Demona hat geschrieben:Das ist nicht nur eine Einschätzung von mir. Ich habe mich darüber schon vor einiger Zeit mit meiner Freundin unterhalten. Beide gehen arbeiten und ihr Mann hat eine höhere Position und er tätigt Verkäufe über ebay (die ich nicht so ganz in Ordnung finde, aber naja) und sie verdienen nicht schlecht.
Aber selbst sie hat fest gestellt, dass es einen großen Unterschied zwischen den Preisen von DM zu Euro gibt.
Als ob die Leute nicht schon immer gejammert hätten, dass ständig alles teurer wird. Die Litanei habe ich schon von meiner Mutter gehört, als ich noch ein Kind war. Nun hat man halt mit dem Euro einen neuen Sündenbock.
Alleine schon, was du mittlerweile für Obst bezahlst - da sind selbst die Angebotspreise doppelt so teuer wie zu DM-Zeiten.
Meinst du damit Kiwis, die man heute für 19 Cent das Stück bekommt und die früher 90 Pfennig kosteten?
Tatsache ist nun einmal, dass, wenn die Waren des täglichen Bedarfs teurer werden, die Menschen an anderen Dingen zu sparen anfangen.
Tatsache ist, dass die berechneten Preisindizes nicht aussagen, dass nach der Euro-Einführung die Inflation sprunghaft um das zig-fache angestiegen ist. Dann erklär mir doch bitte diese Diskrepanz - es sei denn natürlich, dass du einen ganzen Berufsstand als böswillige Datenfälscher verunglimpfen willst.
Wenn man sich mal umschaut, dann sieht man doch, dass heute meistens nur noch die Gewinne einfahren, die durch die Geldknappheit der Leute verdienen - Pfandhäuser.
In dem Umfeld, in dem ich mich bewege, sehe ich das nicht.
Selbst die Discounter, Secondhandläden und die Flohmärkte boomen zur Zeit. Hinzu kommt, dass vor allen die alten Leute viel Geld verloren haben, weil viele von den Banken nicht gut beraten wurden.
Meine Eltern haben auch Geld verloren, weil sie ihren Fond noch einmal um ein Jahr verlängert hatten - 3 Monate vor dem Zusammenbruch.
Und was hat das jetzt mit der Inflation zu tun?
Trevor hat geschrieben:Mit neuen Elektrogeräten kann man genauso wenig überleben wie mit Handy- oder Internetverträgen. Das sind Luxusartikel.
Natürlich freut man sich darüber, dass einem Flatrates, Handys und DVD-Player hinterher geschmissen werden und nimmt es gerne an, aber satt macht es nicht.
Ich hatte während des Studiums und noch zeitweise während der Promotion weder ein Handy noch einen privaten Internetanschluss noch einen DVD-Player. Warum? Ich konnte es mir nicht leisten. Ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass es mir furchtbar schlecht geht. Heute ist all dies selbst für Hartz IV-Empfänger selbstverständlich. Soviel zu dem Thema.
Ich verstehe auch nicht, was es einem bringen soll, die Dinge langfristig zu sehen.
Wenn ich heute und die nächsten Tage nichts zu essen habe, dann denke ich wohl kaum "Na ja, dafür kann ich mir einen günstigen Geschirrspüler leisten, falls mein alter den Geist aufgibt."
Wir reden hier doch von der Inflationsrate - die ist definiert als "allgemeine Preissteigerungsrate" und darin fließen eben nicht nur lebensnotwendige Güter ein, sondern auch dauerhafte Konsumgüter und anderes.
Wenn du meinst, es bringe dir nichts, bei deinen Konsumentscheidungen über die nächsten drei Tage hinauszudenken, dann tut mir das zwar leid, und ich kann nur hoffen, dass du damit nicht auf die Nase fällst, aber es sei dir natürlich unbenommen. Aber dass die Wirtschaftspolitik über die nächsten drei Tage hinausdenken muss, sollte doch nicht erklärungsbedürftig sein.
Das ist wohl kaum als Argument zu werten.
Erstens besitzt man die Fähigkeit zum selbstständigen Denken, kann sich ein eigenes , wahrscheinlich realitätsnäheres Bild machen, das zwar außerhalb der Statistik, aber innerhalb des realen Lebens steht. Man muss nicht brav etwas für richtig halten, nur weil es andere schon seit Ewigkeiten so machen.
Zweitens weiß man nicht, ob es dort bemerkt wird oder nicht...es werden viele Dinge bemerkt, aber aus diversen Gründen verschwiegen, übergangen, verdrängt, etc.
Nein, man muss nicht alles für richtig halten, weil es andere so machen. Das ist auch nicht meine Art; du wirst vielleicht bemerkt haben, dass ich hier Nobelpreisträger hart kritisiert habe. Hier ist aber nicht die Rede davon, dass die Vorgehensweise einer Person oder einer Institution in Zweifel gezogen wird. Hier geht es darum, ob eine seit Jahrzehnten in allen Industrieländern anerkannte und praktizierte Berechnungsmethodik Nonsens ist.
Dass man als Laie glaubt, mit "selbstständigem Denken", aber ohne die notwendigen Daten und ohne das erforderliche methodische KnowHow die Inflationsrate besser einzuschätzen zu können, als sämtliche statistischen Ämter und anderen Institute in der OECD das seit einem halben Jahrhundert können, und damit implizit einen ganzen Berufsstand entweder als Lügner oder als Idioten, die nicht selbstständig denken können, einstuft, ist mir zugegeben ein bisschen zu viel. Nicht zuletzt, weil ich selber zu diesem Berufstand gehöre und mehr als genug integre, sachverständige und selbstständig denkende Leute kenne, die auch dazu gehören. Ich würde mir so etwas gegenüber anderen Berufen nicht anmaßen. Um mich davon zu überzeugen, dass die ganze OECD seit Jahrzehnten die Inflationsrate falsch berechnet, müsstest du mir schon konkrete Argumente bringen, was genau an deren Erhebungs- und Berechnungsmethode so grottenfalsch ist. "Gefühlte Inflation" und "selbstständiges Denken" reichen mir da als Argumente nicht.