Alles rund um die magische Welt von Harry Potter
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Di 8. Jul 2008, 20:38

@Eve und Kola

Zwischen 1981 und 1994 konnte niemand mit Sicherheit wissen, dass Voldemort überhaupt zurückkommt. Zwar hatte Dumbledore Vermutungen, oder Verdachtsmomente, aber etwas genaues wusste man nicht. Er war keineswegs dazu gezwungen, in diesen 13 Jahren per Kotzbrocken-Verhalten jeden zum Feind zu machen, oder sein Leben als Kellerratte zu fristen. Hätte JKR Snape als einen Charakter zeichnen wollen, der noch ein Privat- oder Sozialleben hatte, dann wäre es mühelos möglich gewesen, Szenen einzubauen, in denen Harry sieht, wie sich Snape mit einem Lehrerkollegen oder jemand anderem mal etwas freundlicher unterhält, in den Snape sonstwo in Gesellschaft gesehen wird oder etwas tut, was ihm offensichtlich Freude macht. Wie die Spinners End Szene zeigte, ist sie da nichtmal auf Harrys Perspektive angewiesen. Da solche Momente aber in den Büchern nirgendwo auftauchen, nehme ich an, dass eine solche Charakterseite Snapes in JKRs Vorstellung (anders als in der vieler ihrer Fans) auch nicht existiert. Dass dies alles nur auf den Harry-Filter zurückzuführen ist (der meiner Ansicht nach kollossal überschätzt wurde, auch von mir) , glaube ich nicht mehr.

Dass man sich als Todesser in den Kerker verkriechen, jegliche Kontakte meiden und zu den Schülern widerlich sein muss, ist übrigens nichtmal in Voldemorts Anwesenheit zwingend. Barty Crouch zeigte, dass es auch anders geht.

Kola hat geschrieben:Wenn dem so wäre, dann wäre Snape gleich am Anfang gestorben, nachdem er zu AD gewechselt ist.


Wenn es nur darum ginge, sterben zu wollen, ja. Dieses Zitat sagt aber "they are looking for something worth dying for" - etwas, wofür es sich lohnt, zu sterben (im Unterschied zu: etwas zu haben, wofür es zu leben wert ist). Dumbledore hat ihm mehr oder minder das Versprechen abgenommen, Harry zu schützen - wozu er notgedrungen am Leben bleiben musste. Aber das geschah mE weniger weil dies das Leben für ihn lebenswert machte, sondern eher aus Schuld- und Pflichtgefühl.

Di 8. Jul 2008, 20:38

Di 8. Jul 2008, 20:40

Statt dessen zog er es vor, sich in seinem Kerker zu verkriechen, möglichst jeden von Kontaktversuchen abzuschrecken und sich Schuldgefühlen und Trauer um eine nie erwiderte Liebe zu ergeben - und das 14 Jahre lang, ohne dafür eine akute Notwendigkeit bestanden hätte.


Da sehe ich ähnliche Charakterzüge zu Batman, der sich zwanghaft in ein Fledermauskostüm quetscht und Nacht für Nacht Verbrecher verprügelt. Manche Batman-Interpretationen sind Snape gar nicht mal so unähnlich, Batman neigt ebenfalls dazu, unausstehlich zu sein, hat aber einen messerscharfen Verstand.

Di 8. Jul 2008, 21:04

Sicher konnte niemand wissen, ob Voldemort zurückkehren würde. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und ich halte Dumbledore für einen sehr vorausschauenden Menschen.

Dass besonders Rowling Snape hasst und nicht versteht, wie die Leute gerade auf diesen Charakter so abfahren können, ist ja bekannt und zeigt eigentlich nur, dass sie im Vorfeld nicht gewusst haben konnte, dass Schurken besonders beliebt sind. Mir stellt sich da jetzt die Frage, warum sie in der Denkarium-Szene Snape als Opfer dargestellt hat. So gut ich mich noch erinnere war selbst Harry davon nicht sehr angetan und hat Sirius draufhin angesprochen. Missinterpretiere ich die Szene und wollte Rowling damit nur zeigen, dass James und Sirius sich gegen Snape zur Wehr setzen konnten oder wollte sie nun tatsächlich Mitleid für Snape bei nicht gerade wenigen Fans erzeugen?

Der Harry-Filter wurde doch nur dann umgangen, um Szenen zu zeigen, die für die Handlung wichtig waren. In keiner dieser Szenen, die nicht aus Harrys Sicht erzählt wurden, wurde auf einen anderen Charakter so sehr eingegangen, dass man etwas Privates von ihm erfahren hätte oder ich erinnere mich nur nicht daran.

In Gesellschaft wird Snape immerhin im Phönixorden gesehen und er toleriert die Anwesenheit von Black, wenn auch zähneknirschend.

Batman ist ein schönes Beispiel und es gibt noch mehr Charaktere, die sich ähnlich wie Snape verkrauchen, ihre Mitmenschen meiden oder gemein zu ihnen sind, trotzdem aber keine schlechten Menschen darstellen und so sehe ich das mit Snape.

LG, Eve :)

Di 8. Jul 2008, 21:24

nevermore hat geschrieben:Zwischen 1981 und 1994 konnte niemand mit Sicherheit wissen, dass Voldemort überhaupt zurückkommt. Zwar hatte Dumbledore Vermutungen, oder Verdachtsmomente, aber etwas genaues wusste man nicht.

AD ist immer davon ausgegangen, dass LV irgendwann zurückkommen wird. Das sagt Hagrid in Band eins und vier sehr deutlich. Zudem ist Snape nicht nur auf ADs Wunsch in Hogwarts, sondern auch auf LVs. LV wollte ihn in Hogwarts haben und in der 'Mission Bewerbungsgespräch für Hogwarts' war er ja auch unterwegs, als er die vermaledeite Prophezeiung belauscht hat. AD hat sich das später zunutze gemacht, indem er den Schein aufrecht erhielt, dass Snape ihn ausspioniert. Und Snape konnte LV somit zeigen, was für ein 'treuer Diener' er doch sei, siehe Spinners End. das ganze Lehrer-Elend hatte für Snape einen Sinn.

nevermore hat geschrieben:Hätte JKR Snape als einen Charakter zeichnen wollen, der noch ein Privat- oder Sozialleben hatte, dann wäre es mühelos möglich gewesen, Szenen einzubauen

Hat sie doch. In Spinners End sehen wir einen völlig anderen Snape, einen der Scherzchen macht, Wein einschenkt und sich von der hilfsbereiten Seite gibt. Snape-untypischer gehts doch schon fast nicht mehr, oder? Und so vertraut, wie Narzissa und Snape miteinander umgehen, haben die sich nicht zum ersten Mal zum Wein getroffen.
Dann sehen wir einen fürsorglichen Snape, als er Draco nach dem Sectumsempra verarztet. Auch hier ist kein Kotzbrocken zu erkennen, sondern jemand, der sich der Situation entsprechend völlig korrekt verhält.

nevermore hat geschrieben:Dass man sich als Todesser in den Kerker verkriechen, jegliche Kontakte meiden und zu den Schülern widerlich sein muss, ist übrigens nichtmal in Voldemorts Anwesenheit zwingend. Barty Crouch zeigte, dass es auch anders geht.

Barty Crouch ist aber auch kein Spion bei LV und damit nicht der erste in der Reihe, der dran wäre. Er ist viel weniger greifbar als Snape, der LV tagtäglich gegenüber steht. Snape kann sich, genau wie Harry, keinen Schwachpunkt leisten, mit dem er erpressbar wäre. Snape war bereits mit Draco in Band sechs massiv manipulierbar. Wie viel extremer muss das erst sein, wenn LV sich Snapes Frau schnappt? Ich finde, Harry hat das gut erkannt, als er sich von Ginny trennte.

nevermore hat geschrieben:Dumbledore hat ihm mehr oder minder das Versprechen abgenommen, Harry zu schützen - wozu er notgedrungen am Leben bleiben musste. Aber das geschah mE weniger weil dies das Leben für ihn lebenswert machte, sondern eher aus Schuld- und Pflichtgefühl.

Ich sehe das so, dass es vor allem der Wunsch war, Lily an LV zu rächen, der Snape am Leben erhalten hat, eben 'something worth living for'. Es war eine Aufgabe, die seinem Leben einen ganz neuen Sinn gegeben hat und ihn nochmal motiviert hat. Ohne diesen Sinn wäre sein Leben vorbei gewesen. Es war demnach nicht etwas wofür es sich lohnt zu sterben. Sondern zu überleben, bis die Aufgabe erfüllt ist.

Darth Destructo hat geschrieben:Da sehe ich ähnliche Charakterzüge zu Batman, der sich zwanghaft in ein Fledermauskostüm quetscht und Nacht für Nacht Verbrecher verprügelt.

*lach* wenn Snape denn mal welche verprügelt hätte... aber stimmt schon, die beiden haben irgendwie Ähnlichkeit.

Di 8. Jul 2008, 21:44

Dass man sich als Todesser in den Kerker verkriechen, jegliche Kontakte meiden und zu den Schülern widerlich sein muss, ist übrigens nichtmal in Voldemorts Anwesenheit zwingend. Barty Crouch zeigte, dass es auch anders geht.

Das verstehe ich jetzt grade nicht.
Was genau zeigt Barty?
Er wurde nach dem ersten Sturz Voldemorts nach Askaban verbracht, oxidierte da ein Weilchen rum, wurde von Mutti befreit und von Vati mit dem Imperius belegt. Unter dem Fluch gammelte er ein paar Jahre rum und als er sich von der Fessel befreit hatte, schlüpfte er in die Rolle eines anderen und imitierte dessen Verhalten.
Wäre er so schülerfreundlich gewesen, wenn er nicht Moody hätte darstellen wollen?
Ich sehe bei Crouch keinerlei Ansätze eines normalen, sozialen Lebens und verstehe daher nicht ganz, wieso er als Positiv-Beispiel herangezogen wird. *grübel*

/hugs
Lyth

Di 8. Jul 2008, 21:54

Eve hat geschrieben:Sicher konnte niemand wissen, ob Voldemort zurückkehren würde. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und ich halte Dumbledore für einen sehr vorausschauenden Menschen.


Wie gesagt ist das an sich noch kein Grund, sich alle möglichen Leute zum Feind zu machen. Als Spion ist man als freundlicher Mensch sehr viel unauffälliger, und man hätte das Voldemort gegenüber gut als Ablenkungsmanöver verkaufen können. Verdächtiger als Snape kann man sich als Spion kaum verhalten (es trauten ihm ja auch viele nicht - was schon zeigt, wie erfolgreich seine Tarnung gewesen ist).

Dass besonders Rowling Snape hasst und nicht versteht, wie die Leute gerade auf diesen Charakter so abfahren können, ist ja bekannt und zeigt eigentlich nur, dass sie im Vorfeld nicht gewusst haben konnte, dass Schurken besonders beliebt sind.


Ich kann das nur aus meiner Sicht beantworten - bei mir ist es nicht so, dass generell Schurken besonders beliebt sind, sondern ich habe mich u.a. durch Rickmans Darstellung zu einer Snape-Interpretation verleiten lassen, die, wie sich in DH herausgestellt hat, nicht allzu viel damit gemeinsam hat, was sich Rowling unter dem Charakter offenbar vorstellte. An diesem Band 7 Snape finde ich auch nichts Attraktives und nicht mehr viel Interessantes. Wenn ich davon ausgehe, wie ich den Charakter jetzt mittlerweile sehe, verwundert mich ihr Unverständnis nicht.

Mir stellt sich da jetzt die Frage, warum sie in der Denkarium-Szene Snape als Opfer dargestellt hat. So gut ich mich noch erinnere war selbst Harry davon nicht sehr angetan und hat Sirius draufhin angesprochen. Missinterpretiere ich die Szene und wollte Rowling damit nur zeigen, dass James und Sirius sich gegen Snape zur Wehr setzen konnten oder wollte sie nun tatsächlich Mitleid für Snape bei nicht gerade wenigen Fans erzeugen?


Diese Szene erscheint nach Band 7 auch in einem etwas anderen Licht, da hier indirekt James Verhalten wieder legitimiert wird, weil Snape als dieser "schmutzige kleine Todesser, der schon als kleiner Junge Lily lüsterne Blicke zuwarf" dargestellt wird. Ich glaube, die Band 5-Szene war eher dazu gedacht, Lily in ein positives Licht zu rücken - als die die Mitgefühl mit einem hat, der das eigentlich gar nicht verdient. Vielleicht auch um Mitleid für Snape zu erzeugen, aber Mitleid mit einem Charakter allein führt ja nicht dazu, dass der Charakter beliebt ist und bewundert wird.

Der Harry-Filter wurde doch nur dann umgangen, um Szenen zu zeigen, die für die Handlung wichtig waren. In keiner dieser Szenen, die nicht aus Harrys Sicht erzählt wurden, wurde auf einen anderen Charakter so sehr eingegangen, dass man etwas Privates von ihm erfahren hätte oder ich erinnere mich nur nicht daran.
In Gesellschaft wird Snape immerhin im Phönixorden gesehen und er toleriert die Anwesenheit von Black, wenn auch zähneknirschend.


Privates ist auch nicht unbedingt notwendig, mir geht es mehr darum, wie er mit anderen interagiert. Wenn man Snape in sozialer Interaktion sah, war das praktisch ausnahmslos negativ besetzt. Ich kann mich an keine Szene erinnern, in der er wirklich freundlich zu jemandem war, nicht einmal Dumbledore gegenüber (die einzige Ausnahme ist vielleicht die Spinners End Szene mit Narcissa), meist war er ausgesprochen unfreundlich und bestenfalls wurden die anderen toleriert.

@Kola, einiges habe ich glaube ich schon beantwortet, v.a. die Spion-Erklärung. Ich bin nicht der Meinung, dass man als ausgemachter Kotzbrocken als Spion besonders glaubwürdig ist. Im Gegenteil. Als Spion ist man vor allem dann gut, wenn man unauffällig ist. Was die sozialen Beziehungen betrifft: Von Heiraten habe ich nie gesprochen, von den anderen Lehrern ist ja auch niemand verheiratet. Mir geht es um ganz gewöhnliche soziale Beziehungen, in denen man ihn nichtmal freundlich sieht.

Kola hat geschrieben:Hat sie doch. In Spinners End sehen wir einen völlig anderen Snape, einen der Scherzchen macht, Wein einschenkt und sich von der hilfsbereiten Seite gibt. Snape-untypischer gehts doch schon fast nicht mehr, oder? Dann sehen wir einen fürsorglichen Snape, als er Draco nach dem Sectumsempra verarztet. Auch hier ist kein Kotzbrocken zu erkennen, sondern jemand, der sich der Situation entsprechend völlig korrekt verhält.


Die Spinners End Szene ist doch vor allem eine für Bellatrix inszenierte Show, und ebenso wie die Szene mit Draco dreht es sich hier um Todesser-Kontakte, nach dem Wiederauftauchen von Voldemort. Da wäre es wohl kaum anzuraten, dass er unfreundlich ist. Für mich stellt sich das so dar, dass er sich einigermaßen akzeptabel verhält, wenn das unumgänglich ist, weil er eben mit den Leuten auskommen muss - und nicht umgekehrt, dass er sich eigentlich gern freundlich verhalten würde, das aber wegen seines Spion-Daseins nicht kann.

Ich sehe das so, dass es vor allem der Wunsch war, Lily an LV zu rächen, der Snape am Leben erhalten hat, eben 'something worth living for'. Es war eine Aufgabe, die seinem Leben einen ganz neuen Sinn gegeben hat und ihn nochmal motiviert hat. Ohne diesen Sinn wäre sein Leben vorbei gewesen. Es war demnach nicht etwas wofür es sich lohnt zu sterben. Sondern zu überleben, bis die Aufgabe erfüllt ist.


Ja, das würde ich unterschreiben. Ein positiv besetzter Charakter oder gar Held ist jemand, der nur wegen Rachegefühlen weiterlebt, für mich trotzdem nicht, auch dann nicht, wenn es um Voldemort geht. Von positiv besetzten Charakteren muss für mich etwas konstruktives kommen, und Rache ist destruktiv. Vielleicht könnte man es so zusammenfassen: Ich hatte Snape vor Band für einen Charakter gehalten, der auch konstruktives Potenzial hat - dafür halte ich ihn nach Band 7 nicht mehr. Ich sehe Snapes Motivationen rein destruktiv - selbstzerstörerisch in seiner Unfähigkeit, über Schuld und nicht erwiderte Liebe hinwegzukommen, und destruktiv, indem letztendlich die Rache an Voldemort wegen Lily, und nicht das Schaffen einer besseren Gesellschaft, seine Kernmotivation ist. Das ist glaube ich der Knackpunkt, an dem sich Rowlings Snape von dem unterscheidet, was ich in Snape vor Band 7 vermutet hatte. Der Charakter, wie er sich jetzt für mich darstellt, ist für mich wie gesagt weder attraktiv noch besonders interessant, und vor diesem Hintergrund kann ich Rowlings Unverständnis über die begeisterte Snape-Gefolgschaft auch gut nachvollziehen.

Um die Kurve zum Film wieder zu kriegen, meiner Meinung nach ist das Entstehen dieser Snape-Gefolgschaft nicht unwesentlich Rickmans Darstellung zu verdanken, die die Snape-Wahrnehmung bestimmter Fans in eine von Rowlings Interpretation abweichende Richtung beeinflusste. Es wird interessant sein, ob und wie sich diese Darstellung in den letzten Filmen jetzt verändern wird.

Lythanda hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt grade nicht.
Was genau zeigt Barty?
Er wurde nach dem ersten Sturz Voldemorts nach Askaban verbracht, oxidierte da ein Weilchen rum, wurde von Mutti befreit und von Vati mit dem Imperius belegt. Unter dem Fluch gammelte er ein paar Jahre rum und als er sich von der Fessel befreit hatte, schlüpfte er in die Rolle eines anderen und imitierte dessen Verhalten.
Wäre er so schülerfreundlich gewesen, wenn er nicht Moody hätte darstellen wollen?
Ich sehe bei Crouch keinerlei Ansätze eines normalen, sozialen Lebens und verstehe daher nicht ganz, wieso er als Positiv-Beispiel herangezogen wird. *grübel*


Ich wollte Barty nicht als Positiv-Beispiel zeigen, um Himmels Willen. Ich wollte damit nur sagen, dass allein das Dasein als Todesser-Spion oder Lehrer in Voldemorts Diensten nicht erzwingt, dass man sich im Keller verkriechen muss und sich als Kotzbrocken verhält.

Di 8. Jul 2008, 23:22

nevermore hat geschrieben:@Kola, einiges habe ich glaube ich schon beantwortet, v.a. die Spion-Erklärung.

Das macht nichts. Ich hab hier auch einiges schon mal beantwortet, deswegen klemme ich mir jetzt das meiste.

nevermore hat geschrieben:von den anderen Lehrern ist ja auch niemand verheiratet.

Das wissen wir nicht. Es war auch lediglich als Beispiel gedacht, analog zu Harry und Ginny.

nevermore hat geschrieben:Die Spinners End Szene ist doch vor allem eine für Bellatrix inszenierte Show, und ebenso wie die Szene mit Draco dreht es sich hier um Todesser-Kontakte, nach dem Wiederauftauchen von Voldemort.

Nein. Das Verhalten von Snape und Narzissa ist so vertraut, dass sie sich schon vorher unter normalen Verhältnissen getroffen haben müssen. Es steht nunmal in den Büchern, dass Snape und Lucius alte Freunde sind. Dementsprechend hat Snape ein Privatleben.

nevermore hat geschrieben:Von positiv besetzten Charakteren muss für mich etwas konstruktives kommen

Und genau das kommt. Snape hat aus einer Mischung von Reue und Rache die Seiten gewechselt, aber am Ende, und das ist in Band sieben nachlesbar, geht es ihm nicht mehr allein um Lily, sondern darum, möglichst viele Leute vor LV zu retten. Das sagt er selbst am Ende des Buches zu AD ("Don't be so shocked, Severus. How many men and women have you watched die?" - "Lately only those whom I could not save."). D. h. dieser Charakter hat im Gegensatz zu anderen eine Entwicklung zum Positiven hin gemacht, auch wenn er weiterhin gerne mal den Garstigen raushängen lässt.

nevermore hat geschrieben:Der Charakter, wie er sich jetzt für mich darstellt, ist für mich wie gesagt weder attraktiv noch besonders interessant, und vor diesem Hintergrund kann ich Rowlings Unverständnis über die begeisterte Snape-Gefolgschaft auch gut nachvollziehen.

Moment. Rowlings Unverständnis bezieht sich darauf, dass es viele Leute gibt, die Snape als Mann attraktiv finden. Das kann ich auch nicht nachvollziehen, da bin ich mit dir einer Meinung. Es liegt vermutlich wirklich an Alan Rickman, den ich allerdings auch nicht unbedingt schön finde.
Sie hat aber auch ein Interview gegeben, in dem sie Snape als 'gift of a character' bezeichnet, aus schriftstellerischer Sicht. Und das unterschreibe ich sofort. Es gibt wohl kaum jemanden, über den man so schön kontrovers diskutieren kann *lach*

nevermore hat geschrieben:Es wird interessant sein, ob und wie sich diese Darstellung in den letzten Filmen jetzt verändern wird

Ich hoffe es. Wie anfangs schon gesagt, ist Rickman im fünften Film ja schon Snape-ähnlicher geworden. Wenn wir Glück haben, bleibt die Tendenz bestehen.

Mi 9. Jul 2008, 11:43

Kola hat geschrieben:
nevermore hat geschrieben:@Kola, einiges habe ich glaube ich schon beantwortet, v.a. die Spion-Erklärung.

Das macht nichts. Ich hab hier auch einiges schon mal beantwortet, deswegen klemme ich mir jetzt das meiste.


Ich meinte damit, in dem Teil an Eve, im selben Beitrag, habe ich einiges was du angesprochen hast, schon mitbeantwortet :wink:

nevermore hat geschrieben:Nein. Das Verhalten von Snape und Narzissa ist so vertraut, dass sie sich schon vorher unter normalen Verhältnissen getroffen haben müssen. Es steht nunmal in den Büchern, dass Snape und Lucius alte Freunde sind. Dementsprechend hat Snape ein Privatleben.


So habe ich auch oft argumentiert; nur leider ist das letztendlich auch Spekulation, weil in den Büchern nie von früheren Kontakten zwischen Narcissa und Snape die Rede war (ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass solche früheren Kontakte in Band 7 noch eine Rolle spielen, aber das war wohl nichts). Letztendlich kann "old friends" in Bezug auf Lucius auch nur bedeuten, dass sie zusammen bei den Todessern gewesen sind oder in Snapes Schulzeit befreundet gewesen sind. Ich habe mich mit solchen Sachen leider sehr oft verspekuliert.

Und genau das kommt. Snape hat aus einer Mischung von Reue und Rache die Seiten gewechselt, aber am Ende, und das ist in Band sieben nachlesbar, geht es ihm nicht mehr allein um Lily, sondern darum, möglichst viele Leute vor LV zu retten. Das sagt er selbst am Ende des Buches zu AD ("Don't be so shocked, Severus. How many men and women have you watched die?" - "Lately only those whom I could not save."). D. h. dieser Charakter hat im Gegensatz zu anderen eine Entwicklung zum Positiven hin gemacht, auch wenn er weiterhin gerne mal den Garstigen raushängen lässt.


Mal den Garstigen raushängen lässt ist gut ... ich würde eher sagen, es ist die absolute Ausnahme, wenn er ihn mal nicht raushängen lässt. Der "Reue"-Teil scheint mir ausschließlich dadurch begründet zu sein, dass es Lily Potter war, die es erwischt hat - wäre es jemand anderer gewesen, hätte ihn das nicht zum Nachdenken gebracht. Er sagte im selben Gespräch auch, Harry sei ihm eigentlich egal, es gehe ihm nur um Lily. Gut, wenn man sämtliche sieben Bücher nach Nebensätzen absucht, wird man vielleicht den einen oder anderen solchen Hinweis finden. Ich finde das bei einem so zentralen Charakter ein bisschen zu wenig, um ihn als "positiv" besetzt zu sehen. Sätze wie "ich wollte das eigentlich nicht" und "können wir nicht jemand anderen nehmen als Potter" findet man ja sogar bei Pettigrew, und auch die Malfoys riskieren am Ende ihr Leben, um ihren Sohn zu retten. Deshalb sind sie noch lange nicht positiv besetzt für mich. Kann sein, dass sie diesen Charakterzug von ihm im Kopf hatte, aber ich finde, im Vergleich zu der Rache-Motivation und der Selbstquälerei wegen Schuld und nicht-erfüllter Liebe wurde das dann im Text sehr stiefmütterlich behandelt. Mir fehlt einfach die eine oder andere Szene, die zeigt, dass er erkannt hat, dass Voldemorts Weg falsch ist, und zwar nicht nur wegen Lily, und in der das auch Konsequenzen hat. Wenn das wirklich irgendwie wichtig ist für den Charakter, sollte es auch eine solche Szene wert sein und nicht nur in einem Satz in einer Denkarium-Erinnerung untergehen.

Ich sehe ihn nicht als einen der Bösewichter wie Bellatrix, aber unter den Helden oder auch Anti-Helden würde ich ihn jetzt auch nicht mehr einordnen, sondern eher als einen misanthropischen Handlanger Dumbledores. Im Kern sehe ich diesen Charakter nun als destruktiv an, sowohl selbst-destruktiv als auch gegenüber anderen (v.a. gegenüber seinen Schülern), auch wenn er sich Dumbledores Seite zugewandt hat (als wie "gut" der zu betrachten ist, darüber kann man auch lange diskutieren). Wenn über die Bücher verteilt vielleicht drei Sätze wie der von dir genannte fallen, kann dies diese destruktive Grundhaltung für mich nicht ausgleichen. Für einen Helden oder Anti-Helden fehlt mir bei ihm die eigene Erkenntnis, dass Voldemorts Weg der falsche ist und die Konstruktivität eigener Entscheidungen und Handlungen, die im Text auch dargestellt werden.

Um nicht falsch verstanden zu werden, ich hätte mir auch einen interessanten Snape vorstellen können, der nicht positiv besetzt ist. Zum Beispiel jemanden, der eigene Ziele (die über Rache-Gedanken hinausgehen) verfolgt, oder jemand, der in einem Loyalitätskonflikt zwischen Dumbledore und Todesser-Freunden gefangen ist. Aber auch damit war es nichts.

Moment. Rowlings Unverständnis bezieht sich darauf, dass es viele Leute gibt, die Snape als Mann attraktiv finden.


Nicht nur. Sie bezog sich in Interviews auch allgemein auf Leute, die Snape toll finden - und zwar toll nicht nur im Sinne von "interessanter Charakter", der auch böse sein könnte. Die Sache mit dem Bad Guy Syndrom drehte sich eher um Draco. Nicht nur von denen, die Snape als Mann attraktiv fanden, wurde die "Snape ist gut"-Seite mit einer Leidenschaft vertreten, die nicht allein durch "interessanter Charakter" zu erklären ist. Die Leute standen hinter Snape, zum Teil mit lautstarkem Geschrei bei ihren öffentlichen Auftritten, und von dieser begeisterten Loyalität war sie überrascht. Mit der Vorstellung, die sie im Kopf hatte und in Band 7 zu Papier brachte, für mich wie gesagt nicht verwunderlich. Man muss nur mal die Fanfictions durchschauen, nicht nur die romantischen, daraus geht schon hervor, dass sich viele von der Snape-Auflösung etwas anderes erwartet hatten. Immerhin kann man nicht sagen, dass wir nicht von ihr gewarnt worden sind.

Sie hat aber auch ein Interview gegeben, in dem sie Snape als 'gift of a character' bezeichnet, aus schriftstellerischer Sicht. Und das unterschreibe ich sofort. Es gibt wohl kaum jemanden, über den man so schön kontrovers diskutieren kann *lach*


Er ist sicher einer ihrer besseren Charaktere, auch jetzt noch. Für mich, aber das ist Geschmackssache, hat er durch die Band 7-Darstellung sehr viel an Komplexität eingebüßt (oder besser gesagt, an Komplexitätspotenzial, denn letztlich war das der Phantasie vieler Leser zu verdanken, die sich im Raum durch die fehlenden Informationen und die Undurchsichtigkeit der Figur ihren eigenen Snape geschaffen haben - jetzt sind die Informationen da, und für den "eigenen Snape" ist vielfach im Canon kein Platz mehr). Ich finde ihn jetzt leider ziemlich zweidimensional; das Interessante an ihm ist inzwischen für mich weniger er selbst, als seine Rolle in der Geschichte. Selber entpuppte er viel mehr als ich es je erwartet hätte als ein Herdentier.

Ich hoffe es. Wie anfangs schon gesagt, ist Rickman im fünften Film ja schon Snape-ähnlicher geworden. Wenn wir Glück haben, bleibt die Tendenz bestehen.


Wüsste immer noch gerne, wann er worüber informiert wurde. Irgendwann vor dem Feuerkelch-Film las ich mal ein Interview, das den Anschein erweckte, dass er noch etwas weitergehend informiert worden ist. :eusa_think:

Mi 9. Jul 2008, 19:26

nevermore hat geschrieben:Der "Reue"-Teil scheint mir ausschließlich dadurch begründet zu sein, dass es Lily Potter war, die es erwischt hat - wäre es jemand anderer gewesen, hätte ihn das nicht zum Nachdenken gebracht.

Das ist sicherlich richtig.

nevermore hat geschrieben:Gut, wenn man sämtliche sieben Bücher nach Nebensätzen absucht, wird man vielleicht den einen oder anderen solchen Hinweis finden...
Wenn das wirklich irgendwie wichtig ist für den Charakter, sollte es auch eine solche Szene wert sein und nicht nur in einem Satz in einer Denkarium-Erinnerung untergehen.

Das ist aber nunmal nicht ihre Art. Sie mag es gerne, den Leser auf falsche Fährten zu locken und die Wahrheit in einem Nebensatz zu verstecken. Genau das finde ich an den Büchern reizvoll und darum habe ich mir auch die Mühe gemacht, das alles aufzudröseln.
Für Aberforth beispielsweise gab es nur zwei Sätzchen, einen in Band vier und einen in Band fünf. Und daraus konnte man schließen (was ja auch viele getan haben), dass er ADs Bruder war. Das gleiche gilt für RAB.

nevermore hat geschrieben:Wenn über die Bücher verteilt vielleicht drei Sätze wie der von dir genannte fallen, kann dies diese destruktive Grundhaltung für mich nicht ausgleichen. Um nicht falsch verstanden zu werden, ich hätte mir auch einen interessanten Snape vorstellen können, der nicht positiv besetzt ist.

Ich glaube, das ist das Hauptproblem bei der ganzen Diskussion um Band sieben, die Erwartungshaltung. Klar hätte ich mir auch eine spannendere Lösung vorstellen können, als dass Snape sich ausgerechnet in Lily verliebt. Ich hätte mir so einiges schöner vorstellen können, auch und gerade in Bezug auf Lupin, Sirius, etc. Aber es war eben schon im Vorfeld ersichtlich, woraus es letztlich hinauslaufen würde (gerade bei der Snape/Lily-Sache stand übrigens das meiste in ein paar Nebensätzen).

nevermore hat geschrieben:Die Leute standen hinter Snape, zum Teil mit lautstarkem Geschrei bei ihren öffentlichen Auftritten, und von dieser begeisterten Loyalität war sie überrascht.

Aha, das hab ich auch noch nicht gehört. Die 'Snape gut oder böse-Frage' ist aber glaube ich eher eine Frage der Ehre gewesen als sonst was. Den beinharten Snape-Romantikern war es letztlich egal, ob er nun gut oder böse war, Haupsache er existierte.

Mit FFs habe ichs nicht so sehr, ich habe erst sehr wenige gelesen. Aber dass für den 'eigenen' Snape jetzt kein Platz mehr sei... tja nun, die Geschichte ist halt aus und vorbei :wink:

Mi 9. Jul 2008, 20:01

Kola hat geschrieben:Das ist aber nunmal nicht ihre Art. Sie mag es gerne, den Leser auf falsche Fährten zu locken und die Wahrheit in einem Nebensatz zu verstecken. Genau das finde ich an den Büchern reizvoll und darum habe ich mir auch die Mühe gemacht, das alles aufzudröseln.
Für Aberforth beispielsweise gab es nur zwei Sätzchen, einen in Band vier und einen in Band fünf. Und daraus konnte man schließen (was ja auch viele getan haben), dass er ADs Bruder war. Das gleiche gilt für RAB.


Aberforth und RAB sind aber zum einen nicht so zentrale Charaktere, wie Snape es über die sieben Bücher war, und vor allem in Band 6 nochmal aufgebaut wurde. Zum anderen ist da mE zwischen den Rätseln und deren Auflösung zu unterscheiden. Die Rätsel waren das, was auch mich an den Büchern reizte und was ich auch heute noch toll finde, auch wenn so das eine oder andere irgendwie etwas verpufft ist und sich als mehr Dekoration als Substanz herausgestellt hat. Was die Sache mit Snape betrifft, war er wohl das größte Rätsel im Hinblick auf seine Loyalität. Wenn ihr tatsächlich etwas daran gelegen hätte zu zeigen, dass Snape tatsächlich aus eigener Überzeugung die Seiten gewechselt hat, hätte das nicht die Rätsel ruinieren brauchen. Es hätte eine Szene in Band 7 genügt, im Denkarium, oder als Bericht von Aberforth oder sonst jemanden über eine Begebenheit, aus der klar und deutlich hervorgeht, dass Snape seine Überzeugung gewechselt hat (oder nie tatsächlich Voldemorts Überzeugung hatte, sondern aus gänzlich anderen Motivationen Todesser geworden ist - übrigens auch so ein Punkt: Es wurde nicht wirklich aufgeklärt, warum denn Snape nun Todesser geworden ist). Das braucht keinen großen Aufwand und nicht viel Platz; es hätte sogar schon allein eine Veränderung des Dialogs bei seinem Überlaufen zu Dumbledores, oder im Denkarium, genügt, aus der hervorgeht, dass Lily zwar eine wichtige Motivation war, dass er aber auch mit Voldemorts Geisteshaltung und seinen Zielen im Allgemeinen nicht klargekommen ist. Dass all dies nicht gemacht wurde, lässt für mich darauf schließen, dass ihr dieser Aspekt in Snapes Persönlichkeit eben auch nicht wichtig ist.

Ich glaube, das ist das Hauptproblem bei der ganzen Diskussion um Band sieben, die Erwartungshaltung. Klar hätte ich mir auch eine spannendere Lösung vorstellen können, als dass Snape sich ausgerechnet in Lily verliebt. Ich hätte mir so einiges schöner vorstellen können, auch und gerade in Bezug auf Lupin, Sirius, etc. Aber es war eben schon im Vorfeld ersichtlich, woraus es letztlich hinauslaufen würde (gerade bei der Snape/Lily-Sache stand übrigens das meiste in ein paar Nebensätzen).


Die Liste meiner Band 7 Probleme ist leider ziemlich lang und Snape ist da nur einer von den weniger wichtigen Punkten. Zu hohe Erwartungen - möglich. Eigentlich waren sie nicht höher als bei den anderen Bänden auch. Sie hat auch in ihren Auftritten nicht wirklich versucht, den Hype herunterzuschrauben. Nun habe ich manchmal gradezu den Eindruck, man müsse sich entschuldigen, dass man ihr zugetraut hat, nochmal ein tolles Buch zu schreiben. Die Fanfictions sind in der Tat ein Problem, denn hier gab es zwar sehr viel Stuss, aber eben auch ein paar sehr tolle Ideen.

Aha, das hab ich auch noch nicht gehört. Die 'Snape gut oder böse-Frage' ist aber glaube ich eher eine Frage der Ehre gewesen als sonst was. Den beinharten Snape-Romantikern war es letztlich egal, ob er nun gut oder böse war, Haupsache er existierte.


Das ist gut möglich. Die Lesung, bei der Salman Rushdie anwesend war, war ein Beispiel für einen solchen Auftritt der Fans, die sich lautstark auf die Snape ist gut-Seite schlugen und auf die sie kopfschüttelnd reagierte - die gibts oder gabs zumindest irgendwo auf Video. Das war kurz nach dem Erscheinen von Band 6.
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