T.H. White: The Once and Future King / Der König auf Camelot




Von Rotkäppchen über Orpheus bis zur Artus-Sage

Beitragvon Alsionna » Sa 1. Nov 2008, 23:44

@Demona, den Film mag ich auch. Wir sind da aber wohl in der Minderheit.
Merlin mit den Pikten in Verbindung zu bringen, paßt zur Quellenlage. Ein möglicherweise reales Vorbild hat sich tatsächlich sehr lange jenseits des Severuswalls aufgehalten.
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von Anzeige » Sa 1. Nov 2008, 23:44

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Beitragvon frared » Di 4. Nov 2008, 13:55

es gibt den disney film 'the sword in the stone' oder ... 'die hexe und der zauberer' basierend auf dem white buch. das ist einer meiner lieblingsfilme. mim ist sehr toll.

ahem.
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Beitragvon nevermore » Fr 7. Nov 2008, 21:08

@frared, den Film werde ich mir besorgen. :)

Ich habe jetzt Band 3 fertiggelesen (bin grade nicht so schnell), mit dem Titel "Der missratene Ritter" - die Rede ist von Sir Lanzelot. Band 3 ist so etwas wie die Biographie von Lanzelot. White zeichnet ihn als einen äußerst interessanten Charakter. Der beste Ritter der Welt, jedoch motiviert von Minderwertigkeitsgefühlen, und einer ständigen Not, sich vor Gott und sich selbst zu beweisen. Sein Verhältnis zu Ginerva, der Frau seines besten Freundes Arthur, macht dies nicht einfacher. Auch Ginerva ist eine interessante Figur. Man erzähle mir nochmal, dass komplexe, "graue" Charaktere in Fantasy-Romanen keinen Platz haben - Lanzelot und Ginerva, wie sie von White beschrieben sind, sind glänzende Gegenbeispiele.

Da einige von Euch deutlich Artus-belesener sind als ich: Mich würde interessieren, wie Lanzelot, und auch Ginerva, in anderen Darstellungen der Artus-Legende beschrieben sind?
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Beitragvon Demona » Fr 7. Nov 2008, 22:32

Soweit ich mich bei Lanzelot erinnere war er eigentlich nicht die wirkliche Wahl von Merlin. Eigentlich wäre der korrekte Ritter Lanzelots Sohn gewesen - der, der sich in einigen Erzählungen später auf die Suche nach dem Heiligen Gral begab.
So soll auch die Frau von Lanzelot eifersüchtig gewesen sein, in anderen Geschichten sah sie voraus, dass Lanzelot nie zu ihr und ihren Sohn zurück kommen würde.
Eigentlich war Lanzelot für mich auch innerlich zerrissen und einsam, da er seine Familie zurück ließ, um sich Artus Tafelrunde anzuschließen.

Ginerva war ähnlich gestrickt, sie wollte m.E. nicht allein sein und suchte jemanden, mit dem sie eine Familie gründen konnte. Sie verstand jedoch die Beweggründe von Artus nicht ganz und fühlte sich von ihm vernachlässigt. Hinzu kam, dass sie ihm keine Kinder schenken konnte und gab sich die Hauptschuld daran - aber in einer der Geschichten habe ich mal gelesen, dass Morgana sie in der Hinsicht "verflucht" hatte.

Was Morgana betrifft gibt es ja auch verschiedene Erzählungen über sie - einmal waren sie und Merlin ein Liebespaar, in einem anderen Fall war sie mal die Geliebte ihres Bruder Artus und ihre Tante die Böse, in anderen war sie der Gegenpart von Merlin und das Böse.
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Beitragvon nevermore » Fr 7. Nov 2008, 22:43

Bei White ist Elaine nicht Lanzelots Frau, sondern eine Teenager, die von Lanzelot gerettet wurde und ihn unter der Vorspiegelung, sie sei Ginerva, verführte, als Lanzelot stockbesoffen war. Verheiratet waren die beiden nie.

Von Merlin ist bei der ganzen Geschichte um Lanzelot gar keine Rede.

Aus der Verbindung wurde Galahad geboren - der "Unschuldige", der dann auch den Heiligen Gral fand.

Morgana - Morgause war Arthurs Halbschwester, und ihr Sohn war Mordred. Morgana ist Morgauses Schwester.
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Beitragvon Demona » Fr 7. Nov 2008, 22:58

Wie gesagt, es gibt verschiedene Darstellungen der Geschichte von Artur...

Lies erst mal Zimmer-Bradley, das ist wieder etwas anders. Da ist ja Morgana jemand, der unschuldig in etwas verwickelt wurde und zu ihrer ältesten Schwester nach Avalon ging, nachdem sie aus Versehen ihren Halbbruder verführte und einen Sohn gebar, den sie - nach vielen Überredungen - der mittelsten und machtgierigsten unter den drei Schwestern überlies.
Morgana war es, die Artus nach Avalon brachte, unter anderem auch, weil sie es sich nie ganz verzeihen konnte, was sie ohne es zu wissen getan hatte. Auch konnte sie sich nicht verzeihen, dass sie ihren Sohn ihrer bösartigen Schwester überlies und dieser dann in Hass auf Artur erzogen wurde.

Artur erfuhr ja erst kurz vor seinem Tod, dass er seinen eigenen Sohn tötete und dieser ihn.
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Beitragvon nevermore » Fr 7. Nov 2008, 23:01

Herrje, von Morgana war bisher überhaupt nicht groß die Rede, das ist ja, was ich grade versuchte, klarzumachen *Haarerauf*

Von Avalon schon garnicht. Auch nicht davon, ob Arthur wusste, dass Mordred sein Sohn war. Hab doch ein wenig Geduld mit mir!
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Beitragvon Alsionna » Fr 7. Nov 2008, 23:34

Wie Demona schon gesagt hat, gibt es sehr verschiedene Versionen der Artuslegenden. Die bekanntesten mit dem Schwerpunkt auf der Liebesgeschichte zwischen Lancelot und Guinevere beruhen auf den französchen Romanzen des Mittelalters, in denen meist rein höfische Liebe beschrieben wird - so mit gezückten Schwert auf der Besucherritze :wink: . Oft verliebt sich Gwen schon vor der Hochzeit in Lance, manchmal, weil er sie heldenhaft vor einem bösen Ritter rettet und wird dann, weil Arthur den runden Tisch ihres Vaters für seine Tafelrunde braucht, verschachert.
Lancelot gibt es für alle Lebenslagen, von eitlen Vollidioten bei Cornwell über zum erfahrenen überlegten Krieger Bedwyr, der sehr realistisch in eine Affaire mit der vernachlässigten Frau seines Königs schlittert bei Bradshaw bis zum eigentlich in Artus verliebten Romantiker. Das gleiche gilt für Guinevere, dumme Gans bis sehr erwachsene Frau, die mit dem Job ihres Mannes nicht klarkommt. Bei Guinevere wird es noch dadurch erschwert, daß es gelegentlich 2 gibt. Die 2 Gwens haben ihren Ursprung in der angeblich von Mönchen bei Galstonbury gefundenen Grabplatte Arthurs, die Guinevere als seine 2. Frau erwähnt.
Morgana ist auch nicht immer Mordreds Mutter, diese Rolle wird genauso häufig von Morgause übernommen, die gleichzeitig auch noch Gawaines, Agravaines und Gareths Mutter ist.
Habe ich genug Verwirrung verursacht? :twisted:
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Beitragvon Demona » Sa 8. Nov 2008, 00:24

@ nevermore

Ich wollte dich wirklich nicht durcheinander bringen. :wink:


Aber stell dir erst mal die Verwirrung der Briten vor, wenn Artus mit seinem Schwert wirklich wieder auftaucht. Hätte durchaus passieren können, wenn Bush ne dritte Amtszeit gehabt hätte. :mrgreen:

Oder noch schlimmer, Harry wäre nicht nur die zauberische Wiedergeburt von Jesus sondern auch von Artus... Hey, das wäre doch auch eine Möglichkeit dafür, warum er das Schwert aus dem Hut zog. Hut oder Stein, wo ist da schon der Unterschied, wenn es um die Rettung der - ja was jetzt eigentlich - geht. :lool:
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Beitragvon Alsionna » Sa 8. Nov 2008, 10:34

Aber Demona, Harry ist ein bißchen Artus. Er zieht das Schwert nicht nur aus dem Stein, sondern auch aus dem See. In der Artuslegende passiert auch beides, gelegentlich mit 2 verschiedenen Schwertern. Die Hallows haben Ähnlichkeit mit den 13 Schätzen, die auch Artus sucht, ein weißer Hirsch und weiße Hirschkühe wandern durch mehrere Artusgeschichten. Dumbledore hat starke Ähnlichkeit mit Merlin, der war auch nicht immer sehr nett und hatte einen extrem gewöhnungsbedürftigen Humor. Auch Artus macht einen Trip in die Anderswelt. Harry heiratet Guinevra.
In Gegensatz zu den meisten Bezügen, die JKR nur einfach aufgesammelt hat, weil sie sie hübsch fand, halte ich die Artus-Parallelen sogar für beabsichtigt, was allerdings die Sache nur noch peinlicher macht. Artus große Stärke ist nämlich seine Fähigkeit, Fehler einzusehen, zu bereuen, versuchen, sie wieder gutzumachen und anderen tatsächlich zu vergeben.
Eine weitere Stärke des Originals ist, daß Artus zwar das alles verbindene Element, der große Held ist, aber niemals den komplexeren Nebenfiguren die Schau stielt. Egal, ob du dich in den Kemenaten des Mittelalters, den Salons der Romantik oder in modernen Kinderzimmern umhörst, Artus wird bewundert, aber den strahlenden Glanz in die Augen der Leser, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, zaubern Lancelot, Gawain, Gareth, Iwein, Parzifal. Der Zauber liegt darin, daß für jeden ein Held zur Identifikation dabei ist. Außer dem höfisch normannischen Lancelot und dem durch und durch britischen Gawain gibt es Geschichten mit sächsischen, irischen und sarazenischen Rittern. Artus ist eine natürlich gewachsene Geschichte, die sich immer wieder der Zeit angepaßt hat, ein Potential, das JKR aus Dummheit verspielt hat.
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