Bitte vergiss aber dabei nicht, aus welcher Zeit Marx' Zitat stammt und auf welche sozialen Umstände es gezielt war. Dass Marx alles heute noch so schreiben würde wie damals bezweifle ich.
Dass Religion zu manchen Zeiten "Opium des Volkes" war, und es in manchen Situationen und Teilen der Welt immer noch ist, bestreite ich gar nicht. Aber meiner Meinung nach wird man dem Phänomen Religion einfach nicht gerecht, indem man es auf diesen Satz reduziert. Religion kann für andere Leute auch etwas anderes sein als "Opium des Volkes". Irgendwie kommt bei deinen Beiträgen immer der Eindruck herüber, alle religiösen Menschen seien vielleicht nicht grade "Doofmänner", aber bemitleidenswerte fremdkontrollierte Individuen, die es halt nicht besser wissen. Dafür sind mir zuviele sehr gescheite und unabhängige Leute unter den Religiösen, wie zum Beispiel ein Einstein, ein Wilber, ein Grof, um nur ein paar zu nennen. Sag mir doch mal, inwiefern du glaubst, dass solchen Leuten die Religion "Opium" ist.
Kola hat geschrieben:*lach* die 'Gummi-Ei-Nummer' ist ja auch eine Steilvorlage. Aber es geht aus meiner Sicht hier nicht darum, ob es Menschen sind oder Außerirdische, sondern es geht um Toleranz und um das Akzeptieren von Andersartigkeit.
Wenn du die asiatische Kultur jetzt als einen Verstoß gegen die UN-Charta betrachtest, was genau möchtest du dagegen tun? Es ist eine typisch westliche Sicht, hinter Leibeigenschaft Ausbeutung zu vermuten. Ich habe oben versucht zu erklären, dass diese Strukturen sich aus der Notwendigkeit heraus entwickelt haben. Zusammenhalt, Gehorsam und Disziplin, um zu überleben, zumindest in Japan. Aber im Himalaya wird sich das vermutlich ähnlich verhalten.
Das Gummi-Ei ist wirklich fantastisch :mrgreen: Ob es Menschen oder Außerirdische sind, ist hier insofern von Bedeutung, als es im einen Fall einen internationalen Grundkonsens gibt, im anderen dagegen nicht. Wie gesagt, das Akzeptieren von Andersartigkeit kann sehr leicht als Generalentschuldigung missbraucht werden. Was ist, wenn ein Staat ankommt und behauptet, dass Folter zu seiner "Andersartigkeit" gehört? Oder das Ermorden Unschuldiger zu "Abschreckungszwecken"? Ist das auch noch zu tolerieren? Soweit geht die "Nichteinmischungsdirektive" bei mir auch nicht.
Unter diese Argument kann man nicht einmal das betroffene Volk darüber abstimmen lassen, ob es mit diesen Institutionen heute noch einverstanden ist, denn das Nächste, was dann kommt, ist, dass demokratische Entscheidungen auch ein Produkt der westlichen kulturellen Linse sind. Dagegen tun kann man allenfalls etwas, indem man sie vor den internationalen Gerichtshof stellt. Das wird aber auch nichts bewirken, wenn der Staat grundsätzlich internationale Entscheidungen nicht akzeptiert.
Damit habe ich weniger Probleme, weil ich es nicht als Fatalismus wahrnehme. Mein Problem - und das ist auch ein Grund, warum ich keine Buddhistin mehr bin - sind der Dogmatismus, das Hierarchiedenken und die extreme Reglementierung, zumindest im japanischen Zen-Buddhismus. Es ist einfach sehr anstrengend. Aber vermutlich meinte der Dalai Lama das, als er sagte, dass der Buddhismus für Europäer nur bedingt geeignet sei. Es ist für uns einfach schwer nachzuvollziehen.
Dieser Dogmatismus und das Regeldenken ist aber Teil dessen, was ich "fatalistische Tendenzen" nenne. Die Idee, dass es bestimmte Strukturen gibt, die irgendwie unumstößlich sind und nicht in Frage gestellt werden sollten. Eben wie du sagst, dass man "sein Los akzeptiert"; was eine Interpretation des Karma-Prinzip ist, die ich so nicht teile. Für mich hat Ursache-Wirkung nicht unbedingt zur Konsequenz, dass man die Situation akzeptiert, wie sie nun einmal ist.