T.H. White: The Once and Future King / Der König auf Camelot




Von Rotkäppchen über Orpheus bis zur Artus-Sage

T.H. White: The Once and Future King / Der König auf Camelot

Beitragvon nevermore » Sa 1. Nov 2008, 22:01

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Ich hab beschlossen, mich mal etwas intensiver mit der Artus-Sage zu befassen und zu diesem Zweck nach langen Jahren erstmals wieder T.H. Whites "Der König auf Camelot" (im Original: "The Once and Future King") hervorgeholt, ein Werk, das ich früher sehr gern gelesen habe. Es ist eine Kollektion früherer Werke von White und umfasst die vier Bände

* The Sword in the Stone (1938) (Das Schwert im Stein)
* The Queen of Air and Darkness (1939) (Die Königin von Luft und Dunkelhit)
* The Ill-Made Knight (1940) (Der missratene Ritter)
* The Candle in the Wind (1958) (Die Kerze im Wind),

die in Deutschland in unterschiedlichen Ausgaben erhältlich sind. Sie erzählen von der Kindheit und Jugend Arthurs, seinem Aufstieg zum König, der Formation der Tafelrunde bis zu seinem letzten Kampf mit Mordred. Es gibt noch ein fünftes, posthum erschienenes Buch "The Book of Merlyn" (Das Buch Merlin), das vom Vorabend der letzen Schlacht erzählt.

JK Rowling nannte White einen ihrer wichtigsten Einflüsse, was u.a. den Einfluss Merlins auf Dumbledore betrifft; ich finde, man merkt das an der einen oder anderen Stelle recht deutlich.

Ich habe jetzt die ersten zwei Bände wieder-gelesen. Der erste Band erzählt von Arthurs Kindheit und Ausbildung und endet damit, dass Arthur König wird. Arthur, in seiner Kindheit "Wart" (die Warze) genannt, ist ein adoptierter Junge bei König Ektor und steht immer etwas im Schatten von dessen leiblichem Sohn Kay. Die beiden Jungen werden bei Ektor zu Knappe (Wart) und Ritter (Kay) ausgebildet, wobei nach ein paar Kapiteln Merlin als Hauslehrer in Arthurs Leben tritt. Merlin ist bei White ein Zauberer, der rückwärts in der Zeit lebt, was für einige Kuriositäten sorgt, da er des öfteren Zukunft und Vergangenheit durcheinander bringt. Arg genau darf man nicht über diese Situation nachdenken, sonst kriegt man einen Knoten ins Gehirn. Während der Ausbildung Warts verwandelt ihn Merlin in die verschiedensten Tiere, damit er unterschiedliche Gesellschafts- und Lebensformen kennenlernt. Unter anderem lebt er unter den Ameisen (einer militaristisch-kommunistischen Gesellschaft, in der man nur eine Nummer ist) und den Wildgänsen (einer sehr freien Gesellschaft, in der jede Gruppe ihren Anführer selbst wählt). Diese Episoden sind wunderbar beschrieben; ich finde, was Szenerie-Beschreibungen betrifft, steckt White selbst Tolkien noch locker in die Tasche. Es gibt eine recht humorvolle Nebenhandlung mit einem fahrenden Ritter, der sein Leben einer reichlich bizarren Suche nach einem Adventurien-Tier gewidmet hat, das er, genau betrachtet, gar nicht fangen will. Arthurs Ausbildung endet mit Kays Ritterschlag, aus dessen Anlass sie nach London zur Teilnahme an den Ritterspielen fahren. Arthur wird dort mehr oder weniger "aus Versehen" König - wie, möchte ich jetzt hier nicht spoilern.

In Band 2, der nur halb so lang ist wie Band 1, muss sich Arthur mit den aufrührerischen Klein-Herrschern auseinandersetzen, die ihre Untergebenen tyrannisieren und wie Hunde auf Fuchsjagden in ihren Kleinkriegen verheizen. Unter der weiteren Ausbildung Merlins beschließt Arthur, diesem Zustand ein Ende zu machen und die jüngere Generation in einer "Tafelrunde" an einen Tisch zu bringen. In diesem Band lernt man ferner die Brüder Gawaine, Gareth, Agravaine und Gaheris kennen, Söhne von Morgause (einer Halbschwester Arthurs) und König Lot, der Arthurs Hauptgegner ist. Auch in diesem Band spielt der fahrende Ritter und seine Suche nach dem Aventurientier wieder eine Rolle, die Auflockerung bietet. Der Band endet der Schlacht zwischen Arthurs Leuten und König Lot, Merlins Abschied als Lehrer und einem Ereignis, das ich wieder nicht spoilern will.

Einer Reihe von Lesern sind Whites Bücher zu langatmig geschrieben. Sie sind sicher nicht "modern", aber Tolkien-Fans dürften mit seinen ausgedehnten Beschreibungen kein Problem haben. Wer für so etwas einen Sinn hat, dem kann ich die Bände nur empfehlen. Ich würde mich freuen, wenn sie noch jemand gelesen hat, und vielleicht etwas dazu sagen will. Ich lese erstmal weiter Band 3 und 4.
Zuletzt geändert von nevermore am So 7. Dez 2008, 00:13, insgesamt 8-mal geändert.
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Beitragvon Demona » Sa 1. Nov 2008, 22:36

Liest du die Bücher auf englisch?

White habe ich leider noch nicht gelesen. Ich kenne allerdings die Artussage aus verschiedenen Bücher u.a. Jean-Louis Fetjaine Bücher, der die Saga aus Fantasysicht beschreibt. Darin ist Artus Halbschwester eine Halbelfin und hat den haß auf Artur eigentlich mit der Muttermilch aufgesogen. Ihr Mutter, eine Elfenkönigin kann es seinem Vater nicht verzeihen, dass er sich ihrem Bann entzog und sie mit dem Kind allein ließ.

Hinzu kommen noch einige Artusverfilmungen (eine dekanntesten ist wohl der zweiteiler über "Merlin" mit Sam Neill in der Hauptrolle), denen auch Bücher zugrunde liegen und natürlich tauchte Artus auch bei den Gargoyles auf. Kurioserweise war er nach Jahrhunterten auf Avalon erwacht und hatte sich mit einem Menschen auf den Weg nach London gemacht. Dort traf er auf Mac Beth, der ihm sein Schwert streitig machen wollte.

Es wäre auf jeden Fall mal interessant mal eine andere Erzählung der Artussage zu lesen.
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Beitragvon nevermore » Sa 1. Nov 2008, 22:41

Vorläufig lese ich die deutsche Ausgabe, da ich die schon lange habe. Eigentlich müsste jede Stadtbücherei die haben, denn das sind richtige Klassiker.

Ich habe außer White noch nicht so viel im Umkreis Arthus gelesen, einen Sammelband von Erzählungen mal, den ich aber nur ausgeliehen hatte, und den ersten Teil von Fetjaines Bänden ("Der Weg des Magiers"). Aber ich möchte mich jetzt wirklich mal dahinter klemmen ;) Zimmer-Bradleys "Nebel von Avalon" und Malorys Bände stehen auch auf dem Plan.
Zuletzt geändert von nevermore am Fr 7. Nov 2008, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Alsionna » Sa 1. Nov 2008, 22:45

Stimmt, absolut empfehlenswert. Etwas zum Immer-wieder-Lesen. Ob die Bücher allerdings etwas für ernsthafte Tolkien Fans sind, wage ich zu bezweifeln. Eher, wenn man Tolkien und Terry Pratchett mag, der Humor ist stellenweise doch ziemlich skuril.
Mein Lieblingsritter ist König Pellinore, den muß man einfach gern haben, aber ich bin ja auch vom Sternzeichen Drache. :wink:
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Beitragvon Demona » Sa 1. Nov 2008, 22:46

Von Zimmer-Bradley kenne ich nur die Verfilmung, aber die letzte soll sich ja sehr nah an das Buch gehalten haben.

Ich habe außer White noch nicht so viel im Umkreis Arthus gelesen, einen Sammelband von Erzählungen mal, den ich aber nur ausgeliehen hatte, und den ersten Teil von Fetjaines Bänden ("Der Weg des Magiers").


Dieses Buch kenne ich nicht. Ich habe den Dreiteiler, angefangen mit "Vor der Elfendämmerung", dann "Die Nacht der Elfen" und schließlich "Stunde der Elfen".
Kann ich nur empfehlen, mir haben sie sehr gut gefallen und meine Freundin war auch begeistert.
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Beitragvon nevermore » Sa 1. Nov 2008, 22:54

Stimmt, absolut empfehlenswert. Etwas zum Immer-wieder-Lesen. Ob die Bücher allerdings etwas für ernsthafte Tolkien Fans sind, wage ich zu bezweifeln. Eher, wenn man Tolkien und Terry Pratchett mag, der Humor ist stellenweise doch ziemlich skuril.


DAS stimmt allerdings :laugh2: Über die Beschreibung der Tjosten z.B. hätte ich mich kringeln können.

Mein Lieblingsritter ist König Pellinore, den muß man einfach gern haben, aber ich bin ja auch vom Sternzeichen Drache.


Ja, dessen Auftreten ist auch immer ein Anlass für skurrilen Humor. Inklusive seinem Hund, der immer erst mit der Leine alles stranguliert :)
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Beitragvon Alsionna » Sa 1. Nov 2008, 23:07

Ja, Pellinore ist der mit den Adventurientier, zum Schieflachen finde ich aber auch Robin Hood.

Eine andere sehr schöne Version der Artuslegende erzählt Gillian Bradshaw oder Bernhard Cornwell, von dem fehlt mir leider noch der dritte Band. Ich sammle Artuslegenden und Sachbücher zu dem Thema.

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Beitragvon nevermore » Sa 1. Nov 2008, 23:16

Danke für die Tipps :) Werde ich mir vormerken. Vielleicht lohnt sich ja ein Arthus-Unterforum, wenn noch mehr Interesse an dieser Sage besteht.
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Beitragvon Alsionna » Sa 1. Nov 2008, 23:31

nevermore hat geschrieben: Vielleicht lohnt sich ja ein Arthus-Unterforum, wenn noch mehr Interesse an dieser Sage besteht.

Falls Interesse besteht, mach daraus lieber ein Forum für die Keltische Sagenwelt im Allgemeinen, viele Artus- und Merlin-Legenden beruhen auf älteren Quellen. Keine Angst, ich schmeiß euch nicht mit bardischen Gesängen zu.
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Beitragvon Demona » Sa 1. Nov 2008, 23:35

@ nevermore

Also ich finde die Artussage sehr spannend...

Etwas anders, aber trotz dessen nicht weniger spannend fand ich den Film "King Arthur" mit Clive Owen in der Hauptrolle. Da war Arthur allerdings der Sohn eines römischen Offiziers und einer Britannierin und seine Tafelrundenfreunde waren alles Männer, die zum Teil schon Kinder von römischen Soldaten den Eltern weg genommen worden sind.
Guinevere fand ich allerdings mit der spindeldürren Keira Knightley fehlbesetzt. Guinevere war dort eine keltische Piktin und deren Anführer ist Merlin.
In dem Film kämpfen sie gegen die Sachsen.

Infos findet ihr auf http://de.wikipedia.org/wiki/King_Arthur_(Film)
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