T.H. White: The Once and Future King / Der König auf Camelot




Von Rotkäppchen über Orpheus bis zur Artus-Sage

Beitragvon nevermore » Sa 8. Nov 2008, 11:29

Alsionna hat geschrieben: Oft verliebt sich Gwen schon vor der Hochzeit in Lance, manchmal, weil er sie heldenhaft vor einem bösen Ritter rettet und wird dann, weil Arthur den runden Tisch ihres Vaters für seine Tafelrunde braucht, verschachert.


Wie, Gwen wird verschachert?

Lancelot gibt es für alle Lebenslagen, von eitlen Vollidioten bei Cornwell über zum erfahrenen überlegten Krieger Bedwyr, der sehr realistisch in eine Affaire mit der vernachlässigten Frau seines Königs schlittert bei Bradshaw bis zum eigentlich in Artus verliebten Romantiker.


Also sind bei Bradshaw Lanzelot und Bedwyr ein und dieselbe Person? Oder habe ich das jetzt falsch verstanden?

Morgana ist auch nicht immer Mordreds Mutter, diese Rolle wird genauso häufig von Morgause übernommen, die gleichzeitig auch noch Gawaines, Agravaines und Gareths Mutter ist.
Habe ich genug Verwirrung verursacht? :twisted:
Sionna


Bei White ist Morgause Mordreds Mutter, Morgana (eine ihrer Schwestern) ist wie gesagt bisher gar nicht groß aufgetaucht.

Demona hat geschrieben:Oder noch schlimmer, Harry wäre nicht nur die zauberische Wiedergeburt von Jesus sondern auch von Artus...


Das ist Harry sowieso in gewisser Weise... das Schwert im Stein tauchte in Band 7 auch auf.

Mir gefällt Whites Charakterisierung von Lancelot und Ginerva, weil sie nicht einseitig und verurteilend ist. Ich finde sie sehr einfühlsam und mit viel psychologischer Einsicht geschrieben. Was vor allem bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, wann das geschrieben wurde.

Alsionna hat geschrieben: Dumbledore hat starke Ähnlichkeit mit Merlin, der war auch nicht immer sehr nett und hatte einen extrem gewöhnungsbedürftigen Humor. Auch Artus macht einen Trip in die Anderswelt. Harry heiratet Guinevra.


Zumindest bei White ist Merlin aber nicht dermaßen manipulativ und benutzt andere Leute. Und stimmt, Harry heiratet Ginerva. So gesehen hätte man sich eigentlich denken können, dass das mit Harry/Hermione nichts wird.

In Gegensatz zu den meisten Bezügen, die JKR nur einfach aufgesammelt hat, weil sie sie hübsch fand ...


Das mit dem Schwert in Band 7 machte auf mich allerdings einen äußerst "aufgesammelten" Eindruck. Ich konnte in dieser Szene überhaupt keinen Sinn erkennen.

... halte ich die Artus-Parallelen sogar für beabsichtigt, was allerdings die Sache nur noch peinlicher macht. Artus große Stärke ist nämlich seine Fähigkeit, Fehler einzusehen, zu bereuen, versuchen, sie wieder gutzumachen und anderen tatsächlich zu vergeben.


Siehst du das bei Harry nicht? Die Fähigkeit, Fehler einzusehen, sehe ich schon. Siehe Sirius Blacks Tod, und die Rehabilitation von Snape, wenn auch posthum geschehen.

Eine weitere Stärke des Originals ist, daß Artus zwar das alles verbindene Element, der große Held ist, aber niemals den komplexeren Nebenfiguren die Schau stielt. Egal, ob du dich in den Kemenaten des Mittelalters, den Salons der Romantik oder in modernen Kinderzimmern umhörst, Artus wird bewundert, aber den strahlenden Glanz in die Augen der Leser, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, zaubern Lancelot, Gawain, Gareth, Iwein, Parzifal.


Das gilt doch für Potter auch. Die meisten sind nicht von Harry, sondern von den "Nebenfiguren" fasziniert. Ich stimme dir jedoch zu, dass die in Band 7 über Gebühr auf zwei Dimensionen reduziert worden sind.
Zuletzt geändert von nevermore am Mo 8. Dez 2008, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Demona » Sa 8. Nov 2008, 13:37

Aber Demona, Harry ist ein bißchen Artus. Er zieht das Schwert nicht nur aus dem Stein, sondern auch aus dem See. In der Artuslegende passiert auch beides, gelegentlich mit 2 verschiedenen Schwertern. Die Hallows haben Ähnlichkeit mit den 13 Schätzen, die auch Artus sucht, ein weißer Hirsch und weiße Hirschkühe wandern durch mehrere Artusgeschichten.


Im Gegensatz zu den anderen HP-Büchern habe ich den letzten Band nur auf englisch und einmal gelesen. Da kann es sein, dass ich manches nicht so gut verstanden habe. Deshalb ging ich bei dem Schwert mit Harry auch nur auf das Buch ein, wo Harry "seine" Ginny zum ersten Mal rettet.
Wäre ja schön doof gewesen, wenn er da zu spät gekommen wäre. :wink:

Zumindest bei White ist Merlin aber nicht dermaßen manipulativ und benutzt andere Leute.


Ich halte Merlin für einiges besser als Dumbledore. Für mich ist er eher Gandalf, der verrät auch nicht alles, was er weiß, aber er tut zumindest alles dafür, Fehler wieder gut zu machen oder denjenigen auf die eine oder andere Art zu Hilf zu kommen.
Und: Merlin und Gandalf nehmen die Hilfe und Ratschläge von anderen an und machen nicht alles im Alleingang.
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Beitragvon Alsionna » Sa 8. Nov 2008, 18:54

Wie, Gwen wird verschachert?

Ja, leider. Relativ häufig will Artus auf Merlins Rat hin nur den Tisch und ein Bündnis mit Leodegrance. Der allerdings will unbedingt, daß seine Tochter Hochkönigin wird und rückt das Möbel nur unter dieser Bedingung raus. Ein einfacher Ritter, auch nicht der beste der Welt, ist ihm nicht gut genug. Artus muß man zu gute halten, daß er davon vorher nichts weiß.

@Demona, Merlin hat etliche dunkle Seiten und ist ganz schön manipulativ. Denk mal an die Geschichte mit Uther und Igraine. Gorlois ist kein übler Kerl und eigentlich ein treuer Gefolgsmann Uthers, daß er seine Ehefrau nicht mit einem Schleifchen um den Bauch an seinen König abtreten möchte, ist doch verständlich. Merlin veranstaltet mit den Rittern und Damen des Hofes bei Lust und Laune auch ein paar recht geschmacklose bis lebensgefährliche Scherze. Gandalf ist bei Weitem der Anständigste der 3 Weißbärte.
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Beitragvon Demona » Sa 8. Nov 2008, 19:12

@ Sionna

Bei der Geschichte, die ich zuletzt über die Artussage gelsen habe, ist besagter Gorlois ein machtbesessener, kaltblütiger und mordlustiger Geselle, der Igraine zur Ehe zwang, obwohl er wusste, dass sie einen anderen liebte - Uther.
Gorlois hat seiner Frau in der Ehe mehrfach Gewalt angetan.

Eine andere Erzählung besagt, dass Gorlois und Igraine sich liebten und vor allem ihre äußerst schüchterne Tochter Morgana.
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Beitragvon Alsionna » Sa 8. Nov 2008, 20:20

@Demona, es gibt diese Geschichten eben aus unzähligen Blickwinkeln. Nur weniges ist bei fast allen gleich, dazu gehört, daß Gorlois auf jeden Fall erheblich älter als Igraine ist und wohl kaum in die Kategorie gutaussehender romantischer Liebhaber fällt, über seine sonstigen Qualitäten als Ehemann scheiden sich die Geister. Ich kann mich kaum an eine Version erinnern, in der Igraine gefragt wird, ob sie nun mit Uther etwas anfangen will oder nicht.
In den meisten Geschichten unterstützt Gorlois Uther bei seinem Streben nach Vortigerns Thron tapfer und treu. Bei einem von Gorlois zu Uthers Ehren veranstalteten Fest lernen sich Uther und Igraine kennen und Uther ist sofort hinter ihr. Es gibt etliche Versionen, in denen Igraine nicht merkt, wer sich in ihr Bett geschlichen hat und sogar einige, wo sie gezwungen wird nach Gorlois Tod, Uthers Frau zu werden.

Gorlois/ Igraine/ Uther entsprechen genauso wie Marke/ Isolde/ Tristan und auch Artus/ Guinevere/ Lancelot dem Archetyp der keltischen Triade, wobei Marke der einzige ist, der durchweg als Ekel dargestellt wird.

@nevermore, Lancelot und Bedwyr/Bedivere sind nicht nur bei Cornwell austauschbar, genauso wie Gareth, Gaheris und Geraint, die selten alle zusammen auftreten, oft die gleichen Abenteuer erleben und manchmal Gawaines Brüder oder bei Bedarf auch sein unehelicher Sohn sind.
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Beitragvon Demona » Sa 8. Nov 2008, 20:35

@ Sionna

Also, ich schreibe dir hier die Vorinfo aus dem zweiten Buch von jean-Louis Fetjaine "Die Nacht der Elfen" (ist die Vorgeschichte zu Artur):


Zitat:
Am Anfang steht die Vernichtung des Zwergenkönigreiches durch die Menschen. Entsetzt von König Pellehuns Grausamkeit, sagt sich der junge Ritter Uther von seinem Herrn los und sucht nun mit Merlins Hilfe seine Geliebte, die Elfenkönigin Lliane. Diese ist durch die Geburt ihrer gemeinsamen Tochter in einen großen Konflikt mit ihrem Volk gestürzt worden. Es kommt zum Bruch mit ihrem Gemahl, dem Elfenkönig Llandon, der aus Eifersucht einen gnadenlosen gegen die Menschen beginnt. Lliane zieht sich mit ihrem Kind nach Avalon zurück, wo Uther sie schließlich findet. Nach einiger Zeit sind Llianes Kräfte auf ihn übergegangen, und Uther versammelt als Pentragon ein Heer aus Menschen, Elfen und Zwergen, um das Reich von der Tyrannei des Herzogs Gorlois von Tintagel zu befreien. Der hatte nach Pellehuns Tod die Herrschaft an sich gerissen und die junge Königswitwe Igraine genötigt, ihn zu heiraten. Nachdem Igraine jedoch gegen ihren Unterdrücker aufbegehrt hat, entflammt zwischen ihr und Uther eine alte Leidenschaft neu. der "Geliebte der zwei Könginnen" geät in einen tiefen Gewissenskonflikt...


Wie du schon sagtest, es gibt viele Auslegungen und Erzählungen, wie es gewesen war. In dem Zweiteiler Merlin war Uther ja ein gnadenloser und rücksichtsloser Mann, der unbedingt an die Macht wollte und über Leichen ging.
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Beitragvon nevermore » So 9. Nov 2008, 13:05

Bei White kommt Uther Pendragon auch eher schlecht weg. Sowohl als König, wie auch persönlich, da in dieser Version die Verbindung zwischen Igraine und Uther nicht freiwillig gewesen ist.
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Beitragvon frared » So 9. Nov 2008, 17:35

kann ich noch einflechten (ich hab so echt kaum ahnung) dass die BBC gerade eine merlin fernsehserie ausstrahlt? (angeblich wurden dramatikhalber wichtige plotpunkte umgeschrieben oder gestrichen aber das moege jemand entscheiden, der sich damit auskennt.
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Beitragvon Demona » So 9. Nov 2008, 17:45

@ frared

Siehst du dir die Serie an? Dann kannst du uns ja hier input geben.
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Beitragvon frared » So 9. Nov 2008, 20:18

ich glaub http://www.bbc.co.uk/merlin/ machts besser.

ich war ganz gluecklich endlich rauszufinden, wer mordred ist, da ein junge diesen namens auch in 'dark tower' einer verwurstung der artussage, auftritt.
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