atheismus? theismus?




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atheismus? theismus?

Beitragvon frared » So 20. Jul 2008, 14:27

ich finde das sehr lustig: die christen, die ich kenne, halten mich für 'unsicher' im glauben, die atheisten, die ich treffe, für 'fellow atheist', was bin ich eigentlich?

ich finde beide positionen so müßig, diese ständige zermürbende abgrenzung, die durchgeführt wird, als wären wir nicht in der lage (note to self: wir sind es nciht), darüber hinwegzusehen, daß verschiedene kulturen eben verschiedene ausdrucksformen für ein universelles gefühl haben.

oder gibt es tatsächliche gründe warum dieser grabenkampf bestehen bleibt?
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von Anzeige » So 20. Jul 2008, 14:27

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Beitragvon nevermore » So 20. Jul 2008, 14:56

Vor allem gibt es "die Atheisten" ja gar nicht. "Die Atheisten" sind eine weitaus heterogenere Gruppe als "die Christen", wie mir scheint. Unter Atheisten fallen Buddhisten, Taoisten, die ganzen New Age-Leute und verwandte Glaubensrichtungen ebenso wie strikte Positivisten, die nur glauben, was empirisch beweisbar ist.

Viele Atheisten, die ich kenne, stehen eigentlich dem Christentum oder anderen theistischen Religionen näher, als den strikten Positivisten oder Materialisten, die jede Existenz einer geistigen Dimension, höherer Bewusstseinsebenen o.ä. verneinen. Ich glaube eher, dass das die eigentliche Abgrenzung ist.
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Beitragvon Demona » So 20. Jul 2008, 15:24

Ist das nicht eigentlich auch schon fast komisch?

Dieses "Leute unbedingt in eine Gruppe drängen zu wollen" oder "jedes Denken einem Namen geben"? Warum kann man nicht akzeptieren, dass jeder Mensch ein Individuum für sich ist und es ihm frei steht zu glauben, zu denken etc.?

Warum fallen wir immer in ein Klischeedenken zurück oder lassen es zu, in ein Schema "F" gedrückt zu werden?

Gerade dieses - wie soll ich sagen - Zuordnen in Glaubensgruppen lässt uns doch wieder nicht zugehörig erscheinen und baut dadurch wieder ein riesiges Feindbild auf, was auch zum größten Teil auf Ignoranz dem anderen Glauben gegenüber herführt.

Wenn es nach Glauben geht, dann würde ich über mich sagen... "Ich glaube an mich selbst." :wink:
"Möge Gott sein zwischen Dir und dem Leid, an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst." (ägyptischer Segensspruch "Babylon 5")

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Beitragvon seirex » So 20. Jul 2008, 22:00

Hi!

Also ich glaube an nichts. Ich bezeichne mich als Atheist [Wenn man mich danach befragt].

LG
"Ich greife nicht eine bestimmte Version von Gott oder Göttern an. Ich wende mich gegen Gott, alle Götter, alles Übernatürliche, ganz gleich, wo und wann es erfunden wurde oder noch erfunden wird."
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Beitragvon Gast » Mo 21. Jul 2008, 12:13

Hallo

Ich sehe den Begriff "Atheismus" einfach als eine Gesamtbezeichnung, eine Art Überbegriff. Der Zusamensetzung des Wortes nach handelt es sich dabei um ein Nichtglauben an Gott bzw. mehrere Götter.

Die Bezeichnung als Buddhist, Taoist, Materialist oder was auch immer ist nur eine genauere Zuordnung dessen, an was man glaubt, denn jeder glaubt im gewissen Sinn an etwas.
Letztendlich muss man auch jede Art der Philosophie als Glauben bezeichnen, da man nicht von Wissen sprechen kann. Für mich bezieht sich der Ausdruck "Glauben" nicht ausschließlich auf Theismus oder Pantheismus.
M.M. nach kann sich auch der Atheist als einen Gläubigen bezeichnen und wenn er letztendlich, wie Demona so schön gesagt hat, an sich selbst glaubt.

Weder die Theisten können sagen, sie wüssten, dass es einen Gott gibt, noch können die Atheisten behaupten, sie wüssten, dass es keinen gibt. Der gesamte Bereich rund um eine perfekte Lebensphilosophie, die wohl jeder von uns sucht, bewegt sich nie in dem Bereich des "Wissens".

Ich habe die Diskussion "konsequenter oder inkonsequenter Atheist" auch schon öfter durchstehen müssen, empfinde es aber als unbefriedigend, so etwas nur auf Einzelschicksale bezogen zu diskutieren, denn den Menschen als Individuum betrachtet bzgl. des Glaubens in eine Schublade schieben zu wollen, ist m.M. nach sowieso unmöglich.
Die Menschen in einer gesamten Gesellschaft betrachtet sind allerdings einzuordnen und das ist auch notwendig, um gesellschaftshistorische, politische, ökonomische Entwicklungen verfolgen und bewerten zu können.

Also alles in allem halte ich den "Grabenkampf" individuell betrachtet für unnötig und ziellos, gesamtgesellschaftlich allerdings für überaus wichtig.


Liebe Grüße
Trevor
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Beitragvon frared » Mo 21. Jul 2008, 13:35

nevermore hat geschrieben:Vor allem gibt es "die Atheisten" ja gar nicht. "Die Atheisten" sind eine weitaus heterogenere Gruppe als "die Christen", wie mir scheint. Unter Atheisten fallen Buddhisten, Taoisten, die ganzen New Age-Leute und verwandte Glaubensrichtungen ebenso wie strikte Positivisten, die nur glauben, was empirisch beweisbar ist.

ich hab den eindruck das liegt daran, dass die meisten atheisten sich gegen das christentum defnieren, d.h. sie rebellieren gegen die vorherrschende religionskultur in ihrer umwelt und beziehen dann alle mit ein, weil sind ja alle gleich und so.

vielleicht mach ich das ja auch grade :(

Der Zusamensetzung des Wortes nach handelt es sich dabei um ein Nichtglauben an Gott bzw. mehrere Götter.

naja, das ist es ja, atheismus ist so eine art vakuum, weil ja jedes statement, was in eine andere richtung gehen wuerde, alles was affirmativ ist, dummerweise schon als halbreligioes interpretiert werden kann.

ich hab das in diskussionsgruppen erlebt und hatte einfach das gefuehl, dass leute sich auch hinter labels verstecken. ich weiss ja auch immer noch nciht was christ sein eigentlich bedeutet.
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Beitragvon nevermore » Mo 21. Jul 2008, 18:09

frared hat geschrieben:ich hab den eindruck das liegt daran, dass die meisten atheisten sich gegen das christentum defnieren, d.h. sie rebellieren gegen die vorherrschende religionskultur in ihrer umwelt und beziehen dann alle mit ein, weil sind ja alle gleich und so.


Definition über das, was sie nicht sind, ja. Ehrlich gesagt habe ich auch noch kaum einen Buddhisten, Taoisten, New Age-ler sich selbst als Atheisten bezeichnen sehen. Trotzdem fallen sie natürlich unter diese Definition. Ganz schwierig bis nicht-existent ist die Abgrenzung bei den New Age-lern. Holographisches Weltbild und so ein Zeug.

Die meisten, die sich selbst als Atheisten bezeichnen, sind doch Positivisten bzw. Materialisten.

Trevor hat geschrieben:Ich habe die Diskussion "konsequenter oder inkonsequenter Atheist" auch schon öfter durchstehen müssen...


Was ist denn ein inkonsequenter Atheist? :confused:
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Beitragvon seirex » Mo 21. Jul 2008, 19:05

Wieso muss man Atheist usw. sein?

Ich sehe mich einfach nur als Mensch. Menschen mit einem Glauben sind für mich gläubige Menschen.

Also muss ich mich in meinem "Nicht-Glauben" nicht definieren.

LG
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Beitragvon Kola » Di 22. Jul 2008, 09:21

Trevor hat geschrieben:Weder die Theisten können sagen, sie wüssten, dass es einen Gott gibt, noch können die Atheisten behaupten, sie wüssten, dass es keinen gibt. Der gesamte Bereich rund um eine perfekte Lebensphilosophie, die wohl jeder von uns sucht, bewegt sich nie in dem Bereich des "Wissens".

Das würde ich so nicht sagen wollen. Das "Wissen", was wir in der westlichen Welt meinen, bezieht sich auf das Messbare oder Nachweisbare. Eben alles, was neutral auch für Außenstehende ersichtlich ist. Andererseits steckt in jedem Glauben an etwas Höheres ein Stückchen Gewissheit, teils auch begründet durch persönliche Erfahrung, die aber nicht objektiv (also für Außenstehende) erfahrbar und damit auch nicht messbar ist. Immerhin werden die Leute außerhalb von verschiedenen religiösen Gruppierungen als "Unwissende" bezeichnet (und damit meine ich jetzt nicht Scientology oder andere restriktive Sekten).

frared hat geschrieben:ich hab den eindruck das liegt daran, dass die meisten atheisten sich gegen das christentum defnieren, d.h. sie rebellieren gegen die vorherrschende religionskultur in ihrer umwelt und beziehen dann alle mit ein, weil sind ja alle gleich und so.

Das glaube ich mittlerweile auch. 'Atheist' ist von diesem Standpunkt aus einfach die Definition für alles, was sich gegen das Christentum auflehnt. Andererseits habe ich das Gefühl, dass die Bezeichnung 'Atheist' für die Kirche mittlerweile das neue Schimpfwort geworden ist, das was früher das Wort 'Heide' hergegeben hat. Es wird nach wie vor alles, was nicht an einen großen Gott glaubt, darunter zusammengefasst, ohne einen differenzierten Blick, nur die Benennung hat sich geändert.
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Beitragvon frared » Di 22. Jul 2008, 14:28

seirex hat geschrieben:Wieso muss man Atheist usw. sein?

Ich sehe mich einfach nur als Mensch. Menschen mit einem Glauben sind für mich gläubige Menschen.

Also muss ich mich in meinem "Nicht-Glauben" nicht definieren.

LG

nee, muss man auch ueberhaupt nicht. ich empfinde es auch oft als versteck oder als gemuetlichen standpunkt weil ja alles klar ist dann. genauso geht es mir wenn ich alle christen ueber einen kamm schere, weil ich denke die sind eh alle rueckwaerts und langweilig.

ich find atheisten oder die, die sich als solche bezeichnen bringen kritik in die diskussion und dafuer bin ich dankbar.
kola hat geschrieben:Das würde ich so nicht sagen wollen. Das "Wissen", was wir in der westlichen Welt meinen, bezieht sich auf das Messbare oder Nachweisbare. Eben alles, was neutral auch für Außenstehende ersichtlich ist. Andererseits steckt in jedem Glauben an etwas Höheres ein Stückchen Gewissheit, teils auch begründet durch persönliche Erfahrung, die aber nicht objektiv (also für Außenstehende) erfahrbar und damit auch nicht messbar ist. Immerhin werden die Leute außerhalb von verschiedenen religiösen Gruppierungen als "Unwissende" bezeichnet (und damit meine ich jetzt nicht Scientology oder andere restriktive Sekten).

ich hatte mal ein langes gespraech darueber was 'glauben' ist, weil eine freundin partout darauf bestand, dass sie doch einen beweis braeuchte, sonst wuerde sie nicht glauben :p

man nennt das positivismus, denke ich.

ich denke das vertrauen, dass zum glauben benoetigt wird, haben wenige menschen ueberhaupt, deswegen ist es so schwierig, genau das zu machen, sich auf etwas einzulassen und deswegen sind die diskussionen so wichtig, weil die details dieses sich-fallen-lassens geklaert werden muessen. was die ganze sache dann unmoeglich macht. und leider find ich, dass glaeubige oft genau dieselbe positivistische einstellung haben und das hilft ueberhaupt nicht.
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