Demona hat geschrieben:Fakt ist nun einmal, dass eine gefühlte nicht der tatsächlichen entspricht, aber die Leute als Jammerlappen hinzustellen, nur weil sie nicht das Wissen haben, wie genau eine Inflation funktioniert.
Tatsache ist nun einmal, dass es vom gefühlten Standpunkt der Menschen nunmal mehr Produkte gibt, die teuerer geworden sind, als die, die im Preis runter gingen.
Tatsache ist auch, dass die Menschen heute weniger Geld in der Tasche haben.
Die Gründe für die gefühlte Inflationserhöhung kann man sogar in der Wikipedia nachlesen. Dazu brauchts kein Diplom in VWL.
Tatsache ist, dass laut Statistik das reale (=inflationsbereinigte) Pro-Kopf-Einkommen in den letzten Jahren ständig gestiegen ist. Wie willst du das mit deiner "Tatsache", dass "die Leute" weniger Geld in der Tasche haben als früher, in Einklang bringen? Einige Leute haben weniger Geld in der Tasche, andere (und die Leute im Durchschnitt) dagegen nicht.
Ich wüsste auch nicht, wo ich behauptet habe, die Leute seien Jammerlappen, weil sie nicht wissen, wie genau die Inflation funktioniert. Ich habe behauptet, die Leute hätten schon immer gejammert, dass ständig alles teurer wird. Und das ist meiner Erfahrung nach eine Tatsache.
Mein Gefühl ist nicht, dass die Nahrungsmittel nach der Euro-Umstellung generell um das Doppelte teurer geworden sind. In der Gastronomie teilweise ja. Aber nicht im Nahrungsmittelbereich. Gestern kosteten Bananen 1,11 Euro das Kilo, Brötchen 17 Cent, Milch 55 Cent. Ich kann mich nicht erinnern, dass 2000 Brötchen 17 Pfennig, Milch 55 Pfennig und Bananen 1,11 DM gekostet haben. Was Pfirsiche und Aprikosen betrifft muss ich passen - ich bin bisher nicht auf den Gedanken gekommen, im April Pfirsiche und Aprikosen zu kaufen.
Trevor hat geschrieben:Weiterhin verstehe ich nicht, weshalb du angebracht hast, dass auch Hartz IV-Empfänger Handy, Internet, etc, haben.
Ich habe das angebracht, weil du diese Güter als "Luxusgüter" bezeichnet hast. Wenn sie von Hartz IV-lern als selbstverständlich betrachtet werden, kann man das meiner Meinung nach nicht als "Luxusgut" bezeichnen. Ohne Internet-Anschluss ist es heutzutage kaum noch möglich, überhaupt Arbeit zu finden, also gehören solche Güter auch in den allgemeinen Warenkorb.
Andererseits bin ich der Meinung, dass man auch heute noch ohne Handy ganz gut leben kann. Ich schaffe das jedenfalls ausgezeichnet. Ich habe erst eines, seit ich selbstständig bin (2 Jahre), nutze es so gut wie nie, und könnte auch durchaus darauf verzichten. Ich muss mich manchmal schon wundern, was Leute, die nach eigener Aussage kaum über die Runden kommen, an Geld für Handy-Rechnungen etc. liegen lassen. Das wäre definitiv eines der ersten Dinge, die ich kündigen würde.
Da du diesem Berufsstand angehörst, hast du ganz selbstverständlich mehr Fachwissen und denkst über dieses Thema in einer ganz anderen Dimension nach als ich.
Ich habe lediglich auf den Punkt reagiert, in dem es hieß, dass eben auch Güter wie Elektrogeräte in die Berechnung der Inflationsrate einbezogen werden, was mir durchaus bis zu einem gewissen Punkt auch logisch erscheint, was ich persönlich aber nicht für einen alleinigen, repräsentativen Wert in der Frage um den Geldwertverfall halte.
Ich persönlich empfinde es so, dass bei dieser Berechnung zu viel in einen Topf geschmissen und zu wenig differenziert wird.
Wie gesagt, ich "persönlich" empfinde es so und will damit keineswegs einen ganzen Berufsstand noch einzelne Leute als "Idioten" abstempeln.
Es gibt nicht ohne Grund eine ganze Reihe verschiedener Preisindices. Eben weil man nicht allen Fragen mit einem und demselben Index gerecht werden kann. Erstmal muss man hinsehen, was überhaupt für eine Inflationsrate ausgewiesen wird. Ist es eine allgemeine Inflationsrate, oder ein Verbraucherpreisindex?
Die Frage ist doch, wozu berechnet man die allgemeine Inflationsrate. Was will man mit ihr anfangen. Sie soll die Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus berechnen. In erster Linie dient sie dazu, inflationsbereinigte Größen wie Bruttoinlandsprodukt etc. zu berechnen. Damit man das kann, muss das allgemeine Preisniveau alle Güter berücksichtigen. Man kann nicht das gesamte Volkseinkommen, das sämtliche Güter enthält, mit dem Nahrungsmittelpreisindex deflationieren, ebenso wenig wie mit dem Preisindex für Elektronikprodukte. Dass dabei nur Humbug herauskommt, das sollte doch verständlich sein.
Der allgemeine Verbraucherpreisindex ist ein Index, der auf Durchschnittseinkommensbezieher ausgerichtet ist. Entsprechend ist der Warenkorb zusammengesetzt. Er ist nicht darauf angelegt, die Lebenshaltungskosten von Niedrigeinkommensbeziehern zu messen, oder die Preise des täglichen Verbrauchs. Dafür gibt es andere Indices, die auch in den Destatis-Publikationen veröffentlicht werden.
Ich habe nie etwas von "Falsch" gesagt. Ich habe nur das Argument nicht gelten lassen, dass die Berechnung nicht falsch sein kann, da sie bereits seit vielen Jahren so durchgeführt wird. Das ist ein Unterschied.
Dass die Berechnung falsch sein kann, habe ich auch nicht bestritten. Ich habe ja gesagt, man kann die Zusammensetzung des Warenkorbs kritisieren. Was ich bestritten habe, ist dass die Inflationsrate um die Größenordnung falsch sein soll, die hier von seirex in die Diskussion gebracht wurde (40 Prozent, anstelle der berechneten vier oder fünf Prozent), und die teilweise auch bei Demona anklang ("Angebotspreise doppelt so hoch" gegenüber DM-Preisen - das hieße Inflation um 200 Prozent!), und dass das unter den Statistikern in der ganzen OECD (die Berechnung ist nämlich international vereinheitlicht) jahrelang niemand bemerkt haben soll. Stell dir mal vor, jemand würde behaupten, in sämtlichen Krankenhäusern würden seit 10 Jahren die Blutdruck-Werte der Patienten um die Hälfte zu niedrig gemessen werden, und es hätte das niemand bemerkt! Wenn sowas der Fall wäre, dann liefe das für mich durchaus darauf hinaus, dass die Verantwortlichen entweder Lügner oder Idioten sind.