Roman Polanski bei Einreise in die Schweiz verhaftet




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Beitragvon Alsionna » Sa 10. Okt 2009, 14:23

Durch die unterschiedlichen Verjährungsfristen wird das Ganze ja kompliziert. In Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft Polanski hat, ebenso in Deutschland und in der Schweiz wäre die Vergewaltigung verjährt.
Aber für das Auslieferungsabkommen ist ausschließlich das Recht des Landes maßgeblich, das den internationalen Haftbefehl ausgestellt hat, USA keine Verjährung. Dazu kommt noch, daß sexueller Mißbrauch in Europa nicht automatisch immer Vergewaltigung ist und damit anders bestraft wird.
Daraus folgt eher allgemein gesehen, als speziell für diesen Fall die Problematik, daß der Mann in drohende lebenslange Haft ausgeliefert werden soll, für ein Verbrechen, das im ausliefernden Land weder mit lebenslänglich bestraft wird, noch überhaupt noch verfolgt würde. Das ist völkerrechtlich zumindest bedenklich.
Übrigens hatte Polanski, wie neulich ein deutscher Kollege im Interview bestätigte, immer ein wenig Angst, von Deutschland ausgeliefert zu werden. In der Schweiz hatte er diese Bedenken nicht, er war ja auch vorher häufig dort, hat dort ein Haus und niemand hat mit der Vollstreckung des Haftbefehls gerechnet. Von Rechtssicherheit kann keine Rede mehr sein, wenn eine Staatsanwaltschaft nach Jahren plötzlich ohne nachvollziehbaren Anlass zuschlägt. Verallgemeinert das mal. Wie sieht es z.b. bei den unterschiedlichen Vorgaben für Strafmündigkeit aus oder bei Vergehen, die im Gastland garnicht strafbar sind?
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von Anzeige » Sa 10. Okt 2009, 14:23

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Beitragvon Lythanda » Sa 10. Okt 2009, 14:47

Alsionna hat geschrieben:Von Rechtssicherheit kann keine Rede mehr sein, wenn eine Staatsanwaltschaft nach Jahren plötzlich ohne nachvollziehbaren Anlass zuschlägt. Verallgemeinert das mal. Wie sieht es z.b. bei den unterschiedlichen Vorgaben für Strafmündigkeit aus oder bei Vergehen, die im Gastland garnicht strafbar sind?

Hm ... ich mag ja etwas simpel gestrickt sein, aber für mich gilt eigentlich, dass man in keinem Land, in das man reist, ein Verbrechen begeht, das dort irgendwie unter Strafe gestellt ist. Oder man reist da nicht hin, wenn einem die Gesetze nicht zusagen.
Dass man niemanden vergewaltigt oder eine Minderjährige sexuell belästigt, sollte eigentlich jedem gesunden Menschen klar sein.

Dass das Recht des jeweiligen Landes gilt, in dem das Verbrechen begangen wurde, finde ich eigentlich in Ordnung, sonst könnte man doch einfach in jedem Land jedes Verbrechen begehen, solange man nur ein Land kennt, in dem das nicht strafbar ist oder eine sehr kurze Verjahrungsfrist hat, um sich dort zu verstecken.
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Beitragvon frared » Sa 10. Okt 2009, 19:01

naja, egal wo was strafbar ist, es beweist jedenfalls, dass wir lange nicht alle alles gleich sehen. ich habe mit amerikanern gesprochen, die von der analen vergewaltigung besonders angewidert waren. ich kann nachvollziehen, dass es nciht toll ist, aber ich finde nciht, dass anale vergewaltigung schlimmer als andere vergewaltigung ist, wenn das irgendwie sinn ergibt.

ich denke, dass roman polanski die flucht schwerer angelastet wird und die minderjährigkeit. jetzt isses ein nettes juristisches chaos, dass sich die anwälte sicher zunutze machen werden. ein englischer hacker hat neulich mit extradition pech gehabt und wird jetzt in den vereinigten staaten vor gericht gestellt. ich finde es schlimm, dass politik schwerer wiegt als jemandes bürgerrechte.
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Beitragvon nevermore » So 11. Okt 2009, 18:58

Von Rechtssicherheit kann keine Rede mehr sein, wenn eine Staatsanwaltschaft nach Jahren plötzlich ohne nachvollziehbaren Anlass zuschlägt.

Nach Jahren ohne nachvollziehbaren Anlass? Er wurde seit 2005 mit internationalem Haftbefehl gesucht, das wird ihm ja wohl bekannt gewesen sein. Die Frage ist eher, warum suchte man ihn nicht schon vorher?
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Beitragvon frared » So 11. Okt 2009, 19:02

der guardian glaubt die schweizer haben jetzt andere prioritäten als neutralität. sie sind eher an besseren beziehungen zu den USA interessiert. ist ja ok jemanden dafür zu opfern.
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Beitragvon nevermore » So 11. Okt 2009, 20:27

Das erklärt aber nicht, wieso erst 2005 ein internationaler Haftbefehl ausgestellt worden ist und nicht früher.
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Beitragvon frared » Mo 12. Okt 2009, 00:13

ich glaube er hat den fehler begangen sich wieder ins gespräch zu bringen.
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Beitragvon Demona » Mo 12. Okt 2009, 11:32

@ frared


Nicht er hat sich wieder ins Gespräch gebracht. Gereist, gedreht, Interviews gegeben und Preise angenommen hat er ja schon Jahrzehnte vorher.
In den Fokus kam er kurioseweise erst wieder, als öffentlich bekannt wurde, dass eine der Mörderinnen seiner ersten Frau im Knast an Krebs gestorben ist.
So etwas ist doch immer gleich ein Grund, alles aus dem Leben eines Künstlers auszugraben.


Was ich jedoch noch krasser finde ist, dass Manson im Knast mit seinen Theorien und den Mord an Polanskis erster Frau richtig Schotter macht. Letzens kam mal in den Nachrichten, dass er pro Jahr Hunderttausende Dollar verdient.
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Beitragvon frared » Mo 12. Okt 2009, 11:34

Die doku, der tenor der doku, hat ihn angeblich bewogen seinen fall nochmal zu gehör zu bringen. ohne erfolg.
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Beitragvon Demona » Di 20. Okt 2009, 16:43

Roman Polanski muss weiterhin in Gefängnis bleiben. Seine, von den Anwälten, eingereichte Haftbeschwerde wurde vom Bundesstrafgericht in Bellinzona abgewiesen.

Gegen die Entscheidung des Strafgerichts kann Polanski jetzt vor dem Bundesgericht der Schweiz, der höchsten Instanz, Beschwerde einlegen. Nach Medienberichten will er das tun.

Auch die Bereitstellung einer Kaution, wie sie Polanski angeboten hatte, lehnte das Bundesstrafgericht zunächst ab. Es schloss aber nicht aus, dass bei einer Nachbesserung des Angebotes und der Bereitschaft zum Tragen einer elektronischen Fußfessel, die eine ständige Überwachung des Regisseurs zuließe, später doch noch diese Möglichkeit der Haftverschonung bestehen könnte. Polanski hatte angeboten, einen Hausarrest in seiner Wohnung im Prominentenort Gstaad zu akzeptieren und bis zur Entscheidung über seinen Einspruch gegen die Auslieferung auch einzuhalten.



Quelle: ksta
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