C.S. Lewis: "Die Chroniken von Narnia"




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C.S. Lewis: "Die Chroniken von Narnia"

Beitragvon Cellmorbasg » Fr 29. Mai 2009, 17:05

Ich kann nicht sagen, dass ich nicht vorgewarnt war: Ich wusste um die christlichen Bezüge und die Kritik daran, aber das Ende der Reihe hat mich dann doch geschokt. Mein Fazit vorweg: er hätte es bei The Lion, the Witch and the Wardrobe belassen sollen.

Alle sieben sind Kinderbücher und die Handlung ist daher sehr einfach - im wahrsten Sinne des Wortes, denn die meiste Zeit gibt es nur einen Erzählstrang. Obwohl alle sieben Bücher dem Namen nach von Narnia handeln, erfahren wir für meinen Geschmack zu wenig über das Land und sind auch zu oft außerhalb von diesem - was bei dem Ende der Reihe natürlich nichts ausmacht: Im Paradies ist sowieso alles besser.
Das gilt auch für die Personen: Im Verlauf der Reihe werdem mehrere Hauptcharaktere eingeführt, diese bleiben aber beliebig und austauschbar. Für mich schien es, Lewis wollte einfach keine Entwicklung von Menschen darstellen - ja sich sogar davor drücken - sondern mit eindemensionalen Personen einfach seinen Glauben an den Leser bringen. Auch das ist aber nicht schlimm, denn im Paradies fängt das wirkliche Leben erst an, wozu also vorher alzu tiefgründig werden.
Am Ende fragt man sich wirklich: Warum diese Geschichte? Die letzten Seiten machen die ganze Geschichte überflüssig und ein erneutes Lesen erübrigt sich.
Positiv könnte man sagen, dieses Ende ist ein Alleinerstellungsmerkmal und nicht nach dem bekannten Schema (Helden retten ihre Welt und leben dann glücklich darin weiter), nein, hier versagen die Helden und können die Welt nicht retten, weil sie aber Aslan die Treue gehalten haben, dürfen sie mit ihm ins Paradies - denn glücklicherweise sind sie im eigentlichen England gestorben. Ja, das bleibt am Ende: Gut das sie gestorben sind, sonst hätten sie ja noch lange darauf warten müssen mit ihren alten Freunden zusammen zu sein.

Wie ich schon sagte: Ich war gewarnt, aber so war es für mich nicht voraus zu sehen. Ich hab die Filme gesehen und mich am jesusartigen Aslan nicht gestört und auch die ersten fünf Bücher (in der inneren chronologischen Reihenfolge des Werkes gezählt - nicht in der Reihenfolge wie Lewis sie schrieb) habe ich ohne Verkrampfungen gelesen und auch genießen können.
Nur spannend, das war es zu keinem Zeitpunkt. Liegt vielleicht daran, das ich nicht in die Zielgruppe gehöre, aber man musste nie Angst haben, dass es den Helden schlecht ergehen könnte: wird schon gut gehen, war immer mein Eindruck. Nur wenn im letzten Band Narnia untergeht, weht ein Hauch Melancholie um die Buchseiten.

Im sechsten Buch erfährt Aslan nochmal eine Änderung: seine Kompetenzen werden nochmal erweitert. Das gefiel mir nicht wirklich.
Generell ist zu sagen, dass Lewis die Geschichte nachträglich erweitert hat, ist teilweise deutlich zu merken. Vor allem die große Beliebigkeit mit der Zeit zwischen Narnia und unserer Welt weckt Erinnerungen an JKRs Umgang mit dem Fidelius.

Diese Parallele ist für mich sowieso nur zu deutlich: So wie mich HP in Band sieben enttäuscht, ging es mir auch im siebten Teil von Narnia (wobei ich das Ende bei Narnia soagr noch schlimmer finde). Das Pech von Narnia ist, dass ich bei HP vorher genug Zeit hatte, es lieb zu gewinnen - Narnia hab ich in den letzen acht Wochen Stück für Stück gelesen.

Ich hatte schon von den Kindern gesprochen: Lewis spart es sich Entwicklungen zu zeigen, sondern holt stattdessen immer neue. Für die Identifiezierung mit den Helden ist das nicht schlimm - die blieben so blass gezeichnet, dass es egal ist, ob sie Digory, Peter, Edmund, Eustace, Shasta heißen oder bei den Frauen: Polly, Lucy, Jill, Susan.
Wobei hier eine meiner Hauptfragen ist: warum verweigert Lewis Susan das aus seiner Sicht glückliche Ende, dass alle anderen erwartet. Eigentlich die größte Schwäche in seiner Erzählung, denn das Zurückbleiben von Susan zeigt nur, wie grausam sein Ende wirklich ist.


Eine Schlussbemerkung noch: Der Text sollte keinen davon abhalten die Bücher selbst zu lesen, als Zeitverschwendung würde ich es nämlich nicht bezeichnen und wie gasagt: die ersten fünf Bücher waren sogar recht schön.

Mich würde natürlich interessieren wer sie schon gelesen hat und wie eure Meinungen dazu sind?
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Beitragvon nevermore » Fr 29. Mai 2009, 17:21

Ich habe Narnia noch nicht gelesen, es steht aber ganz weit oben auf meiner Liste und wenn ich endlich Zimmer-Bradley "Nebel" durchhabe, ist es das nächste.

Was Susan betrifft, ist nicht der Grund, dass sie kein glückliches Ende erfährt, dass sie Atheistin ist?
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Beitragvon Cellmorbasg » Fr 29. Mai 2009, 18:19

Ja, das ist richtig. Susan gluabt nicht mehr an Narnia, hält es für Spiele aus Kindertagen und ist eine oberflächliche Zicke geworden (auch wenn das so wortwörtlich nicht ausgesprochen wird). Deshalb ist sie mit den anderen Gläubigen nicht zusammen und entgeht dem Zugunglück, bei dem die anderen sterben. Die anderen gehen also fröhlich ohne Susan mit Aslan ins Paradies und wenn Susan sich nicht nochmal ändert in ihrem Leben, dann wird sie es nicht erreichen.

Nur warum macht Lewis aus ihr überhaupt eine Atheistin? Er zeigt diese Botschaft auch an anderen Figuren: die Bösen und Ungläubigen können nicht mit Aslan gehen, dazu hätte es das Beispiel Susan nicht mehr gebraucht.

Er bricht damit unerwartet und willkürlich mit dem Heile-Welt-Szenario, denn nichts deutete in den ersten Bänden darauf hin, dass aus Susan eher eine Atheistin werden könnte als aus den anderen.
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Beitragvon nevermore » Fr 29. Mai 2009, 18:57

Tja, keine Ahnung ... aber ich verspreche, dass ich das in ein paar Wochen nochmal aufgreifen werde, wenn ich das Buch gelesen habe ;)
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Beitragvon Demona » Fr 29. Mai 2009, 20:07

Ich habe es auch gelesen, allerdings vor einiger Zeit und wenn ich mich recht erinnere noch vor HdR und zwischen den HP-Büchern.

Meine Erkenntnis am Ende - und ich tat mich, je mehr sich das Buch dem Ende neigte - auch sehr schwer, dass es vor allem etwas für Kinder ist. Mein Bruder wollte es auch lesen, war auch relativ schnell durch, allerdings weil es endlich beiseite legen wollte und meinte auch, es ist ein Kinderbuch.

Des weiteren merkt man auch bei Lewis, dass ihm die Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg zu schaffen machten und er irgendwie eine heile Welt schaffen wollte. Bei ihm ging es wohl dahin, dass man das totale Glück wohl nur in "Narnia" finden kann. Vllt. liegt es bei ihm auch an seinen privaten Umfeld und den persönlichen Schicksalsschlägen. Allerdings muss ich sagen, dass Sir James Matthew Barrie ("Peter Pan") damit wohl besser umgehen konnte.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass es ein schönes Buch für Kinder ist und ihre Fantasie sicher beflügelt und Kinder nehmen m.A. nach Narnia nicht unbedingt als den Himmel war sondern eher als ein Fantasieland, wo man Abenteuer erleben kann.
Zumindest hat es so Lenard mein Nachbarsjunge gesehen, der sich das Buch ausgeliehen hat und er ist 10 Jahre alt.
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Beitragvon Cellmorbasg » Sa 30. Mai 2009, 12:01

Nun ja, Narnia nur als Fantasieland zu sehen, klappt bis wenige Kapitel vor Schlus ganz gut. Am Ende kommen sie aber alle in ein Neues Narnia und auch in neues England - einem reineren Land - dem Paradies und dort fängt die wirkliche große Geschichte und das totale Glück erst an.

Die Kriegsproblematik findet sich zwar sicher im Buch, aber Krieg und Kampf werden ja gar nicht als etwas sehr schlechtes dargestellt. Man kann dort Ruhm und Ehre erwerben, auch Aslan unterstützt das - eine pazifistische Seite konnte ich nicht entdecken und wird nicht als erstrebenswert dargestellt.
Wozu auch, wenn das Leben erst richtig beginnt, wenn man tot ist :-?

Aber du hast natürlich ganz recht, es ist ein Kinderbuch und kann die Fantasie beflügeln.
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