Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg




Literatur-Klassiker und historische Literatur

Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg

Beitragvon Bernhard Nowak » Fr 11. Jul 2014, 23:49

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Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg

Im Rahmen eines Vortrages über die Juli-Krise 1914 stieß ich auf dieses Buch. Volker Berghahn, Autor des Buches: "Der Erste Weltkrieg" im Beck-Verlag schrieb, dass dieses Werk das Buch von Christopher Clark: "Die Schlafwandler" entscheidend beeinflusst habe. Dieser sei insbesondere in seiner Sicht der Rolle Russlands von McMeekins Buch inspiriert worden. Diese These hat vor McMeekin schon L.C.F. Turner und danach Edward McCullough vorgetragen. McMeekin sieht in dem Verhalten der russischen Führung in St. Petersburg den "Schlüssel" zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Insbesondere Außenminister Sergej Sasonow und die militärische Führung habe - gegen den anfänglichen Widerstand des Zaren Nikolaus II. - gezielt nach der Veröffentlichung des österreichisch-ungarischen Ultimatums auf den Krieg hingearbeitet. Die Vorbereitungen seien über die offizielle Teilmobilmachung der Armee hinausgegangen. Russland habe - ermutigt durch die Rückendeckung der französischen Führung (Staatspräsident Poncaré und Regierungschef Viviani hielten sich Ende Juli zu einem Staatsbesuch in St. Petersburg auf) das Attentat von Sarajewo zum Anlass genommen, einen großen Krieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn zu provozieren und hätten Deutschland, Österreich-Ungarn aber auch Großbritannien über ihre Aktionen gezielt getäuscht, um letzteres auf ihre Seite in den Krieg zu führen.
Berghahn schreibt in seinem Buch: "Für den Autor [McMeekin, B.N.] sind also die vier Tage vom 26. bis zum 29. Juli entscheidend, für die er als Beweismittel für seine Interpretation eine ganze Reihe von Dokumenten und späteren Aussagen heranzieht. Anhand dieser weist er scharfsinnig und durchaus überzeugend nach, dass im Westen des Landes [Russland, B.N.] sehr viel umfangreichere miltiärische Maßnahmen ergriffen wurden, die einer Vollmobilisierung gleichkamen. Nicht weniger wichtig ist, dass diese Entwicklungen der deutschen Seite bekannt wurden, sodass diese den Versicherungen Sasonows [...] nicht mehr glaubten. Mit anderen Worten, McMeekin zufolge wussten Generalstabschef Helmuth von Moltke und Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg schon vor der offiziellen Verkündung der russischen Vollmobilisierung am 31. Juli, dass St. Petersburg das Ziel eines großen Krieges verfolgte. Daraufhin drängte jetzt Molkte mehr denn je den Kaiser, die eigene Vollmobilisierung zu befehlen, bevor es zu spät sei. Dies bildete den Hintergrund des deutschen Ultimatums an Nikolaus II., seinen Befehl bis zum 1. August zurückzuziehen. Als dies nicht geschah, weil es infolge der schon längst angelaufenen Vorbereitungen gar nicht mehr möglich war, unteschrieb der Kaiser am Nachmittag des 1. August den entsprechenden deutschen Befehl. Der große Vorteil dieser Abfolge war, dass Berlin sich nun rechtfertigen konnte, sich in einem Verteidigungskrieg gegen Russland zu befinden. So erklärt sich auch der Satz aus dem Tagebuch des Marinekabinettschefs Georg Alexander von Müller, die Reichsleitung hab "eine glückliche Hand gehabt, uns als die Angegriffenen hinzustellen."

Doch warum zielte das Zarenreich auf einen großen Krieg gegen die Mittelmächte? Hier sind für McMeekin die seit Langem formulierten und nun zu verwirklichenden Kriegsziele zentral. Seit Jahren schon habe das russische Außenministerium die territoriale Expansion nach Süden und Südwesten und den Zugang zum Mittelmeer durch eine Eroberung der Dardanellen anvisiert. Zum Teil auf russischen Quellen basierend, entwickelt der Autor das Bild einer bewusst verfolgten und langfristig gut koordinierten imperialistischen Politik St. Petersburgs, die auf eine Beerbung des zerfallenden Osmanischen Reiches abzielte.

An dieser Stelle ist auf ein Buch über die russische Außenpolitik zu verweisen, das Dominic Lieven demnächst veröffentlichen wird. Darin widerspricht er McMeekin, indem er - beruhend auf einer kürzlichen Auswertung von einschlägigen Archiven in Moskau - ein hartes Gegeneinander mit zahlreichen Meinungsverschiedenheiten innerhalb und zwischen den Ministerien während er Vorkriegsjahre herausarbeitet. Diese Konflikte sieht er wiederum vor dem Hintergrund einer breiteren Diskussion über die Lebensfähigkeit des Zarenreiches, dem es nicht gelang, grundlegende modernisierende Reformen durchzusetzen. Es gehörte daher zu den Ländern, die sich nicht selbstbewusst im Aufstiegbefanden, sondern vom Zerfall bedroht waren."

Soweit Volker Berghahn (Quelle: Der Erste Weltkrieg. - Beck-Verl., 2014 (3., aktualis. Aufl.), Prolog, S. XII-XV).

Diese Zusammenfassung des Inhaltes von McMeekins Werk ist zutreffend. Zwar relativiert er - im Gegensatz zu Clark - nicht die deutsche Verantwortung am Ausbruch der Juli-Krise. Auch McMeekin kritisiert den unkonditionierten "Blankoscheck" Deutschlands an Österreich-Ungarn am 5. Juli 1914 im Zuge der Hoyos-Mission. Außerdem kritisiert er, dass Bethmann-Hollweg Vermittlungsvorschläge des eigenen Kaisers Wilhlems II. nicht oder zu spät nach Wien übermittelten (etwa den "Halt-in Belgrad"-Befehl) und auf Vermittlungsvorschläge Großbritanniens nicht eingingen, wobei er - wie später auch Clark - mit der britischen Politik in der Juli-Krise hart ins Gericht geht. Großbritanniens Außenminister Edward Grey habe - weil er für ein Zusammengehen mit den Entente-Mächten Russland und Frankreich zunächst keine Mehrheit im britischen Kabinett gefunden habe - Deutschland zu lange im Glauben gelassen, England würde in einem künftigen Krieg zwischen Deutschland und Österreich einerseits und Russland und Frankreich andererseits neutral bleiben. Es sei allerdings die Dummheit der Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland gewesen, der letztendlich das britische Kabinett am 4. August dazu brachte, auf Seiten der Entente-Mächte in den Krieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn einzutreten.

Das Buch ist äußerst spannend zu lesen. Es konzentriert sich auf die Diplomatie- und Ereignisgeschichte des Juli 1914 und führt auch die zahlreichen Quellen zur Krise auf, insbesondere die Edition von Albertini, die 2005 zwar ins Englische, aber bislang leider noch nicht ins Deutsche übersetzt worden ist. Um seine These eines russisch-französischen Zusammenspiels zu dokumentieren, verweist er insbesondere auf eine Studie über die französische Politik in der Juli-Krise von Stefan Schmidt.

Dies ist alles sehr gut recherchiert und belegt. Von daher ist das Werk eine unverzichtbare Quelle über die Ereignisse des Julis 1914.

Mein Problem mit diesem Buch ist allerdings der Fokus, den McMeekin auf den Faktor russische Mobilmachung legt. Für ihn ist dies der Schlüssel zum Ausbruch des Krieges der Punkt, an dem eine friedliche Lösung der Krise nicht mehr möglich gewesen ist. Ähnlich argumentiert auch Christopher Clark.

Meines Erachtens ist aber Jörn Leonhard zuzustimmen, der in dem meines Erachtens besten Buch über den Ersten Weltkrieg ("Die Büchse der Pandora", Beck-Verlag) argumentiert, entscheidend sei gewesen, wo der Schlüssel zur Deeskalation der Krise gelegen habe. Und Leonhards Ansicht nach lag dieser Schlüssel in Deutschland und in Großbritannien. Deutschland hätte den unkoditionierten Blankoscheck an Österreich-Ungarn nicht geben dürfen; England wiederum hätte stärker auf Russland und Frankreich einwirken sollen, wegen Serbien keinen Krieg zu riskieren.

Ich teile die Auffassung von Annika Mombauer, die in ihrer Publikation über die Juli-Krise 1914 (Beck-Verlag) die Hauptverantwortung nach wie vor bei Deutschland und Österreich-Ungarn sieht. Nicht die russische Generalmobilmachung, sondern der deutsche Blankoscheck an Österreich-Ungarn und danach die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, die ohne die deutsche Rückendeckung nie erfolgt wäre, sind aus meiner Sicht die Ereignisse, die den Weltkrieg unabwendbar machten, zumindest einen Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland einerseits, Russlands, Frankreichs und Serbiens andererseits. Die britische Neutralität wäre ohne - modifizierten - Schlieffenplan sicherlich dann möglich gewesen, wenn Deutschland nicht in Belgien eingefallen wäre oder einfach Russland und Frankreich nicht den Krieg erklärt hätte, sondern deren Kriegserklärungen einfach abgewartet hätte. Mit Thomas Nipperdey und anderen Historikern ist dies die maßgebliche "Schuld" des Deutschen Reiches: Blankoscheck an Österreich-Ungarn, vorzeitige Kriegserklärung an Russland und Frankreich sowie die Verletzung der belgischen (und luxemburgischen) Neutralität, um über diese Länder mit seinen Truppen in Frankreich einzufallen. Aus meiner Sicht - und ich folge hier den Historikern Krumeich, Mombauer und Berghahns, ist die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien der entscheidende Eskalationspunkt, der den Krieg unabwendbar machte. Die deutsche Hoffnung, den Krieg "lokalisieren" zu können, war zunichte. Die Ausweitung des Krieges auf die europäischen Großmächte "wurde indessen zur Gewissheit, als Österreich-Ungarn am 28. Juli den Angriff auf Serbien unter dem Vorwand einleitete, dass Belgrad das Ultimatum nicht erfüllt habe." Hier - und nicht in der russischen Generalmobilmachung - sehe ich den Schlüssel zum Krieg und kann Sean McMeekin daher in seinen oben skizzierten Schlussfolgerungen nicht zustimmen.

Dennoch ein äußerst interessantes, spannendes und lesenswertes Buch zum Thema, vor allem, wenn man den Einfluss bedenkt, den dieses Werk offensichtlich auf Christopher Clarks "Schlafwandler" gehabt zu haben scheint.
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Re: Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg

Beitragvon Demona » So 3. Aug 2014, 23:25

@ Bernhard

Ich habe hier noch einen interessanten Artikel gefunden. Nicht nur Clark ist der Meinung, dass Deutschland nicht die Hauptschuld am 1. Weltkrieg trifft- Auch der deutscher Politwissenschaftler Münkler stimmt mit der These überein.

http://web.de/magazine/nachrichten/deutschland/19175796-schuld-weltkrieg.html
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Re: Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg

Beitragvon Bernhard Nowak » Sa 16. Aug 2014, 08:44

Das ist richtig. Es gibt in dieser Beziehung eine Kontroverse auch unter deutschen Historikern:
Der letzte Aufsatz des jüngst verstorbenen Hans-Ulrich Wehler zeigt dies: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 24342.html

Clark verkennt den deutschen Verursachungsanteil

Wozu hätte eine aufrechte, auf Friedenswahrung abgestellte England-Politik Bethmann Hollwegs geführt? Wohin eine entschieden bremsende reichsdeutsche Politik? Warum konnten die beiden Balkankriege im Vorfeld von 1914 vom europäischen Staatensystem aufgefangen werden, während das mit dem dritten von deutscher Seite nicht ernsthaft versucht wurde?

Durch sein Vorgehen verwischt Clark verblüffend einseitig den massiven deutschen Verursachungsanteil an der fatalen Konstellation, die zum Krieg geführt hat. Dem beschönigenden Kommentar des englischen Politikers Lloyd George aus den zwanziger Jahren, alle Staaten seien letztlich in das Unheil „hineingeschlittert“, wird zielstrebig zu neuer Geltung verholfen. Und der Verkaufserfolg auf dem deutschen Büchermarkt - keineswegs auf dem englischen! - verrät ein tiefsitzendes, jetzt wieder hochgespültes apologetisches Bedürfnis, sich von jenen Schuldvorwürfen zu befreien, die in der Kontroverse um das Kriegszielbuch des Hamburger Historikers Fritz Fischer („Griff nach der Weltmacht“, 1961) allenthalben verfochten worden waren.

Das gleichzeitig erschienene Buch des Berliner Politikwissenschaftlers Herfried Münkler wird der intensiven Debatte über den Weltkrieg nicht von ferne gerecht. Offenbar muss man sich mit der einen gewaltigen Umfang erreichenden Forschungsliteratur ganz anders vertraut machen. Übrigens ist die strenge Deutschland-Zentriertheit seines Buchs den weitgespannten globalen, vergleichenden Perspektiven von Leonhard krass unterlegen. Münklers penetrante Kritik an Fischer bezeugt zudem die Verständnislosigkeit, mit der er dessen Leistung begegnet, jahrelang mit imponierender Zivilcourage als einziger deutscher Neuzeithistoriker die Kritik an der Julikrise 1914 und an den Kriegszielplänen bis 1918 - sowie an den damals nur zu oft verschwiegenen Kontinuitätslinien bis 1945 - pointiert vertreten zu haben.
Glanzstück zur Kriegsgeschichte

Doch glücklicherweise ist soeben die glänzende Analyse „Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs“des Freiburger Historikers Jörn Leonhard erschienen, die in einem umfangreichen Konvolut von 1150 Seiten ein wahrhaft umfassendes Panorama des Ersten Weltkriegs, seiner Vorgeschichte und seiner Ursachen, seines Verlaufs und seiner Folgen präsentiert.
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Re: Sean McMeekin: Juli 1914: Der Countdown in den Krieg

Beitragvon Bernhard Nowak » Do 18. Sep 2014, 20:09

Heinrich-August Winkler kritisiert Clark und Münkler: http://www.faz.net/aktuell/politik/der- ... 14532.html

Ich teile Winklers Auffassung, die sich mit der von Leonhard deckt. In diese Richtung geht auch mein fertig gestellter Aufsatz über die Julikrise 1914, den ich am 26.11.2014 in Rödermark vortragen werde.

Tatsächlich werden die Darstellungen der Julikrise bei Clark wie auch bei Münkler in weiten Kreisen als überfällige Rehabilitierung des wilhelminischen Deutschland verstanden. Träfe es zu, dass die militärische Führung und die zivile Reichsleitung nach dem Attentat von Sarajewo eine alles in allem nachvollziehbare, der Situation angemessene, keineswegs verantwortungslose Politik betrieben haben, fiele die These in sich zusammen, Deutschland habe durch die Verschärfung der Krise den großen Krieg unvermeidlich gemacht. Doch weder dem australischen noch dem deutschen Autor ist es gelungen, die unter den Historikern immer noch überwiegende Auffassung zu entkräften, dass der deutsche „Blankoscheck“ vom 6. Juli 1914 für die Donaumonarchie der entscheidende Wendepunkt war: die Entscheidung, die die Entwicklung so eskalieren ließ, dass am Ende der Weltkrieg stand.

Schwerer noch wiegt die Ausklammerung der innenpolitischen Vorgeschichte des deutschen Weges in den Ersten Weltkrieg bei Clark und Münkler. Der Militarismus war ein gesamteuropäisches Phänomen, aber nirgendwo waren die Gesellschaft und das politische Denken so militarisiert wie im Deutschen Reich. „Kriegsparteien“ gab es überall, aber nirgendwo verfügten sie über einen so breiten gesellschaftlichen und politischen Rückhalt wie in Deutschland. Er reichte vom ostelbischen Rittergutsbesitz über die Schwerindustrie und Teile des gebildeten Bürgertums bis zu den Verbänden des gewerblichen Mittelstandes und der kaufmännischen Angestellten. Deutschland war eine konstitutionelle, keine parlamentarische Monarchie. Der Reichskanzler war dem Kaiser, nicht dem Reichstag verantwortlich. Die militärische Kommandogewalt des Königs von Preußen, der zugleich Deutscher Kaiser war, bedurfte nicht der ministeriellen Gegenzeichnung - ein Relikt des Absolutismus.

[...] Bis heute nicht widerlegt ist Fischers Darstellung der deutschen Politik im Juli 1914, die ganz bewusst das Risiko der Ausweitung eines regionalen, serbisch-österreichischen Konflikts zu einem Weltbrand in Kauf nahm und damit den entscheidenden Anstoß zur „Urkatastrophe“ des zwanzigsten Jahrhunderts gab. Das begeisterte Echo, das der faktische Freispruch Deutschlands von der Hauptschuld am Ersten Weltkrieg in den Büchern von Clark und Münkler gefunden hat, legt jedoch eine Vermutung nahe: Ein überwiegend älteres, konservativ gestimmtes Segment des gebildeten deutschen Publikums fühlt sich durch die revisionistischen Darstellungen von einer narzisstischen Kränkung befreit: dem als verletzend empfundenen Vorwurf, dass Deutschland auch an der Auslösung des ersten der beiden Weltkriege den maßgeblichen Anteil gehabt habe. Es ist mithin die These von der Kontinuität der beiden Kriegsausbrüche, die den Protest hervorruft - ein paradoxer Befund, wenn man bedenkt, dass die Idee historischer Kontinuität zum Kernbestand konservativen Denkens gehört.
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