das ist schon ein bisschen anmassend von einem verlag, eine neue übersetzung zu kommissionieren, obwohl an der alten nix falsch ist, oder nichts fehlt.
Nein, ich finde nicht, dass es anmaßend ist. Die alte Übersetzung ist auch nicht fehlerfrei - allein schon, weil das eine Übersetzung nie sein kann. Man findet auch durchaus andere Meinungen als die, dass Krege nur Mist verzapft hat und bei Carroux eitel Sonnenschein herrscht.
Der Verlag wollte wohl eine neue Übersetzung. Warum? Keine Ahnung, im Zweifel würde ich sagen wegen Geld. Dem Übersetzer würde ich ein solches Motiv aber nicht zuvorderst ankreiden. Er war offensichtlich der Meinung es besser machen zu können. Teilweise ist es ihm wohl auch gelungen.
Krege hat geschrieben:"[...] Die Übersetzerin Margaret Carroux hat also an etlichen Stellen die auch aus meiner Sicht richtigen Worte schon gefunden. [...] Dennoch wird der Leser auch ohne peniblen Textvergleich Unterschiede bemerken. Die alte Fassung ist eine getreue Nacherzählung einer fremden Geschichte. Sie gibt den englischen Text im allgemeinen zuverlässig wieder; doch der Ton klingt neutral und gedämpft [...]. Die neue Fassung maßt sich einen Versuch an, die Geschichte so vorzutragen, wie Tolkien es tun würde, wenn er heute, 1999, schriebe und wenn er sie aus dem Westron gleich ins Deutsche brächte, ohne den Umweg über das Englische."
Ich persönlich halte es für falsch, dass Krege die 1990er als Bezugspunkt gewählt hat und das ein oder andere moderne Wort zu viel in die Übersetzung gerutscht ist. Den Anspruch überhaupt neu zu übersetzen finde ich aber legitim.
ich behaupte einfach mal, dass den lesern diese feinheiten der betrachtung auch beim alten text einrieselten, nicht wahr
Ich weiß ehrlich gesagt nicht von welchen Feinheiten du sprichst.
mit dem gleichen recht könnte ich die ilias jetzt nochmal übersetzen
Ist geschehen. Wäre ja auch schlimm, wenn wir uns mit der erstbesten Übersetzung von vor 500 Jahren zufrieden gegeben hätten.
Gerade bei Homer wird es ja schwirig. Denn wenn man bei Übersetzungen das Versmaß des Originals beibehält kommt man noch leichter in Schwirigkeiten. Deshalb machen es ja manche auch nicht und lösen sich vom Versmaß.
Auch der Parzival wird ja übersetzt - von (mittelhoch)deutsch zu (neuhoch)deutsch. Mit allerhöchster Anstrenung konnte ich dem mittelhochdeutschen Text einigermaßen folgen, aber wir wollen ja lesen nicht als Arbeit sondern als Vergrügen.