Designerbabys - Wenn Babys zum Lebensretter gezüchtet werden




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Designerbabys - Wenn Babys zum Lebensretter gezüchtet werden

Beitragvon Demona » Di 17. Mär 2009, 17:18

Ich fand diesen Beitrag vor ein paar Tagen im ksta und habe dann mal ein bißchen im Internet recherchiert und noch andere Beiträge gefunden. Dieses ist nur der aktuellste Fall.

Es gab schon früher Diskussionen darüber, als in Amerika Eltern offen bekannten, dass ihr letztes Kind nur geboren wurde, um ihren ältern Kind als Knochenmarkspender zur Verfügung zu stehen. Damals war dieses Baby noch nicht im Reagensglas befruchtet worden und nach den lebensrettenden Merkmalen ausgesucht worden.
Die Eltern hatten sich für ein erneutes Kind entschieden, um ein anderes ihrer Kinder zu retten. Sie hatten Glück und das Baby konnte, nachdem es ein entsprechendes Alter erreicht hatte, per Knochenmark dem anderen Kind das Leben retten.

Mittlerweile ist die Medizin soweit fort geschritten, dass man sich im Reagensglas sein Wunschbaby kreieren lassen könnte. In den USA soll es sogar schon 6 Paare geben, die sich für die rund 14.000 Dollar teure Behandlung in dem Institut von Jeffrey Steinberg angemeldet haben. Steinberg ist bekannt für solche Tabubehandlungen. 1978 gehörte er dem Forschungsteam an, dass an der Zeugung des ersten Retortenbabys beteiligt war. Bei ihm geht es jedoch nicht nur darum, dass eines der "gezüchteten" Babys seinem Bruder oder seiner Schwester das Leben retten könnte. Bei ihm können sich reiche Paare ihr Wunschbaby herstellen lassen (ist zwar hart ausgedrückt, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein). Soll es blonde, braune oder rote Haare und grüne, graue, braune oder blaue Augen haben. Die Paare können sich sogar die Hautfarbe und das Geschlecht auswählen.
Dazu gehört auch, eventuell vorhandene Erbkrankheiten heraus zu selektieren.

Mittlerweile geht die Medizin ja soweit, dass es auch Frauen über 60 möglich ist, ein Kind zu bekommen. Aber sollte man wirklich soweit gehen? Mal ehrlich, ist das gut für die Frau und erst Recht für das Kind? Wissen diese Ärzte eigentlich, was sie damit dem Kind antun?
Ist das wirklich der Sinn des Lebens?

Aber kommen wir nun zu Javier zurück. Er wurde im Oktober 2008 geboren und ist Spaniens erstes genetisch ausgewähltes Designerbaby. Aus seinem Nabelschnurblut wurden die dringend benötigten Stammzellen genommen und seinem siebenjährigen Bruder Andres ins Knochenmark eingepflanzt. Javier war die letzte Chance das Leben seines an einer lebensbedrohenden Blutkrankheit leidenden Bruders zu retten.
Ist dies jedoch mit der Ethik in der Medizin vereinbar?

In etlichen europäischen Ländern, auch in Deutschland, ist die ?Präimplantationsdiagnostik? verboten. Außer Spanien erlauben aber auch Großbritannien, Schweden und die USA dieses Verfahren zum Ausschluss genetischer Erkrankungen.


In Australien gab es einen ähnlichen Fall. Die Eltern des vierjährigen BJ entschlossen sich zu dieser Methode, da keiner der Verwandten über das passende Knochenmark verfügte, um den an einer als Hyper-IgM-Syndrom bekannten Immundefekt leideenden Jungen zu retten.
Die Eltern ließen verlauten, dass sie sich eh ein zweites Kind gewünscht haben und wie dieses nun entsteht sei ihnen egal, aber mit den von ihnen gewählten Weg könnten sie BJ retten.
Dies habe in Australien erneut für eine Diskussion über die ethische Frage aufgeworfen. Der Präsident des australischen Ärzteverbandes, Bill Glasson erklärte jedoch, dass, wenn dadurch ein krankes Kind gerettet werden könnte, es für ihn ethisch vertretbar wäre.
Den Bericht dazu findet ihr hier

Auch eine schweizer Familie ging diesen Weg, um das Leben ihres 5 Jahre alten Sohnes Noah zu retten. Da das Verfahren jedoch in der Schweiz und in Deutschland verboten ist, gingen sie nach Belgien, um dort den passenden Spender für ihren Sohn im Reagensglas zeugen zu lassen. Elodi ist ihr drittes Kind und wird, nunmehr 1 Jahr alt, in einem Züricher Krankenhaus operiert, um ihren Bruder das Leben zu retten. In diesem Fall bestimmten die Eltern auch das Geschlecht, da die Mutter unbedingt ein kleines Mädchen wollte. Hier findet ihr den Bericht zu dieser Geschichte.

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich getan hätte oder tun würde, wenn ich vor dieser Entscheidung stünde.
Doch was ist, wenn diese Kinder eines Tages erfahren, warum sie geboren wurden sind. Werden sie ihren Eltern glauben, dass sie genauso geliebt wurden, wie das Kind, zu deren Rettung sie gezeugt wurden sind?


Ähnlich, aber doch anders ist ein vor einiger Zeit ein im Fernsehen gebrachter deutscher Film. Nähere Infos findet ihr hier.
Ich weiß nicht, wer von euch die Reihe "Bloch" kennt. Es handelt von Fällen eines Psychologen namens Maximilian Bloch (gespielt von Dieter Pfaff). Der Film heißt "Schattenkind" und erzählt wird die Geschichte von Zwillingsjungen. Der eine von Geburt an krank und der andere ist sozusagen sein ständiger Lebensretter.
Der Film beginnt damit, dass Bloch vom behandelnden Chefarzt angesprochen wird, die nötige psychologische Untersuchung des Spenders vorzunehmen, sozusagen reine Formsache.
Lukas, der krebskranke Bruder benötigt einen Teil der Leber seines Zwillingsbruders Lasse. Lasse ist ein sportlicher junger Mann, der jedoch von den Erwartungen seitens der Familie und der seinen Bruder behandelnden Ärzte überfordert ist.
Er musste ständig seine eigenen Bedürfnisse und die Entwicklung seiner Persönlichkeit zurück stellen. Durch die Gespräche mit Bloch kann er diese auch erstmals artikullieren und stellt mit Erschrecken fest, dass er seinem Bruder diesmal nicht helfen möchte.
Bloch unterstützt ihn in seiner Entscheidung und gibt die für die Operation benötigte Einwilligung nicht.

Damit stürzt er nicht nur die Familie der Jungen, sondern auch die Ärzte in eine tiefe Krise. Die Ärzte wollen die Transplantation unbedingt durchführen und lassen nichts unversucht, Bloch unzustimmen.

Die Ärzte setzen die beiden unter Druck und auch die Familie ist entsetzt über die Entscheidung des Psychologen. Ihrer Auffassung nach steht das Leben und die Gesundheit von Lucas über allen. Gleichzeitig kommen auch bei ihnen schwere Schuldgefühle auf, da sie erkennen müssen unter welchen Druck sie ihren gesunden Sohn all die Jahre gesetzt haben.
"Möge Gott sein zwischen Dir und dem Leid, an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst." (ägyptischer Segensspruch "Babylon 5")

"Wichtig ist nur, was du mit der Zeit anfängst, die dir in deinem Leben gegeben ist." (Gandalf zu Frodo in Moria, HdR- Die Gefährten)
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Beitragvon seirex » Mi 18. Mär 2009, 00:09

Hi!

Das ganze erinnert mich an den Film Gattaca.
Ich habe keine Bedenken hinsichtlich dem Thema Wunschbabys,
schließlich kann man so Krankheiten usw ausschliessen.
Meine einzige Sorge ist nur,
dass umgekehrt Menschen mit Krankheiten und Defekten im öffentlichen Leben diskriminiert werden,
da ja allein schon ein Haar Aufschluss über alle Risiken eines Arbeitnehmers usw hergeben könnte.

LG

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