Das Geheimnis ihres Todes ("The Virgin Suicides")




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Das Geheimnis ihres Todes ("The Virgin Suicides")

Beitragvon Demona » Mi 11. Nov 2009, 09:29

Letzten Donnerstag brachte ARTE um 21:00 Uhr eines der faszinierenden Mädchendramen und das Regiedebüt von Sofia Coppola (erhielt für "Lost in Translation" eine Oscarnominierung als beste Regisseurin - erste Amerikanerin, die dafür nominiert wurde und die dritte Frau weltweit).

Der Film ist aus dem Jahre 1999 und basiert auf den gleichnamigen Roman von Jeffrey Eugenides ("Middlesex"). Die Musik stammt vom französischen Popduo "Air".

Bild



In den Hauptrollen:

Kathleen Turner als fanatisch-religiöse Mutter

James Woods als unbeholfener und unter der Fuchtel seiner Frau stehender Vater

Eine der fünf Schwestern - Lux - wird gespielt von Kirsten Dunst

Ihren ersten Freund, Trip Fontaine stellt in jungen Jahren Josh Hartnett dar und später als erwachsenen Mann, Michael Pare.



Die Geschichte beginnt in einem kleinen Kaff in den USA in den 70er Jahren. Die fünf Lisbon-Schwestern wachsen sehr behütet auf und die heile Welt in dem kleinen Ort erhält leichte Risse, als die Jüngste der Schwestern, Cecilia einen Selbstmordversuch begeht.
Ein Psychologe, der Gespräche mit der Jüngsten führt, rät den Eltern den Mädchen mehr Freiheiten zu geben zudem auch der Umgang mit gleichaltrigen Jungen gehört.

Daraufhin beschließen die Eltern, für ihre Jüngste eine Party zu geben und laden auch die Jungen aus der Nachbarschaft ein. Doch Cecilia verabschiedet sich frühzeitig und wird später von ihrem Vater aufgespießt auf dem gusseisernen Gartenzaun gefunden.
Damit beginnt für die Kleinstadt ein Jahr der Veränderungen oder wie einige meinen der Selbstmorde. die Jungen aus der Nachbarstadt - die allesamt verliebt in die Lisbon-Mädchen waren, werden später deren Selbstmorde immer als Rätsel betrachten, das sie nie lösen konnten.

Der Verlust der Jüngsten bringt die Eltern, allem voran die fanatisch-religiöse Mutter, dazu, die Regeln im Hause zu verschärfen. Als sich jedoch die Zweitjüngste, die 14-jährige Lux in den Mädchenschwarm Trip Fontaine verliebt und dieser sie zum Schulball einladen will, machen die eltern eine Ausnahme. Allerdings unter der Bedinung, dass Mr. Lisbon die Aufsicht auf dem Ball führen wird und dass Trip männliche Begleitung auch für Lux?s Schwestern organisiert und somit alle zu dem Ball fahren können.
Ihre älteren Schwestern sind anfangs nicht sehr begeistert davon, aber am Ende haben alle viel Spass.

Jedoch verschwindet Lux während des Abends mit Trip, nachdem sie zu Homecoming-Queen und -King gewählt worden und die Schwestern fahren ohne sie heim. Die beiden unternehmen einen Spaziergang auf das Football-Feld der Schule, der darin endet, dass Lux ihre Jungfräulichkeit verliert. Dann schlafen beide ein und Lux erwacht alleine wieder auf und geht nach Hause.

Dies ist ein neuer Grund für die Mutter, die Regeln im Haus wieder zu verschärfen. Dies geht soweit, dass die Schwestern in den nächsten Wochen nicht mehr zur Schule dürfen und Lux von ihrer Mutter gezwungen wird, ihre Rock-Schallplatten zu verbrennen.
Die Mädchen können von nun an kein normales Leben mehr führen und werden in ihren Zimmern isoliert. Die Nachbarsjungen sind die einzigen, die noch Kontakt zu den Mädchen halten, indem sie mit ihnen per Morsezeichen kommunizieren und am Telefon Schallplatten für die Mädchen abspielen, da die Mädchen selbst keine mehr besitzen.

Eines Abends eskaliert jedoch die Situation...


Wer rätselhafte und bittersüße Tragödien mag, der wird den Film lieben. Es ist aber nicht wirklich ein Film, den jeder liebt und sich gerne ansieht.
Am Ende hält der Film der Gesellschaft (in diesem Fall dem kleinen Kaff) einen Spiegel vor.

Der Film lebt von seinen guten Darstellern und der wirklich guten Arbeit der Sofia Coppola. Man kann ihr zu diesem Erstlingswerk nur gratulieren.
Auch wenn der Film die Frage offen lässt, warum die Mädchen am Ende beschließen ihren Leben ein Ende zu setzen, anstatt einfach zu gehen.


Der Film erhält von mir 9/10 Jungfrauen.
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von Anzeige » Mi 11. Nov 2009, 09:29

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Beitragvon Cellmorbasg » Mi 11. Nov 2009, 11:33

Ich hab den Film auch gesehen, fand ihn aber leider weniger gelungen.
Gerade als Spiegel ist der Film ungeeignet. Der Film hält ständig eine Distanz zur Geschichte und zu den Charakteren. Desweiteren bleibt der Film an der Oberfläche - genaue Motivationen für die Taten und vor allem für die Selbstmorde fehlen vollkommen.

Auch wenn der Film die Frage offen lässt, warum die Mädchen am Ende beschließen ihren Leben ein Ende zu setzen

Wie soll man das Werk eigentlich ernst nehmen, wenn dieser zentrale Punkt nicht behandelt wird. Der ganze Film dreht sich um den Selbstmord der Mädchen - wenn man am Ende aber gar nicht weiß, warum sie sich umbrachten, dann kann das kein Spiegel sein.
Da der Film alles offen lässt, brauch sich auch niemand verantwortlich fühlen. Ein Spiegel sieht für mich anders aus.

Vor diesem merkwürdigen Ende war der Film zwar stellenweise auf akzeptablem Weg - aber so bleibt nicht viel zurück und man kann den Film getrost vergessen.


Also Mittelmaß: 5 von 10 Punkten
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Beitragvon Demona » Mi 11. Nov 2009, 12:30

@ Cellmo

Ich meinte mit dem Spiegel auch mehr die Leute in dieser Kleinstadt.

Keiner von ihnen - weder Lehrer noch sonst jemand - hat etwas getan, als die Mädchen wochenlang nicht in die Schule gingen. Jeder wusste, wie die Mutter war und lästerte zum Teil darüber.
Es wurde hinter vorgehaltener Hand wegen der Mädchen getuschelt.
Keiner hat ihnen irgendwie geholfen, bis auf ein paar pubertierende Jungen, denen am Schluss selbst nicht geholfen wurde und die mit dem Erlebten leben mussten.

Selbstmord weist immer Fragen nach dem Warum und Wieso auf. Hier ist die Frage danach wohl noch umfassender, weil es 5 Mädchen waren.

Ich denke mal, wenn der Vater nur mehr Mumm und Durchsetzungsvermögen gegenüber seiner Frau gehabt hätte, dann wäre dies vllt. nicht geschehen. Zumindest nicht die Selbstmorde der der letzten vier Schwestern.
M.E. sollte ein Film auch nicht alle Fragen beantworten, da es auf einiges eh keine (richtigen) Antworten gibt.
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Beitragvon Cellmorbasg » Mi 11. Nov 2009, 21:01

Ein Film muss nicht immer Antworten geben, das ist schon richtig.
Aber dieser Film ist ja nicht mal in den Fragen klar. Man kann nach dem Film genauso viel über das Warum sagen wie vorher.

Kleinstadt, Mutter, zerbrochene Liebe, alle zusammen, nur Zufall, nur eine übereilte Reaktion auf einen nicht genannten Anlass - und vor allem: warum eigentlich die Jungen zum Leichenschauen einladen?

Das sind keine Fragen die der Film in dem Sinn stellt, dass man darüber nachdenken kann, das sind Fragen die den Film letztlich überflüssig machen, weil man sie ohne Film genauso beantworten kann, wie mit: gar nicht.


Aber vielleicht habe ich den Film auch nicht verstanden und bin zu blöd die unterschwellige Kritik an der Kleinstadt zu entdecken - soll ja vorkommen.

Aber selbst wenn mir der Inhalt noch einleuchten würde, bleiben die Distanz und Kälte zu den Figuren - das macht ein mitfühlen doch arg schwer. Das ist mehr eine Aneinanderreihung von Ereignissen ohne Tiefgang die dem Verstand was sagt, aber im Herzen nicht ankommt.

Das Bittersüße was auch ich an Filmen zu schätzen weiß, kam hier nicht an.


Aber zum Schluss vielleicht noch was positives: Bei einem solchen Regiedebüt muss man die Hoffnung noch nicht aufgeben. Gibt gestandene Regisseure die größerin Unsinn fabrizieren.
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Beitragvon Demona » Mi 11. Nov 2009, 22:19

@ Cellmo


Vllt. sollte man da eher den Roman kritisieren. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber wenn es adaptiert wurde, dann liegt es eher an dem Autor, der da einige Fragen offen lies.
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Beitragvon frared » Fr 13. Nov 2009, 01:05

ich and die erstickung innerhalb des films als ich ihn vor einigen jahren gesehen hab, sehr deutlich zu spüren. ich mochte auch, dass nichts zu tode erklärt wird (als gäbe es soetwas wie eine erklärung für selbstmord) und ich glaube frau coppola mag das auch genauso (lost in translation versucht denselben trick)
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