Sherlock Holmes von Guy Ritchie




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Sherlock Holmes von Guy Ritchie

Beitragvon Cellmorbasg » Do 4. Feb 2010, 20:09

Kam ja jetzt schon diverse Male auf, also kann es ja nicht schaden mal ein extra Thema aufzumachen und das ausfühlricher zu diskutieren...

Es klingt vielleicht langweilig, wenn ich schon wieder damit komme, aber auch hier ist es wichtig was man von einem Film erwartet. Wenn man sich den Namen eines berühmten Helden der Buchgeschichte nimmt, dann darf man sich nicht wundern wenn man Buchfans mit diesem Film enttäuscht. Wahrscheinlich wundert man sich auch nicht. Eine getreue Buchverfilmung wird nicht das Ziel gewesen sein.

Ich persönlich kann das eigentlich nicht beurteilen. Ich habe noch keine Holmes-Geschichte gelesen. Das einzige was ich vorher kannte, war eine ältere Schwarz-Weiß-Verfilmung.
Erstaunlicherweise war der 2009-Holmes sehr nah da dran. Sowohl was den Charackter als auch die Geschichte betrifft. Es handelte sich nämlich nicht um eine getreue Buchverfilmung (wie ich heute weiß), sondern um eine Komödie von Billy Wilder: Das Privatleben des Sherlock Holmes von 1970. Auch diese Geschichte dreht sich um Übernatürliches (Ungeheuer von Loch Ness) welches am Ende als Technik entlarvt wird. Und auch der unmotivierte, sich vernachlässigende Holmes war mir so nicht fremd.

Doch nun zurück ins Jahr 2009. Der Film hat seine Stärke im Duo Holmes-Watson. Das komische Doppel wird wunderbar von Robert Downey jr. und Jude Law verkörpert.
Die Geschichte bleibt dahinter aus meiner Sicht ein wenig zurück. Die übernatürliche Story entpuppt sich am Ende als bloßes Rätsel technischer Finessen und Tricks. Vielleicht hab ich mich zu sehr täuschen lassen und hätte nicht annehmen sollen, dass hier wirklich übernatürliches am Werk ist. Aber so war es nunmal und so hat mich die Story nicht überzeugt.
Ich werde gerne überrascht, aber nicht gern auf's Ohr gehauhen. Ich hätte es besser gefunden, wenn das Übernatürliche entweder übernatürlich geblieben wäre oder man mich schon während des Films mit Holmes Kombinationen beglückt hätte anstatt am Ende alles herausplatzen zu lassen.
Nichts desto trotz habe ich mich gut unterhalten und ich könnte mir vorstellen den Film noch einmal zu sehen und auch den Nachfolger werde ich mir ansehen.

Da sind wir bei einem Thema das mich schon seit längerer Zeit nervt: Der Ausbau der Filmreihen. Ich weiß nicht, ob es mir gefallen will, dass immer öfter (zumindest nach meinem Eindruck) einem Film auch ein zweiter, dritter und am Ende vielleicht gar eine noch längere Filmreihe folgt. Ich finde das muss nicht sein.
Ich versteh schon das es angenehm ist (vor allem finanziell) bei den Zuschauern eine Rolle zu etablieren und uns dann immer wieder damit zu beglücken. Nur: es wird ja selten besser.
Aber das nur als kleine Randbemerkung.

Zurück zu Holmes: Die Filmmusik finde ich auf keinen Fall schlecht. Ich finde nur diese Überdramatisierung nervend, dass sich Hans Zimmer praktisch neu erfunden hätte.

Ich hatte es schon angesprochen: der Sparrow-Holmes-Vergleich. Ich hab nochmal geschaut wo ich den herhabe und hab's gefunden:
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-holmes-2/comments#comments Gleich die zweite Kritik von Flibbo.

Dort heißt es:
Robert Downey Jr. ist ja auch eine Attraktion. Als Sherlock Holmes stellt er quasi einen neuen Jack Sparrow dar... Downey Jr. liefert eine famose Darbietung, bei der er Clown und Gentleman auf brillante Weise vermischt.

Ich würde eine solche Kategorie anders betiteln: komische Ernsthaftigkeit. Wenn man einen solchen Vergleich zieht (den ich gar nicht mal unpassend finde), dann muss ich aber sagen, dass Depp die Nase vorn hat.


In der gleichen Kritik heißt es auch:
Als im 19. Jahrhundert angelegter Krimi ist ?Sherlock Holmes? in etwa so glaubwürdig wie ?Wild Wild West? als Western.

Das kann ich nur unterschreiben. Der Bau der Tower Bridge "verkommt" zur bloßen (beeindruckenden) Bühne der Inszenierung.

Dieser Holmes ist kein Buch-Holmes und er ist auch kein Holmes des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dieses Urteil nehme ich mir heraus, ohne beides erlebt zu haben ;-)
Es ist aber vielleicht eine Erklärung für die durchaus häufigen schlechten Kritiken:
http://uk.rottentomatoes.com/m/sherlock_holmes_2009/
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Beitragvon Demona » Do 4. Feb 2010, 20:26

Diese Woche hat es leider nicht geklappt mit Sherlock Holmes im Kino, da Max die Weisheitszähne am Montag operativ entfernt wurden. Und da mein Sohn schon immer zu Übertreibungen neigte, hat er nicht, wie jeder "normale" Mensch 4 sonder 6 Weisheitszähne.

Ich werde meinen Kommentar nächste Woche dann dazu abgegen.


Allerdings meine ich auch irgendwo gelesen zu haben, dass Ritchie keinen üblichen Holmesfilm drehen wollte.
Auch habe ich die ganzen Holmesbücher vor einiger Zeit gelesen und Holmes war halt auch in den Büchern ein Genie das ohne Watson im Alltag verloren gewesen wäre.
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Beitragvon Cellmorbasg » Do 4. Feb 2010, 20:29

Aber doch hoffentlich nicht alle 6 auf einmal? :shocked:
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Beitragvon Demona » Do 4. Feb 2010, 20:59

@ Cellmo

Nein, erst mal drei. Momentan ist er mit einer dicker Backe unterwegs. Die anderen drei kommen demnächst.
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Beitragvon frared » Do 4. Feb 2010, 22:14

mr cellmo... ich verstehe nicht.

Vielleicht hab ich mich zu sehr täuschen lassen und hätte nicht annehmen sollen, dass hier wirklich übernatürliches am Werk ist. Aber so war es nunmal und so hat mich die Story nicht überzeugt.

weil es die 'magie' nicht ernstgenommen hat, isses nicht überzeugend? überleg mal wie sich das gegenteil angefühlt hätte...

ich bin grosser fan von sherlock holmes also in den geschichten und die laufen auch nach diesem strickmuster ab. der fall sieht zunächst seltsam und übernatürlich aus, quasi unlösbar und entpuppt sich dann als, naja, lösbar. der film hat das ganze etwas cinematischer erzählt mit mehr prügeleien und rennereien, aber so ungefähr kommt es hin, die bekannteste geschichte ist vielleicht 'der hund von baskerville' der in dartmoor spielt (glaube ich mich zu erinnern) und auch ähnlich dem leser suggeriert, ein teuflischer riesiger hund ist los und mordet. vielleicht macht es am ehesten sinn, zu sagen, dass holmes ein ganz rationalistischer typ ist, der sich mit derlei aberglauben gar nciht abgibt. die inszenierung der übeltäter wird jedenfalls meist nur von ihm durchschaut.

ich finde die musik wunderbar. zimmer benutzt diese tänze und kreiert dann so wilde zigeunermusik drumrum, ganz fabelhaft.

und die darsteller, das viktorianische schwulenpärchen, sind auch toll. ich hab an keinen von beiden geglaubt. ich habe angenommen, dass es schiere not war, jeden zu besetzen und war überrascht und erfreut, dass ein amerikaner so jemanden wie holmes darstellen kann. ich war einfach wunderbar unterhalten von allem.
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Beitragvon Demona » Fr 5. Feb 2010, 00:29

@ frared

"Die Liga der Rothaarigen" und "Die fünf Orangenkerne" waren auch etwas übernatürliches an sich. In einem ging es glaube ich auch darum, wie man die Leute in geschlossenen Räumen umbringen konnte etc.

Aber ich schließe mich dir an, in vielen Fällen von Holmes ging es darum, dass die Leute glaubten, da wäre Hexerei oder böse Magie am Werk und Holmes hat es widerlegt.
Er war ganz klar ein analytischer Mensch und glaubte nicht an solchen "Humbuck". Holmes war immer der Meinung, dass es für alles eine vernünftige Erklärung gibt.

Ach ja, ich habe auch mal gelesen, dass es die Bücher von Holmes waren, die Scottland Yard dazu brachten mit Fingerabdrücken Verbrecher zu überführen und Verbrechen aufzuklären. :wink:
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Beitragvon Cellmorbasg » Fr 5. Feb 2010, 12:06

Ich habe auch gar nichts dagegen, dass sich übernatürliches als heiße Luft entpuppt. Nur würde ich da gerne selbst drauf kommen können. Bei dem Billy-Wilder-Film zum Beispiel wurde irgendwann klar, dass es sich hier nicht um Nessie handelt. Allerdings eben nicht erst am Schluss wenn Holmes das enthüllt, sondern man konnte es währenddessen - sozusagen zusammen mit Holmes - entschlüsseln.

Das ist der Unterschied auf den ich hinaus wollte. Einfach ein bisschen mehr an Holmes Gedanken teilnehmen und nicht erst am Schluss mit großem Tamtam alles auf den Kopf stellen.

Aber vielleicht war ich auch nur zu doof das Geheimnis selbst zu entdecken. Gut möglich.
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Beitragvon Demona » Fr 5. Feb 2010, 13:59

mmmh. Ich weiß nicht. Nicht unbedingt. Da ähnelt er dann wohl doch den Holmesbüchern. Soweit ich mich erinnere, bin ich auch da nicht eher darauf gekommen.
Da musste auch erst Holmes her. :mrgreen:

Und hinterher habe ich mich gefragt, wo meine Logik abgeblieben war. :mrgreen:
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Beitragvon frared » Fr 5. Feb 2010, 14:47

nee, das ist schon so wie die geschichten sind (da kann man sich natürlich streiten, ob das toll ist). holmes enthüllt am ende meist watson gegenüber was eigentlich los war. watson hat es meist auch nciht rausbekommen.

das fand ich im film auch sehr nett. er ist ja privatdetektiv, dh er ist der polizei nciht verpflichtet und läßt auch mal sachen verschwinden oder so.

jedenfalls gibt es oft obskure anweisungen von ihm und die ereignisse treffen dann meist so ein, wie er es vorhersagte. lies mal einfach ein paar geschichten.
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Beitragvon Demona » Mi 10. Mär 2010, 00:28

So, ich habe nun endlich den Film gesehen und ich muss sagen, er hat mir sehr gut gefallen. RDJ und JL haben wunderbar harmoniert und RDJ brachte mich mehr als einmal zum Schmunzeln als er die beleidigte Leberwurst spielte.

Da ich fast alle Holmesbücher gelesen habe, überrascht mich das Ende nicht wirklich. Viele der Holmes-Abenteuer sehen anfangs so aus, als wäre schwarze Magie, Zauberrei (gemischt mit uralten Glauben) zugange. Auch Holmes Art den Fall zu lösen, seine Geheimniskrämerei und seine fast manische Art immer wieder neue Methoden zu finden, wie man Verbrecher überführt ist legendär.

Irgendwie witzig fand ich, wie er den armen (doch sehr pummeligen) Hund dazu benutzte. In den Büchern missbraucht er da immer sich selber und eine seine Pfeifen ist eine Opiumpfeife, die er immer dann benutzt, wenn der Fall besonders knifflig ist.

Die Musik von Hans Zimmer passte ganz gut zum Thema Holmes, da Holmes in gewissen Masse zur Theadralik und in einigen Dingen zur Übertreibung neigt.

Besonders gefiel mir der Abspann mit den eingespielten Zeichnungen (das fand ich schon super beim letzten HdR-Film).

Alle Rollen, auch die Nebenrollen fand ich sehr gut besetzt und ich bin schon gespannt, ob im Nachfolger wieder Moriaty auftaucht und seine Rolle ausgebaut wird. Er ist definitiv das böse Gegenstück zu Holmes.

Guy Ritchie hat mal wieder gezeigt, dass er gute Filme machen kann, besonders wenn seine Ex Madonna nicht mitspielt. :mrgreen:
Er wird auf jeden Fall in meine DVD-Sammlung aufgenommen, wenn er als diese erscheint.

Von mir bekommt der Film 9/10 Pfeifen
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