So 12. Apr 2009, 21:29
Demona hat geschrieben:Fakt ist nun einmal, dass eine gefühlte nicht der tatsächlichen entspricht, aber die Leute als Jammerlappen hinzustellen, nur weil sie nicht das Wissen haben, wie genau eine Inflation funktioniert.
Tatsache ist nun einmal, dass es vom gefühlten Standpunkt der Menschen nunmal mehr Produkte gibt, die teuerer geworden sind, als die, die im Preis runter gingen.
Tatsache ist auch, dass die Menschen heute weniger Geld in der Tasche haben.
Trevor hat geschrieben:Weiterhin verstehe ich nicht, weshalb du angebracht hast, dass auch Hartz IV-Empfänger Handy, Internet, etc, haben.
Da du diesem Berufsstand angehörst, hast du ganz selbstverständlich mehr Fachwissen und denkst über dieses Thema in einer ganz anderen Dimension nach als ich.
Ich habe lediglich auf den Punkt reagiert, in dem es hieß, dass eben auch Güter wie Elektrogeräte in die Berechnung der Inflationsrate einbezogen werden, was mir durchaus bis zu einem gewissen Punkt auch logisch erscheint, was ich persönlich aber nicht für einen alleinigen, repräsentativen Wert in der Frage um den Geldwertverfall halte.
Ich persönlich empfinde es so, dass bei dieser Berechnung zu viel in einen Topf geschmissen und zu wenig differenziert wird.
Wie gesagt, ich "persönlich" empfinde es so und will damit keineswegs einen ganzen Berufsstand noch einzelne Leute als "Idioten" abstempeln.
Ich habe nie etwas von "Falsch" gesagt. Ich habe nur das Argument nicht gelten lassen, dass die Berechnung nicht falsch sein kann, da sie bereits seit vielen Jahren so durchgeführt wird. Das ist ein Unterschied.
So 12. Apr 2009, 21:29
Mo 13. Apr 2009, 00:30
seirex hat folgendes geschrieben:
Nein, ich meine, dass sogar solch ein Springerblatt über diesen Heini 10% Inflation einräumt, ich sehe da ja wesentlich mehr.
Warum? Das Geplärre passt doch genau zur neoliberalen Doktrin: Staatseingriffe sind von Übel und verursachen nur Inflation.
Das ist doch unlogisch. Wenn der Warenkorb so falsch ist, und es die ganze Zeit war, dann müssten wir bereits vor Euro-Einführung 20-30 Prozent Inflation gehabt haben, dann würden die Relationen wieder stimmen. Denn der Warenkorb wurde nicht im Jahr 2000 geändert, auch nicht die Berechnungsmethode. Die Diskontinuität, die du behauptest, ist dadurch nicht erklärbar.
Und ich frage nochmals -wenn der Warenkorb so falsch zusammengesetzt war, warum hat das von den anderen Instituten, die auch Preissteigerungsraten berechnen, niemand gemerkt?
Dass die Berechnung falsch sein kann, habe ich auch nicht bestritten. Ich habe ja gesagt, man kann die Zusammensetzung des Warenkorbs kritisieren. Was ich bestritten habe, ist dass die Inflationsrate um die Größenordnung falsch sein soll, die hier von seirex in die Diskussion gebracht wurde (40 Prozent, anstelle der berechneten vier oder fünf Prozent), und die teilweise auch bei Demona anklang ("Angebotspreise doppelt so hoch" gegenüber DM-Preisen - das hieße Inflation um 200 Prozent!), und dass das unter den Statistikern in der ganzen OECD (die Berechnung ist nämlich international vereinheitlicht) jahrelang niemand bemerkt haben soll. Stell dir mal vor, jemand würde behaupten, in sämtlichen Krankenhäusern würden seit 10 Jahren die Blutdruck-Werte der Patienten um die Hälfte zu niedrig gemessen werden, und es hätte das niemand bemerkt! Wenn sowas der Fall wäre, dann liefe das für mich durchaus darauf hinaus, dass die Verantwortlichen entweder Lügner oder Idioten sind.
Friedmans Aktionen in Südamerika sind bei diesem Thema für mich nicht von Interesse. Er ist was unverantwortliche Wirtschaftspolitik betrifft auch lange nicht der Schlimmste; wem wirklich das Handwerk gelegt gehört sind Irre wie Robert Lucas.
So oder so, ob du ihn jetzt als Massenmörder betrachtest oder nicht, du betest hier brav seine Lehren hinterher Mr. Green
Der Fehler ist, dass Leute nur ihre täglichen Ausgaben sehen. Was heute im Einkaufswagen ist. Was sie nicht sehen, sind andere Konsumgüter - Elektronik, die billiger geworden ist, und andere dauerhafte Konsumgüter, die man eben nicht jeden Tag kauft, die aber anteiliig in den Warenkorb eingehen. Auch noch anderes. Deshalb entspricht die "gefühlte Inflation" nicht der tatsächlichen. Und für mich ist es immer noch die tatsächliche Inflation, die zählt.
Da magst du Recht haben. Zwischen gefühlter und tatsächlicher Inflation ist ein himmelweiter Unterschied. Leider steigt die Zahl derer, die sich keine neue Elektronik kaufen - egal wie preiswert sie geworden ist - eben weil sie es sich nicht leisten können.
Mir ist schon klar, dass viele nur von heute bis morgen denken. Aber langfristig kann man mit so einer Rechnung nicht leben und schon gar keine Wirtschaftspolitik machen. Dauerhafte Konsumgüter spielen genauso eine Rolle, denn irgendwann gehen sie kaputt und man muss sie ersetzen. Waschmaschinen. Geschirrspüler. Kühlschränke. Genauso gehen Dinge wie bestimmte Versicherungen in den Warenkorb ein. Natürliclh auch Mieten etc. Telefonkosten, Internetkosten. DVD-Player kriegst du heute für 30 Euro hinterhergeworfen, vor 10 Jahren kosteten sie das zehnfache. Jeder Hinz und Kunz leistet sich heute ein Handy, vor 20 Jahren war das ein Luxusgut. Wenn die Leute nur den täglichen Einkaufskorb sehen, lügen sie sich letztlich selbst in die Tasche. Das ist aber nicht die Schuld des statistischen Bundesamtes.
Früher hast du auch nicht Hartz IV bezogen. Da spielen doch alle möglichen Dinge eine Rolle, nicht nur die Preissteigerung durch die Euro-Einführung. Natürlich richtet sich der Warenkorb, nach dem der Verbraucherpreisindex berechnet wird, am Durchschnittsverdiener aus, und nicht am Hartz-IV -Empfänger.
Es kann mir keiner erzählen, dass die amtliche Statistik seit mehr als einen halben Jahrhundert einen Warenkorb verwendet, der die Inflation um das 10-fache unterschätzt und keiner merkt es. Es gibt Konsumforschungsinstitute, die eigene Warenkörbe berechnen, und es gibt auch statistische Ämter im Ausland. Die müssten ja alle völlig bescheuert sein, wenn das bisher niemandem aufgefallen ist.
Als ob die Leute nicht schon immer gejammert hätten, dass ständig alles teurer wird. Die Litanei habe ich schon von meiner Mutter gehört, als ich noch ein Kind war. Nun hat man halt mit dem Euro einen neuen Sündenbock.
Tatsache ist, dass die berechneten Preisindizes nicht aussagen, dass nach der Euro-Einführung die Inflation sprunghaft um das zig-fache angestiegen ist. Dann erklär mir doch bitte diese Diskrepanz - es sei denn natürlich, dass du einen ganzen Berufsstand als böswillige Datenfälscher verunglimpfen willst.
Zitat:
Wenn man sich mal umschaut, dann sieht man doch, dass heute meistens nur noch die Gewinne einfahren, die durch die Geldknappheit der Leute verdienen - Pfandhäuser.
In dem Umfeld, in dem ich mich bewege, sehe ich das nicht.
Ich hatte während des Studiums und noch zeitweise während der Promotion weder ein Handy noch einen privaten Internetanschluss noch einen DVD-Player. Warum? Ich konnte es mir nicht leisten. Ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass es mir furchtbar schlecht geht. Heute ist all dies selbst für Hartz IV-Empfänger selbstverständlich. Soviel zu dem Thema.
Ich muss mich manchmal schon wundern, was Leute, die nach eigener Aussage kaum über die Runden kommen, an Geld für Handy-Rechnungen etc. liegen lassen. Das wäre definitiv eines der ersten Dinge, die ich kündigen würde.
Wenn du meinst, es bringe dir nichts, bei deinen Konsumentscheidungen über die nächsten drei Tage hinauszudenken, dann tut mir das zwar leid, und ich kann nur hoffen, dass du damit nicht auf die Nase fällst, aber es sei dir natürlich unbenommen. Aber dass die Wirtschaftspolitik über die nächsten drei Tage hinausdenken muss, sollte doch nicht erklärungsbedürftig sein.
Dass man als Laie glaubt, mit "selbstständigem Denken", aber ohne die notwendigen Daten und ohne das erforderliche methodische KnowHow die Inflationsrate besser einzuschätzen zu können, als sämtliche statistischen Ämter und anderen Institute in der OECD das seit einem halben Jahrhundert können, und damit implizit einen ganzen Berufsstand entweder als Lügner oder als Idioten, die nicht selbstständig denken können, einstuft, ist mir zugegeben ein bisschen zu viel. Nicht zuletzt, weil ich selber zu diesem Berufstand gehöre und mehr als genug integre, sachverständige und selbstständig denkende Leute kenne, die auch dazu gehören. Ich würde mir so etwas gegenüber anderen Berufen nicht anmaßen. Um mich davon zu überzeugen, dass die ganze OECD seit Jahrzehnten die Inflationsrate falsch berechnet, müsstest du mir schon konkrete Argumente bringen, was genau an deren Erhebungs- und Berechnungsmethode so grottenfalsch ist. "Gefühlte Inflation" und "selbstständiges Denken" reichen mir da als Argumente nicht.
hier in grossbritannien wird gesagt, dass die leute anfangen am essen zu sparen, was paradoxerweise den geringsten anteil des einkaufskorbes von jeher ausgemacht hat.
Mo 13. Apr 2009, 10:58
Mo 13. Apr 2009, 12:04
Mo 13. Apr 2009, 14:07
Mo 13. Apr 2009, 20:49
Früher hast du auch nicht Hartz IV bezogen. Da spielen doch alle möglichen Dinge eine Rolle, nicht nur die Preissteigerung durch die Euro-Einführung. Natürlich richtet sich der Warenkorb, nach dem der Verbraucherpreisindex berechnet wird, am Durchschnittsverdiener aus, und nicht am Hartz-IV -Empfänger.
Mo 13. Apr 2009, 21:08
seirex hat geschrieben:Vor allem diese Aussage Demona gegenüber habe ich als sehr unverschämt aufgenommen.
Dich habe ich nicht angegriffen, nicht einmal deinen Berufsstand, sondern jene Menschen, die die Inflationsangaben absichtlich verfälschen.
Ich frage mich, was an Paranoia grenzt, wenn ich das Gefühl Vieler über immense Preissteigerungen ohne entsprechende Lohnsteigerungen Teile und die Befürchtung hege, dass es in der nächsten Zeit noch schlimmer wird?
Mo 13. Apr 2009, 21:10
Di 14. Apr 2009, 11:16
Di 14. Apr 2009, 11:26
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