Paganini - Der Teufelsgeiger




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Paganini - Der Teufelsgeiger

Beitragvon Demona » Mo 16. Jun 2008, 23:09

Gestern kam auf RBB um 0:15 Uhr (wäre dann doch heute, oder?) eine Dokumentation über den virtuosen Geiger Paganini namens:

Paganinis Geheimnis von 2006


Ich verstehe ja immer noch nicht ganz, warum solche Sachen immer so spät kommen müssen.

Aufgrund seiner großen und sehr mageren Gestalt bestand bei Paganini der Verdacht auf einen Gendefekt, bekannt unter Großwuchs(?).
Bewiesen werden konnte es nicht, obwohl seine Urenkel Blutproben abgaben, die in einem deutschen Institut untersucht worden sind.
Auch gaben sie Haare von Paganini her, damit daran Untersuchungen durchgeführt werden konnten. Paganini war schon zu frühen Lebzeiten ein sehr kranker Mann.
Er hatte Syphyllis(die damals mit Quecksilber und Blei behandelt wurden), litt unter Tuberkulose und konnte in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr sprechen.

Paganini war ein hochintelligenter Mann, der mit seinem Mythos spielte und er gilt als der erste Musiker der Geschichte, der Millionen verdiente.
Anzurechnen ist ihm auch, dass er nach der Trennung von seiner neurotischen, paranoiden und extrem eifersüchtigen Frau ihr den Sohn abkaufte und ihn alleine groß zog.

Er war sehr sparsam, verkaufte in den Konzerten sein Talent sehr teuer. Er wollte, dass sein Sohn versorgt war.
Paganini lebte neben seinem Sohn nur noch für die Musik und hing beinahe in paranoider Weise an seiner Geige. Er hatte wahnsinnige Angst sie zu verlieren und gleichzeitig auch Angst vor ihr.

Letztendlich starb er - bzw. erstickte er - an Kehlkopfkrebs und an der "Medizin" gegen seine Geschlechtskrankheit. Da er nicht mehr sprechen konnte und keine Kraft für Handgesten hatte, konnte ihm die letzte Ölung und die Absolution nicht erteilt werden.

Seine Haarproben ergaben eine sehr hohe Dosis an Quecksilber und Blei, die ein Mensch auf lange Sicht nicht verkraften kann.


Am traurigsten ist eigentlich, dass ihm die Kirche ein ordentliches Begräbnis verweigerte (wegen seines Rufes als Teufelsgeiger und wegen der fehlenden Ölung und Absolution). Sein Sohn musste ihn einbalsamieren lassen und ständig mit sich rum führen.
Es dauerte 30 Jahre !!! bis sein Sohn ihm seinen letzten Wunsch erfüllen konnte, zu einem Preis, der einen an der Kirche zweifeln lässt.
Die Kirche erlaubte die Beerdigung unter der Bedingung, dass das gesamte Vermögen, welches Paganini zu Lebzeiten mit seiner Teufelsmusik verdient hatte der Kirche überschrieben wird.

Da kann man doch sagen, der Teufelsgeiger wurde von ihnen verpönt, geächtet etc., aber sein Teufelsgeld war ihnen genehm.

Geblieben ist uns seine Musik und der immer weiter lebende Mythos Paganini selbst!!
"Möge Gott sein zwischen Dir und dem Leid, an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst." (ägyptischer Segensspruch "Babylon 5")

"Wichtig ist nur, was du mit der Zeit anfängst, die dir in deinem Leben gegeben ist." (Gandalf zu Frodo in Moria, HdR- Die Gefährten)
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von Anzeige » Mo 16. Jun 2008, 23:09

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Beitragvon Eve » Di 17. Jun 2008, 01:29

Schade, dass das so spät kam, denn solche Dokumentationen interessieren mich wirklich. Solche Schicksale sind immer sehr bewegend, besonders wenn es sich um Personen handelt, die erst nach ihrem Tode weltbekannt werden oder die man Jahrzehnte nach ihrem Ableben mit ganz anderen Augen sieht. Paganini war ja schon zu Lebzeiten berühmt, aber wie Demona bereits schrieb, u.a. bei der Kirche berüchtigt. Besonders die erwähnten Behandlungsmethoden gegen Syphyllis verstärken noch so ein Einzelschicksal. Das tut mir immer so Leid, aber man wusste es früher eben nicht besser. Selbst solche Lebensgeschichten wie die von Dirk Willems bewegen mich und rücken - wie bei Paganini - die Kirche nicht gerade in ein gutes Licht.
Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er übel nimmt. - Christian Morgenstern
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