Buch Henoch - Geschichte, Überlieferung oder Mythos?




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Buch Henoch - Geschichte, Überlieferung oder Mythos?

Beitragvon Demona » Di 22. Jul 2008, 14:07

Durch das Lesen des letzten Thrillers "Blutmale" von Tess Gerritsen stieß ich in ihrem Nachwort auf das
Buch Henoch


Ich hatte schon vorher mal davon gehört, da ich irgendwann vor mehreren Jahren auf die Geschichte von Seth - dem dritten und von der Kirche verschwiegenden Sohn von Adam und Eva stieß.
Wie Tess Gerritsen bin ich der Meinung, dass in jeder Geschichte oder Überlieferung immer ein Körnchen Wahrheit steckt. Außerdem werde ich immer dann leicht misstrauisch, wenn jemand - wie z.B. die Kirche - laut schreiend als unecht hinstellt oder etwas veschweigt und unter den Teppich kehren will.

Die im englisch sprachigen Raum bekannteste Ausgabe ist wohl das von R. H. Charles´übersetzte Buch.
Das Buch Henoch ist ein sehr alter Text, der ca. zwei Jahrhunderte vor Christie Geburt entstand. Obgleich es die Geschichte von Noahs Großvater Henoch aus dem alten Testament enthielt, wurde es von frühen Kirchenvertretern als unecht verworfen und aus dem hebräischen Kanon gestrichen.
Es verschwand somit aus den Büchern der Kirchengeschichte und galt jahrhundertlang als verschollen.

Doch es verschwand nicht völlig, es überlebte, versteckt an verschiedenen z.T. geheimen Orten. Im 18. Jahrhundert wurden unversehrte Abschriften des Textes - übersetzt aus dem Griechischen, in Äthiopien gefunden. 1947 machte ein Beduinenhirte in einer Höhle am nordwestlichen Ufer des Toten Meeres eine großartige Entdeckung:
Tonkrüge, in denen antike Schriftrollen steckten. In diesem Höhlenkomplex kamen 7 Fragemente des Buches Henoch zum Vorschein, verfasst in Aramäisch.
In diesen verloren geglaubten Schriften verbirgt sich ein Rätssel, dass von Gelehrten immer noch nicht befriedigend gelöst worden ist.
Es ist die Geschichte der Nachkommen aus dem Geschlecht der gefallenen Engel - die Wächter genannt - mit Menschenfrauen. Sie wurden auch die unheilige Rasse genannt, welche die Menschheit bis ans Ende der Zeit plagen sollte.

Zitat:
Böse Geister gingen aus ihrem Leib hervor, weil sie von Menschen geschaffen wurden, und von den heiligen Wächtern ihr Ursprung und erste Grundlage herrührt; böse Geister werden sie auf Erden sein und böse Geister genannt werden.


Diese Mischwesen tauchen auch im Buch der Jubiläen auf und werden dort Nephilim genannt. Das Buch der Jubiläen, auch Kleine Genesis genannt, ist eine religiöse Schrift des jüdisch-christlichen Kulturkreises. Infos hier
Lt. diesem Buches wurden die meisten der Nephilim zur Zeit Noahs vernichtet, doch Gott ließ ein Zehntel von ihnen als Untertanen von Satan überleben. Durch ihre Nachkommen würde das Böse die Erde auch weiterhin heimsuchen.

Andererseits gibt es auch wieder Bibelforscher, die diese Engel wieder Nachkommen aus dem Geschlecht von Seth - dem dritten und unbekannten Sohn von Adam und Eva - und der Frauen, aus dem unbedeutenden Geschlecht zurück gingen, die von Kain abstammen, seien. Infos hier

Gibt es zwischen diesem Seth und dem Gott des Todes und der Zerstörung Seth der alten Ägypter einen Zusammenhang?
Leider bin ich da nicht mehr ganz so bewandert. Ich weiß nur, dass Seth seinen Zwillingsbruder Osiris umbrachte, der mit beider Schwester Isis verheiratet war.
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von Anzeige » Di 22. Jul 2008, 14:07

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Beitragvon Kola » Di 22. Jul 2008, 16:32

Soweit ich weiß, sind die beiden nicht identisch, weil der eine ein Gott ist und der andere ein Mensch. Dazu wird der jüdische Set als fromm und gottesfürchtig hingestellt und als mit vielen Kindern gesegnet. Das Böse kam hier von Kain.

Der ägyptische Seth war allerdings auch erst im späten Ägypten der standardmäßig Ungezügelte und Boshafte. Vorher repräsentierte er das saturnische Prinzip, also abgrenzend und damit formgebend, aber nicht lebenerzeugend. Das war seinem Bruder Osiris (dem solaren Prinzip) vorbehalten. Dieser Seth war also seine ganze Existenz lang kinderlos (und natürlich neidisch auf seinen Bruder) und kann von daher auch keine 'bösen Jungs' gezeugt haben. Das würde seinem Konzept widersprechen.

Das Buch Henoch kenne ich bisher nur als Quellenangabe zu diversen 'gefallenen Engeln' (also Dämonen), denen verschiedene Eigenschaften zugesprochen wurden.
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Beitragvon Demona » Di 22. Jul 2008, 18:52

@ Kola

Der Film "Gods Army" mit Christopher Walken als gefallenen Erzengel Gabriel und Viggo Mortensen als Satan wurde auf Vorlage vom Buch Henoch gedreht.

Dazu wird der jüdische Set als fromm und gottesfürchtig hingestellt und als mit vielen Kindern gesegnet. Das Böse kam hier von Kain.


Das habe ich auch gelesen. Ist aber wieder typisch, dass die Frauen aus dem unbedeutenden und niederen Geschlecht des Kain abstammen und die "Engel"-Männer vom guten und braven Seth.

Tess Gerritsen hat im Nachwort unter anderem noch folgendes geschrieben:

Die Nephilim haben stets Seite an Seite mit uns existiert, unsichtbare Jäger, die sich inmitten ihrer Opfer bewegen. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, wenn in Zeiten des Krieges oder innerer Unruhen die gesellschaftliche Ordnung zusammenbricht, kommen diese Jäger aus dem Verstecken, um ihr grausames Spiel zu treiben.
Dann erst erkennen wir, wer sie wirklich sind.
Es gibt keine einfache Erklärung für das Böse. Heute, über zweitausend Jahre nach der Niederschrift des Buches Henoch, sind wir der Angwort auf die Frage, warum das Böse existiert, noch keinen Schritt näher gekommen. Wir wissen nur, dass es existiert.
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