Raumpatrouille Orion




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Raumpatrouille Orion

Beitragvon nevermore » Sa 19. Jul 2008, 18:06

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Nachdem ich vor einiger Zeit günstig an die DVDs gekommen bin, habe ich mir nach vielen Jahren wieder mal die m.W. erste deutsche Science Fiction Serie "Raumpatrouille Orion" angesehen.

Die Show hat ja mittlerweile wirklichen Kultstatus. Sie wurde von den Bavaria Studios im Auftrag des WDR produziert und im September 1966 erstmals ausgestrahlt. Sie hat sieben Episoden und es gab 2003 einen Kinofilm, der aber letztendlich aus zusammengeschnittenen Szenen der Episoden mit zusätzlichen Szenen aus einer galaktischen Nachrichtensendung besteht. Also nichts wirklich Neues.

Raumpatroullie spielt in einer unbestimmten Zeit in der Zukunft (zumindest ist mir bisher keine Datierung über den Weg gelaufen), es gibt keine Nationalstaaten mehr, die Menschheit hat auf der Erde den Meeresboden besiedelt und es gibt Kolonien über die ganze Milchstraße. Es gibt immer noch eine Geldwirtschaft. Bisher ist man offenbar noch keinen Außerirdischen begegnet, hatte aber einige Auseinandersetzungen und zwei große Kriege zwischen den Kolonien. Eine Raumpatrouille soll die Erde vor Angreifern aus dem Weltraum schützen. Eines dieser Schiffe ist die Orion, ein Schiff der Flotte der schnellen Raumkreuzer, unter dem Kommando von Cliff McLane.

McLane wird als Querkopf eingeführt und zu Beginn der Show gleich einmal zu einer Routinepatrouille degradiert - v.a. für die damalige Zeit eine recht originelle Art, den Helden einzuführen, wie ich finde. Er bekommt auch eine Sicherheitsoffizierin, Tamara Jagellovsk, als "Aufpasserin" an die Seite gestellt. Mit dieser Patrouille wird McLane für drei Jahre zur Strafe auf "Milchtouren" geschickt, aber dennoch immer wieder in gefährliche Abenteuer verwickelt, die sich um Probleme mit Robotern, anderen Kolonien, v.a. aber mit einer erstmals auftauchenden feindlichen außerirdischen Rasse drehen.

Es stellt sich bald heraus, dass McLane tatsächlich ein sehr aufmüpfiger Kommandant ist, mit einem ziemlich bissigen Humor, und keineswegs der perfekte Held ist, sondern teilweise wirklich unverantwortlich agiert. Nicht selten hat die bei ihrer Einführung etwas zickig wirkende Sicherheitsoffizierin mit ihren Bedenken durchaus recht und erweist sich als weitaus mehr als die anfänglich recht nutzlos erscheinende Nervensäge. Nach vielen Streitereien wächst McLains internationale Crew zusammen und Jagellovsk wird zu einem wertvollen Crewmitglied. Natürlich darf auch eine sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen McLane und Jagellovsk mit diversen Eifersüchteleien nicht fehlen.

Die Stärke der Show sind die für die verfügbaren Mittel wirklich kreativen Kulissen und überhaupt die Vorstellungswelt. Das Unterwasser-Kasino samt seiner futuristen Musik und Gesellschaftstänze ist nichts, was man in jeder Standard-Science-Fiction Serie sieht. Auch die gesamte Innenarchitektur sieht durchaus futuristisch aus. Hier hat die Show für mein Empfinden der gleichzeitig angelaufenden ursprünglichen Star Trek Serie so einiges voraus. Positiv fällt neben dem wie gesagt nicht ganz so perfekten McLane auch auf, dass die Show, auch hier im Vergleich z.B. zu Trek, durchaus einige kompetente Frauenrollen aufweisen kann: An erster Stelle ist hier Jagellovsk zu nennen, die nie auf die Rolle des blonden Frauchens, das gerettet werden muss, reduziert wird, sondern eine tragende Rolle in der Show hat - was ich in Anbetracht der Entstehungszeit sehr bemerkenswert finde. Aber auch McLanes ehemalige Vorgesetzte General Lydia Van Dyke ist eine sehr kompetente und gleichzeitig sympathische Offizierin. Selbst der obligatorische "Planet der Weiber" kommt deutlich differenzierter und positiver herüber als die diversen Trek-Inkarnationen. Positiv aufgefallen ist mir auch, dass durchaus Defizite in der politischen und militärischen Struktur der Erde thematisiert werden - die Unzulänglichkeiten betreffen nicht nur einzelne "Querschläger".

Die Schwäche der Show sind für mich eindeutig die Drehbücher. Die Geschichten sind wirklich äußerst einfach gestrickt; Außerirdische sind unvermeidlich die Bedrohung und einige Stories sind sehr offensichtlich von Asimov (Robotergeschichten), Dick (umprogrammierte Persönlichkeiten) und anderen Standard-Sci-Fi-Stoffen entliehen. Was Logik und wissenschaftliches Fundament betrifft, darf man oft auch nicht zu genau hingucken.

Insgesamt finde ich, dass sich die Show hinter ihren zeitgenössischen britischen und amerikanischen Konkurrenten nicht zu verstecken braucht, und besonders im Hinblick auf die kreativen Sets durchaus gut gelungen ist.

Sicher hat die Serie auch der eine oder die andere von Euch gesehen. Was meint ihr dazu?
nevermore
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von Anzeige » Sa 19. Jul 2008, 18:06

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Beitragvon Eve » Mi 6. Aug 2008, 20:49

Ich wollte keinen neuen Thread aufmachen und poste daher hier die traurige Nachricht, dass Eva Pflug verstorben ist, wie man der Morgenpost entnehmen kann.
Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er übel nimmt. - Christian Morgenstern
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Eve
 
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