Allgemein gilt Okkultismus heute als etwas Anrüchiges bzw. als Spielwiese von Esoterikern und Satanisten. Im weiteren Sinne umfasst der Begriff alles, was irgendwie etwas neben der Spur liegt, vom Gläserrücken bis zu Kristallwässern. Dabei ist er im engeren Sinn eigentlich das Überbleibsel eines alten südeuropäischen/orientalischen Systems, das, vergleichbar z. B. mit dem indischen Yogasystem, spirituelle Entwicklung und Erleuchtung zum Ziel hatte. Das System wurde als 'Hermetik' bezeichnet (nach Hermes Trismegistos) und beinhaltete ein Sammelsurium alter Mysterienkulte und antiker philosophisch-naturwissenschaftlicher Ansätze. Verwendete Teilsysteme waren in erster Linie Astrologie (als Mittel zur Selbsterkenntnis), Alchemie (hier stand die Transformation des Alchemisten und nicht des Metalls im Mittelpunkt) und Ritualmagie (= spezielle Techniken zur Manipulation und Erforschung des Unterbewusstseins). Da diese drei Wissensgebiete ja bekanntermaßen auch eine Menge an Ärger verursachen können, war das Wissen okkult (= geheim) und nur geprüften Eingeweihten zugänglich.
Nach dem Ende der Antike kam ein Teil davon über die Kreuzfahrer und jüdische Gelehrte (die auch die Kabbala mitbrachten) nach Mitteleuropa. In deren Gefolge entstanden die Templer, die Rosenkreuzer, die Freimaurer, etc., die sich aber aus Sicherheitsgründen ebenso 'okkult' hielten. Diese Logen waren meist nur für Adlige erreichbar.
Im 19. Jahrhundert wurde das System wieder für eine breitere Masse geöffnet, zum einen durch den Golden Dawn, einen magischen Orden, der heute die Grundlage der modernen Esoterik bildet. Er beeinflusste unter anderem den Tarot (die heute gebräuchlichsten Tarotdecks stammen von Aleister Crowley sowie Arthur Edward Waite, beides Mitglieder im Golden Dawn), verschiedene esoterische Strömungen (Ron Hubbard hat zeitweise nach Crowleys System gearbeitet, Gerald Gardner hat sich bei der Erschaffung von Wicca beim GD und bei Crowley bedient) und die Literatur (Bram Stoker, Algernon Blackwood, William Butler Yeats waren ebenfalls im GD).
Ein weiterer wichtiger Orden war die Theosophische Gesellschaft, aus deren deutscher Sektion Rudolf Steiner später die Anthroposophie entwickelte und die erstmals östliches Gedankengut in die westliche Esoterikszene einführte.
Bis heute sind verschiedene okkult arbeitende Orden aktiv, wie die Fraternitas Saturni, der Ordo Templi Orientis, der Golden Dawn, die Society of the Inner Light sowie verschiedene Freimaurer- und Rosenkreuzergruppen.
Mich würde interessieren, was ihr von Okkultismus haltet, im engeren wie im weiteren Sinne. Seid ihr damit schon mal in Berührung gekommen (durch Tarot, Astrologie, Alchemie, Magie), habt ihr euch mit den dahinter stehenden Philosophien auseinander gesetzt oder steht ihr diesem Thema eher ablehnend gegenüber (Stichwort Esoterik oder auch Satanismus, der ja eigentlich ein rein 'monotheistisches' (christlich-jüdisch-islamisches) Phänomen ist)?