Alfred Hitchcock




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Alfred Hitchcock

Beitragvon Cellmorbasg » Fr 5. Mär 2010, 17:16

The Master of Suspense

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Überstrapaziert scheint dieser Titel für diesen großen Meister des Films. Doch welch anderer könnte ihm besser gerecht werden?
Die Aussicht einen Film zu leben, die bietet einem Alfred Hitchcock. Das Mittel dazu ist der Suspense. Es ist der Hauptinhalt seiner Filme. Das Publikum in Bann zu ziehen, dass schaffen seine Filme in unnachahmlicher Weise.
53 Filme umfasst sein Werk für die Kinoleinwand.

1899 im Norden von London geboren, startete er als Zeichner für Zwischentitel in der Stummfilmzeit, wurde Regisseur, erlebte den Übergang zum Tonfilm, dann zum Farbfilm, wurde sein eigener Produzent, Anteilseigner der Universal und drehte sogar in 3D. Über 50 Jahre war Alfred Hitchcock beim Film als er 1980 in Los Angelas starb.
Sein erster amerikanischer Film Rebecca gewann gleich den Oscar für den besten Film (den der Produzent Selznick entgegen nahm).
Er selbst ging als Regisseur immer leer aus und als Produzent gewann er nur einen Ehrenoscar.

Meinen ersten Hitchcock habe ich vor ein paar Jahren gesehen: Über den Dächern von Nizza (To Catch a Thief). Hitchcock selbst bezeichnete ihn als ?eine etwas melancholische Komödie?. Da hat er Recht. Ich habe in dem Film, der mir sehr gefallen hat, schon viel gesehen was mir später wieder begegnen sollte: ein Mann unschuldig eines Verbrechens bezichtigt, versucht sich reinzuwaschen (auch wenn es in diesem Fall nicht von Anfang an klar war, dass er nicht der Täter ist); eine wunderschöne Frau steht ihm zur Seite ? in diesem Fall die bezaubernde Grace Kelly ? und am Ende sind beide ein Paar; eine rasante Autofahrt und natürlich auch eine gehörige Portion Humor.
Hitchcock hat die Cote d?Azur wunderbar eingefangen. Grace Kelly ist in ihrer späteren Heimat zu sehen und auf einer der Straßen die ihr später das Leben kosten sollte.

Wie schon gesagt gibt es viele Motive die immer wieder in seinen Filmen vorkommen, doch langweilig wird das nie. Hitchcock stellte den Zuschauer in den Mittelpunkt seines Interesses. Auf der Leinwand sollte nur zu sehen sein, was für das Publikum interessant ist. Zumindest aus der zeitlichen Distanz war er selbst wohl sein kritischster Beobachter.

Das ein Film von Hitchcock nie langweilig ist, liegt auch daran, dass er immer mal wieder neue Dinge probiert. Zum Beispiel die bittersüße Komödie Immer Ärger mit Harry (The Trouble with Harry).

Auch technisch versuchte er immer alles Mögliche. Es mögen ja viele auf die Idee kommen, einen Film als eine einzige Einstellung zu drehen, aber wer setzt das schon um? Wenn Hitchcock das selbst auch später als idiotischen Versuch bezeichnet, so würde ich Cocktail für eine Leiche (Rope) doch nur allzu gern sehen.
Denn auch wenn ich von seinen 53 Filmen schon etwas über 20 gesehen habe, so ist dieser nicht darunter.
Sehenswert sicher auch allein wegen James Stewart. Einer der vielen Stars mit denen Hitchcock doch nur allzu gern arbeitete. Andere sind Cary Grant, Henry Fonda, Sean Connery, die schon erwähnte Grace Kelly, Marlene Dietrich oder Ingrid Bergmann.

Hitchcock brauchte die Stars. Er selbst legte in seinen Filmen wert auf eine starke Situation. Nach eigener Analyse ist das Dilemma, dass dabei schwache Figuren entstehen. Es ginge auch umgekehrt.
Doch Hitchcock wollte das Publikum mit einer Geschichte fesseln. Dafür nahm er oft die unwahrscheinlichsten Zusammentreffen von ungewöhnlichen Umständen als Ausgangspunkt.
Die Schauspieler mussten jedenfalls schon von sich aus etwas verkörpern und beim Publikum Emotionen wecken, damit dieses mitfiebern kann.

Zwangsläufig müsste ich irgendwann dazu kommen, meinen Lieblingshitchcock zu wählen, doch das kann ich nicht.
Selbst wenn ich darüber nachdenken würde, könnte ich am Ende wahrscheinlich nicht entscheiden.

Es gibt aber Filme die mir eher weniger gefallen. Nach Marnie den ich ganz gut fand hat er noch vier weitere Filme gedreht. Zwei hab ich gesehen, sie bleiben beide hinter seinen anderen zurück. Es scheint als wäre Hitchcock am Ende seiner Laufbahn auf der Suche gewesen.

Da ich also keinen Lieblingsfilm bestimmen kann, vielleicht ein paar Szenen die mir ganz stark im Gedächtnis geblieben sind:
-Natürlich der Schluss von Die Vögel (The Birds). Dieser schaurige Blick über die morgendliche Bucht mit den wartenden Vögeln und das offene Ende mit dem uns der Regisseur ausnahmsweise zurücklässt.
-Die unglaubliche Szene aus dem tollen Film Der unsichtbare Dritte (North by Northwest) mitten in der Einsamkeit eines Feldes und einer unbefahrenen Landstraße in der Cary Grant versucht den Angriffen eines Flugzeugs zu entkommen und es tatsächlich auch schafft.
-Das Konzert in der Royal Albert Hall im zweiten Der Mann der zu viel wusste (The Man who knew too much) und im gleichen Film die Szene in der Doris Day unter Tränen Qué Será, Será singt um ihren Sohn zu retten.
-Die Szene auf der Freiheitsstatue in der der Held des Films versucht den Bösewicht zu retten doch dessen Ärmel reißt und er fällt in die Tiefe aus dem Film Saboteure (Saboteur)
-Die Todesfahrt des kleinen Jungen Steve in Sabotage, der nicht weiß, dass er eine Zeitbombe transportiert.
-Auch die Traumszene von Salvador Dali aus Ich kämpfe um dich (Spellbound).

Und es gibt sicher noch viele weitere.

Unbedingt erwähnen möchte ich noch Das Fenster zum Hof (Rear Window). Ein Film als Einheit von Zeit, Handlung und Ort. Praktisch nur gefilmt aus der Perspektive eines Mannes (wieder mal James Stewart). Auch hier ist gerade die Anfangsszene des Films besonders schön.

Über seine gern verwendeten Filminhalte hatte ich schon gesprochen. Wichtig scheint mir noch, dass seine Filme fast alle in der Gegenwart spielten. Auch von der großen Politik hielt er sich mit soweit ich weiß einer Ausnahme (Topaz ? sein drittletzter Film der mir auch nicht rundum gefällt) fern.

Es ist kein Wunder das seine Filme die Bezeichnung Hitchcock als eigene Sammelbezeichnung tragen.


Ich hatte aber nicht nur das Glück im letzten Jahr so viele Hitchcocks zu sehen, ich habe in den letzten Tagen das Buch Mr. Hitchcock, wie haben sie das gemacht? (Le Cinéma selon Hitchcock) von Francois Truffaut gelesen. Das Buch basiert hauptsächlich auf einem 36-stündigen Gespräch von Francois Truffaut und Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1962 und ist auch im Buch so aufgebaut. Bis zur Fertigstellung 1966 wurden weitere Gespräche geführt und 1983 schrieb Truffaut nach Hitchcocks Tod noch ein abschließendes Kapitel. Es ist sehr strikt aufgebaut und handelt chronologisch alle Filme Hitchcocks ab. Das wird aber nur selten langweilig und das Buch ist informativ fürs Filmemachen allgemein, natürlich auch zur Person Hitchcock und seinen Filmen und hat auch viele humorvolle Stellen.

Man kann sich die Gespräche sogar vollständig im Internet anhören. Das ist aber nicht ganz einfach, da Hitchcock Englisch spricht, Truffaut Französisch und dazwischen Helen Scott immer übersetzt. Aber wer damit zurecht kommt, hier:
http://tsutpen.blogspot.com/search/label/The%20Hitchcock%2FTruffaut%20Tapes


Zweifellos zähle ich Hitchcock zu meinen Lieblingsfilmemachern. Bei einem von dem ich nach über 20 Filmen noch keinen Film gesehen habe den ich schlecht fand, ist gar nichts anderes möglich.


Der Beitrag soll mit einem Zitat von Hitchcock selbst enden:
?Manche Filme sind ein Stück Leben, meine Filme sind ein Stück Kuchen.?
Cellmorbasg
 
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