seirex hat geschrieben:Die Welt sicherlich genauso wenig wie Fokus, Spiegel und die FDP, aber es geht um Herrn HWWI-Direktor Thomas Straubhaar...
Sorry, aber mich beeindruckt der Name Straubhaar, Präsident des zum Service-Institut degradierten Ex-Forschungsinstituts HWWA/I, nicht sonderlich. Ich könnte nicht sagen, dass mir der bisher als Koryphäe in Sachen Geldpolitik aufgefallen wäre. Ich habe selber über 10 Jahre in der Wirtschaftsforschung gearbeitet, auch in leitenden Funktionen, und falle generell nicht automatisch vor Professorentiteln auf die Knie.
Wer hat geschrieben, dass es vorher richtig und jetzt falsch berechnet wird? Es ist immer falsch gewesen.
Und was soll das bedeuten? Dass wir ständig 20 oder 30 Prozent Inflation hatten, anstatt der ausgewiesenen 2 bis 3 Prozent, und niemand hat es bemerkt? Die Inflationsrate wird doch nicht nur von DeStatis berechnet.
Wir müssen doch hier gar nicht über Geldtheorie reden, es ist doch klar, dass Geld, je mehr gedruckt wird billiger wird.
Es ist einfacher zu beschaffen - Inflation.
So wie Zentralbanken heute Geld anbieten, das sind nur Luftschlösser.
Das ist leider gar nicht so "klar". Es ist Lieschen-Müller-Ökonomie. Die Mainstream-Theorie fängt grade erst an, zu verstehen, was Inflation überhaupt ist. Solange in führenden Lehrbüchern die Quantitätstheorie nachgebetet wird oder behauptet wird, Inflation würde durch einen Anstieg der Grenzkosten verursacht, wird sich das auch nicht ändern.
Leider bevorzugen die Leute einfache Antworten, die man möglichst in ein, zwei lineare Gleichungen packen kann, denn sich damit zu beschäftigen, wie eine Ökonomie funktioniert, ist erheblich schwieriger. Deshalb hatte Friedman ja auch solchen Erfolg. Einfache Modellchen, die jeder mit wenig Anstrengung nachvollziehen kann. Nur funktioniert es so leider nicht. Selbst Tobin bezeichnete Friedmans "Theorie" als einen "Kreuzzug", und kritisierte, dass Friedman sich mit den Details wohl nicht auseinandersetzen wolle.
Erstaunlich finde ich, dass grade du als Anhänger der Linken monetaristische Theorien unkritisch übernimmst. Anscheinend war der "Kreuzzug" noch erfolgreicher, als ich dachte. Zieh dir mal aus der Bibliothek zwei Artikel von
Frank H. Hahn:
Hahn, Frank, 1985. ―Some Keynesian Reflections on Monetarism.‖ In Vicarelli Fausto ed., Keynes’s Relevance Today. London: Macmillan.
Hahn, Frank, 1984. "Why I am not a Monetarist" in Equilibrium and Macroeconomics. Cambridge, Mass: M.I.T. Press.
Darin stehen so einige interessante Sachen, was Friedman-Lösungen betrifft. Warnung: Der Mann ist auf Einfach-Erklärungen nicht gut zu sprechen und der Ton der Artikel ist dementsprechend.
Aber auf die wichtigste Tatsache gehst du gar nicht ein: Das Leben ist "teurer" geworden, die Menschen haben vom Gefühl her weniger Geld in der Tasche und wenn das keine Inflation ist, dann sind heute Definitionen leicht fest zu legen.
Ja, "vom Gefühl her". Das wird als "gefühlte Inflation" bezeichnet. Genau das ist das Problem, auf das ich hinaus will: Den Leuten ist nicht zu vermitteln, wie ein Warenkorb zusammengesetzt ist. Sie sehen ihre täglichen Ausgaben, in den Warenkorb gehen aber noch sehr viel mehr Dinge ein.