Folge 20, Staffel 6: "Suzanne / Three of a Kind"
Drehbuch: Vince Gilligan & John Shiban
Regie: Bryan Spicer
Zehn Jahre, nachdem sich die Lone Gunmen nach ihrer ersten Begegnung mit Susanne Modeski zusammengefunden haben, hofft Byers immer noch, sie eines Tages wiederzusehen und besucht deshalb mit Langly und Frohike immer wieder Messen, die von Regierungsbehörden veranstaltet werden. Auf einer Militär-Messe in Las Vegas glaubt Byers nun tatsächlich, Susanne gesehen zu haben. Mit einem Trick locken die drei Scully nach Las Vegas; sie soll ihnen helfen, die vermeintlich gehirngewaschene Susanne zu befreien. Es stellt sich heraus, dass Susanne in ein Komplott um Droge zur Gedankenkontrolle verwickelt ist.
"Three of a Kind" ist ein Sequel zur Staffel 5-Episode "Unusual Suspects", in der Byers, Frohike und Langly sowohl Mulder als auch Susanne Modeski kennenlernten (ihr Vorname ist im deutschen Episodentitel falsch geschrieben) und sich nach Susannes Entführung durch Regierungsmitarbeiter zu den Lone Gunmen zusammenfanden. Während in "Unusual Suspects" nur Mulder beteiligt war, sind die drei diesmal mit Scully alleine unterwegs. Seit Susannes Entführung vor zehn Jahren hat Byers die Hoffnung nicht aufgegeben, seine große Liebe wiederzusehen, und sucht mit Langly und Frohike immer wieder Messen der Regierung auf, zum einen, um sich über neue Regierungsprojekte auf dem Laufenden zu halten, zum anderen aber auch in der Hoffnung, irgendwann Susanne über den Weg zu laufen. Auf einer Militärmesse in Las Vegas ist es nun soweit - Byers entdeckt sie unter den Anwesenden. Da er sicher ist, dass Susanne immer noch gegen ihren Willen festgehalten wird, locken die drei mit einem Trick Scully nach Las Vegas. Wie sich herausstellt, ist Susanne mit dem Waffenforscher Grant Ellis hier, mit dem sie inzwischen auch verlobt ist. Nach ihrer Entführung hat man Susanne gezwungen, gegen ihren Willen an der Entwicklung einer Droge zur Gedächtniskontrolle mitzuwirken. Grant erweckte den Eindruck, Susanne helfen zu wollen, indem er die Arbeit an der Droge zu verzögern schien. Tatsächlich war die Droge aber schon fertig entwickelt, und der Plan, so machte Grant Susanne glauben, war, nach dieser Messe aus dem Regierungsprogramm zu fliehen und an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie sich herausstellt, hat Grant aber Susanne getäuscht und die Droge längst an die Regierung weitergegeben. Er versucht nun, Susanne zu beseitigen und alle, die das verhindern könnten, mit Hilfe der Droge kaltzustellen. Am Ende geht sein Plan aber nicht auf, er wird selbst getötet und Susanne ist mit neuer Identität wieder frei.
"Three of a Kind" ist eine recht spannende und auch - wie bei Beteiligung der Lone Gunmen zu erwarten - humorvolle Episode, die aber an den Vorgänger "Unusual Suspects" aus mehreren Gründen nicht herankommt. Vor allem fehlt ihr ein Äquivalent zu den Charakterbögen von Byers und Mulder, die "Unusual Suspects" auszeichneten. Byers ist hier nicht der brave Regierungsangestellte, der die Wahrheit über die Regierung, für die er arbeitet, herausfinden muss, sondern er kennt diese Wahrheit bereits. Seine Motivation besteht lediglich darin, Susanne wiederzufinden. Mulder, der in "Unusual Suspects" ebenfalls vom gutgläubigen FBI-Agenten zum Verschwörungstheoretiker wurde, ist in der Folge gar nicht anwesend; Scully, die statt seiner agiert, ist lediglich Beifahrerin. Die Art und Weise und die Begründung, weswegen Scully zu dem Fall hinzugezogen wurde, wirkte auf mich auch ziemlich konstruiert.
Zum übergreifenden Handlungsbogen und zu weiteren Hintergründen über die Historie von Mulder, Scully, den X-Akten oder den Lone Gunmen trägt "Three of a Kind" nichts bei. Der Bogen von Byers und Susanne wird in der Folge auch nicht abgeschlossen; Byers geht nicht mit Susanne mit, Susanne trennt sich auch nicht endgültig von ihm, sondern stellt ein Wiedersehen irgendwann in Aussicht. "Three of a Kind" ist in diesem Charakterbogen lediglich ein ziemlich langer Mittelteil. Susanne kommt leider in "Three of a Kind" auch ein wenig dusselig herüber; das Drehbuch versucht zwar, ihre Beziehung mit Grant Ellis plausibel darzustellen, aber Grant ist so offensichtlich ein Schleimer, dass es schon etwas blauäugig erscheint, sich von ihm derartig einwickeln zu lassen. Vor allem, wenn man sich daran erinnert, wie misstrauisch sie in "Unusual Suspects" noch war. Vielleicht hat sie ja etwas von ihrer eigenen Droge abgekriegt. Was das ganze Manöver, Grant mit Susanne zusammenzubringen, überhaupt sollte, war mir auch nicht ganz klar.
Der Folge gelingt es, den Spannungsbogen zu erhalten, vor allem die scheinbare Kontrolle von Langly ist gut gelungen. Vor allem aber lebt "Three of a Kind" von den humorvollen Momenten um die Lone Gunmen und der unter der Droge völlig uncharakteristisch agierenden Scully. Diese Szenen sind von Gillian Anderson großartig gespielt. Es gibt auch einige schöne Charakterszenen, so der Teaser, in dem Byers seinen Traum von einer US-Regierung im Dienste der Menschen und einem Familienleben mit Susanne erzählt, der jedesmal damit endet, dass er alles verliert. Auch die Szene mit Frohike, der ansonsten immer wieder anzügliche Bemerkungen Scully gegenüber macht, hier aber verhindert, dass sie sich unter der Droge stehend zum Affen macht und von anderen Männern ausgenutzt wird, war sehr schön. Nett war auch der Gastauftritt von Morris Fletcher aus der Doppelfolge "Dreamland", bei dem sich Scully für den Klaps auf den Hintern revanchiert. Letztlich ist "Three of a Kind" aber eine recht unterhaltsame Füll-Episode. Ich vergebe vier Beutel Theater-Blut dafür.