Scientology - Wie weit kann/darf Glauben gehen?




Alles, was sich um philosophische, religiöse und verwandte Themen dreht

Sollte Scientologie in Deutschland verboten werden?

Umfrage endete am Mi 14. Jan 2009, 13:58

Ja
3
50%
Nein
3
50%
 
Abstimmungen insgesamt : 6

Beitragvon Alsionna » Sa 17. Jan 2009, 21:51

Mich überrascht weniger, daß das Ergebnis unentschieden ist, als die Tatsache, daß scheinbar nur 6 Leute eine Meinung dazu haben. Dieses Forum hat 30 Mitglieder, es waren definitiv mehr als die 6 Leute, die abgestimmt haben, in der Zeit online.
Selbst wenn man denkt, seine Meinung nicht adequat vertreten zu können, nichts Neues beitragen zu können oder sich einfach nicht traut, namentlich den Mund auf zu machen, abstimmen könnte man doch, wenn man eine Meinung hat?
In solchen Fällen muß ich immer an Thomas Moores 'Utopia' denken. 'In einem Streit zwischen zwei Parteien darf sich jeder Bewohner Utopias auf eine Seite stellen, er darf eine dritte oder vierte, neue Partei gründen. Er darf nicht neutral bleiben und den Kopf einziehen.' Grundbedingung von Demokratie ist es, eine Meinung zu haben und diese zu vertreten.
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von Anzeige » Sa 17. Jan 2009, 21:51

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Beitragvon Demona » Sa 17. Jan 2009, 23:40

@ Sionna

In solchen Fällen muß ich immer an Thomas Moores 'Utopia' denken. '


Du hast es auch gelesen? Ich habe es vor vor mehr als 25 Jahren gelesen. Durch Zufall habe ich es letztens wieder gefunden. Es war eines der Bücher, die meine Mutter in der Schule gelesen hat und sie hat sie dann mir geschenkt. (Nathan der Weise, Lessing, Nackt unter Wölfen).

Ich wollte es immer mal wieder lesen, da ich mich an einige Sachen, die darin vor kamen, doch nicht mehr erinnern konnte. Da ich es aber nicht finden konnte, vergaß ich es wieder. Darauf gekommen bin ich übrigens durch die etwas andere Aschenputtelverfilmung mit Drew Barrymore "Immer und ewig". Sie hatte das Buch als letztes von ihrem Vater geschenkt bekommen und immer wieder darin gelesen.
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Beitragvon Alsionna » So 18. Jan 2009, 10:22

@ Demona, Utopia war das Thema meiner Abschlußprüfung im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, "Erkläre den Einfluß von Moores katholischem Glauben auf seine Vorstellungen von einer idealen Gesellschaft". Das habe ich übrigens nicht gemacht, ich habe seine politischen Vorstellungen auf den Humanismus und seine Korrespondenz mit Erasmus von Rotterdam zurückgeführt. Die Prüfungskommision war anfänglich leicht irritiert, hat es aber gefressen.
Allerdings muß ich zugeben, daß Moore meine Einstellung zum gebildeten Katholizismus sehr positiv beeinflußt hat. Tiefer Glaube und kritisches Denken schließen sich nicht notwendiger Weise aus.
Du hast Recht, ich sollte es mir auch mal wieder besorgen, auch dieses Buch hat die Umzüge nicht überstanden.
Eine andere politische Utopie, noch weniger gelesen, ist William Morris 'Kunde von Nirgendwo'. In Nirgendwo könnte ich mir sogar vorstellen zu leben, in Utopia lieber nicht.
Über 40 und immer noch ein Plätzchen für den Sozialismus in meinen Herzen. Tja, ich habe wohl keinen Verstand. :-D
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Beitragvon Demona » So 18. Jan 2009, 12:47

@ Alsionna

Wie sagt man so schön "Die Hoffnung stirbt zuletzt."

Ich glaube, es war Lenin der mal sagte, dass Sozialismus und Kommunismus eine sehr gute Sache seien, aber er bezweifle, dass die Menschen schon reif dafür wären.
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Beitragvon Cellmorbasg » So 18. Jan 2009, 15:13

Käme auf einen Versuch an.
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Beitragvon nevermore » So 18. Jan 2009, 15:25

Ich glaube, es gab schon mehrere solcher Versuche, die bislang meines Erachtens allesamt als gescheitert anzusehen sind.
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Beitragvon Cellmorbasg » So 18. Jan 2009, 16:00

Ich weiß nicht ob man alles was sich selbst das sozialistische Etikett gab auch als ersnthaften Versuch ansehen darf - desweiteren habe ich weniger Zweifel an den Menschen, als vielmehr an den Machthabern (ein sehr kleiner Kreis von Menschen, zu dem sich auch Lenin zählen durfte).
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Beitragvon nevermore » So 18. Jan 2009, 16:12

Die Diskussion, ob das der menschlichen Natur widerspricht oder nicht, ist die eine Sache. Darüber habe ich mir keine abschließende Meinung gebildet, abgesehen davon, dass ich es als erwiesen ansehe, dass nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern auch Leistungsbereitschaft unterschiedlich sind, d.h. dass es Trittbrettfahrer gibt. Das ist in den meisten Teams zu beobachten.

Die Gründe, weshalb das mE gegenwärtig scheitern muss, liegen einfach in der globalisierten Weltwirtschaft. Wie will man verhindern, dass bei Etablierung eines sozialistischen Systems Vermögensbesitzer und hochqualifizierte Arbeitskräfte, die eben diese Trittbrettfahrer fürchten, ins Ausland abwandern? Das kann man nur durch Einführung von Kapitalverkehrskontrollen und ein Verbot der Abwanderung von Arbeitskräften. Mal abgesehen davon, dass dies dem EU-Vertrag widerspricht (man müsste also erstmal aus der EU austreten), ist es auch außerhalb einer Völkergemeinschaft nichtso einfach zu realisieren. Also müsste entweder ein solches System weltweit eingeführt werden (deshalb ja auch die Forderung nach einer "Internationale") - was wiederum bedeutet, man muss das System Leuten aufzwingen, die es nicht wollen, was ich nicht nur für verwerflich, sondern auch für nicht realisierbar halte. Oder man müsste das Land völlig autark machen und Arbeitskräfte- und Kapitalbewegungen über die Grenzen strikt kontrollieren. Angesichts der Möglichkeiten, die das Internet für Telearbeit und Kapitaltransaktionen bietet, würde dies vermutlich auch eine Überwachung solcher Transaktionen bedeuten. Letztlich halte ich das nur für möglich auf einer "einsamen Insel", auf der sich lauter Gleichgesinnte zusammengefunden haben und die von der Außenwelt weitgehend abgeschottet ist. Wenn sich eine Gesellschaft findet, die ein solches Experiment ausprobieren möchte, seien sie willkommen und ich wünsche ihnen herzlich Erfolg. Aber teilnehmen möchte ich daran nicht.
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Beitragvon Eve » So 18. Jan 2009, 17:38

Alsionna hat geschrieben:Selbst wenn man denkt, seine Meinung nicht adequat vertreten zu können, nichts Neues beitragen zu können oder sich einfach nicht traut, namentlich den Mund auf zu machen, abstimmen könnte man doch, wenn man eine Meinung hat?


Abgestimmt habe ich. Ich werde meine Meinung gern knapp aufführen, aber nicht ausdiskutieren. Wer einmal bei den Scientologen das Einstiegsgespräch inklusive ersten Fragebogen mitgemacht hat und über eine gesunde Skepsis verfügt, der muss von Zweifeln geplagt werden. Mit diesem Verein stimmt etwas absolut nicht. Hauptpunkt, warum ich die Scientologen gern zerschlagen sehen würde, sind die ganzen Betrugsfälle, in die sie verwickelt sind. Die Methoden, wie sie ihren "Mitgliedern" nicht nur das Geld aus der Tasche ziehen, sondern auch den Verstand, kann man schichtweg unter "psychologische Manipulation" verbuchen. Nur Mitglieder, die als Aushängeschild dienen, haben etwas Positives zu berichten. Ein unangenehmer Gedanke ist zusätzlich, dass hohe Mitglieder dieser "Kirche" auch wichtige Posten in großen Unternehmen innehaben. BASF ist u.a. auch von denen unterwandert. Das sind Zusammenhänge, die mir zu denken geben. Scientologie ist eine von Deutschland ganz richtig eingeschätzte Gefahr, die unter dem Aspekt der "Freiheit" in anderen Ländern kaum oder gar nicht eingedämmt wird.

LG, Eve
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Beitragvon nevermore » So 18. Jan 2009, 21:28

Alsionna hat geschrieben:Selbst wenn man denkt, seine Meinung nicht adequat vertreten zu können, nichts Neues beitragen zu können oder sich einfach nicht traut, namentlich den Mund auf zu machen, abstimmen könnte man doch, wenn man eine Meinung hat?
In solchen Fällen muß ich immer an Thomas Moores 'Utopia' denken. 'In einem Streit zwischen zwei Parteien darf sich jeder Bewohner Utopias auf eine Seite stellen, er darf eine dritte oder vierte, neue Partei gründen. Er darf nicht neutral bleiben und den Kopf einziehen.' Grundbedingung von Demokratie ist es, eine Meinung zu haben und diese zu vertreten.
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Wenn man eine Meinung hat. Das ist für mich der springende Punkt. Demokratie beinhaltet doch auch, dass man sich der Stimme enthalten darf, wenn man eben zu einem bestimmten Thema (noch) keine Meinung hat oder keiner der vorgegebenen Antwortoptionen zustimmen kann. Das muss nicht Gleichgültigkeit bedeuten; ganz im Gegenteil. Es kann auch gerade bedeuten, dass jemand sich mit einem Thema sehr intensiv auseinandergesetzt hat und sich gerade deshalb nicht auf eine der beiden Seiten "pro" oder "contra" schlagen will. Die Option "andere Partei gründen" war ja in dieser Umfrage nicht gegeben. Oder jemand glaubt, nicht genügend Informationen zu haben, um sich eine klare Meinung bilden zu können. In künftigen Umfragen sollten wir versuchen, eine Antwortoption für solche Fälle zu schaffen.
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