Obi-Wan als Mentor




A long time ago, in a galaxy far, far away ...

Beitragvon frared » Mo 11. Aug 2008, 15:04

zum buddhismus kann ich nix sagen, dafuer kenne ich mich zuwenig mit lucas selbst aus.

ich hab ein bisschen bei christopher ross (tunnel visions, 2001) nachgelesen, der weder erziehungswissenschaftler noch metaphysiker ist, und gerade deshalb wenig verkopft auf bestimmte sachen reagiert - wie mir scheint.

Dieses Meister/Schülersystem erkannte ein quasi-mystisches Etwas an, das nur durch die Institution der Jüngerschaft, etwas, das man nicht lehren sondern nur aufschnappen kann, indem man in der Gemeinschaft von Fähigen bleibt. Es ermutigte stille Beobachtung und Lernen durch Erfüllung der Aufgaben ohne sie zu hinterfragen. [wax on, wax off] war für Karate Kid vermutlich zunächst bedeutungslos, aber wir vertrauten alle darauf, dass Mr Miyagi wusste was er tat.
Diese Methode ist kein analytisches Lernmittel, sie basiert auf Vertrauen und dem Glauben, dass man mit jemandem lernt, der verkörpert, wer man selbst werden möchte. Das Material, das man studiert und der Mann sind eins und müssen gemeinsam aufgenommen werden: das menschliche Element wurde als Schlüssel betrachtet, nicht nur einer von vielen Wegen, Informationen zu behalten und weiterzugeben. Dass sie funktionierte, lag nicht allein daran, dass es dynamisch war, immer bereit sich auf individuelle Schwierigkeiten des Schülers einzustellen. Es war ein maßgeschneiderter Prozess, nichts von der Stange, dass genutzt wird, die Unwissenden zu belehren und zu beglueckwuenschen, dafür, dass sie etwas auswendiglernen, es wieder von sich geben und dann vergessen.
[?]
Aber könnte man nicht einwenden, dass einem Meister zu folgen und zu imitieren Sklaverei ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach Kreativität und Individualität unterdrückt? In Japan wird die Frage oft mit einem Konzept beantwortet, dass manchmal ?erhalten, brechen und trennen? genannt wird oder ?in der Reihenfolge der Zeichen, die diesen Satz ausmachen, gelesen- shu-ha-ri. Es beschreibt die Stadien des Lehrlingssystems. Zuerst Meisterschaft durch genaue Imitation (shu); dann das Verstehen der Handlungen des Meisters indem man die Grenzen testet und mit den Regeln experimentiert (ha); und schliesslich die Trennung und selbständigkeit. Aber so, dass jede deiner Äusserungen genau die Essenz deines Gelernten widerspiegelt, und die Form nicht länger ausschlaggebend ist (ri).
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von Anzeige » Mo 11. Aug 2008, 15:04

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Beitragvon nevermore » Mi 13. Aug 2008, 16:57

Das hört sich in der Tat ziemlich nach Jedi-Orden an :) Natürlich setzt der erste Paragraph voraus, dass der Mentor tatsächlich das verkörpert, was man selber werden will, und dass der Lehrprozess wirklich individuell zugeschnitten und nicht "von der Stange" ist. Schon beim ersten Punkt hätte ich da im Verhältnis Anakin-Obi-Wan meine Zweifel, denn Anakin meinte ja bereits in AOTC, er sei Obi-Wan in vielen Dingen voraus. Beim zweiten Punkt ist es dann vollends vorbei: "He never listens! He doesn't understand!"

Sowas führt dann dazu, dass der drei-Stufen-Prozess durchbrochen wird und das Hinterfragen und Testen der Regeln des Meisters beginnt, noch bevor man sie verstanden hat. Das westliche Lernen ist eher ein interaktives Modell, in dem Imitieren, Verstehen und Testen mehr simultan ablaufen. Im Fall Anakin und Obi-Wan hätten wir es dann mit zwei Lernmodellen zu tun, der Schüler vertritt das eine, der Lehrer das andere, wobei beide leider mehr oder weniger inkompatibel sind.
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Beitragvon frared » Do 14. Aug 2008, 14:02

ich glaub auch die sind inkompatibel.

ich fand die betrachtung vond er theorie und letzendlich der praxis interessant: an welcher stelle versteht obi-wan das potential der situation ueberhaupt nicht? ist es unmoeglich dieses verhaeltnis mit anakin zu haben? ich glaube nicht, ich glaube nicht, dass anakin unfaehig ist, zu lernen, er lernt ja bestimmte sachen -unbewusst-, ich wuerde sagen, die antwort ist eher in obi-wans verhaeltnis zu seinem eigenen orden zu sehen. i.e. was sieht er eigentlich als essenz von jeditum?
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