Anbei meine Kritik:
Zunächst ein paar Infos zum Film:
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hobbit ... rilogie%29
Ich selber bin enttäuscht aus dem Film herausgegangen. Warum? Sicherlich gibt es interessante Charaktere, wie Thranduil oder den Fährmann, der die Zwerge in die Seestadt schmuggelt. Auch die Änderungen an der Buchvorlage stören mich nicht, wobei ich den Handlungsstrang mit Gandalf - die Gründe der Trennung Gandalfs vom Trupp - nicht nachvollziehen konnte. Zumindest erhielt Radogast so eine Funktion: Gandalf in die "Falle" zu locken.
Nein, das "große" Problem des Films liegt in der Überbetonung der "Action". Ich habe nichts gegen Action-Szenen, wenn sie real und glaubhaft sind. Aber häufig hatte ich den Eindruck: "Nun ist es aber gut". Sowohl bei der "Spinnen-Episode" im Düsterwald wie auch bei dem langen Finale mit dem Drachen Smaug (der mir nicht sonderlich gefallen hat; Gigantonomie ist doch nicht alles; die Drachengestalten aus der "Augsburger Puppenkiste" etwa beim "Kleinen König Kalle Wirsch" oder Frau Mahlzahn aus "Jim Knopf" gefallen mir besser :S ) werden die Szenen so lang ausgewalzt, dass zur Wirkung nur noch zu sagen ist: lieber Peter Jackson, weniger wäre mehr gewesen. Der Sohn des Elbenkönigs kämpft gegen Orks und bekommt ebensowenig wie Bilbo im Kampf gegen Smaug auch nur einen Kratzer ab; nur Nasenbluten! Wie schimm!
Inhaltlich gibt die märchenhafte, episodenartige Buchvorlage im Gegensatz zum "Herrn der Ringe" derart lange Action-Szenen einfach nicht her (dies sieht ja auch eine andere Filmkritik so, siehe unten); diese wirken aber auch zunehmend unrealistisch, denn neiiemand der "Guten" wird verletzt. Irgendwann, wenn die Orks die Zwerge zum X-ten mal jagen (wenn die Zwerge - filmisch gut gelungen - auf Fässern den wütenden Orks um Azok entkommen) und erfolglos sind, stellt sich dann nur noch Gähnen ein. Ws zu viel ist, ist einfach zu viel. Es gibt im Film wie auch bei Tolkien differenzierte Charaktere - angefangen von Thorin Eichenschild, dem Zwergenkönig, der mir ausgesprochen gut gefällt. Aber selten kommen diese Charaktere zur Geltung. Am besten hat mir im ganzen Film die Szene gefallen, in welchem der nur nach dem Schatz gierende Thorin Eichenschild vom Ältesten der Zwerge, der sich von Anfang an zum Beschützer Bilbos entwickelt, wegen Bilbo zurechtgewiesen wird: der Thorin, den er kenne, hätte Bilbo niemals als Mittel zum Zweck benutzt. Bilbo war gut genug, den von Thorin Eichenschild gesuchten Edelstein unter Lebensgefahr dem Drachen Smaug zu entwenden; die Kameradschaft wird zur reinen "Funktionalität" herabgewürdigt. Solche Szenen haben mir gefallen und auf derartige Ereignisse - die charakterliche Entwicklung der Protagonisten und das "Miteinander" inder Gruppe - hatte ich zu oft vergebens - gewartet.
Dass Peter Jackson hervorragende Action- und Schlachtszenen kreieren kann, ist nichts Neues. Dies kennt man aus dem "Herrn der Ringe", wo dies auch inhaltlich gerechtfertigt ist. Beim Hobbit ist dies aber nicht der Fall, eben wegen der stärker märchenhaften Vorlage, die hier gnadenlos "verringt" wird. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, sofern die Action-Szenen glaubwürdig bleiben. Aber Szenen, in welchem der Drache zum X-ten mal Bilbo und die Zwerge angreift und diese kommen unverletzt davon, wirken am Ende nicht mehr glaubwürdig, sondern lächerlich.
Ein weiteres "Geheimnis" solcher Szenen hätte Jackson ebenfalls beherzigen sollen: neben Action-Szenen muss es Ruhephasen geben. In Teil 1 war dies noch einigermaßen gelungen. Aber hier überhaupt nicht. Ist denn Action nur noch Quoten-Selbstzweck?
Natürlich gibt es hervorragende Bilder, interessante Charaktere (Thorin Eichenschild, Gandalf, die Waldelben) und interessante Szenen (etwa der Kampf des in die Falle gelockten Gandalf mit den Orks oder die Szenen im "Düsterwald"), aber dies alles ist eben nicht genug. Warum wird etwa in der Beorn-Szene die Action-Szene - Beorn als unberechenbarer Bär - so betont, seine Rolle als Mentor und Beschützer der Gruppe (der die genaue Funktion des Düsterwaldes erklärt und dafür sorgt, dass Bilbo und seine Begleiter diesen heil durchqueren können) fast weggelassen? Weil hier eben keine Action vermarktet werden konnte. Hier hätte ich mir längere Szenen gewünscht. Ich sehe es hier genauso wie der Kritiker folgenden Filmkritik hier: http://ukonio.de/filmkritik-der-hobbit- ... ino-43445/
Besonders schade ist aber, dass durch die Umdeutung des Stoffs zu einem reinen Action-Spektakel einiges vom Märchencharakter und auch dem Zauber des Buches verloren geht. Dies wird vor allem an der Begegnung mit Beorn deutlich. Eine der witzigsten Szenen des Buches wird hier auf eine “Bärenjagd” verkürzt. Ebenso fällt der Zauber der Waldelben im Düsterwald – zugegeben sehr kurzweiligem – Ork-Geschnetzel zum Opfer.
Genauso sehe ich dies auch. Der märchenhafte Charakter der Buchvorlage geht vollkomen verloren.
Nein, Peter Jackson, der "Herr der Ringe" hat mich überzeugt; der erste Teil des "Hobbits" war zum Teil gut gelungen, zum Teil durchaus o.k., aber aus diesem Film bin ich insgesamt doch eher enttäuscht herausgegangen. Begeisterung konnte und wird sich wohl bei mir auch beim zweiten "Durchgang" nicht einstellen. Tolkien ist eben doch mehr als die Aneinanderreihung von "Action"-Szenen - finde ich.
[b]5 von 10 geheimnisvollen Drachen-Edelsteinen.[/b]