Max Brooks' "World War Z"




Thriller, Mystery- und Horrorliteratur, Comics, Poesie

Max Brooks' "World War Z"

Beitragvon nevermore » Sa 19. Jul 2008, 13:27

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Diese Woche habe ich "World War Z, an oral history of the Zombie war" von Max Brooks fertiggelesen (Max Brooks ist der Sohn von Mel Brooks, das nur am Rande). Das Buch ist Ende 2006 erschienen und war auf den NYTimes und Wallstreet-Journal Bestseller-Listen. Es gibt es auch auf Deutsch, man hat ihm dort den etwas blöden Titel "Wer länger lebt, ist später tot: Operation Zombie" verpasst.

Man sollte sich von dem deutschen Titel nicht irritieren lassen, das Buch ist alles andere als witzig und wer selbstironischen Splatter erwartet, wird sicher auch enttäuscht werden. Man könnte es vielleicht eher als Horror-Polit-Thriller mit gesellschaftssatirischen Elementen beschreiben.

Brooks erzählt die fiktive Geschichte eines Weltkriegs gegen Untote. Das Buch ist in Form einer Serie von Interviews mit Überlebenden, allen möglichen Überlebenden, die Palette reicht von einfachen Leuten über Soldaten, Wissenschaftler, Geschäftsleute, Generäle bis zum Vizepräsidenten der USA. Es spielt etwa ab dem Jahr 2010. Insgesamt ist durch die Geschichte über die Bedrohung durch die Zombie-Infektion und den anschließenden Krieg gegen die Zombies in einer Art Allegorie erzählt, wie von verschiedenen Gesellschaften und Regierungen mit lebensbedrohlichen Krisen, von denen man nicht weiß, wie man sie bekämpfen soll, umgegangen wird.

Die Interviews beginnen mit zwei Kapiteln über "Warnzeichen" und "Schuldzuweisungen" - erste Anzeichen der Zombie-Infektion, die von manchen nicht ernst genommen, von anderen unter den Tisch gekehrt und von wieder anderen zum Geschäftemachen ausgenutzt wird. Es folgt ein Kapitel über die "Große Panik", die ausbricht, als schließlich die Nachricht an die allgemeine Bevölkerung durchdringt. Die folgenden Kapitel berichten über den Verlauf des Kriegs und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung in verschiedenen Teilen der Erde, und wie schließlich in mühevollen Zu-Fuss-Kämpfen Meter für Meter der Boden zurückerobert wird.

Ich finde das Buch sehr gut geschrieben und man merkt, dass es außerordentlich gut recherchiert ist. Brooks Stories sind ungeheuer realistisch, was durch den Dokumentationsstil noch verstärkt wird. Sie sind zum Teil etwas satirisch überzeichnet, wenn es um die Darstellung des Verhaltens von Politikern und skrupellosen Geschäftemachern geht, aber es gibt kaum etwas, was wirklich unplausibel ist. Die Schwierigkeiten des Militärs, mit einer Bedrohung einer bisher nie gekannten und so nie erwarteten Art fertigzuwerden, sind ebenfalls sehr gut dargestellt. Am meisten lebt das Buch jedoch von der Beschreibung der Auswirkungen, die die Infektion und der Krieg auf die Bevölkerung hat, und den menschlichen Details. Trotz oder gerade wegen der distanzierten Erzählweise im Rückblick durch Augenzeugen-Überlebende sind diese Geschichten teilweise wirklich grausig und ergreifend zu lesen. Brooks Beschreibungen sind sehr bildhaft, echtes Alptraum-Material.

Das einzige, was ich etwas ärgerlich fand, war die letztlich wieder in der Weltretter-Rolle dastehende USA und die für meine Begriffe etwas ins negative Extrem fallende Darstellung der Chinesen. Ansonsten kann ich für Fans von intelligenter Horror-Literatur mit einem politischen und gesellschaftskritischen Einschlag dieses Buch nur empfehlen. Es ist auch eine Verfilmung in Arbeit, deren Erscheinen für 2010 angekündigt ist.

Hat noch jemand das Buch gelesen, und wie hat es Euch gefallen?
nevermore
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von Anzeige » Sa 19. Jul 2008, 13:27

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Beitragvon frared » Fr 17. Okt 2008, 23:30

ein freund von mir, der zombiegeschichten mag (falls das denn ein genre ist) hat davon erzaehlt, es aber auch noch nicht gelesen. es hoert sich irgendwie interessant.
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