freundschaft begegnet. Allein die finstere Mine von Thorin hielt sie alle davon ab.
Die Zwergen holten auch ihre Harfen hervor und fingen an zu singen. Thorin wurde wieder fröhlicher und rechnete sich aus, wie lange Dain wohl von den Eisenbergen bis zu ihnen bräuchte. Nur Bilbo war über Thorins kriegerische Worte nicht glücklich.
Am nächsten Morgen kam sehr früh eine Schar Speerträger über den Fluß und blieben dicht vor der Mauer des Eingangs stehen.
Wieder rief ihnen Thorin zu, was sie hier wollten und diesmal bekam er eine Antwort. Ein großer Mann mit grimmigen Gesichtsausdruck schritt nach vorn und antwortete Thorin. Er fragte ihn, warum die Zwerge sich wie Diebe in der Höhle verkriechen würden. Die Menschen hätten angenommen, dass sie hier niemanden mehr lebend antreffen würden und sie sehr froh darüber wären, dass der Reisegesellschaft nichts passiert war. Jetzt wäre es jedoch Zeit für Unterhandlungen.
Der Mann stellte sich als Bard und Töter des Drachen vor und somit hätte er Thorins Schatz befreit und ob dies Thorin nichts wert wäre. Des weiteren teilte er mit, dass er der rechtmäßige Erbe Girions von Dal wäre und sich bei Thorins Schatz auch so manches vom Reichtum von Dal und Seestadt. So wäre es nur recht und billig, dass Thorin diese Dinge zurück gab und sich an den Reperaturkosten von Esgaroth beteiligen würde. Die Menschen hätten ihnen schließlich auch geholfen und indirekt wäre Thorin an der Zerstörung der Stadt mit Schuld.
Bilbo fand die Forderung völlig in Ordnung, auch wenn seine Beteiligung am Tod des Drachen nicht erörtert wurde. Leider hatte der Hobbit nicht damit gerechnet, welche Macht das lange von Smaug gehütete Gold auf das zwergerische Herz ausrichten konnte. Thorin hatte viele Stunden bei dem Schatz zugebracht und die Begierde hatte ihn nun fest im Griff.
Thorin gab zu, dass die Güter und Hilfe der Menschen belohnt werden sollten, aber keineswegs hatte er die Absicht, die Zerstörung der Stadt durch Smaug zu bezahlen. Noch dazu, wo es ihm schien, dass ihm der Schatz mit Gewalt genommen werden sollte. Des weiteren warf er den Menschen vor, dass sie wohl kaum seiner Verwandschaft einen Anteil am Schatz gegeben hätten, wenn er und seine Leute hier tot aufgefunden worden wären.
Bard widersprach ihm nicht, entgegnete jedoch, dass Thorin und seine Gefährten ja am Leben wären und das gerade er mit seinem Reichtum Mitleid gegenüber den Bedürftigen haben müsste.
Thorin war damit überhaupt nicht einverstanden, noch dazu wo er sich durch die Anwesenheit des Elbenkönigs und seines Volkes persönlich beleidigt fühlte. Wenn Bard wirklich mit ihm verhandeln wolle, dann solle er den Elbenkönig und seine Leute heim zu seinen Wäldern schicken.
Bard war damit nicht einverstanden, da er den Elbenkönig als seinen Freund betrachtete. Schließlich hatte dieser ihm in der Not beigestanden und nachbarschaftliche Hilfe geleistet. Er würde Thorin Zeit geben, seinen Verstand zusammen zunehmen und in Ruhe über die Vorschläge nachzudenken.
Nach einigen Stunden kamen Bannerträger zurück und legten die Forderung von Bard dar. Dieser verlangte ein Zwölftel des Schatzes von Thorin. Mit einem Teil davon wollte er den Menschen von Seestadt helfen. Wolle Thorin jedoch Freundschaft und Ansehen von den Leuten in den Ländern draußen genießen, dass sollte er sich überlegen, welchen Teil er für den Wiederaufbau beitragen wolle.
Thorins Antwort darauf war ein Pfeil auf den Sprecher, der in dessen Schild stecken blieb. Die Menschen waren enttäuscht und entgegneten Thorin darauf, dass er sich ab sofort als belagert betrachten sollte.
Die Zwerge blieben allein zurück und so grimmig wie Thorin aussah, wagte auch keiner ihm zu widersprechen. Die meisten waren eh seiner Meinung, nur die jungen und Bilbo waren davon ausgenommen. Bilbo hatte mehr als genug von dem Berg und es gefiel ihm ganz und gar nicht, jetzt auch noch belagert zu werden.
Der ganze Berg stank seiner Meinung nach Drachen und etwas richtiges zu Essen gab es auch nicht mehr.

Edit:

Hier erfahren wir, dass zwischen den Raben und den Zwergen eine lange Freundschaft bestand und die Raben früher den zwergen als Kundschafter und Boten zur Seite standen.
Dieser Bund wurde erneuert und wieder waren die Raben für Thorin als Boten und Kundschafter unterwegs.
Thorin zuviel Zeit beim Schatz verbrachte und der Drachenzauber auch nach Smaugs Tod noch weiter bestand und große Auswirkungen auf Thorin hatte.
Bard fühlt sich, obwohl er der neue Fürst von Dal ist, immer noch Seestadt verpflichtet und will ihnen mit einem Teil seines Anteils vom Schatz helfen.
Zuletzt geändert von Demona am Mo 20. Okt 2008, 18:24, insgesamt 5-mal geändert.
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von Anzeige » So 19. Okt 2008, 15:04

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Beitragvon nevermore » So 19. Okt 2008, 19:34

"Kein Gran unseres Goldes soll Dieben oder Gewalttätern zufallen" - von wem redet Thorin da? Komische Aussage, da Bilbo ja als "Meisterdieb" mitgenommen wurde. Inwiefern betrachtet er Menschen und Elben als "Diebe und Gewalttäter"? Immerhin haben die Menschen Thorins Besuch die Zerstörung ihrer Stadt zu "verdanken", und wer weiß, wie sie ohne Bards Hilfe Smaug entkommen wären. Könnte echt nicht sagen, dass mir die Zwerge besonders sympathisch sind. :typo_009:
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Beitragvon Cellmorbasg » Mi 22. Okt 2008, 22:34

Also Vögel scheinen wirklich ein sehr beliebtes Motiv von Tolkien zu sein.

Zu den Zwergen: Sie kommen wirklich nicht besonders sympathisch herüber. Eigentlich von Beginn an der Geschichte.
Wer das Gute sehen will, der kann suchen und wird finden, aber das ist schon eine Arbeit.
Wenn man bedenkt, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, dann muss man wenigstens sagen, dass Tolkien die Zwerge in ein diffuses Licht taucht. Nicht böse, aber auch nicht immer mit der gutmütigsten Absicht in ihrem Handeln.

Zur Erklärung bietet Tolkien hier natürlich die Verlockung des Schatzes an. Es kommt aber aus meiner Sicht die Tatsache hinzu, dass wir eigentlich sehr wenig über die Zwerge erfahren, was ihre innersten Gedanken und Gefühle sind. So können wir sie nur, nach ihrem nicht immer hochmoralischen Handeln beurteilen.

Natürlich sind wir noch nicht am Ende des Buches, und es wird etwas geschehen, dass Thorin in ein viel besseres Licht rückt.
Aber restlos umkehren kann es diesen Eindruck:
Könnte echt nicht sagen, dass mir die Zwerge besonders sympathisch sind.

beim erwachsenen Leser vielleicht nicht. Bei Kindern schaut dies freilich anders aus. Die können die Zwerge am Ende des Buches wahrscheinlich klar zuteilen.


Ich hab im Moment übrigens kein Buch. In der Uni-bibliothek gibt es die Deutsche Ausgabe nur im Magazin - d.h. nicht zum ausleihen und ein Tag warten, bevor man es bekommt. Die Englischen Ausgaben (unglaublich aber war: ich wollte darauf zurückgreifen) sind im Moment verliehen.
Tja und für die Stadtbibliothek sind mir die Gebühren ehrlich gesagt zu hoch. Da kann ich das Buch auch gleich kaufen. Was wohl wirklich überlegenswert ist.
Wie dem auch sei, die Uni-bibliothek gab dafür was anderes her:
Eine Tolkien-Biografie von Tom Shippey und ein Buch über das Verfahren der Textbildung im Hobbit von Hannspeter Bauer.
Sobald ich Zeit gefunden habe darin zu lesen, kann ich vielleicht was interessantes dazu sagen.
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Beitragvon Demona » Do 23. Okt 2008, 14:35

Cellmo hat Recht, sehr viel erfahren wir nicht über die Zwerge außer das sie gerne unter dem Berg leben und nach Schätzen graben und handwerklich sehr begabt sind.
Leider erfahren wir auch nicht allzuviel über den Drachenzauber. Anscheinend hat er doch eine große Auswirkung auf andere, wenn man mal betrachtet, dass er auch sehr große Auswirkungen auf Bilbo hatte. Und Hobbits lassen sich ja von äußeren Einflüssen nicht so leicht beeindrucken und verführen.

Man sollte hier eins bedenken, Thorin ist ein sehr stolzer Zwerg und legt sehr viel Wert auf seine Herkunft und Abstimmung. Nach langer Zeit gelingt es ihm sein Reich und den dazugehörigen Schatz zurück zu bekommen und was ist davon geblieben? Die alten Zeiten in Liedern zu besingen und versuchen, wieder so zu leben sind zweierlei Dinge.
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Beitragvon Cellmorbasg » Sa 25. Okt 2008, 14:40

So ich hab jetzt das Kapitel "I Der Hobbit" aus dem Buch "J.R.R. Tolkien Autor des Jahrhunderts" von Tom A. Shippey gelesen und möchte euch einen kurzen Überblick über die dortigen Aussagen geben:
- es wird gezeigt, dass Bilbo eine Person aus der Moderne ist - genauer aus der Bourgoisie, der wie ein Fremdkörper in der Welt von Mittelerde wirkt
- Bilbo soll für den Leser die Verbindung in diese fremde Welt sein
- Mittelerde ist eine Welt die auf alten Märchen und Sagen basiert und viele daraus bekannten Wesen enthält: Zwerge, Elfen, Orks, Trolle...
- zwischen diesen ganzen alten Sagen und Märchen bestehen keine Verbindungen, sondern jede steht für sich - indem Tolkien verschiedene Elemente herausgreift schafft er eine Welt in der diese ganzen alten Geschichten beheimatet sind und er gibt der bis dahin nebelhaften Märchenwelt ein Gesicht
- bei allem was Tolkien von woanders verwendet, ist es das philologische Fachwissen das ihn darauf bringt
- das Eingreifen des Erzählers gibt der Welt eine Tiefe und malt ein detailiertes und stimmiges Bild von der Märchenwelt
- in den Kapiteln 1-8 stellt Tolkien nacheinander die magischen Kreaturen vor (Zwerge und Zauberer, Trolle, Elben, Orks, Gollum, Warge und Adler, Beorn, Waldelben und Spinnen) - danach nur noch eine weitere ganz neue Figur: Smaug; die Kreaturen finden am Schluss fast alle zusammen um in den Verhandlungen um den Drachensschatz aneineander zu geraten.
- Bilbo wächst im Verlauf der Geschichte und wird den anderen Teilnehmern der Geschichte durch seinen moderen Mut überlegen - das erste Mal ist er ihnen überlegen, als er sich innerlich dazu entschließt zu den Orkhölen zurückzugehen und den Zwergen zu helfen; während die Zwerge (auch wenn Gandalf sie vermutlich umgestimmt hätte) nicht zurüch wollen um Bilbo zu retten
- die Rätsel von Gollum und Bilbo haben alle (teilweise: alte) literarische Quellen - obwohl Bilbo also ein Fremdkörper ist, wird er mehr und mehr in dieser Welt heimisch
- Tolkien bringt auch eigene Ideen ein: Gollum und die Spinnen
- in der alten Literatur gibt es nur drei Drachen (der Vernichter von Gott Thor, der Drachen den Beowulf tötet und Fafnir) - in der Hauptsache greift Tolkien auf Fafnir zurück - Fafnirs Gespräch mit Sigurd (und dessen Rätselrede) ist wahrscheinlich Vorlage für Bilbos Gespäch mit Smaug
- Smaug ist wie Bilbo ebenfalls ein Anachronismus in Mittelerde, Smaug spricht zunächst nicht so heroisch wie Beorn, Thorin, Thranduil, sondern wie ein moderner Engländer aus der Oberklasse -erst als Bilbo "Rache" erwähnt, wird Smaug heroischer als alles was der Leser zuvor gelesen hat: "... unter seinem Volk habe ich mich sattgefressen, wie der Wolf unter den Schafen..."
- Smaug gleicht also Bilbo, indem sie beide in beiden Welten zugleich stehen
- Sigurd trinkt vom Drachenblut und kann dann Vögel verstehen - Smaug wird letztlich dadurch getötet, dass Bard die Drossel versteht
- Bard ist in seinem Handeln ebenfalls modern, in dem er bei der Verteidigung der Seestadt vorgeht wie im 1. Weltkrieg gekämpft wurde
- es ist mit dem Verhältnis Schlacht des Mittelaltters und des 1. Weltkrieges wie mit dem Verhältnis Gollum und Bilbo - äußere Verschiedenheit, bei ähnlichen Zügen unter der Oberfläche - in Bard ist dieses Verhältnis der Schlachten vereinigt, in dem er am Ende den Drachen allein mit dem alten Pfeil tötet
- wichtigste Lektion des Hobbit: Kollision der Stile führt zu einer tieferen Erkenntnis ihrer Einheit
- so wie Gandalf einst Bilbos Begrüßung "Guten Morgen" ad absurdum führte - führt Bilbo die Begrüßungsformeln der Zwerge ad absurdum, als Thorin ihn beschimoft
- vieles ist nicht Kinderbuchtypisch: emotionale Tiefe, Thorins Ende, der Ausgang des Abenteuers - halbierter Sieg, Drachen-Krankheit, Beorns Brutalität, Unnachgiebigkeit der beiderseitigen Rechthaberei in der Konfrontation Thorins mit dem Elbenkönig, Bards finster-pedantische Redlichkeit, selbst Gandalfs gelegentliche Barschheit


Ich hoffe, dass das Ganze trotz der Kürze und des Durcheinander einigermaßen zu verstehen ist und ich Shippeys Gedanken nicht verfälscht habe.
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Beitragvon Demona » Sa 25. Okt 2008, 15:42

Sehr interessant, Cellmo.

Es ist allgemein bekannt, dass Tolkien in der Industrialisierung der Welt nicht als die beste Entwicklung in der Welt fand. Er sah darin die Vereinsamung, Machtmissbrauch und den Zerfall des alten Familien- und Gemeinschaftsbildes.
Tolkiens Studenten erzählten ja oft, dass ihr Professor besonders in den Pausen in seiner eigenen Welt lebte. Indem er Mittelerde erschuf, erschuf er sich sein Weltbild, wie er sie gerne gesehen hätte. Auch war er der Meinung, dass es keine guten Geschichten und Bücher für Kinder und Jugendliche gab. Zusammen mit seiner Herrenriege, zu der auch Lewis der Erschaffer von "König von Narnia" gehörte.

Was gibt es noch für Kapitel in dem Buch? Mal sehen, ob es das Buch auch in der Bücherei gibt.
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Beitragvon Cellmorbasg » Sa 25. Okt 2008, 18:44

Die Kapitel heißen im einzelnen:
Vorwort Autor des Jahrhunderts
I. Der Hobbit Rekonstruktion einer Welt
II. Der Herr der Ringe (1) Der Handlungsplan
III. Der Herr der Ringe (2) Auffassungen des Bösen
IV. Der Herr der Ringe (3) Die mythische Dimension
V. Das Silmarillion Die Herzenssache
VI. Die Kürzeren Werke Zweifel, Ängste, Autobiografien
Nachwort Die Nachfolger und die Kritiker

Außer Vorwort und 1. Kap habe ich die noch nicht gelesen - ich will erstmal in dieses andere Buch über die Textbildung reinschauen und dann warten noch viele Seiten Studiumlektüre auf mich.
Aber es ist lesenswert und liest sich auch sehr schnell.
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Beitragvon Demona » So 26. Okt 2008, 14:31

So, dann machen wir mal weiter...


16. Kapitel - Ein Dieb in der Nacht


Die nächsten Tage vergingen sehr langsam und die meisten Zwerge verbrachten ihre Zeit damit, den Schatz zu ordnen und aufzustapeln. Thorin sprach nur noch vom Arkenjuwel und bat alle darum, überall danach zu suchen.
Laut Thorin war der Arkenjuwel seines Vaters Thrains mehr Wert als ein ganzer Fluss aus Gold und er erklärte diesen Stein zu seinem ausschließlichen Eigentum.
Da bekam es unser Bilbo dann doch etwas mit der Angst zu tun und er überlegte, was wohl mit ihm passieren würde, wenn man den Juwel bei ihm finden würde. Bilbo hatte ihn in alte Lumpen eingewickelt und benutzte diese in der Nacht als Kopfkissen. Bilbo erwähnte es jedoch nicht und als seine Angst größer wurde, reifte ihm ein Plan heran.
Eines Tages brachten die Raben Nachricht davon, dass Dain mit ca. 500 Zwergen von den Eisenbergen hierher auf dem Weg war und nur noch zwei Tagesmärsche von Dal entfernt war. Dain rückte von Nordosten an.
Der alte Rabe bemerkte noch, dass Dain und sein Trupp den Berg nicht unbemerkt erreichen würden und somit wäre eine Schlacht unausweichlich. In der Schlacht könnten die Zwerge jedoch sicher nicht siegen, da die Belagerer in der Überzahl wären. Außerdem folge dem Zwergenheer der Winter mit Schnee auf den Fersen. Ohne Lebensmittel könnten die Zwerge einen Winter nicht überstehen und vom wem sollten sie diese erhalten, da sie mit den umliegenden Völkern im Clinch liegen. Somit wäre der Schatz doch ihr Tod, obwohl es keinen Drachen mehr gibt.
Thorin war zu einer Einlenkung jedoch nicht bereit. Seiner Meinung nach würden der Winter und Schnee den Menschen und Elben genauso viel schaden. Mit seinen Freunden hinter ihnen und dem Winter über ihnen würde somit leichter zu verhandeln sein.

Da beschloss Bilbo in der Nacht was zu unternehmen. Draußen war es dunkel und kein Mondlicht erhellte die Nacht. Aus einem Bündel in der Ecke der Halle holte er ein Seil hervor und dann wickelte er den Arkenjuwel in einen Lappen. Zu diesem Zeitpunkt hielt nur Bombur Wache und klagte über die Kälte und wünschte sich, dass sie auch so ein Feuer hätten wie die da unten. Der Zwerg hatte bis Mitternacht Dienst und war etwas sauer auf Thorin, aber er wagte es trotzdem nicht, sich gegen ihn aufzulehnen.
Bilbo bot ihm an seine Wache zu übernehmen, da er in dieser Nacht eh keinen Schlaf finden würde und seine Beine schon ganz steif von dem vielen Treppensteigen waren. Bombur nahm das Angebot begeistert an, den er war müde und hungrig. Er erkärte dem Hobbit noch, wo er liegen würde und Bilbo versprach ihm, ihn kurz vor Mitternacht zu wecken, damit er der nächsten Wache bescheid geben konnte.
Bombur war kaum verschwunden, da streifte sich Bilbo seinen Ring über, befestigte das Seil, giltt die Mauer herunter und war verschwunden. Bilbo hatte ungefähr 5 Stunden für sein Vorhaben Zeit und Bombur würde sicher fest schlafen, da dieser fest schlief und immer noch versuchte, seiner wunderbaren Träume vom Nachtwald einzufangen.
Es war immer noch sehr dunkel und als Bilbo den erst kürzlich angelegten Steig verlassen hatte betrat er unbekanntes Gebiet. Er gelangte endlich zu der Flussbiegung und wenn er das Lager erreichen wollte, musste er das Wasser überqueren. Obwohl der Fluss an der Stelle sehr seicht war, war es für den kleinen Hobbit dennoch nicht leicht. Er hatte es fast geschafft, als er auf einen Stein ausglitt und mit einem Klatscher in das kalte Wasser fiel. Bilbo hatte kaum zitternd und total durchnässt das Ufer erreicht, als die Elben auch schon mit brennenden Laternen nach der Ursache des Geräusches suchten.
Die Elben waren sich ziemlich sicher, dass dies kein Fisch gewesen sein konnte sondern nur ein Spion und waren der Überzeugung, dass es sich nur um das merkwürdige kleine Wesen, den Diener der Zwerge handeln konnte.
Dies nahm ihnen Bilbo grummelnd übel, aber er musste dabei heftig nießen und die Elben gingen rasch auf das Geräusch zu.
Bilbo streifte den Ring ab und sprang hinter einem Stein hervor. Trotz der Überraschung ergriffen ihn die Elben schnell und stellten lauter Fragen wer er sei, was er hier wolle und wie er durch die Postenkette gekommen war.
Bilbo war jedoch keineswegs bereit, diese zu beantworten und stellte sich nur vor und verlangte, zu Bard gebracht zu werden.
Auch wenn die Elben hierfür den Grund wissen wollten, war Bilbo nicht bereit, ihn diesen zu verraten. Er riet den Elben, ihn lieber zu ihren Anführern und ans Feuer zu bringen, wenn sie jemals wieder in ihre Wälder heimkehren wollten. Auch hatte er nur ein oder zwei Stunden für sein Anliegen Zeit.

Nachdem sich Bilbo vor 2 Stunden durch das Tor geschlichen hatte saß er an einem warmen Feuer und wurde vom Elbenkönig und Bard verwundert angestarrt. Ein Hobbit in einer Elbenrüstung und eingewickelt in eine alte Decke war wohl kein alltäglicher Anblick.
Bilbo sprach in seinem schönsten Geschäftston, als er den beiden Anführern erklärte, dass er über die ganze Angelgenheit sehr unglücklich war und überhaupt nicht damit einverstanden. Er wolle nur noch eins: nach Hause. Jedoch habe er an der Sache noch ein geschäftliches Interesse, da sich sein Anteil an dem Schatz auf ein Vierzehntel beläuft. Glücklicherweise verfüge er noch über den Brief, der ihm diesen Anteil zusagt.
Bilbo habe absolut nichts dagegegen, dass die anderen ihren Anteil erhalten und er dann vom Rest des Gewinns sein Vierzehntel beziehe. Allerdings wisse er, da er Thorin Eichenschild mittlerweile sehr gut kenne, dass dieser eher auf seinem Goldhaufen sitzen bleibe und verhungere, auch wenn die Meschen und Elben nicht abziehen.
Bard entgegnete daraufhin, dass er seinetwegen darauf sitzen bleiben könne, Narren verdienen halt nichts anderes.
Bilbo stimmte ihm zu, gab aber zu Bedenken, dass es auch für die Menschen und Elben nicht einfach sein würde, im Winter für Nachschub zu sorgen und die Belagerung aufrecht zu erhalten. Des weiteren seien noch andere Schwierigkeiten zu bedenken. Sie hätten sicher schon von Dain und den Zwergen des Eisenberges gehört.
Der König stimmte dem zu und fragte den Hobbit, was das denn mit ihnen zu tun hätte. Daraufhin erklärte ihm der Hobbit, dass Dain inzwischen weniger als zwei Tagesmärsche von ihnen entfernt ist sei und mindestens 500 grimmige Zwerge mit sich führe. Diese hätten in Sachen Kriegsführung auch eine Menge Erfahrung durch die schrecklichen Kriege zwischen Zwergen und Orks. Dies könnte zu ernsten Verwicklungen führen, wenn sie erst einmal hier sind.
Bard reagierte über diese Information recht grimmig und nannte den Hobbit einen Verräter an seinen Freunden.
Bilbo fuhr verängstigt zusammen und erläuterte ihm, dass er allen Beteiligten eigentlich nur Kummer ersparen und ihnen ein Angebot unterbreiten wolle.
Der Hobbit holte den Arkenjuwel hervor und entfernte die Lumpen, in die der Stein eingewickelt war.
Selbst der Elbenkönig, der an viel Schönheit gewöhnt, fühlte sich vom Licht des Arkenjuwels geblendet. Bard hingegen konnte nur staunend hinschauen und sagte kein Wort. Der STein sah aus wie eine Kugel, die mit Mondlicht gefüllt war und in einem Netz vor ihnen hinge.
Bilbo erläuterte den anderen, dass dies Throins Arkenjuwel wäre, das Herz des Berges und irgendwie auch das Herz von Thorin. Er schätzte ihn mehr als einen ganzen Fluss aus Gold. Bilbo wolle ihn ihnen geben, damit sie leichter mit Thorin Eichenschild verhandeln könnten.
Nicht ohne das ihm ein Schauder der Angst den Rücken herunter lief und mit einem Bedauern, dass er den Schatz hergeben müsste, gab er ihn an Bard weiter.
Verwundert fragte dieser, ob er denn Bilbo gehöre und dieser ihn so einfach hergeben könne.
Mit leichtem Zögern und Unwohlsein entgegnete der Hobbit, dass ihm dieser Stein wohl nicht so richtig gehören würde. Er sei jedoch bereit, für diesen Juwel auf seinen Anspruch zu verzichten. Ein Meisterdieb würde er von den anderen genannt werden, obwohl er sich selber nie als einer gefühlt hätte. Aber zumindest wäre er ein ehrlicher Meisterdieb, dass hoffe er zumindest. Bilbo wollte nun zurück zu den zwergen gehen und der Dinge harren, die nun auf ihn zu kämen. Gleichzeitig hoffe er, dass zumindest Bard und der Elbenkönig seine Absicht gut finden würden.
Der Elbenkönig blickte den kleinen Hobbit voller Verwunderung an und erklärte ihm, dass er es mehr als wert sei, die Rüstung eines Elbenprinzen zu tragen, als manch anderer. Er solle sich jedoch nicht wundern, wenn Thorin seine Tat anders als sie einschätzen würde. Deshalb böte er ihm an, dass er hier bei ihnen bleiben könne und er hier sehr willkommen wäre.
Bilbo bedankte sich mit einer Verbeugung, erklärte ihnen jedoch, dass er seine Freunde nicht im Stich lassen könne Außerdem hätte er Bobur versprochen, ihn um Mitternacht zu wecken. Aus diesem Gründen müsse er jetzt gehen.
Eine Eskorte geleitete ihn und überall wurde er mit derselben Ehrerbietung gegrüßt wie der Elbenkönig und Bard. Als sie weiter durchs Lager gingen, stand plötzlich ein alter Mann in einem dunklen Mantel auf und schritt ihnen entgegen.
Es war Gandalf und er klopfte Bilbo auf den Rücken und sagte freudig, dass er sehr stolz auf ihn wäre und das in ihm, Bilbo, doch immer noch mehr stecken würde, als einer annehmen würde.
Es war das erste Mal seit vielen Tagen, dass sich Bilbo richtig glücklich fühlte. Bilbo hatte jedoch keine Zeit mehr, Gandalf all die Fragen zu stellen, die sich ihm im Moment aufdrängten.
Der alte Zauberer erzählte ihm, dass sein Abenteuer nun wohl bald vorbei sei, obwohl ihm noch eine unerfreuliche Zeit bevorstehe. Es ginge da etwas vor sich, von dem noch nicht einmal die Raben Bescheid wüssten.
Nun doch leicht beunruhigt und verunsichert eilte Bilbo weiter. Er wurde zu einem sicheren Flussübergang gebracht und kam auch trocken rüber. Bilbo verabschiedete sich von den Elben und mit großer Müdigkeit stieg er vorsichtig zum Eingangstor hinauf.
Rechtzeitig vor Mitternacht erreichte er die Mauer, fand auch das Seil noch vor und kletter hinauf. Nachdem er das Tau aufgerollt und versteckt hatte, setzte er sich an die Mauer und dachte eine Weile angestrengt darüber nach, was jetzt wohl geschehen würde.
Er weckte um Mitternacht Bombur und wickelte sich in seine Schlafdecke. Den Dank des alten Zwerges überhörte er und fiel bald darauf in einen tiefen Schlummer. Er vergass seinen Kummer und Sorgen und träumte in dieser Nacht von Eiern und Schinken.

Edit:

Hier zeigt sich immer mehr, wie der kleine Hobbit über sich hinaus wächst. Obwohl er weiß, dass er sich damit eine Menge ärger einhandelt und er sogar auf seinen Anteil am Schatz verzichtet, geht er dieses Risiko ein. Trotz allen lässt er seine Freunde, die Zwerge nicht im Stich und kehrt zu ihnen zurück, gleich wohl was Thorin mit ihm anstellen wird, wenn er erfährt, was Bilbo getan hat.
Auch kehrt Gandalf wieder in die Geschichte zurück und erwähnt, dass ein Übel auf sie zukommt von dem noch nicht einmal die Raben wissen.
Hier stellt sich noch die Frage, ob Gandalf auch gerade erst bei den Elben und Menschen angekommen ist und ihnen noch nicht den Grund seines Auftauchens erklären konnte oder ob der Elbenkönig und Bard schon Bescheid wussten.

Auch steht mit dem alten Raben Thorin eigentlich ein weiser Ratgeber bei. Jedoch ist dieser immer noch nicht in der Lage, den Rat von ihm anzunehmen und weißt diesen somit wieder ab.
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Beitragvon Cellmorbasg » So 26. Okt 2008, 21:06

Da gehen die Zwerge und Bilbo durch unzälige Gefahren mit dem einem Ziel vor Augen - den Schatz zu erreichen auf dem Smaug sitzt.
Dann kommen sie an und es steht das unmögliche bevor - die Vernichtung Smaugs.
Eigentlich müsste man als Leser doch erwarten, dass er von einem unserer bekannten Gemeinschaft erledigt wird - vorzugsweise mit großem Anteil daran von Bilbo.
Den hat er auch, indem er die Schwachstelle des Drachen entdeckt.
Erledigt aber wird der Drache von Bard, einem uns völlig unbekannten Menschen.

Tja, wunderbar - Drachen erledigt, Schatz bei den Zwergen.
Doch dann kreiert Tolkien eine neue Gefahr. Die des Krieges zwischen eigentlich auf der gleichen Seite stehenden Völker.
Und nun bekommt er ihn. Unser kleiner Hobbit legt seinen großen Auftritt hin - und begeht seine Heldentat. Nicht seine erste - doch die wichtigste. Er allein auf einer Bühne, die er selbst bereitet hat, durch seine Gutmütigkeit und seinen Mut.

Schon irgendwie genial von Tolkien.


So ich hab jetzt ein bisschen in das Buch "Die Verfahren der Textbildung in J.R.R. Tolkiens The Hobbit" von Hannspeter Bauer reingelesen. Er behandelt dort auch einiges von dem, was Shippey behandelt nur ist es nicht ganz so leserfreundlich sondern eher wissenschaftlich angelegt.
Eine Information daraus möchte ich euch nicht vorentlhalten: Es geht um Gut und Böse und vor allem um die Zwerge.
Gut und Böse sind im Hobbit und in HdR klar getrennt, bemerkenswert sei jedoch, dass die Bösen grundsätzlich schlecht wären, während die Guten nicht immer grundsätzlich gut seien. Die Zwerge sind da ein Beispiel.
In einem Brief zieht Tolkien folgenden Vergleich:
I do think of the 'Dwarves' like Jews: at once native and alien in their habitations, speaking the languages of the country, but with an accent due to their own private tongue

Die Zwerge seien also ein Volk ohne Heimat, aber mit einer starken Verbindung zur eigenen Geschichte und Kultur, die jeden Einzelnen stärke.
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Beitragvon Demona » So 26. Okt 2008, 21:14

@ Cellmo

Die Zwerge seien also ein Volk ohne Heimat, aber mit einer starken Verbindung zur eigenen Geschichte und Kultur, die jeden Einzelnen stärke.


Stimmt irgendwie, wenn man es genau betrachtet. Die Heimat bringt den Zwergen ja nicht unbedingt Glück. Thorins Vater und Großvater nicht, den sie sterben wegen dem Schatz auf den die Drachen so versessen sind. Ob die alte Heimat Thorin Glück bringt werden wir noch erfahren.

Dain kommt von den Eisenbergen und verlässt somit sein Reich und seine Heimat. Ob er nach seiner Hilfestellung für Thorin zurück geht...

Von Balin wissen wir ja aus HdR, dass er später nach Moria geht und ihm diese Heimat auch kein Glück bringt. Moria wird von den Orks eingenommen und fast zerstört. Also bringt es ihm und seinen Gefährten definitiv kein Glück.
Man bekommt da irgendwie das Gefühl, dass es den Zwergen als heimatlose besser ergeht. Oder bringt ihnen Reichtum und Wohlstand kein Glück?
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