Herr der Ringe-welche Übersetzung?




Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden ...

Herr der Ringe-welche Übersetzung?

Beitragvon Gast » Do 7. Jan 2010, 16:23

Ich habe letztes Jahr die HdR-Übersetzung von Wolfgang Krege gelesen.
Eine Freundin hat mir jetzt die Übersetzung von Margaret Carroux in die Hände gedrückt mit der Aussage, diese sei um einiges besser.

Ich wollte demnächst sowieso mal wieder den HdR lesen...hat jemand von euch die Carroux Übersetzung gelesen oder sogar beide Übersetzungen und kann vergleichen?


LG
Trevor
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von Anzeige » Do 7. Jan 2010, 16:23

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Beitragvon Cellmorbasg » Do 7. Jan 2010, 19:37

Die herrschende Meinung unter den Fans ist: die Carroux-Übersetzung ist die bessere.

Ich persönlich habe drei mal die Kreege-Übersetzung gelesen. Beim vierten Mal habe ich ab der Hälfte (Buch vier) die Carroux-Übersetzung gelesen.
Wenn ich drastisch sein will: Ich habe keinen Unterschied gemerkt. Das Feeling beim Lesen, wenn man es so ausdrücken kann, war für mich dasselbe.
Natürlich gibt es zahlreiche Beispiele die sich im Internet tummeln an denen eine schlechte Übersetzung von Kreege festgemacht wird. Der Vorwurf ist: er benutzt moderne Wörter. So wird Frodo von Sam Chef genannt anstatt Herr.

Der Grund dafür ist folgender: Tolkien hat im Englischen viele unterschiedliche Sprachstile für die einzelnen Leute/Gruppen verwendet (habe ich mir so sagen lassen), Carroux dagegen verwendet nur einen einzigen Sprachstil. Kreege wollte mit seiner Übersetzung wie Tolkien vorgehen, das Problem das entstanden ist: das modernste Englisch bei Tolkien war logischerweise das der 1940er, Kreege hat aber als Ausgangspunkt das heutige Deutsch genommen. Dadurch die vielen modernen Wörter, die nach Meinung vieler einfach nicht passen.

Das ich mich daran nicht so störe liegt vermutlich daran, dass ich einfach nicht so den Sinn für die Sprache habe. Ich lese den Inhalt - den Stil überlese ich. So zumindest meine vereinfachte Selbstanalyse.


Da du nun vielleicht damit nicht sehr viel anfangen kannst, nun mein ultimativer Tipp: Auf Englisch lesen!

Beim Hobbit habe ich das schon selbst getan - ich hab alles verstanden und hatte keine Probleme, beim HdR habe ich das beim nächsten Lesen (wahrscheinlich aber frühestens 2011) vor. Die englischen Bücher sind schon besorgt ;-)
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Beitragvon Demona » Do 7. Jan 2010, 20:31

Ich habe auch die Krege-Übersetzung aus dem Jahre 1999.

Krege schreibt auch selber im Anhang, dass sich Margaret Carroux an die Anleitungen und Wünsche von Tolkien gehalten hat. Allerdings hat sich Tolkien selbst an die Namensfindungen für das Deutsche gehalten. Er fand vieles im Deutschen schöner wie im Englischen, da sich in unsere Sprache bei der Übersetzung bessere Gelegenheiten ergaben wie im Englischen. Es ist auch allgemein bekannt, dass Tolkien das englische Wort "elves" eher peinlich fand und sich "Elben" im deutschen besser anhörte wie "Elfen".
In der Ursprache heißt"Auenland" auch Suza und im englischen (einfaltslos) "shire". Das wurde dem Land der Hobbits nicht gerecht, da das Land der Hobbits ein Idyll ist.

Natürlich gibt es zahlreiche Beispiele die sich im Internet tummeln an denen eine schlechte Übersetzung von Kreege festgemacht wird. Der Vorwurf ist: er benutzt moderne Wörter. So wird Frodo von Sam Chef genannt anstatt Herr.


Mir ist aufgefallen, dass es da immer mal wechselt. Mal sagt Sam einfach nur "Chef", aber manches mal sagt er auch "Herr Frodo".

Bei HdR hat mich die Übersetzung nicht gestört. Allerdings fand ich es auch beim "Hobbit" auffallender. Scherf fand ich schöner geschrieben, obwohl ja bei Krege die Gedichte wohl alle drin waren.
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Beitragvon Gast » Do 7. Jan 2010, 22:04

Ich danke euch für die schnelle Antwort :-)

Hm, dann werde ich wohl trotzdem mal die Carroux Übersetzung lesen, aber das mit dem Englischen ist auch ein guter Tipp...dann habe ich ja viel vor in den Ferien.


LG
Trevor
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Beitragvon frared » Fr 8. Jan 2010, 15:33

krege klang oft flacher. carroux benutzt meines erachtens evokativere sprache, oder schien der geschichte der woerter eher nachzustoebern.

frodo als 'chef' finde ich schon stark daneben besonders da krege sich mit der materie (tolkien) auskennt und auch das silmarillion uebersetzte. warum immer alles irgendwie modernisiert werden muss, ist mir sowieso ein raetsel.

ich habs auf englisch gelesen, weil ich es so hatte, und hatte weniger schwierigkeiten. du weiss ja eh was ungefaehr passiert, sollte also ok gehen.
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Beitragvon Cellmorbasg » Fr 8. Jan 2010, 21:08

besonders da krege sich mit der materie (tolkien) auskennt und auch das silmarillion uebersetzte. warum immer alles irgendwie modernisiert werden muss, ist mir sowieso ein raetsel.

Eigentlich beantwortest du die Frage selbst. Kreege hat genau deshalb modernisiert, weil er sich so mit der Materie auskannte. Die Hobbits sind der moderne Fremdkörper in einer an sich alten, vergangenen Welt. Die Hobbits sind genau die Brücke zwischen Mittelerde und dem Leser die dem Silmarillion fehlt.
Diesen modernen Fremdkörper seiner Bestimmung zurück zu führen indem man die Sprache nach 60 Jahren wieder modern anpasst finde ich legitim. Natürlich käme niemand auf die Idee, dies auch im Original zu tun und da rumzupfuschen. Übersetzungen sind aber nunmal etwas fundamental anderes. Es ist nichts ungewöhnliches bekannte Texte neu - d.h. in der Regel in moderne Sprache - zu übersetzen. Eine Übersetzung ist nie perfekt. Sie ist eine Hilfestellung für uns da wir nicht alle 6000 Sprachen dieses Planeten verstehen können.

Hier noch ein Auszug aus Ardapedia:
Die neue Übersetzung versucht stärker als die alte, Tolkiens zwischen den verschiedenen Figuren der Handlung stark wechselnden Sprachstil auch im Deutschen wiederzugeben. In der alten deutschen Übersetzung ist der deutsche Stil durchgehend ziemlich einheitlich ? gemäßigt altmodisch; im Original findet man dagegen Sprachebenen vom ausgesprochen ?Bibelstil? des 16. Jahrhunderts bis hin zum ländlichen und städtischen, teilweise derben Alltagsenglisch der 1940er Jahre. Krege versuchte dies im Deutschen zu imitieren, legte aber das Deutsch der 1990er statt der 1940er als seinen ?Endpunkt? fest.

http://ardapedia.herr-der-ringe-film.de/index.php/Der_Herr_der_Ringe
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Beitragvon Demona » Fr 8. Jan 2010, 21:14

@ Cellmo

Da stimme ich schon zu, allerdings nicht, was die Beziehung zwischen Frodo und Sam betrifft. Dahin gehend hatte sich Tolkien mal geäußert, dass es eine Beziehung wäre, wie zwischen ihm und seinem Adjudanten im Krieg.
Das heißt, Tolkien war der "Herr" und der Adjudant war der "Diener". Sein Adjudant sorgte für seine Kleidung und seine Verpflegung und genauso war auch die Beziehung zwischen Frodo und Sam. Obwohl sie aus Frodos Sicht im Laufe der "Reise" Freunde wurden, war Frodo für Sam immer noch der höhergestellte, da seine Familie halt für Frodos Familie immer die Gärtner waren.

Chef klingt für mich da dann eher abwertend und Herr hört sich da besser an.
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Beitragvon frared » Sa 9. Jan 2010, 02:03

ich verstehe schon was eine übersetzung so macht. ich würde nciht unbedingt von perfektion anfangen, der tolkiensche text ist ja auch nicht perfekt oder so. du kannst eigentlich nur appropriieren.

ich fand nciht, dass die englische ausgabe so verhältnismässig starke modernisierungen wirklich brauchte, um lebendiger oder sonstwas zu sein. ich finde nciht, dass margaret carroux irgendwas gravierend falsch gemacht hat, dass sie so 'korrigiert' werden muss.

mir kam es wie ein marketing ploy vor, dass klett nochmal übersetzen liess, weil ihre sprache vermutlich zu antiquiert war. well, tough. die übersetzung, wie der text, auf dem sie basierte, ist aus ihrer zeit. das ist lesbar, genauso wie wir heute noch goethe etc lesen können, können wir auch etwas antiquiertere sprache lesen. und es ist auch nciht zuviel vom leser verlangt.

mir kam es vor, als hätte krege mit gewalt etwas verändern müssen, damit er überhaupt was verändern konnte. das finde ich nciht hilfreich.

edit: nochmal deine post gelesen: ich habe die hobbits bisher nicht als fremdkörper gesehen. wie meinst du das?
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Beitragvon Demona » Sa 9. Jan 2010, 12:01

@ frared

edit: nochmal deine post gelesen: ich habe die hobbits bisher nicht als fremdkörper gesehen. wie meinst du das?


Ich würde nicht als das deuten, wie es Cellmo geschrieben hat. Die Hobbits sind halt anders wie die anderen Völker. Lt. Tolkiens Beschreibung sind sie ja sogar noch kleiner wie die Zwerge. Und sie sind ja auch nur wenigen auf Mittelerde bekannt, noch nicht einmal Baumbart konnte mit ihnen etwas anfangen und die Ents sind ja schon sehr lange auf Mittelerde (Na gut, die haben ihre Frauen verloren und können sie nicht mehr finden. :mrgreen: )
Jedoch sind die Hobbits auch sehr untypisch in ihrer Art und wie sie leben. Und sie wurden von den wenigen, die von ihnen wussten beschützt und auch nach dem Ringkrieg wurden sie wieder beschützt. Wie etwas besonderes, was man unbedingt erhalten will.
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Beitragvon frared » Sa 9. Jan 2010, 12:41

danke. macht sie wahrscheinlich trotzdem nicht zu modernen menschen, was die neue übersetzung leider suggeriert.
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