So ging es mir mit dem "Klaras Haus" von Sabine Kornbichler.
Kaufhof hatte gerade eine Bücheraktion gestartet und dieses erwarb ich für ? 3,95. Wie einige von euch wissen, fahre ich jeden Morgen 45 Minuten mit der Bahn auf Arbeit und ich wollte nach dem Hobbit und Scholochov`s "Menschenschicksal" mal was leichtes lesen.
Aber dann konnte ich es gar nicht mehr richtig aus der Hand legen.
Erzählt wird hier die Geschichte von zwei jungen Frauen, die sich in das Haus auf der Nordseeinsel Pellworm der verstorbenen Klara zurück ziehen, um über ihr Leben nachzudenken. Klara, eine angeheiratete Tante hatte es den Nichten und Neffen ihres verstorbenen Mannes Ferdinand hinterlassen als Zufluchtsort bei sogenannten Lebenskrisen oder bei schweren Zeiten.
Die beiden Frauen - Nina eine Nichte von Ferdinand und Charlotte, die Frau von Ninas Cousin - haben beide auf verschiedene Art und Weise den Boden unter den Fußen verloren und suchen verzweifelt nach Lösungen. Die beiden kommen anfangs überhaupt nicht miteinander aus, da sie nicht viele Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten haben bzw. hatten.
Nina, im letzten Jahr 40 geworden, hatte gerade heraus gefunden, dass ihr Mann sie mit ihrer besten Freundin betrogen hatte und nun Vater wurde, obwohl er mit ihr nie Kinder haben wollte.
Charlotte, von ihrem Mann Johannes als die Supermutter von 4 Kindern auf ein Podest erhoben, taucht in dem Haus mit der Urne ihres verstorbenen Geliebten, mit dem sie jahrelang ein Verhältnis hatte, auf.
Einziger Halt und Anfangs auch Ruhepol der beiden Frauen ist Hanni, die ehemalige Haushälterin von Klara. Sie hat im Haus und Garten alles so belassen, wie schon zu Lebzeiten von Klara und sie bemuttert die beiden Frauen und kümmert sich um sie. Dabei hält sie sich auch nicht mit Lebensweisheiten zurück.
Nebenbei erfährt Nina einiges über Klara und wünscht sich, sie zu Lebzeiten besser gekannt zu haben. Auch der Leser erfährt einiges aus Klaras Leben und den Grund, warum sie ihr Haus Menschen in Krisenzeiten öffnet.
Nach und nach öffnen sich auch die beiden Frauen einander und es entwickelt sich eine intensive, wenn auch komplizierte Beziehung zwischen den beiden...
Dieses Buch ist wunderschön geschrieben, es ist ernsthaft und spaßig, aber niemals langweilig. Mit der zurückhaltenden - auch was Gefühle betrifft - Nina und der offen, zum Teil in ihrer Art verletzenden Charlotte prallen zwei Charaktere aufeinander, die man einfach lieben muss.
Dieses mit sich Ringen und am Ende das Erkennen, dass man dazwischen vom richtigen Weg abgekommen ist und das einige Wünsche und Träume sich nie erfüllen werden und die Akzeptanz dessen, dass das Leben trotz dessen weiter gehen kann ist eine der liebenswerten Dinge an dem Buch.
Mittendrin Hanni, eine typische nordische Seele, die den beiden Frauen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Mir hat das Buch auf jeden Fall gefallen und morgen wartet schon eine Kollegin darauf, dass sie mit dem Lesen beginnen kann.
