Gillian Bradshaw: Down the Long Winds (Artus-Trilogie)




Von Rotkäppchen über Orpheus bis zur Artus-Sage

Gillian Bradshaw: Down the Long Winds (Artus-Trilogie)

Beitragvon nevermore » Mo 5. Jan 2009, 00:04

Im Zuge meines "Projekts", in die Artus-Sagenwelt einzudringen, habe ich mir auf die Empfehlung von Alsionna hin die Bradshaw-Trilogie besorgt, und heute auch angefangen, sie zu lesen. Die drei Bücher sind:

* Hawk of May (Der Falke des Lichts)
* Kingdom of Summer (Das Königreich des Sommers)
* In Winter's Shadow (Die Krone von Camelot)

Sie erschienen zwischen 1980 und 1982.

Ich lese hier die deutsche Ausgabe. Bis jetzt habe ich die ersten fünf Kapitel des ersten Bandes gelesen, etwa ein Viertel des Bandes, und dachte, ich erstatte mal einen ersten Zwischenbericht.

Bild

Das Buch ist aus der Perspektive von Sir Gawain erzählt; Bradshaw macht hier etwas ähnliches wie White mit Arthur selbst und beginnt mit der Kindheit bzw. frühen Jugend Gawaines, die sie aus Gawaines Perspektive erzählt (das Buch ist in Ich-Form aus Gawains Sicht geschrieben). Uther Pendragon ist gerade gestorben und in Britannien herrscht Bürgerkrieg; zudem wird das Land noch von den Sachsen bedroht. Gawaine ist einer der Söhne von Morgas und Lot und hat so seine Probleme in der Familie. Sein älterer Bruder Agravaine ist der erklärte Liebling seines Vaters und ein begabter Schüler in den Kriegskünsten, während Gawaine sich dabei eher ungeschickt anstellt und lieber "nutzlosen" Beschäftigungen wie Harfespielen und Reiten nachgeht. Seine Mutter Morgas, die der schwarzen Magie zugeneigt ist, dagegen hat sich Gawaine als einen Adepten ausgeguckt; diesem ist die Anerkennung grade wegen des Spotts, den er von den anderen Jungen und seinem Vater auf sich zieht, sehr willkommen. Er begibt sich in Morgas' Lehre. Allerdings ist ihm schon irgendwie klar, dass dieser Weg ein Fehler ist. Morgas will nach Uther jetzt auch dessen Nachfolger Arthus beseitigen. Bei einer besonders grausligen Lektion Morgas, bei der Gawaine "initiiert" werden sollte, wird es ihm zuviel und er sucht das Weite, um sich Arthur anzuschließen, da er sich bei diesem vor Morgas schwarzer Kunst sicher fühlt.

Bisher gefällt mir das Buch gut; der Charakter des Gawaine, der mich bisher nicht besonders interessiert hatte, ist hier sehr einfühlsam beschrieben. Und meine Güte, Morgas ist hier noch um einiges grässlicher als bei White (wo sie schon grässlich genug ist).

Frage an die Artus-ExpertInnen: Gawain hat hier nur zwei Brüder, den älteren Agravaine und den jüngeren Medraut (den man anderswo als Mordred kennt, vermute ich zumindest mal stark). Wie ist das denn anderswo dargestellt?
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von Anzeige » Mo 5. Jan 2009, 00:04

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Beitragvon Demona » Mo 5. Jan 2009, 01:53

Ich kenne das noch etwas anders. Gawain hat zwei Brüder und einen Ziehbruder (Mordred). Alle werden Ritter der Tafelrunde. Alles andere stimmt soweit.

Gawain kann aber Artus Frau Gwinever nicht leiden (er misstraut ihr wohl auch) und behauptet später, sie wollte ihn vergiften. Es kommt zum großen Streit und im Kampf tötet Lanzelot die zwei Brüder von Gawain. Es gibt allerdings auch Erzählungen, dass Artus sie getötet hat.

Info 1

Info 2

In den Links - besonders den ersten fand ich nicht schlecht - kannst du auch Infos finden.

Die Bücher sind nicht schlecht, soweit ich gehört habe. Das zweite wird aus der Sicht von Gawains Knappen erzählt und das dritte wohl aus der Sicht von Gwinever.
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Beitragvon Alsionna » Mo 5. Jan 2009, 11:13

Gawaine ist der Held der Geschichten aus britischer Tradition, Lancelot der Held der französischen Tradition. Je nachdem aus welcher Perspektive erzählt wird tritt mal der eine, mal der in den Vordergrund. Die Lancelot-Variante mit dem Schwerpunkt auf der Liebesgeschichte war in den letzten 200 Jahren populärer, das ändert sich aber seit einiger Zeit langsam wieder.

Das Chaos mit den verwandtschaftlichen Beziehungen entstammt wahrscheinlich ursprünglich der keltischen Sitte, Königskinder bei Freund oder Feind in Pflege zu geben. Macht man das oft genug und lange genug, weiß wahrscheinlich wirklich keiner mehr, wer die leiblichen Eltern sind. Die Beziehungen zwischen Pflegegeschwistern ist oft sehr eng. Am Häufigsten werden 4 Orkney-Prinzen erwähnt, dabei hängt es davon ab, ob Mordred nun dazu gezählt wird, also Morgause Sohn ist oder nicht. Ohne Mordred sind die jüngeren Prinzen dann Geraint und Gaheris; Mordred mitgezählt, nur einer von beiden.
Meist wird der kleine Bruder bei der Befreiung von Gwenivere versehentlich von Lancelot getötet, als er unbewaffnet zu schlichten versucht. Danach verfolgt Gawaine Lancelot mit unversöhnlichem Rachedurst und stirbt letztendlich im Zweikampf gegen ihn. Das ist das eigentliche Ende der Tafelrunde, da Freundschaftsbande wichtiger sind als Ehegelübte.
Bei Bradshaw wird der Part des kleinen Bruders von Gawaines Sohn übernommen.
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Beitragvon nevermore » Mi 7. Jan 2009, 17:26

Habe jetzt Kapitel 6 bis 10 fertig gelesen. Gawaine, auf der Flucht vor seiner Mutter, landet erstmal auf der Insel der Seeligen, ein nicht-irdischer Ort, wo er mit der Lehre des Lichts konfrontiert wird und ein Schwert mit überirdischen Kräften bekommt. Er altert dort innerhalb eines Tages um zweieinhalb Jahre und kommt als 17-jähriger in die reale Welt zurück. Dort macht er sich auf die Suche nach Arthur, wobei er gleich mal von den Sachsen gefangen genommen wird. Ebenfalls mit Hilfe überirdischer Ereignisse kommt er wieder frei, und trifft letztendlich auf Arthurs Leute, und seinen Bruder Agravaine, der inzwischen einer von Arthus Kriegern ist. Bei einem Streit mit Agravaine stellt sich heraus, dass Gawaine mittlerweile auch ein sehr guter Krieger geworden ist. Als Arthus zurückkommt, wird Gawaine in seine Runde aufgenommen.

Dieser Teil ist ziemlich esoterisch, mir fast zu esoterisch. Die überirdischen Einflüsse werden nicht als Übergänge aus der Anderswelt, sondern als absolut greifbare Realität im Diesseits dargestellt. Mich stört auch etwas, dass Gawaine ständig aufgrund überirdischer Eingriffe aus der Patsche geholfen wird. Mit seinen eigenen Fähigkeiten, irdischen oder überirdischen, haben seine Erfolge eigentlich nicht viel zu tun. Das Buch ist in diesen Kapiteln auch ziemlich predigerisch - die Autorin haut einem wirklich ständig um die Ohren, was "das Gute" und "das Böse" ist (das Gute sind natürlich die Christen, das Böse Schwarzmagier wie Morgas). Kann es sein, dass Bradshaw überzeugte Christin ist?
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Beitragvon nevermore » Fr 9. Jan 2009, 00:04

So, ich habe jetzt den ersten Band zuende gelesen.

Gawain trifft auf Artus und wird von diesem wider Erwarten abgelehnt. Niemand versteht so recht, warum, auch Artus enge Vertraute nicht. Er hält Gawain für einen Zauberer und will damit nichts zu tun haben. Artus verhält sich wie ein ziemliches Ekel gegenüber Gawain. Gawain beschließt trotzdem, bei Artus zu bleiben, und für ihn zu kämpfen, was dieser widerwillig duldet. In den Kriegen erweist sich Gawain als unschätzbare Hilfe, was Artus aber dennoch nicht überzeugen kann. Im Gegenteil, er sieht seine Triumphe geschmälert, weil sie seiner Meinung nach mit Hilfe der verhasssten Zauberei geschmälert wurden. Gawain sucht die Schuld bei sich selber; er glaubt immer noch, Morgas habe ihn für den Rest seines Lebens mit der Finsternis gekennzeichnet. Als Gawains Hilfe schließlich ausschlaggebend dafür ist, dass Artus Truppe auf einer Reise einen Angriff überlebt, erklärt Artus sich widerwillig bereit, ihn in die Runde aufzunehmen, sofern sie die Reise überleben. Die Flucht gelingt ihnen, aber Gawain ist mit dieser widerwilligen Aufnahme nicht wohl. Er beschließt, Artus zu verlassen. In der Folge kommt es endlich zu einer Aussprache zwischen den Beiden und endlich kommt heraus, warum Artus Gawain so ablehnte: Er dachte, Gawain wüsste über seine Vaterschaft Meredeuths Bescheid. Nach der Aussprache sieht Artus ein, dass er sich geirrt hat, und Gawain wird legitimes Mitglied der Tafelrunde.

Der letzte Teil hat mir wieder gut gefallen, keine allzu greifbaren Anderswelt-Gestalten, und es wirkte auf mich weniger predigend. Aber vielleicht musste ich mich auch erst dran gewöhnen. ;) Auf zu Band 2!
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Beitragvon nevermore » Di 20. Jan 2009, 21:03

So, mittlerweile bin ich durch mit der Bradshaw-Trilogie. Für den zweiten Band, der aus Sicht von Gawains Diener geschrieben ist (ich fand es etwas merkwürdig, dass man über fast 100 Seiten dessen Namen gar nicht erfährt), konnte ich mich jetzt nicht so recht begeistern. Besonders das Gezerre um Gawains Verflossene und seinen Sohn war mir doch etwas zu dick aufgetragen. Den dritten Band dagegen, geschrieben aus der Sicht von Gwynhwyfar, Artus Frau, fand ich sehr gut. Wenn auch sehr deprimierend. Aber Gwen ist hier doch sehr interessant charakterisiert und man fühlt wirklich mit ihr.

Irgendwie ist das mit den Verwandtschaftsverhältnissen schon ein Kuddelmuddel. Bedwyr ist also hier der Bretone, und scheinbar der Charakter, der anderswo Lanzelot ist. Sind Bedwyr und Lanzelot nicht in anderen Darstellungen zwei verschiedene Leute?

Was mir auch auffiel, ist, dass Excalibur und die Gralssuche bei Bradshaw überhaupt keine Rolle spielen. Gibt es dafür irgendwelche Gründe?
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