Ich hatte dieses gestern geschrieben:
Es wurde ja letzte Woche im Podcast vermutet, dass Prophezeiungen in der Serie keine Rolle mehr spielten. Bezug genommen wurde auf die Valonquar-Theorie, nach welcher - möglicherweise, sie war mehrdeutig - Cersei erwürgt werden sollte. Diese Prophezeiung war in der Serie aber nicht zu sehen. Die anderen Prophezeiungen habe sich aber bewahrheitet. Cersei ist tot, ihre Kinder starben alle und eine jüngere Königin hat ihren Platz eingenommen. Gehen wir zur Rolle des Azor Ahai, so wissen wir, dass er die Periode der Dunkelheit beendet und seine Geliebte töten muss. Es ist nicht zwingend, dass der Azor Ahai den Nachtkönig töten muss. Das Eis ist bereits tot, es muss also noch das Feuer sterben. Nach dem Tod von Melisandre stehen für das Feuer - wenn man von der roten Priesterin Kivara absieht - lediglich Daenerys und Drogon. Wenn die Serie diesen Weg geht, so steht für mich lediglich fest, dass Daenerys sterben und Drogon entweder ebenfalls getötet wird oder - man denke an Dumbledores Phoenix in den Harry-Potter-Bänden - verschwindet. Die Magie - Mario hatte dies in einem Podcast erwähnt - wäre beendet. Wenn Jon der Azor Ahai ist - und ich gehe nach der Untersuchung seines Schwertes durch den greisen Aegon Targaryen auf der Nachtwache davon aus - dann muss er es sein, der Daenerys tötet und nur dann wäre seine "Wiedererweckung" in Staffel 6 Folge 2 eigentlich begründbar. Denn dann hätte er noch eine entscheidende Funktion zu erfüllen; eben den, Daenerys zu töten. Und da Daenerys durch ihre Handlungen in der vorherigen Episode "diskreditiert" ist, wird sich niemand über ihre Ermordung aufregen. Daenerys tot und Drogon tot oder Daenerys tot und Drogon verschwunden. Geht man von der Vision von Daenerys aus (siehe Bild oben im Artikel unter Punkt 6:
https://www.serienjunkies.de/news/game- ... 266-6.html), dann wäre für mich auch das einzig logische Ende, dass der eiserne Thron, der Sinnbild für das "Game of Thrones", das machiavellistische Machtspiel um die Throne ist, zerstört wird. Ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass die finale Folge: "The iron Throne" heißen könnte. Niemand säße dann auf dem Thron. Sansa - wenn sie nicht getötet wird - wäre dann als Nachfolgerin Jons Queen of the North, die Königin des Nordens. Jon hätte seine Mission erfüllt und stirbt oder geht in den Norden zu Tormond und Geist zurück, de facto also in die Bedeutungslosigkeit, er hat seine Funktion erfüllt.
Irgendeine Rolle müsste Bronn und Tyrions Armbrust noch spielen, ansonsten wäre der ganze Bronn-Handlungsstrang, der m.E. die vorherigen beiden Folgen nicht eben bereichert hat, umsonst gewesen und Jerome Flynn taucht ja auch in der Liste der Schauspieler zur letzten Folge auf. Sam wird in der Tat als Dokumentar die "Saga von Eis und Feuer" aufschreiben und ansonsten ist für mich alles derzeit Kaffesatzleserei. Es ist auch m.E. nicht mehr von Bedeutung, wer auf dem Eisernen Thron sitzt, wenn dieser bereits zerstört ist oder in der finalen Folge zerstört werden sollte.
Zitatende.
Sogar der Titel der letzten Folge heißt "The Iron Throne". Da hat mich mein Gefühl also nicht getrogen.
Gemessen an der obigen Vorhersage hat mir - so ähnlich wie Felix im Review - der erste Teil der Folge - bis zu Daenerys Tod - gut gefallen. Ich fand es ergreifend, wie Tyrion am Anfang die Leichen seiner Geschwister gefunden hat, ich mochte das Gespräch zwischen Jon und Tyrion, ich mochte auch - erstmals - Kit Harrington, dessen innere Zerrissenheit - gerade bei der Ermordung von Daenerys - gut herüberkam.
Insofern ein gelungener erster Teil. Meines Erachtens hätte die Episode mit Drogons Zerstörung des Eisernen Throns und seinem Abflug auch enden können. Dann wäre es ein durchaus stimmiges Ende der ganzen Serie geworden.
Den zweiten Teil fand ich einfach zu "weichgespült". Dies begann mit der Tatsache, dass Drogon Jon als Mörder von Daenerys nicht getötet hat - obwohl die Drachenszene an sich sehr gut gelungen war. Dann wurden die ganzen Hintergründe um Schattenwölfe und Brans Flugfähigkeit nicht aufgeklärt. Was soll Brans Bemerkung, er könne vielleicht Drogon finden? Warum wird so ein passiver Mensch König? Weil ihn alle manipulieren können? Durch seine Anmerkungen steht er doch eher selber als der große Manipulator da, der die Dinge so hat geschehen lassen, um König der Sieben Königslande zu werden? Und warum wird Jon nach seiner Tat nicht begnadigt? Denn er tötet jemanden, der einen Massenmord begangen hat und die letzten Szenen mit Daenerys erinnern fatal an Aufnahmen von Reichsparteitagen mit Hitler. (Vgl. auch hier:
https://winteriscoming.net/2019/05/20/b ... isode-806/) Hätte man die Attentäter vom 20. Juli 1944 auch zur Nachtwache verbannt? Fragen über Fragen. Ich muss mir die Folge nochmals ansehen, um sie endgültig beurteilen zu können. Ich fand sie nicht schlecht, ich hatte nach Folge 3, die ich miserabel fand, ein schlechteres Ende erwartet; ich halte das Ende durchaus für schlüssig. Aber letztlich lassen mich die ganzen offenen Fragen ratlos zurück. Felix hat dies in seinem hervorragenden Review auch sehr gut ausgedrückt. Ich bin nicht "glücklich" über die Folge, vor allem den 2. Teil (ganz ärgerlich fand ich, dass Bronn für seinen zynischen Machiavellismus noch durch eine Ratsmitgliedschaft "belohnt" wird) und mich ärgert auch, dass Varys "bestraft" wurde und Tyrion so gar nichts passiert. Aber unschlüssig ist das Ende auch nicht. Ja, ich bin hin- und hergerissen und teile auch die Bewertung mit 3,5 Punkten.
Verständliche Einwände gegen die Folge jedoch hier:
https://serienfuchs.de/neuigkeiten/game ... ben-35062/