Spielbergs-Miniserie "Into the West"




"Rot ist das Blut des Adlers.
Rot ist das Blut des braunen Mannes.
Rot ist das Blut des weißen Mannes.
Rot ist das Blut des schwarzen Mannes.
Wir alle sind Brüder."
(Der Medizinmann von Alcatraz - 1970)

Spielbergs-Miniserie "Into the West"

Beitragvon Demona » So 31. Mai 2009, 20:11

Nachdem der Sender Kabel 1 den Mai zum Star Trek Monat machte, wird nun der Juni zum Western und Inidaner Monat.
Jeden Dienstag will der Sender einen Western zeigen und im Anschluss die 6-teilige von Steven Spielberg produzierte Serie "Into the West".

Steven Spielberg ließ für diese Herzensangelegenheit seinerseits 50 Mio Dollar springen. Mit 15.000 Statisten wurde das Wildwesternpanorama besetzt und Spielberg legte großen Wert auf die historische Authentität und zeigt damit sehr viel Sympathie für die indianischen Ureinwohnern.
Das besondere an dieser Serie ist des weiteren, dass die Indianer in ihrer Sprache sprechen und die Zuschauer diese Unterhaltungen mit Untertiteln verfolgen können. Es wird Lakota gesprochen und viele der indianischen Darsteller, selber Nachfahren der hier gezeigten Lakota mussten ihre eigene Sprache wieder mühsam erlernen. Das tragische ist, dass meistens nur noch die greisen Stammesbrüder ihrer mächtig sind. Der Sprachberater am Set war der Universitätsdozent Charlie Weißer Büffel.

In diesem Mehrteiler sieht der Autor William Mastrosimone ein bedeutendes historisches Dokument, welches einen aussterbenden Dialekt konserviert. Der Produzent Spielberg selbst prophezeit, dass die Serie in 100 Jahren mal Schulstoff sein wird.
Eins kann man schon einmal vorweg sagen; noch nie hat man sich wohl so intensiv und ethnologisch mit der Lebensweise und dem Schicksal der Indianerstämme befasst, und noch nie ist der weiße Mann dabei so schlecht weggekommen.
Die weißen Eroberer allesamt Rassisten, Lügner, Trickbetrüger und Totschläger - bis auf wenige, auf die jedoch niemand hören will.

Die Serie verfolgt über 70 Jahre - von 1820 bis 1890 die Wege einer weißen und roten Sippe immer wieder kreuzen, vor allem an historischen Orten wie Wounded Knee und Little Bighorn.
Es ist Geschichtslektion pur, die mit dieser Serie rüber gebracht wird und den verzweifelten Kampf der Indianer um den Erhalt ihres Landes, ihrer Lebensweise und ihrer Würde.

Der erste Teil "Aufbruch" am Dienstag, 9. Juni um 22:55 Uhr auf Kabel 1 nach dem tollen Western von und mit Kevin Costner "Open Range - Weites Land".

Eins muss ich sagen, Kabel 1 wird mir immer sympatischer. :wink:
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Re: Spielbergs-Miniserie "Into the West"

Beitragvon Eliza Skywalker » Do 4. Jun 2009, 00:21

Demona hat geschrieben:Der erste Teil "Aufbruch" am Dienstag, 9. Juni um 22:55 Uhr auf Kabel 1 nach dem tollen Western von und mit Kevin Costner "Open Range - Weites Land".


Ich werde mir den Termin mal vormerken - klingt jedenfalls sehr interessant - was man von dem größten Teil des Angebotes im TV nicht behaupten kann.
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Beitragvon Demona » Mi 10. Jun 2009, 12:40

Gefiel mir sehr gut. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben, auch wenn es sehr spät wird.
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Beitragvon Demona » Mi 8. Jul 2009, 15:45

Hier mal die Zusammenfassung der ersten zwei Teile. Die anderen Teile kommen dann nach und nach, die letzen beiden nach nächsten Dienstag, wenn der letzte Teil der Miniserie gelaufen ist. Übrigens kann man die Serie auch als DVD erwerben. (Die insgesamt 4 DVD`s mit Bonusmaterial kosten momentan bei Weltbild und Amazon Euro 29,95)

Insgesamt gefällt mir die Serie sehr gut, da sie m.E. eine sehr objektive Betrachtungsweise hat. Sehr deutlich wird hier gezeigt, dass die Indianer aufgrund der besseren Ausrüstung der Langmesser überhaupt keine Chance hatten.
Des weiteren kam noch hinzu, dass die Regierung ständig die Gesetze zu ihren Gunsten änderten und die ersten Verträge sehr blauäugig mit den Indianern geschlossen wurden. Aufgrund der vielen "ausländischen" Menschen, die in das Land geholt wurden (Nord-Südstaatenkrieg und Bau der Eisenbahn) war es sehr utopisch zu glauben, man würde den Westen als Land nicht brauchen. Hinzu kamen dann noch die Funde der Bodenschätze 8allen voran das Gold), die bei vielen Menschen die geistige Fähigkeit, Menschlichkeit und Moral verschwinden ließ.
Auch gefiel mir, dass der amerikanische Held Custer in dieser Serie überhaupt nicht gut weg kam und so gezeigt wurde, wie er wirklich war: ehrgeizig, selbstüberschätzend, anmaßen, eitel, geltungssüchtig und größenwahnsinnig.

Der erste Teil "Aufbruch" beginnt im Jahre 1827. Vorallem durch Abenteurer wie den Trapper Jedediah Smith (Josh Brolin) erfahren die Leute vom Westen und das es dort viel freies und unentdecktes Land gibt. Das sie dabei in das Gebiet der indianischen Ureinwohner drängen igniorieren sie erst einmal. Sie träumen von einem neuen besseren Leben im Westen.
Einer von ihnen ist der Wagenbauer Jacob Wheeler (Matthew Settle) aus Virginia, der sich in seiner Familie eingeengt fühlt und etwas anderes aus seinem Leben machen will.
Zusammen mit seinem Bruder macht er sich auf dem Weg, um sich dem Trapper Jedediah Smith und James Fletcher anzuschließen. Bevor die Brüder auf die beiden treffen, gewinnt Jacobs Bruder Land in Mexico und im Streit trennen sich die Brüder.
Jacob schließt sich dem Trupp von Smith an, der sich auf dem Weg nach Kalifornien befindet. Während der entbehrungsreichen Reise nimmt Trapper Smith den jungen Jacob unter seine Fittiche.
Kalifornien gehört noch zu Mexico und Smith und seine Männer werden bei ihrer Ankunft gefangen genommen und nur gegen Auflagen wieder frei gelassen.
Auf dem Rückweg werden sie von Indianern überfallen und nur Smith, Fletcher und Jacob entkommen dem Angriff. Während sie durch Höhlen flüchten, wird Fletcher tötlich verletzt und fordert die beiden auf, ihn hier zu lassen und ihr Leben zu retten.
Kurz danach trennen sich Jacob und Smith und der junge Mann macht sich auf dem Weg zu einem Treffen von Abenteurern von dem ihm Fletcher erzählte.
Dort angekommen rettet Jacob die Lakota-Indianerin "Frau mit dem Donnerherz" das Leben und verliebt sich in sie. Er bringt sie zu ihrer Familie zurück und wird von ihnen herzlich aufgenommen. Die beiden heiraten und bekommen Tochter Margaret "Heller Schein".
Jacob beschließt, seine Familie den Eltern vorzustellen und verlässt den Stamm der Lakota.

Zu der Zeit, als Jacob in den Westen aufbricht, ist bei den Indianern in der Prärie noch alles in Ordnung. Die Lakota bereiten sich gerade auf die Büffeljagd vor, bei der es zu einer kleiner Katastrophe kommt. Die Herde bricht aus und rast in eine Gruppe von Frauen und Kinder, die am Rande darauf gewartet hatten, die erlegten Tiere auszunehmen und zurück ins Lager zu bringen. ein Indianerjunge überlebt als einziger wie durch ein Wunder die galoppierenden Büffel und erhält den Namen "Den die Büffel lieben" (Simon Baker) und kommt in die Obhut des Schamanen. Er hat Visionen von weißen Männern, die große Veränderungen mit sich bringen.
"Den die Büffel lieben" beginnt aus Stein ein Wagenrad zu bauen. Einige Jahre später hat er die Nachfolge des alten Schamanen angetreten. Der Krieger Hundestern (Michael Spears) und sein Bruder Rennender Fuchs werden Väter und sie bemerken langsam Veränderungen in ihrem Land.
Im Lager der Lakota brechen die Pocken aus und auch "Den die Büffel lieben" erkrankt daran und wird aus dem Dorf verbannt. Er überlebt die Erkrankung und hat weitere Visionen, eine davon zeigt ein großes Massaker unter den Indianern. Er beginnt durch das Land der Indianer zu reisen und sucht andere Stämme auf, immer in der Hoffnung, dass jemanden findet, der die Visionen widerlegt.
Während dieser Zeit werden seine beiden Schwestern mit weißen Trappern verheiratet und verlassen das Lager, um bei ihren Männern zu leben. Eine von ihnen ist "Frau mit dem Donnerherz". Sie wird schwanger und bekommt ein Kind. Kurz nach der Geburt werden sie von Crows überfallen, ihr Mann getötet, ihr Kind geraubt und sie an einen weißen Menschenhändler verkauft.
Es ist Jacob Wheeler der sie rettet, sich in sie verliebt und heiratet.

Im zweiten Teil "Überleben" stellt Jacob seine hochschwangere Frau und seine Tochter der Familie Wheeler vor. Seine Eltern sind nicht glücklich mit seiner Wahl und behandeln seine Frau und Tochter sehr abweisend. Bei ihnen erfährt er auch, dass sein Bruder auf seinen Land in Mexico sehr glücklich ist und eine Mexicanerin geheiratet hat.
Einige Zeit nach der Geburt seines Sohnes Abe entschließt er sich, seine Familie zu verlassen und mit seiner Familie nach Kalifornien zu gehen. Sein Bruder Jethro (Skeet Urich) und seine drei Cousinen Naomi (Keri Russell), Rachel (Jessica Capshaw) und Leah Wheeler entschließen sich, Jacob und seine Familie in den Westen zu begleiten.
Während der Reise erfährt Jacob von Jedediah Smith`s Tod und beschließt nach kurzer Pause, um Geld zu verdienen, sich dem Treck von Stephen Hoxie (Beau Bridges) anzuschließen, der im Westen eine Siedlerkolonnie gründen will. Es beginnt eine lange beschwerliche Reise, in deren Zeit Jacobs dritter Sohn Jake geboren wird.
Seine Cousine Leah ertrinkt bei einer Flussüberquerung, als sie ins Wasser fällt. Naomi und Rachel heiraten während der Reise einem Mitreisenden und einen der Scouts. Trotz dieser glücklichen Momente ist dem Treck kein Glück beschieden. Als beim Überqueren eines kleinen Berges die Halteseile eines Wagens reißen, wird Rachel von ihm überrollt und schwer verletzt. Ihr Bein entzündet sich und während der Amputation stirbt sie. Später erkrankt Jethro an der Cholera und einige der Reisenden werden vom Zug ausgeschlossen.
Das rettet ihnen das Leben, denn die anderen, die voran fahren werden von den Cheyenne überfallen und von ihnen getötet. Die Cheyenne wollten damit den Ausbruch der Cholera bei ihnen verhindern. Einzig Naomi, die mit ihrem Mann im vorderen Zug war, überlebt und wird von den Cheyenne entführt.
Jacob und sein kleiner Treck werden auch angegriffen, können sich aber erfolgreich verteidigen. Nur er wird dabei schwer verletzt und bittet deshalb seinen Bruder Jethro mit seiner Familie nach Kalifornien zu gehen und sie zu beschützen. Jacob verspricht seiner Frau, sollte er überleben, werde er sie so lange suchen, bis er sie gefunden hätte.

Währenddessen werden die Indianer von der Siedlerflut fast überrannt. Einige von ihnen versuchen, sich dem Lebensstil der Weißen anzupassen, die anderen setzen auf Widerstand und Konfrontation. So gehen dann die Brüder Hundestern und Rennender Fuchs getrennte Wege. Der Krieger Hundestern ist nicht gewillt seine indianische Lebensweise aufzugeben und lässt seinen Bruder schweren Herzens ziehen.
Naomi tut sich inzwischen schwer damit, sich der indianischen Lebensweise anzupassen. Sie weigert sich, den Krieger Chief of Prairie Fire (Jay Tavare), der sie gefangen genommen hat zu heiraten. Da sie in Gegenwart der Indianer nur singt, wird sie anfangs für verrückt erhalten. Dann erkrankt auch sie an der Cholera und wird von dem Krieger und einer alten Indianerin gepflegt. Nach ihrer Genesung bemerkt sie, dass dieser seine kleine Tochter durch die Cholera verloren hat. Dadurch kommen sie sich näher, allerdings wollen auch andere Krieger Naomi zur Frau. Auf eine komische Art lehnt Chief of Prairie Fire die Angebote ab und Naomi ist darüber sehr glücklich. Später wird sie seine Frau, bekommt einen Sohn und wird in den Stamm der Cheyenne aufgenommen.

Die Brüder seiner Frau finden den schwer verletzten Jacob und pflegen ihn gesund. Nach seiner Genesung versucht er seine Familie zu finden. Leider verhindert ein frühzeitiger Wintereinbruch und lange anhaltender Winter die Suche und Jacob muss in der Wildnis ein Lager errichten.
Währenddessen ist seine Familie in Kalifornien angekommen.



Demnächst dann die Folgen 3 (Goldrausch) und 4 (Das eiserne Pferd).
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Beitragvon Cellmorbasg » Do 8. Okt 2009, 22:48

Ich kann die Lobpreisung dieser Serie nachdem ich Teil eins und zwei gesehen habe nicht im geringsten teilen.

Schulstoff in hundert Jahren? Die armen Schüler sollen wohl eingeschläfert werden. Die Story ist ziemlich schlecht - besonders im zweiten Teil: Es war ein mal eine Kolonne von Pionieren auf dem Weg in den Westen - nach und nach werden alle erdenklichen Schwirigkeiten die man auf so einer Reise haben kann, ganz brav nach und nach abgearbeitet - von einem Unglück zum nächsten - sozusagen bis keiner mehr übrig ist. Nachdem im ersten Teil die Indianer im Mittelpunkt standen, wird sich im zweiten hauptsächlich mit den Weißen beschäftigt. Das ist ziemlich öde: vor allem weil die Charaktere jegliche Tiefe vermissen lassen. Die Stimme aus dem off nervt ab und an und wiederspricht auch irgendwie dem was wir sehen. Da werden die Kerle als Saufbolde bezeichnet und dann sehen wir hilfsbereite und liebenswerte Ehemänner. Und zur Krönung soll ich auch noch abnehmen das die ganze Gruppe ganz einträchtig kein böses Wort über die schwarze und indianische Begleitung verloren hat.
Ich hab zu der Serie gelesen, sie soll den Amis den Spiegel vorgehalten haben - nun in den ersten beiden Teilen jedenfalls nicht. Und genau solche Lorbeeren haben natürlich eine hohe Erwartung bei mir erzeugt, aber besonders innovativ ist das ganze nicht.
Zum Schluss gibt es auch noch ein Liebesdrama: die eigene Frau ist nun die des Bruders - Hilfe, ich wusste nicht, dass ich in 'ner Telenovela gelandet bin. Komischerweise sind auch zwanzig Jahre vergangen ohne das man diesen Alterungsprozess auch nur einem der erwachsenen Menschen ansehen würde...

Zugegebnermaßen ist es keiner dieser Klischeefilme aus dem Gengre - einer dieser Balla-balla-Filme. Nur leider wird dann eben in anderen Klischees gebadet.
Das man die Sprachen im Original belässt und mit Untertiteln versieht ist zwar ganz richtig, aber im Film nun auch keine Sensation mehr. Der Weg wird schon seit einer Weile beschritten.

Das Indianerleben, das man besonders in Folge 1 kennenlernt wirkt sehr authentisch, aber das war's auch schon - inhaltlich bietet sich wenig neues.



Aus zwei Gründen ist diese Betrachtung nicht fair: erstens durch die hohen Erwartungen - es ist immer schwerer große Versprechungen einzulösen als kleine und zweitens die Tatsache das ich erst ein Drittel der Serie gesehen habe. Ich werde die nächsten Teile in den nächsten Tagen schauen und dann sicher mein abschließendes Urteil kundtun - nur den ersten Eindruck musste ich schonmal loswerden.
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Beitragvon Demona » Fr 9. Okt 2009, 00:02

Ich fand die Serie schon mal deswegen erstaunlich, dass man sich traute (und da gibt es nun nicht wirklich viele Filme und Serien) sich auch mal auf die Seite der Indianer zu stellen und eine sehr reale und realistische Darstellung der Indianer zu bringen.
Auch in der heutigen Zeit möchte man die früheren Bewohner gerne unter den Teppich kehren. Die heutigen Amerikaner sind fortschrittlich genug, einen Schwarzen als ihren Präsidenten zu wählen, ich wage jedoch zu bezweifeln, dass in den nächsten Jahrzehnten mal ein Indianer im Weißem Haus anzutreffen ist.
Erst 1924 erhielten sie ihre Bürgerrechte und das Wahlrecht. In den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts wollte man sie in Städte umsiedeln und es entstanden Indianerslums. Nur so war es möglich, dass weiße Farmer und Ölmultis billig Indianerland pachten konnten.
1973 verhinderte nur der weltweite Protest, dass 100 Jahre nach Wounded Knee wieder ein Massaker an der derselben Stelle stattfand, weil die Indianer ihre Rechte wollten und ihre Lebensweisen erhalten wollten.
Bis Mitte der 70iger Jahre wurden Indianerfrauen in Krankenhäusern zwangssterilisiert und ihnen wurden die Kinder weggenommen - angeblich seien sie bei der Geburt gestorben - und von Weißen gegen bares adoptiert.
Den Kindern wurden die Haare geschnitten, einige kamen in Internate, wo die Kinder verprügelt wurden und sie durften ihre Muttersprache nicht mehr sprechen.

Ich kann zumindest aus Erzählungen von indianischen Freunden sagen, dass die Darstellung des Indianerlebens sehr realistisch war. Es war auch nicht unüblich das sich der Bruder um die Familie kümmerte und sie dann als seine annahm.
Bei den Indianern zumindest war dies sehr verbreitet. So war gewährleistet, dass die Witwe und ihre Kinder gut versorgt waren und der Witwer oder Singlemann, der sich der Familie annahm war auch versorgt bzw. geachtet im Stamm.
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Beitragvon Cellmorbasg » Fr 9. Okt 2009, 22:16

So, ich habe fertig. Alle sechs Folgen nun gesehen und das Urteil fällt insgesamt weniger vernichtend aus, als gestern nach Folge zwei. Die Serie steigert sich (wenn auch nicht in schwindelerregnde Höhen) und hat ihren Höhepunkt für mich in der zweiten Hälfte von Folge 5, als die Geschichte der Indianerkinder in den Internaten erzählt wird. Hier wird wirklich etwas lebendig und der Zuschauer kann das gesehene mitfühlen.

Ansonsten hangelt sich die Serie aber mehr von Ereignis zu Ereignis: zunächst die Indianer wie sie vor den Weißen lebten, dann der Einzug der Pioniere in den Westen, der Goldrausch, der Eisenbahnbau und zwischendrin immer der Landraub der an den Indianern verübt wird mit dem traurigen Schlusspunkt am Wounded Knee.

Es ist am Ende zwar eine gute Sache, dass man mal so am Stück 70 Jahre erlebt und die Veränderung die eine solche Zeitspanne mit sich bringt, aber vieles bleibt eben auf der Strecke. Die Figuren bleiben bis auf wenige Ausnahmen bis zum Schluss oberflächlich und irgendwie schablonenhaft. Es ist als wäre die Serie im eigenen Anspruch Geschichte zu vermitteln gefangen, die Figuren sind nur dazu da, diese zu transportieren. So schaffen es auch die beiden Familien nicht ihren Zweck als Klammer der Folgen zu erfüllen. Da ja am Ende kein Schauspieler aus der ersten Folge zu sehen ist. Die Geschichte selbst kann und soll diese Klammer nicht sein, da man ja alles irgendwie wenigstens bruchstückenhaft drin haben will.

Ich finde auch gar nicht, dass die Weißen besonders schlechter wegkommen als in anderen Filmen oder die Serie auf den Seiten der Indianer steht. Das tut sie sehr lange Zeit nicht (mal unabhängig von der Frage, ob sie es tun sollte). Die ersten vier Folgen stehen für mich mehr unter dem Motto: es gibt auf beiden Seiten schlechte Menschen - wird sogar in Folge drei oder vier so ausgesprochen. In Folge fünf ändert sich das dann mit Little Big Horn und dem Internat.

Der Anspruch eine Sprache zu konservieren, ist zwar auch etwas zu hoch gegriffen, aber sie wird wirklich sehr schön in Szene gesetzt.
Neben der Sprache sind auch die vielen Landschaftsaufnahmen ein besonderer Reiz


Wie gesagt die Schwäche der Serie ist, dass sie zwischen den Ansprüchen von Film und Historie zerbricht. Deshalb ist sie auch kein geeigneter Schulstoff - man kann in sechs Stunden deutlich mehr lernen. Empfehlen kann ich die Serie nur für den, der sich für Geschichte und ihre Geschichten interessiert und der einen sehr langen Atem hat.


Demona hat geschrieben:Ich kann zumindest aus Erzählungen von indianischen Freunden sagen, dass die Darstellung des Indianerlebens sehr realistisch war. Es war auch nicht unüblich das sich der Bruder um die Familie kümmerte und sie dann als seine annahm.
Bei den Indianern zumindest war dies sehr verbreitet. So war gewährleistet, dass die Witwe und ihre Kinder gut versorgt waren und der Witwer oder Singlemann, der sich der Familie annahm war auch versorgt bzw. geachtet im Stamm.

Hier ging es aber um ein weißes Bruderpaar und in Folge drei stellt sich ja auch heraus, dass es nicht klappt.
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Beitragvon Demona » Mo 12. Okt 2009, 12:13

@ Cellmo

Hier ging es aber um ein weißes Bruderpaar und in Folge drei stellt sich ja auch heraus, dass es nicht klappt.


Das ist m.E. eine einseitige Betrachtungsweise deinerseits. Erstens, die Frau ist Indianerin, zweitens Jacob (ihr erster Mann) hat sehr viel von der indianischen Lebensweise angenommen und auch an seine Kinder weitergegeben. Jacob hat bei den Indianer das gefunden, was er bei seiner Familie verloren hatte - Würde, Respekt und Achtung.
Als er seinen Bruder bat, sich um seine Familie zu kümmern, tat er es auf indianische Weise.


Als schade fand ich bei der Serie, dass einige Figuren leider nicht mehr auftauchten. Mich hätte vor allem interessiert, was aus dem ersten Sohn von Jacob geworden ist, der ja nach dem Bahnbau verschwand und der Cousine von Jacob, die einen Cheyenne geheiratet hatte.
Gut fand ich, die sehr glaubhafte Geschichte der Tochter von Jacob, die sich erst von der Familie ihrer Mutter abwandte und sich fast schämte, Indianerblut in sich zu tragen und erst durch ihren weißen Mann wieder zurück fand und nach dessen Tod - durch Sheridans Soldaten - zu ihrem Stamm zurück ging.

als die Geschichte der Indianerkinder in den Internaten erzählt wird.


Das Traurige an dieser Geschichte ist, dass sich da auch nach mehr als 100 Jahren nicht sehr viel geändert hat.
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Beitragvon Cellmorbasg » Mo 12. Okt 2009, 13:31

Das ist m.E. eine einseitige Betrachtungsweise deinerseits. Erstens, die Frau ist Indianerin, zweitens Jacob (ihr erster Mann) hat sehr viel von der indianischen Lebensweise angenommen und auch an seine Kinder weitergegeben. Jacob hat bei den Indianer das gefunden, was er bei seiner Familie verloren hatte - Würde, Respekt und Achtung.
Als er seinen Bruder bat, sich um seine Familie zu kümmern, tat er es auf indianische Weise.

Ja und nein. Ich hatte das nicht vergessen, dass sie Indianerin war, aber das gilt nicht für die beiden Brüder. In der Hinsicht hatten beide glaube ich nicht diese Art von indianischer Lebensweise im Sinn. Jacob hat nicht erwartet, dass sein Bruder seine Frau selbst zur Frau nimmt und sein Bruder hat es wohl auch nicht aus indianischer Betrachtungsweise getan. Ob die Macher der Serie indianische Motive im Sinn hatten wage ich auch zu bezweifeln.

Aber viel interessanter finde ich auch das:
Jacob hat bei den Indianer das gefunden, was er bei seiner Familie verloren hatte - Würde, Respekt und Achtung.

Das dachte ich auch - am Ende des ersten Teils. Jacobs Stimme aus dem Off sagt ja auch, die Indianer haben ihn so angenommen, wie er wusste, dass es seine Familie mit seiner Frau nie getan hätte.
Und dann Teil zwei: Jacob zieht mit Frau und Kind wieder bei seinen Eltern ein - das hat mich schon sark verwirrt und war für mich vollkommen unverständlich, da keine Motivation dafür genannt wurde. Ich kann sie mir selbst zusammenreimen: er wollte seine Familie wieder sehen, wollte seine Frau und sein Kind vorstellen und hatte vielleicht ein wenig Hoffnung, dass sie sie akzeptieren würden. Aber warum heißt es dann gleich: Ich bin wieder da - nur damit die logische Konsequenz folgt: Ich bin dann wieder weg. Das hätte von Anfang an so gehandhabt werden können: der verlorene Sohn kehr für einen Besuch nach Hause zurück.
Vielleicht verliere ich mich in Details, aber gerade seine Bezieung zu den Indianern wurde dadurch zurückgestellt. Entweder er war dort glücklich wie nie oder nicht. Später gab es dann ja auch keinerlei Kontakt mehr - also bis kurz vor Schluss jedenfalls - was ich ziemlich unglaubwürdig finde. Er hatte dort alles und danach lange Zeit nichts. Dann kommt er zur Frau zurück - die Kinder erwachsen. Ich hätte schon erwartet das die Freiheit ihn hier mit seiner Frau zurück zu den Indianern bringt.

Aber das ist eben eine dieser Sachen, die die Charaktere für mich blass erscheinen lassen. Man biegt die Charaktere so, wie man sie braucht. Vielleicht der Tatsache geschuldet, dass man 70 Jahre Geschichte durch so wenig Personen wie möglich darstellen wollte.
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Beitragvon Demona » Mo 12. Okt 2009, 14:55

Und dann Teil zwei: Jacob zieht mit Frau und Kind wieder bei seinen Eltern ein - das hat mich schon sark verwirrt und war für mich vollkommen unverständlich, da keine Motivation dafür genannt wurde. Ich kann sie mir selbst zusammenreimen: er wollte seine Familie wieder sehen, wollte seine Frau und sein Kind vorstellen und hatte vielleicht ein wenig Hoffnung, dass sie sie akzeptieren würden.


Ich glaube, dass das angesprochen würde. Ich meine, mich daran zu erinnern, dass es der Wunsch seiner indianischen Frau war, seine Familie kennenzulernen. Sie konnte nicht glauben, dass seine Familie sie ablehnen würde.

Jacob hat nicht erwartet, dass sein Bruder seine Frau selbst zur Frau nimmt und sein Bruder hat es wohl auch nicht aus indianischer Betrachtungsweise getan.


Nicht auf diese indianische Weise. :mrgreen: Das Problem war ja auch der harte Winter und seine Verletzungen. Dann traf er auch alleine die Entscheidung, seiner Familie nicht mitzuteilen, dass er noch am Leben war.

Dann kommt er zur Frau zurück - die Kinder erwachsen. Ich hätte schon erwartet das die Freiheit ihn hier mit seiner Frau zurück zu den Indianern bringt.


Warum denn das? Seine Frau hatte da etwas aufgebaut. Als die Kinder dann gingen, war dies der Ort, wo sich die Familie traf. Alle wussten, dass, wenn etwas passiert, sie sich bei ihren Eltern wieder treffen könnten.
Das sie dann den Ort aufgaben lag daran, dass seine Frau ihren jüngsten Sohn auf indianische Art betrauern wollte. Dadurch trafen sie ihre Tochter wieder, den Bruder seiner Frau und auch auf die Familie eines Cousins. Dieser vertrat auch noch ähnliche Ansichten wie er.

Edit:

Dieser rote Faden, den du in der Geschichte suchtest, waren m.e. nicht unbedingt die beiden Familien an sich. Für mich war das eher dieses (Wagen)-Rad, welches der spirituelle Bruder angelegt hatte. Das war es, was die beiden Familien verband.
Für die Indianer war es etwas spirituelles und für die Wheelers ihre Lebensgrundlage.
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