Akte X - Staffel 6




Alles zu Chris Carters Mystery-Serien Akte X, MillenniuM und The Lone Gunmen

Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Fr 16. Aug 2019, 21:18

Folge 10, Staffel 6: "Tithonus / Tithonus"

Drehbuch: Vince Gilligan
Regie: Michael Watkins



Ein New Yorker Polizeifotograf ist bereits seit Jahrzehnten auffällig oft als erster, meist schon vor der Polizei, an Tatorten. Als von einem Tatort zwei Fotos mit unterschiedlichen Zeitstempeln auftauchen, von denen eines unmittelbar zur Tatzeit und ein zweites eine Stunde später nach Eintreffen der Polizei aufgenommen wurde, gerät er in Verdacht, selber etwas mit den Todesfällen zu tun zu haben. Kersh beauftragt Scully, sich des Falls anzunehmen, weist ihr aber einen anderen FBI-Agenten als Partner zu. Als Mulder ohne Kershs Wissen die Hintergründe des Fotografen recherchiert, erweist sich, dass der anscheinend schon seit über hundert Jahren tätig ist.

Der Titel der Episode, "Tithonus", stammt aus einem griechischen Mythos, in dem es um einen Mann geht, der von Zeus das Geschenk der Unsterblichkeit erhalten hat und am Ende nur noch sterben wollte. Sir Alfred Tennyson hat ein Gedicht über die Figur geschrieben, das ebenfalls als Einfluss zitiert wird. Möglicherweise hat der Fotograf Alfred Fellig, die Hauptfigur in "Tithonus", seinen Vornamen von ihm. Sein Nachname stammt jedenfalls von einem berühmt-berüchtigten New Yorker Fotografen namens Arthur Fellig, der in den 1930er und 40er Jahren aktiv war und ebenfalls eine Begabung hatte, immer als erster und oftmals schon vor der Polizei an Tatorten zu sein.

Die Frage, ob ewiges Leben ein Segen oder ein Fluch ist, und welche Auswirkungen es auf einen Menschen hat, hat schon diverse Bücher, Filme und TV-Serien beschäftigt. Neben Jonathan Swifts "Gullivers Reisen" fällt mir aus dem Metier der TV-Serien spontan Star Trek Voyagers "Deathwish" ein - eine der wenigen Voyager-Folgen, die bei mir dauerhaft hängen geblieben sind. Fellig ist seiner eigenen Aussage nach unsterblich geworden, als er an Gelbfieber sterbend den Tod nahen sah und statt ihm ins Gesicht zu sehen wegsah - eine Krankenschwester, die an seinem Krankenlager saß, starb an seiner Stelle. Seines Lebens schon seit langer Zeit überdrüssig versucht er seit Jahrzehnten, dieselbe Situation wieder herzustellen und eilt an Orte, an denen jemand stirbt, um wie die Schwester damals bei ihm dessen Platz einzunehmen.

Beim FBI erweckt Felligs wiederholte Anwesenheit an Tatorten jedoch einen ganz anderen Verdacht: In mehreren Fällen hat Fellig ein Opfer zweimal fotografiert, eine Aufnahme davon jeweils lange bevor die Polizei am Tatort eintraf. Ein auftrebender junger New Yorker FBI-Agent namens Ritter und Assistent Director Kersh glauben, dass Fellig an den Todesfällen nicht unschuldig ist; Ritter hält Fellig für einen Serienmörder und will mit seiner Festnahme seine Karriere voranbringen. Kersh weist Scully an, zusammen mit Ritter den Fall zu untersuchen, Mulder aber außen vor zu lassen: "Agent Mulder's a lost cause. I'm taking the chance you're not. It's you and Ritter. Do not let me down." Als kurz darauf ein Mann erstochen wird und Felligs Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gefunden werden, lässt Ritter Fellig festnehmen. Es stellt sich jedoch heraus, dass Fellig selber auch eine Stichwunde im Rücken hat und weitere Fingerabdrücke, die einem verurteilten Mörder gehören, auf der Waffe sind. Trotz Ritters Protesten lässt Scully Fellig gehen. Mulder, der heimlich den Hintergrund von Fellig überprüft hat, findet heraus, dass Fellig unter verschiedenen Namen bereits seit über 100 Jahren als Fotograf tätig ist und gegenwärtig 149 Jahre alt ist.

Als Scully bei einer nächtlichen Überwachung Fellig konfrontiert, erzählt dieser ihr seine Geschichte. Er behauptet, Unsterblichkeit erlangt zu haben, als er an Gelbfieber erkrankt sich weigerte, dem Tod ins Auge zu sehen, und an seiner Stelle eine Krankenschwester gestorben ist. Seit geraumer Zeit versucht er zu sterben - aber egal, ob er sich vergiftete, sich die Pulsadern aufschnitt, oder von einer Brücke sprang, nichts funktionierte. Deshalb versucht er, den Tod zu fotografieren: Er hat im Laufe der Jahre gelernt, vorherzuahnen, wann jemand stirbt, und glaubt, wenn er endlich dem Tod ins Gesicht sehen kann, kann er sterben. Es kommt, wie es kommen muss - Agent Ritter taucht auf, will Fellig erschießen, aber die Kugel durchdringt Felligs Körper und trifft Scully. Als Scully im Sterben liegt, sagt ihr Fellig, sie solle den Tod nicht ansehen - und nun ist ihm endlich gelungen, die Situation mit der Krankenschwester nachzustellen; es ist diesmal Fellig, der an Scullys Stelle stirbt.

Die Unterhaltungen zwischen Scully und Fellig sind der Kern der Episode, die Szenen in Felligs Fotostudio haben Züge eines Kammerspiels. Scully stand schon öfter an der Schwelle des Todes und es fällt ihr schwer zu verstehen, warum jemand sterben will: "How can you have too much life? There's too much to learn, to experience. Most people want to live forever." - "Most people are idiots," entgegnet ihr Fellig. Als Fellig dann andeutet, dass sie als nächste sterben wird, reagiert sie ärgerlich und bestimmt: "I'm not going to die!" Sie überlebt tatsächlich, erholt sich sogar erstaunlich schnell, was aufgrund Felligs persönlicher Geschichte und im Zusammenhang mit Clyde Bruckmans Vorhersage (der Hellseher aus der Staffel 3-Episode "Clyde Bruckman's Final Repose"), Scully werde nicht sterben, im X-Philes-Fandom zu heftigen Spekulationen führte, ob Scully nun unsterblich sei.
Wieder aufgenommen wurde dies in der Staffel 10-Episode "Mulder and Scully meet the Weremonster", als Scully sagt, sie sei unsterblich.
(Darin Morgan, Drehbuchautor von "Clyde Bruckman's Final Repose", wollte übrigens in einem Interview nichts davon wissen, dass er dies mit seiner Dialogzeile hätte aussagen wollen.)

Auch ansonsten gibt es einige Verbindungen zwischen "Tithonus" und Darin Morgans Staffel 3-Episode, und den Figuren Clyde Bruckman und Alfred Fellig. Der hellsichtige Bruckman wusste, wie Menschen sterben werden, aber nicht wann. Fellig hingegen weiß, wenn der Tod eines Menschen unmittelbar bevorsteht, weiß aber nicht, wie er oder sie sterben wird ("The 'how' is always a surprise. I... I just always know 'when.'"). Bruckman konnte seine Visionen vom Tod nicht kontrollieren und beging am Ende Selbstmord, Fellig jagt seit Jahrzehnten dem Tod nach und kann nicht sterben, sich nicht einmal umbringen. Beide leiden unter ihrer außergewöhnlichen Begabung, die sie am liebsten los hätten. Während Bruckman jedoch bei allem Zynismus noch Mitgefühl für seine Mitmenschen hatte und helfen wollte, ist Fellig dies in all den Jahren völlig abhanden gekommen. Er beneidet diejenigen, deren Tod bevorsteht ("Lucky bastards. Every one of them."), und wie Mulder später herausfindet, hat er 1929 auf seiner Jagd nach dem Tod sogar zwei Krankenhauspatienten getötet. (Auf einer stärker metaphorischen Ebene kann man die Figur Fellig auch als eine Kritik an der ausufernden Paparazzi-Kultur der 90er lesen, die besonders durch den Tod von Lady Diana Spencer 1997 ins Kreuzfeuer geraten ist. Auch wenn es Fellig nicht um Ruhm, sondern um ein anderes Anliegen geht - er ist ein parasitärer Tatort-Fotograf, der auf der Jagd nach dem perfekten Foto ist und dem das Leben der Fotografierten völlig egal ist.)

Wie schon in "Clyde Bruckman's Final Repose" ist es Scully, die zu Fellig durchdringt und versucht, ihn zu verstehen. Anders als in einigen anderen Episoden ist sie in "Tithonus" nicht die sture Skeptikerin, sondern sie nähert sich dem Fall mit offenen Augen und offenem Geist, und fängt an Fragen zu stellen, als sie auf Hinweise stößt, die nicht zusammenpassen. Man kann sich fragen, was hier auf den Einfluss der Zusammenarbeit mit Mulder und die Arbeit an den X-Akten zurückzuführen ist. Einerseits hat diese Arbeit sicherlich dazu geführt, dass Scully genügend Wunderliches gesehen hat, um Felligs Geschichte nicht einfach abzutun. Andererseits ist es möglicherweise gerade die Abwesenheit von Mulder in diesem Fall, die sie so offen sein lässt: Während sie in der Zusammenarbeit mit Mulder durch dessen abgefahrene Theorien quasi gefordert ist, als rationaler Gegenpol zu agieren, ist hier das Gegenteil der Fall: Der ihr als Partner zugewiesene Ritter ist einzig und allein daran interessiert, den Fall abzuschließen; es scheint ihm fast schon egal zu sein, ob er dabei den Richtigen hinter Gitter bringt. Zwar bestreitet Scully geraume Zeit lang, dass der Fall eine X-Akte ist, und will auch von Fellig wieder wissenschaftliche Beweise ("If this is true give me something in the way of proof. Help me find some science that I can hang this on." - "It has nothing to do with science. Someone took my place.") Aber sie ist nicht bereit, sich Ritters Pragmatismus zu beugen, der nur den Fall abschließen will, und ihre Antwort auf Ritters Kommentar, ob sie nicht wolle, dass Fellig hinter Gitter kommt, spricht Bände: "I thought we were looking for the truth."
Scullys Haltung hier wirft Schatten voraus auf ihre Zusammenarbeit mit Agent Doggett in Staffel 8 und 9, in der Scully gezwungenermaßen Mulders Part übernimmt.

"Tithonus" ist eine eher ruhige, aber dennoch sehr spannende und auch sehr düstere Episode, die sich zudem durch sehr viel Tiefgang auszeichnet - etwas, das Akte X seit dem Umzug nach Kalifornien etwas abhanden gekommen ist. Die Spannung speist sich nicht aus Action-Szenen oder Verschwörungen, sondern daraus, dass man lange im Dunkeln gelassen wird, was es mit Alfred Fellig auf sich hat. Schon im Teaser, als er der jungen Frau nachstellt, die in einem Bürogebäude Post verteilt, wird ein falscher Eindruck erweckt, so dass man sich von Anfang an fragt, warum er diese Fotos schießt. Gut gemacht ist auch, wie man - aus Felligs Perspektive - die Menschen, die sterben werden, nicht in Farbe, sondern in Schwarz-Weiß-Tönen sieht. Auch die schauspielerische Inszenierung und musikalische Untermalung ist hervorragend gelungen. Vor allem lebt "Tithonus" aber von der Thematik und der Fragestellung. Es ist eine Episode, die alles hat, was eine Monster-of-the-Week-Folge in Akte X auszeichnet, und eine der besten Episoden der sechsten Staffel, ein würdiger Abkömmling von "Clyde Bruckman's Final Repose" und m.M.n. Vince Gilligans bisher bestes Drehbuch. Ich vergebe sechs Fotografenlizenzen dafür.
nevermore
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Di 20. Aug 2019, 21:05

Folge 11, Staffel 6: "Zwei Väter / Two Fathers"

Drehbuch: Chris Carter & Frank Spotnitz
Regie: Kim Manners



Überraschend taucht fast ein Jahr nach ihrer Entführung Cassandra Spender wieder auf. Wie sich herausstellt, waren die seit einem Vierteljahrhundert andauernden Experimente des Syndikats nun erfolgreich: Mit Cassandra ist es erstmals gelungen, einen Menschen in einen den Vorstellungen entsprechenden Hybriden zu verwandeln. Die Voraussetzungen für den Beginn der Kolonisierung sind damit erfüllt. Die gesichtslosen Alien-Rebellen wollen dies mit allen Mitteln verhindern und greifen die Wissenschaftler und Syndikatsmitglieder an. Wenn die Kolonisierung noch verhindert werden soll, muss Cassandra Spender sterben.

Im Zweiteiler "Two Fathers" / "One Son" wird ein wichtiges Kapitel der Mythologie zuende gebracht, und die Hintergründe um die Verschwörung des Syndikats und ihrer Pläne werden aufgeklärt. Mit Cassandra Spenders Verwandlung in eine Alien-Mensch-Hybridin, die alle Anforderungen erfüllt, sind die Hybridisierungsexperimente erfolgreich abgeschlossen. Der Hintergrund der Experimente wird vom Raucher in einer Reihe von Monologen einer bis kurz vor Ende der Episode unsichtbaren Person gegenüber sowie von Cassandra Spender gegenüber Mulder und Scully erzählt. Bruchstücke sind schon aus früheren Mytharc-Episoden bekannt, hier wird das Puzzle nun zusammengesetzt. Der Ausgangspunkt der Verschwörung war der Roswell-Absturz 1947. Aus den Informationen, die bei dem Absturz zum Vorschein kamen, schloss eine Gruppe von Mitarbeitern des Außenministeriums, dass eine Kolonisierung durch Außerirdische bevorstand, in der durch die Verbreitung des Schwarzen Öl-Virus eine bisher nicht dagewesene Epidemie ausgelöst würde. Wie Cassandra Spender sagt, ist es das Ziel der Kolonisten, alle anderen Lebensformen mit dem Schwarzen Öl zu infizieren, "a black substance called Purity. It's their life force. It's what they're made of." Es war deswegen notwendig, die Menschen gegen das außerirdische Virus zu immunisieren, indem Alien-Mensch-Hybriden geschaffen wurden, die dem Virus widerstehen konnten. Wissenschafter u.a. der Achsenmächte wurden mit dem Projekt betraut, das vom späteren Nobelpreisträger Eugene Openshaw geleitet wurde.

25 Jahre gescheiterter Experimente später musste man feststellen, dass man so nicht weiter kam, und suchte andere Lösungen. 1973 traf die Gruppe eine folgenschwere Entscheidung: Sie würde von nun an unabhängig von der US-Regierung agieren und mit den außerirdischen Kolonisten kooperieren: "We no longer cleaved to any government agency. We would now operate privately, on our own project." Die Entscheidung der Gruppe war nicht einstimmig; vor allem Bill Mulder war strikt gegen die Kooperation mit den Außerirdischen. Die Gegner wurden jedoch überstimmt, das Syndikat in seiner bekannten Form war geboren. Die offizielle Haltung der Regierungen blieb dieselbe, die nach dem Roswell-Absturz in der UN-Resolution 1013 festgeschrieben worden war: Widerstand um jeden Preis, und die Vernichtung jeglichen Aliens, dessen man habhaft wurde. So kam es zu zwei verschiedenen, entgegengesetzten Handlungsweisen im Umgang mit den Außerirdischen, je nachdem, wer im Hintergrund die Strippen zog: Die US-Regierung und das Militär, oder das Syndikat. (Das Wirken dieser zwei Kräfte, von denen die eine die Aliens vernichten und die andere mit ihnen kollaborieren will, ist hauptverantwortlich für die Konfusion um die Mythologie von Akte X - hat man das einmal durchschaut, dann erklären sich viele vermeintlichen Inkonsistenzen.) Wie man die Aliens zu dieser Kooperation bewegte, bleibt offen - möglicherweise mit einer Drohung, eher den Planeten in einem nuklearen Holocaust unbewohnbar zu machen als sich zu ergeben, möglicherweise mit dem Angebot, im Austausch gegen das eigene Überleben bei der Kolonisierung zu helfen, oder einer Kombination von beidem.

Der Plan war, die Syndikatsmitglieder und deren Familien zu retten, indem man sie in eine Sklavenrasse von gegen das schwarze Öl immunen Hybriden transformierte (bei http://www.eatthecorn.com, dessen Case Files die Basis für diesen Text bilden, wurde das Syndikat mit der Vichy-Regierung im zweiten Weltkrieg verglichen); die Aliens lieferten das Know-How und in Form des in Fort Marlene aufbewahrten außerirdischen Fötus auch die außerirdische DNA. Die Vereinbarung wurde 1973 verabschiedet. Mit den neuen Mitteln konnten die Hybridisierungsexperimente auf einem viel fortgeschritteneren Niveau weitergeführt werden. Das Projekt erhielt den Namen "Purity Control". Das Ziel war jedoch nicht mehr, eine Armee von immunen Hybriden zu schaffen, um die Kolonisten zu bekämpfen, sondern die Syndikatsmitglieder und ihre Familien selbst in immune Hybriden zu verwandeln. Die zahlreichen Hybriden, die man in der Serie schon gesehen hat, waren allesamt Vorversuche, von denen die von Dr. Berube ("The Erlenmeyer Flask") am nächsten am gewünschten Ergebnis waren. Dennoch ist die gelungene Hybridisierung von Cassandra Spender für das Syndikat keine Erfolgsmeldung, denn sie kommt viel zu früh und bedeutet, die Kolonisierung kann beginnen - etwas, das das Syndikat nicht wollte, weil man im Geheimen, selbst vor den Kolonisten und den Wissenschaftlern, die an den Hybriden arbeiteten, verborgen, an einem Impfstoff gegen das Schwarze Öl arbeitete, damit aber noch nicht weit genug vorangekommen war. (Openshaw schien allerdings, nach seinen Aussagen zu schließen, über die Arbeit an dem Impfstoff im Bilde gewesen zu sein.)

Cassandra Spender, die durch ihre Hybridisierung außerirdische Fähigkeiten erlangt hat - auch wenn sie erst dabei ist zu lernen, mit ihnen umzugehen - ist sich ihrer Rolle bewusst. Es ist zu vermuten, dass sie wie die Außerirdischen Gedanken lesen kann. (In einer geschnittenen Szene sind auch erste Versuche, ihr Gesicht zu verwandeln, zu sehen.) Sie findet Mulders Adresse heraus, und sie weiß auch über die wahren Pläne der Aliens Bescheid, von denen sie in "Patient X" noch glaubte, dass sie nur Gutes im Sinn haben. Sie will alles in ihrer Macht stehende tun, um den Beginn der Kolonisierung zu stoppen, und bittet deshalb Mulder, sie zu töten (wozu ein außerirdisches Stilett erforderlich wäre; Mulders Waffe dürfte keine Wirkung haben).

Wie der Raucher erklärt, wurden die Pläne des Syndikats wie auch der Kolonisten durch das Auftauchen der gesichtslosen Rebellen durchkreuzt. Cassandra Spenders Aussage, die Kolonisten hätten das Ziel, das ganze Universum zu übernehmen, und die Vorkehrungen, die die Rebellen gegen die Infektion mit dem Schwarzen Öl getroffen haben, stützen die Annahme, dass die Rebellen von einem Planeten stammen, der bereits kolonisiert wurde. Der eigentliche Feind der Rebellen sind die Kolonisten; sie greifen das Syndikat und dessen Wissenschaftler und medizinische Einrichtungen an, weil es mit den Kolonisten kollaboriert. Einer von ihnen hat sich in Gestalt eines Syndikatsmitglieds in die Gruppe eingeschlichen und versucht, das Syndikat auf die Seite der Rebellen zu ziehen - die Rebellen gehören offensichtlich der Rasse der Gestaltwandler an, zu der auch der außerirdische Kopfgeldjäger gehört. Allein der Raucher durchschaut, was vor sich geht, da er den anderen Syndikatsmitgliedern die Informationen über Cassandra vorenthält. Er schickt seinen Sohn und Krycek, um den Rebellen zu töten.

Der Auftrag dient auch dazu, Jeffrey Spender endlich davon zu überzeugen, dass die Außerirdischen tatsächlich existieren. Jeffrey weigert sich immer noch störrisch, seiner Mutter zu glauben, und obwohl er unbedingt herausfinden will, was mit ihr passiert ist, will er zunächst nichts von einer Zusammenarbeit mit Mulder wissen. Für den Raucher ist Jeffrey eine bittere Enttäuschung; nachdem Mulder in "Redux II" sein Angebot abgelehnt hat, sich dem Syndikat anzuschließen, wollte er dasselbe mit Jeffrey erreichen, und hat ihn deshalb auf die X-Akten angesetzt. Die X-Akten sollten Jeffrey auf seine Aufgaben vorbereiten, aber der erfüllt die Erwartungen nicht: Er folgt widerwillig den Anweisungen seines Vaters und zeigt keinerlei Interesse oder Eigeninitiative. Auf das Kindheitstrauma, das er ähnlich wie Mulder durchlebt hat, reagiert er völlig anders als dieser: Er verdrängt jegliche Erinnerung an das Geschehen und will nur Normalität. Als er endlich angesichts der grün blutenden Leiche des Rebellen die Wahrheit nicht mehr leugnen kann und zudem herausfindet, dass sein Vater hinter den Experimenten an seiner Mutter steckt, ist der Bruch mit diesem komplett.

Derjenige, der ihm die Wahrheit sagt, ist Alex Krycek, seit geraumer Zeit abgesehen vom Raucher (und eventuell Marita Covarrubias) der einzige, der einen Durchblick hat, was eigentlich vor sich geht. Krycek scheint inzwischen in der Syndikatshierarchie weit oben angekommen zu sein, seine Loyalität gilt allerdings immer noch ausschließlich sich selbst. Die Syndikatsälteren seift er mit falschen Komplimenten ein, und seine Lobpreisungen des Rauchers Jeffrey gegenüber scheinen vor allem dazu zu dienen, Jeffrey gegen seinen Vater aufzubringen und Cassandra zu schützen. Kryceks wahres Ziel ist es, sich den Rebellen anzuschließen und Widerstand zu leisten, wie sich schon in früheren Episoden andeutete.

Schon häufiger rückte Akte X die Folgen der Verschwörung auf die Familie Mulder ins Zentrum des Geschehens; in "Two Fathers" ist es nun die Spender-Familie, die im Fokus steht. Auch die Spender-Familie wurde durch die Verschwörung zerrissen, Jeffrey ist durch die Entführungen seiner Mutter mit ihren Folgen und die Abwesenheit seines Vaters traumatisiert. Cassandra war offenbar von Anfang an nichts als ein Versuchsobjekt; wie der Raucher sagt, hat er sie nie geliebt. Man sieht in "Two Fathers" den Raucher so verletzbar wie seit "Musings of a Cigarette Smoking Man" nicht mehr. Alles, wofür er gearbeitet hat, wird von den Rebellen zerstört, sein Sohn ist eine einzige Enttäuschung und hat ihn verraten, Cassandra hat nichts außer Verachtung und Vorwürfe für ihn. Die einzige Vertraute - die einzige, der er noch traut - ist Diana Fowley, die am Ende der Episode als die Person enthüllt wird, an die seine Monologe gerichtet waren: "Do you wonder why I've chosen you? You've never betrayed me. Now I need someone to trust." Es hat ganz den Anschein, dass die beiden schon sehr lange kooperieren, und Scullys Misstrauen Fowley gegenüber vollauf berechtigt war.

In "Two Fathers" folgen die Enthüllungen Schlag auf Schlag, und es werden zahlreiche lose Fäden vergangener Episoden bis hin zur ersten Staffel wieder aufgenommen. Diverse Puzzlestücke um die Verschwörung werden zusammengesetzt, und man erfährt den Namen des Rauchers. Der wahre Name der Aliens, Purity, fällt zum ersten Mal und stellt die Verbindung zum "Purity Control"-Projekt aus "The Erlenmeyer Flask" in der ersten Staffel her. Die Frachtzüge aus dem "Nisei"-Zweiteiler, in denen Experimente durchgeführt wurden, tauchen wieder auf, Scully erwähnt die verbrannten Leichen aus "The Red and The Black" und stellt die Verbindung zu ihrer eigenen Entführung her. Die Kehrseite dieses Info-Dumps ist, dass die Episode sehr dialog- und expositionslastig ist und Mulder und Scully fast ausschließlich Beifahrer sind. Es war eine gute Entscheidung, den Löwenanteil dieser Exposition dem Raucher zu übertragen; William Davies meistert diese Aufgabe mit Bravour, was wirklich keine geringe Leistung ist. Auch die - längst überfällige - Charakterentwicklung von Jeffrey hat mir gut gefallen. Insgesamt ist "Two Fathers" eine sehr gute Episode, gemessen an der gigantischen Aufgabe, die etwas unter dem enormen Expositionsanteil leidet. Ich vergebe fünf Zigaretten dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Sa 24. Aug 2019, 18:24

Folge 12, Staffel 6: "Ein Sohn / One Son"

Drehbuch: Chris Carter & Frank Spotnitz
Regie: Rob Bowman



Cassandra wird zusammen mit Mulder und Scully von einem Seucheneinsatzkommando unter Quarantäne gestellt. Die Agenten werden bald wieder freigelassen, Cassandra jedoch wird festgehalten und soll den Kolonisten übergeben werden. Scully verdächtigt Fowley, mit dem Syndikat zusammenzuarbeiten, und als Mulder in Fowley Wohnung nach Beweisen sucht, trifft er dort auf den Raucher, der ihm über den Pakt mit den Außerirdischen und die Arbeit des Syndikats erzählt.

In "One Son" wird die große Enthüllungsreihe fortgesetzt, und man erfährt nun endgültig auch die restlichen Hintergründe über den Pakt des Syndikats mit den Außerirdischen, das Projekt "Purity Control" und die Rolle von Bill Mulder. Zunächst aber werden Mulder, Scully und Cassandra in Mulders Wohnung von einem Seucheneinsatzkommando unter Leitung von Diana Fowley überfallen und in eine Quarantänestation gebracht. Es heißt, Cassandra sei der Ausgangspunkt einer unbekannten Virusinfektion. Nach Dekontaminationsmaßnahmen werden die beiden Agenten wieder freigelassen, Cassandra hingegen bleibt weiter isoliert und Fowley weigert sich, Scully zu ihr zu lassen. Scullys Misstrauen hat nun endgültig die Alarmstufe Rot erreicht und zusammen mit den Lone Gunmen überprüft sie die Vergangenheit von Fowley. Wie sich herausstellt, sind Fowleys Personalakten manipuliert und es deutet vieles darauf hin, dass Fowley in Europa nicht arabische Terroristen jagte, sondern für das Syndikat arbeitete und Hybridisierungsexperimente überwachte. Fowleys wirkliches Motiv für das Seucheneinsatzkommando waren nicht irgendwelche Infektionen, sie wollte die geflüchtete Cassandra wieder unter die Kontrolle des Syndikats bringen. Noch immer tut der hinzugerufene Mulder Scullys Hinweise als unbedeutend ab. Die Episode lenkt hier wieder einmal die Aufmerksamkeit darauf, dass Mulder entgegen seinem "Trust No-one"-Credo gegenüber bestimmten Leuten viel zu vertrauensselig ist, und durch vermeintliche Verbündete wie früher schon Deep Throat (in "E.B.E.") und hier Fowley sehr leicht in die Irre zu führen ist.

Immerhin macht er sich aber auf den Weg zu Fowleys Wohnung auf, um selbst nach Indizien zu suchen. Dort trifft er alsbald auf den Raucher, der erstaunlicherweise (oder auch nicht) anscheinend dort nach Belieben ein- und ausgehen kann. Der klärt ihn über die Hintergründe der Entführungen von Cassandra Spender, Samantha Mulder und weiterer Familienmitglieder der Syndikatsangehörigen auf. Er bezeichnet sie als "the most painful decisions of our lives" (es erinnert an Opfer, die Göttern dargebracht werden), und erklärt, die Entführten seien den Kolonisten als eine Art Faustpfand übergeben worden, um im Gegenzug von den Kolonisten den außerirdischen Fötus zu erhalten, ohne den die Hybridisierungsexperimente nicht weitergeführt werden konnten. Die Entführten dienten als Testpersonen im Purity Control-Projekt, sollten aber, so die Vereinbarung, nach erfolgreichem Abschluss des Projekts als fertige Hybriden zu ihren Familien zurückgebracht werden ("we sent them so they would come back to us"). In der Regel wussten die Entführten nichts über diese Vereinbarung und die Verwicklung ihrer Familien in die Experimente.

Bill Mulder war einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige Gegner der Kooperationsvereinbarung, und wollte niemanden aus seiner Familie übergeben. Er lenkte schließlich ein, sorgte aber dafür, dass Samantha nicht wie die anderen für die Übergabe an die Kolonisten zur El Rico Air Force Base gebracht, sondern zuhause im Beisein ihres Bruders entführt wurde - möglicherweise in der Hoffnung, dass Fox später einmal alles tun wurde, um die Verschwörung aufzudecken. Hybriden und Klone von Samantha sind an verschiedenen Stellen in der Serie aufgetaucht; es ist durchaus wahrscheinlich, dass die anderen Hybriden und Klone auch von Familienmitgliedern des Syndikats abstammten.

Bill Mulders Bedingung, doch noch einzulenken, war, dass parallel zu den Hybridisierungsexperimenten an einer weiteren Immunisierungsmethode gearbeitet würde, der Entwicklung eines Impfstoffs, der nicht nur die Familien der Syndikatsmitglieder, sondern alle retten würde. Dieses Projekt musste vor den Kolonisten geheimgehalten werden. Seit "The Red and the Black" war Marita Covarrubias (die Mulder zuvor in Fort Marlene in einem furchtbaren Zustand aufgefunden hat) Versuchsperson dieses Projekts. Der Plan war, die Hybridisierungsexperimente zu verzögern, um Zeit für die eigentliche Hoffnung, den Impfstoff, zu erkaufen. Um dies zu erreichen, ging das Syndikat so weit, die eigene Arbeit zu zerstören, wenn sie zu erfolgreich zu werden drohte - wie beispielsweise die Versuche von Dr. Berube ("The Erlenmeyer Flask") und Dr. Ishimaru ("Nisei" / "731"). Gleichzeitig verzögerte man so die Kolonisierung, denn bevor nicht ein erfolgreicher Hybride existierte, konnten die Vorbereitungen für die Kolonisierung nicht abgeschlossen werden. Nun ist jedoch Cassandra Spender ein Erfolg, und für die Entwicklung eines Impfstoffs ist es zu spät. Der Raucher glaubt, er habe keine Wahl, als sie den Kolonisten zu übergeben, und die Kolonisierung beginnen zu lassen (tatsächlich bringt er es nicht fertig, Cassandra zu töten, obwohl diese ihn geradezu flehentlich darum bittet).

Aus den Gesprächen mit Mulder und Fowley geht klar hervor, dass der Raucher glaubt, das Richtige getan zu haben ("it was the right thing to do"). Er verteidigt alle Entscheidungen und zeigt anders als Bill Mulder vor seinem Tod keine Reue. Immer noch versucht er, mit dem Köder eines Wiedersehens mit Samantha, Mulder auf seine Seite zu ziehen.
Wie sich später in "Closure" herausstellt, war Samantha zu diesem Zeitpunkt längst tot; der Raucher lügt hier.
Mulder steht hier vor derselben Wahl wie der Raucher und sein Vater, und er kommt dem Punkt, dieselbe Entscheidung zu treffen, gefährlich nahe. Als der Raucher ihn verlässt und Diana Fowley die Wohnung betritt, ist Mulder in eine fatalistische Haltung verfallen und glaubt, sein ganzer Kampf gegen das Syndikat sei sinnlos gewesen: "... something found me. Fate. Destiny. Whatever it's called when you... when you realize the choices you thought you had in life were already made." Es hat den Anschein, als sei er bereit, mit dem Syndikat an den Übergabeort zu reisen, und die Kolonisierung zu akzeptieren: "Because there's nothing to be done. And at some point, you just have to accept that the only way those you love are going to survive is if you give up." Er will Diana und Scully mit zum Übergabeort nehmen, aber es ist Scully, die sich widersetzt, und Cassandra vor der Übergabe bewahren will: "Mulder, I'm going there, whether you're coming or not." Es gelingt Scully, Mulder aus seinem Fatalismus zu reißen und sich ihr anzuschließen: "This may be our last chance to stop them."

Es wird an dieser Stelle wieder einmal deutlich, dass Mulder nicht der klassische Held der Heldenreise ist, denn als solcher hätte er diese Entscheidung treffen müssen, und zwar ohne "Nachhilfe" von Scully. Es gab schon früher in der Serie Szenen, in der Mulder drohte, vom Weg abzukommen, und Scully ihn wieder in die Spur brachte - vor allem in "Little Green Men" in Staffel 2, aber auch im "Redux"-Dreiteiler. In "Redux II" gibt es eine Szene an Scullys Krankenbett, an die mich diese Situation stark erinnerte: "I knew you'd talk me out of it if I was making a mistake." Genau dies ist hier geschehen, und zwar in der alles entscheidenden Situation, der wichtigsten vielleicht in der Serie überhaupt, als es darum geht, ob Mulder den Weg des Rauchers einschlägt oder nicht. Man kann schon mit guten Gründen argumentieren, dass Scully die eigentliche Heldin der Serie ist.

In der Zwischenzeit hat auch das Syndikat von Alex Krycek die Wahrheit über die Bedeutung Cassandras erfahren. Der Raucher setzt es durch, dass die Entscheidung zugunsten der Übergabe Cassandras an die Kolonisten fällt, stößt dabei aber auch auf wenig Widerstand. Sowohl er als auch die restlichen Syndikatsmitglieder begehen damit zum wiederholten Mal denselben Fehler und entscheiden sich, zugunsten ihrer eigenen Interessen die Menschheit der Kolonisierung zu überlassen. Der Raucher bringt es nicht über sich, Cassandra zu töten, obwohl sie ihn anfleht, oder sie zumindest anderweitig in Sicherheit zu bringen - und es kommt, wie es kommen muss: Die Rebellen entdecken Cassandra und benutzen sie als Druckmittel gegen das Syndikat. Mit der Entscheidung, weiter mit den Kolonisten zusammenzuarbeiten, hat das Syndikat sein Schicksal selbst besiegelt; es ist für die Rebellen nur ein Hindernis, das es zu beseitigen gilt. Als das Syndikat samt Anhang auf der El Rico Air Force Base eintrifft, stellt sich heraus, dass sie in eine Falle gelaufen sind: Empfangen werden sie dort nicht von den Kolonisten, sondern von den Rebellen, die sämtliche Anwesenden töten - lediglich der Raucher und Diana Fowley können rechtzeitig fliegen.

Auch den außerirdischen Fötus bringen die Rebellen in ihren Besitz. Damit sind sowohl die Hybridisierungsexperimente als auch Arbeiten an einem Impfstoff am Ende, und es gibt keine Möglichkeit mehr, ein neues Abkommen mit den Kolonisten auszuhandeln. Davon scheint selbst Krycek überrascht; falls er eine Übereinkunft mit den Rebellen hatte, war dies kein Bestandteil.

Für den Moment ist durch die Intervention der Rebellen die Kolonisierung abgewendet. Das Syndikat und die Familienmitglieder, die sich auf der El Rico Air Force Base eingefunden haben, sowie Cassandra Spender, sind alle tot. Überlebt haben nur der Raucher und Diana Fowley sowie Alex Krycek und Marita Covarrubias. Auch Jeffrey Spender blieb verschont; er hat durch die Ereignisse eine völlige Kehrtwende vollzogen und sich Mulder und Scully angeschlossen. Er quittiert seinen Job bei den X-Akten und setzt sich bei Kersh für die Wiedereinsetzung von Mulder und Scully ein. Für den Raucher ist dieser Verrat Jeffreys die ultimative Enttäuschung und gegen Ende der Episode schießt er auf Jeffrey - bezeichnenderweise sieht man nicht, was nach dem Schuss mit Jeffrey geschieht.

Auch in "One Son" gibt es wieder etliche Bezüge zu früheren Episoden, so tauchen in der Erzählung des Rauchers die Bienen aus "Herrenvolk", "Zero Sum" und "Fight The Future" wieder auf: "A state of emergency will be declared because of a massive outbreak of the alien virus delivered by bees". Die wöchentlichen Reisen Diana Fowleys nach Tunesien, auf die Scully hinweist, sind ein Bezug zum Aufenthaltsort Strugholds, der dort im Exil lebt; auch die MUFON-Frauen, die sie in Europa überwacht hat, sind aus früheren Episoden bekannt. Es gibt ein Wiedersehen mit dem Fötus aus "The Erlenmeyer Flask" und auch mit Marita Covarrubias. Insgesamt, würde ich sagen, sind die wichtigsten losen Handlungsfäden wieder aufgegriffen und ohne allzugroße Plotlöcher zusammengeführt worden - was angesichts des Tatbestands, dass für Akte X nie eine Series Bible oder ein Masterplan existiert hat, schon bemerkenswert ist. Da die Serie noch nicht zuende ist, sind noch einige Fragen offen. Vor allem ist immer noch nicht klar, was mit Samantha Mulder geschehen ist. Auch die Frage, wer Mulders (biologischer) Vater ist, ist nicht definitiv geklärt. Jedoch wurde mit der Vernichtung des größten Teils des Syndikats und dem Ende der Verschwörung ein wichtiges Kapitel der Geschichte abgeschlossen, und Raum für neue Entwicklungen geschaffen, was zu diesem Zeitpunkt, da die Mythologie immer undurchschaubarer wurde, vielleicht überfällig war.

Wenn man etwas kritisieren kann, dann ist es die weitgehende Beobachterrolle von Scully, vor allem aber von Mulder in diesen beiden entscheidenden Episoden. Für ein Heldenpärchen haben die beiden sehr wenig Einfluss auf die Geschehnisse. Scully gelingt es, Diana Fowleys Komplizenschaft mit dem Raucher zu enttarnen und den sich im Fatalismus verlierenden Mulder wieder in die Spur zu bringen. Beide scheitern jedoch im Versuch, Cassandra zu retten. Die Handelnden sind vor allem die Rebellen, und die Geschehnisse gehen über Mulders und Scullys Köpfe hinweg.

Rob Bowman, m.M.n. der beste Akte X-Regisseur, führte in dieser Episode die Regie, entsprechend gibt es wieder etliche großartig inszenierte Szenen. Vor allem die Rückblenden im Teaser zum ersten Treffen des Syndikats mit den Aliens, sind sehr gut gelungen: Die Szene, als der Raucher den Aliens eine zusammengefaltete US-Flagge zu Füßen legt, ist ein großartiges Bild. Die Charaktermomente funktionieren; Mulders Fatalismus, Cassandras Verzweiflung, Jeffreys schockierte Erkenntnis und seine Kehrtwende sind allesamt überzeugend gespielt. Die Zusammenkunft des Syndikats im Hangar, der Überfall dort durch die Rebellen und die Bilder der verbrannten Körper sind hervorragend inszeniert. Alles in allem wäre der Zweiteiler, vielleicht noch erweitert um die Beantwortung der offenen Fragen, auch ein ordentliches Serienfinale gewesen. Etwas Punktabzug gibt es für die Beifahrerrolle der beiden Agenten und die doch etwas gezwungen wirkenden Expositionsszenen. Ich vergebe gute fünf außerirdische Föten dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Do 29. Aug 2019, 17:27

Folge 13, Staffel 6: "Agua Mala / Agua Mala"

Drehbuch: David Amann
Regie: Rob Bowman



In Florida verschwindet während eines schweren Hurrikans eine junge Familie spurlos. Der X-Akten-Pionier Arthur Dales glaubt, dass sie einem Seeungeheuer zum Opfer gefallen sind, und wendet sich an Mulder und Scully. Als sich am Tatort keine Spuren finden, die diese Vermutung stützen, will Scully schon wieder zurückfliegen, aber der Sturm verhindert dies. In einem Apartmentgebäude, in dem die Agenten Zuflucht suchen, werden sie schließlich mit dem Ungeheuer konfrontiert.

Der Episodentitel "Agua Mala" ist Spanisch und bedeutet in etwa "böses Wasser"; es ist außerdem eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Portugiesische Galeere, eine ausgesprochen giftige Quallenart. Das Monster in "Agua Mala" ist allerdings keine Qualle, sondern es besteht aus Wasser, das bei einem Angriff die Form einer Kreatur mit langen Tentakeln annimmt. Es wurde durch den Hurrikan an Land gespült. Zunächst attackiert es in einem Wohnhaus in Florida den Vater der Familie und zieht ihn im Badezimmer in den Abfluss. Der in der Nachbarschaft wohnende X-Akten-Pionier Arthur Dales, bekannt aus "Travelers", wird von dessen Ehefrau um Hilfe gerufen, und als auch diese verschwindet, ruft Dales Mulder und Scully herbei. Aufgrund der Vielzahl von Alkoholflaschen in Arthur Dales Wohnung und des Nichtvorhandenseins jeglicher Spuren eines Ungeheuers am Tatort drängt Scully darauf, zurückzufliegen, aber wegen des Hurrikans ist der Flughafen gesperrt. Auf der Suche nach einem Unterschlupf landen die beiden Agenten in einem Apartment-Komplex, und treffen dort auf eine Reihe von Figuren, deren Gesellschaft man in einem Hurrikan nicht braucht: Ein Waffen-Narr, ein Hispano-Paar, die Frau ist hochschwanger, und ein Gelegenheitsdieb. Auch das Monster hat sich dort eingefunden und treibt sein Unwesen, wobei es erst den örtlichen Deputy, dann den Waffen-Narr und Mulder attackiert und schließlich in dem Raum auftaucht, in dem die schwangere Frau gerade mit Scullys Hilfe ihr Baby zur Welt bringt. Wie sich herausstellt, kann die Kreatur nur in Salzwasser überleben, eine Erkenntnis, die sowohl Mulder als auch Scully und das Hispano-Paar rettet.

Bei "Agua Mala" werden vom Zuschauer wieder einmal enorme logische Bocksprünge erwartet, was die Prämisse der Geschichte, das aus lebendig gewordenem Wasser bestehende Monster, angeht. Auf irgendeine Erklärung dieses Dings, oder auch nur den Versuch einer Erklärung, wartet man vergeblich. Wie soll das vor sich gehen, dass sich Meerwasser in ein Monster formt? Wie verwandelt das Meerwasser-Monster sein Opfer in Wasser? Was will das Monster überhaupt mit den Opfern? Und weshalb ist Süßwasser die einzige Waffe dagegen? Für mich ergibt das überhaupt keinen Sinn. Auch die Struktur der Episode ist sehr merkwürdig. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis Mulder und Scully endlich am eigentlichen Schauplatz, dem vom Wassermonster heimgesuchten Apartment-Komplex, angekommen sind; der Sinn der ganzen Umwege erschließt sich mir nicht.

Als sie dann endlich dort ankommen, ist die Episode schon halb vorbei und es ist keine Zeit mehr, die Figuren, denen sie dort begegnen, zu entwickeln. Der Waffen-Narr, der Gelegenheitsdieb und vor allem das Hispano-Paar sind nichts weiter als Stereotypen. Auch der Deputy, mit dem sie vorher schon einen Zusammenstoß haben, ist eine Karikatur. Selbst Arthur Dales existiert letztlich nur, um Mulder und Scully in den Fall zu bringen und die Ausgangssituation zu erklären. Zu Beginn der Episode macht er sich über Scully lustig, dann taucht er, ohne wirklich eine Rolle zu spielen, beim Anhören der Radionachrichten noch einmal auf, und am Schluss erklärt er Mulder, dass dieser ohne Scully aufgeschmissen wäre. Bei all dem wirkt er wie ein schrulliger alter Mann mit einem Alkoholproblem, auf dessen Ursache nicht näher eingegangen wird. Es ist nicht klar, ob er überhaupt etwas von dem kürzlichen Drama um die Schließung der X-Akten, die immerhin einmal sein Leben waren, mitbekommen hat.

Regisseur Bowman zufolge war das Einfügen der (verunglückten) komödiantischen Elemente, besonders durch die Nebencharaktere, eine späte Entscheidung im Produktionsprozess, als sich herausstellte, dass die Episode als reine Horrorgeschichte nicht funktionieren würde. Den Produktionsnotizen zufolge hatte "Agua Mala" ursprünglich eine völlig andere Prämisse und sollte in einer verlassenen Goldmine spielen, in der das Monster zufälligen Besuchern auflauert. Vielleichtsind die Probleme mit der Struktur der Episode hierauf zurückzuführen; das Drehbuch wirkt insgesamt unfertig und unausgegoren. Neben den erwähnten Problemen mit Arthur Dales und den anderen Nebenfiguren sowie den zu langen Umwegen, bis Mulder und Scully am eigentlichen Schauplatz eintreffen, fällt auch auf, dass die Handlung ständig von den spannenden Szenen wegspringt und vieles "Offscreen" stattfindet: Der Angriff des Monsters auf Mulder, das Schicksal des Kleinkriminellen und des Waffen-Narren, und vor allem die Szene, als das Monster Scully und die gebärende Frau angreifen will. Man erfährt nicht einmal, was abgesehen von dem Baby aus den anderen Nebenfiguren geworden ist.

Rob Bowman versucht, noch das Beste aus den Geschichte zu machen; die Szenerie mit viel nächtlichem Sturm und Regen bringt ein wenig die düstere Atmosphäre der Vancouver-Jahre zurück. Besonders die Inszenierung des Hurrikans ist sehr gut gelungen. Auch Gillian Andersons Bemühungen, das Beste aus dem Skript herauszuholen, sind hervorzuheben (ihr Kollege hingegen erweckt eher den Eindruck, dass er am liebsten anderswo wäre). Insgesamt hat "Agua Mala" vor allem wegen des Drehbuchs jedoch so viele Probleme, dass die Folge eine der schwächsten der sechsten Staffel ist. Ich vergebe knappe drei Packungen Badesalz dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Do 29. Aug 2019, 17:29

Folge 14, Staffel 6: "Montag / Monday"

Drehbuch: Vince Gilligan & John Shiban
Regie: Kim Manners



An einem Montagmorgen gerät Mulder beim Besuch einer Bank in einen Banküberfall und wird tödlich verwundet. Die ihm gefolgte Scully versucht, Mulder zu retten und den Bankräuber, der eine Bombe hat, zur Vernunft zu bringen. Als dieser jedoch ein Einsatzteam der Polizei eintreffen sieht, zündet er die Sprengstoffweste und reißt alle in den Tod. Daraufhin wiederholt sich die Geschichte, denn Mulder erwacht in seinem Schlafzimmer, und es ist wieder Montagmorgen.

"Und täglich grüßt das Murmeltier... " ist die berühmteste Filmvorlage für eine Geschichte, in der die Protagonisten in einer Zeitschleife festsitzen und denselben Tag immer wieder erleben, bis die Geschichte "richtig" ist. "Monday" wurde jedoch laut Drehbuch-Autor Vince Gilligan vor allem von der ähnlich gelagerten Twilight Zone-Episode "Shadow Play" inspiriert. Im Teaser der Episode sieht man den Banküberfall, um den sich alles dreht, und der damit endet, dass die Bombenweste explodiert. Nach den Opening Credits springt dann die Episode an den Anfang des Montags, der sich nun für die Protagonisten unzählige Male wiederholen wird. Mulder wacht auf und entdeckt, dass sein von Morris Fletcher in "Dreamland II" gekauftes Wasserbett ein Leck hat und das Wasser sein Schlafzimmer und die darunterliegende Wohnung überschwemmt. Er kommt zu spät ins Büro, verpasst ein Meeting mit Skinner und muss ohnehin erst zur Bank, um seinen Gehaltsscheck zu deponieren, damit er den angerichteten Schaden in seiner Wohnung an seinen Vermieter erstatten kann. Dort gerät er in den erwähnten Banküberfall, bei dem alle Anwesenden getötet werden. Der Tag wiederholt sich immer wieder, mit leichten Veränderungen dessen, was die Figuren sagen oder tun - aber das Ende ist immer dasselbe, alle sterben bei dem Banküberfall.

Im Zentrum des Geschehens steht eine junge Frau namens Pam, die Freundin des Bankräubers Bernard. Sie ist die einzige, die sich erinnert und gewahr ist, dass alle in einer Zeitschleife gefangen sind. Die arme Pam versucht ein ums andere Mal, die Katastrophe zu verhindern. Sie versucht, ihren Freund vom Banküberfall abzubringen, mal versucht sie Mulder, mal Scully zu warnen, aber nichts funktioniert. Nach der x-ten Wiederholung ist sie sicher, dass Mulder und Scully der Schlüssel sind, um die Zeitschleife zu durchbrechen. Wieder einmal spricht sie Mulder vor der Bank an, um ihm klarzumachen, dass sich dieser Tag immer wiederholt, und dieser beginnt, sich auch zu erinnern. Beim nächsten Versuch bringt er Scully dazu, Pam in die Bank zu holen, um ihren Freund zur Vernunft zu bringen. Pam scheitert damit, aber als Bernard auf Mulder schießt, wirft sie sich dazwischen und stirbt - dieses Ereignis ist noch nie passiert ("this has never happened before", sind ihre letzten Worte). Bernard wird verhaftet, und alle außer Pam überleben. Die Zeitschleife ist durchbrochen, denn nicht Mulder oder Scully waren die Schlüsselperson, sondern Pam selbst. Pam ist die tragische Figur in "Monday", die trotz aller Bemühungen die Katastrophe nicht verhindern kann und wieder und wieder durchleben muss, wie alle beim Banküberfall ihres Freundes sterben, und die dabei immer verzweifelter wird. "We're all in hell. I'm the only one who knows it." Dabei erkennt sie nicht, dass nicht, wie von ihr angenommen, Mulder oder Scully, sondern sie selbst die Schlüsselfigur zum Durchbrechen der Zeitschleife ist. Dass sie es ist, die sterben muss, damit alle anderen leben können, verleiht "Monday" doch eine recht zynische Note.

Die Autoren Gilligan und Shiban benutzen den Stoff, um Fragen über die Bedeutung von Schicksal versus freiem Willen zu thematisieren. An einer Stelle philosophieren Mulder und Scully darüber, und während Mulder ein Vertreter der These des freien Willens ist, glaubt Scully ihrer religiösen Erziehung entsprechend, dass der Charakter eines Menschen sein Schicksal bestimmt: "So you think it's all just fate? We have no free will?" - "I think that we're free to be the people that we are - good, bad or indifferent. I think that it's our character that determines our fate." Der Ansatz der Episode scheint irgendwo dazwischen zu liegen. Pam ist anscheinend dazu verdammt zu sterben, nur so kann sie die Geschehnisse aufhalten. Egal, was sie tut, um das Verhalten anderer Leute zu beeinflussen, um die Katastrophe aufzuhalten, es ist zum Scheitern verurteilt, und das Endresultat ist immer dasselbe. Erst als sie sich selber in den Schuss ihres Freundes wirft, hat sie Erfolg. Pam ist eine nur einmal auftauchende Gastfigur, über die man nicht viel erfährt, aber ihr Schicksal ist, vor allem auch durch die schauspielerische Leistung Carrie Hamiltons, doch bewegend und ihr Ende tragisch.

Für den Zuschauer ist "Monday" trotz des sich immer wiederholenden Tages eine kurzweilige Episode, da die Geschehnisse abgesehen vom Ausgang immer wieder variieren und auch der Humor nicht zu kurz kommt. Mulders Wasserbett leckt mal an der einen, mal an der anderen Stelle, Mulder stolpert regelmäßig über seine am Boden herumliegenden Turnschuhe, aber immer auf andere Weise, und auch das Gespräch mit Scully im Kellerbüro hat jedesmal einen anderen Inhalt. Mal geht Mulder zur Bank und Scully folgt ihm, ein andermal umgekehrt. Scullys Meeting in Skinners Büro ("the longest in FBI history") läuft auch immer etwas anders ab, macht aber jedesmal deutlich, dass die alltägliche Arbeit an den X-Akten oft weit entfernt von einem Abenteuer ist. Die Spannung der Episode speist sich aus der bei jeder Wiederholung auftauchenden Frage, auf welche Weise die beiden diesmal scheitern werden, und wie sie am Ende aus der Zeitschleife herauskommen werden. "Monday" hat mit seiner Kombination aus schwarzem Humor, dem philosophischem Hintergrund und dem tragischem Ausgang alles, was Akte X ausmacht. Ich gebe gute fünf Wasserbetten-Lecks dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » So 1. Sep 2019, 18:48

Folge 15, Staffel 6: "Arkadien / Arcadia"

Drehbuch: Daniel Arkin
Regie: Michael Watkins



In einer Wohnanlage in San Diego sind innerhalb weniger Monate mehrere Bewohner spurlos verschwunden. Um verdeckt ermitteln zu können und die Geschehnisse aufzuklären, ziehen Mulder und Scully als Ehepaar in die Siedlung ein. Die Bewohner erscheinen freundlich, aber es gelten dort absurde Verhaltensregeln, die penibel eingehalten werden müssen; verletzt jemand die Regeln, wird mit Angst reagiert. Fragen nach den verschwundenen Bewohnern wird ausgewichen. Mulder beschließt, die Regeln offen zu brechen, um herauszufinden, was dann passiert - und provoziert dadurch ein Monster, das im Untergrund der Siedlung lauert.

"Arcadia" war in der Produktionsreihenfolge die erste Episode nach dem Zweiteiler "Two Fathers / One Son", somit also die erste Folge, in der Mulder und Scully wieder an den X-Akten arbeiteten, wurde aber aus produktionstechnischen Gründen später ausgestrahlt. Großartig thematisiert wird dies in der Episode nicht, lediglich von Mulder wird es kurz erwähnt ("It's our first catch back on the X-Files"), selbst das Kellerbüro sieht man nicht. "Arcadia" ist eine Beziehungskomödie, ähnlich den Episoden im ersten Drittel der sechsten Staffel. Mulder und Scully ziehen als Undercover-Agenten, offiziell als junges Ehepaar, in eine Wohnsiedlung ein, in der in den letzten Monate mehrere Menschen unter verdächtigen Umständen spurlos verschwunden sind. Die Siedlung mit dem Namen "Falls of Arcadia" ist eine der vornehmen, am Reißbrett entworfenen Wohnsiedlungen, wie sie in den USA besonders in den 1980er und 90er Jahren aus dem Boden gestampft wurden. Sie hat eine abgeriegelte Einfahrt, die man nur durch Eingabe eines Codes passieren kann, die exklusiven Häuser gleichen sich allesamt und es gibt ein umfangreiches Werk von Vorschriften, die das Zusammenleben regeln.

Mulder und Scully, aka Rob und Laura Petries, gewinnen sofort den Eindruck, dass etwas in der Siedlung nicht stimmt: Die Nachbarn sind ein wenig zu aufgesetzt-freundlich, die Regeln zu pedantisch und abstrus, und die Bewohner scheint es in Angststarre zu versetzen, wenn sie nicht penibelst befolgt werden. Fragen über die Vorbesitzer des Hauses, die zuletzt verschwundenen Klines, wird mit sichtlicher Nervosität ausgewichen. Ein Nachbar, Big Mike, will sich den Anweisungen des Vorsitzenden der Eigentümerversammlung, Gene Gogolak, widersetzen und Mulder und Scully vor der drohenden Gefahr warnen: Ein Monster treibt in der Siedlung sein Unwesen und tötet jeden, der eine der Siedlungsregeln verletzt. Bevor er sein Vorhaben durchführen kann, wird er jedoch selber Opfer des Geschöpfs. Wie sich herausstellt, ist der Verantwortliche für die Vermisstenfälle Gogolak, der eine tibetische Gedankenform, eine Tulpa, heraufbeschwört, um die Einhaltung der Gemeinschaftsregeln zu erzwingen.

Im Kern ist "Arcadia" eine schwarze Satire über den Trend zu am Reißbrett entworfenen Wohnsiedlungen in den USA der 1990er Jahre. Die Inspiration stammte laut Drehbuchautor Daniel Arkin aus einer eigenen Erfahrung bei einem Umzug in eine Wohnsiedlung, bei dem eine Verspätung der Umzugsfirma, die die Siedlungsvorschriften verletzte, mit eintausend Dollar Strafzahlung geahndet wurde. Die Idee, dass die Siedlung auf einer alten Müllhalde erbaut wurde, ist clever, vor dem Hintergrund, dass die Gemeindemitglieder bestreiten, dass "Falls of Arcadia" ein dunkles Geheimnis im Untergrund hat: "But every community has its dark underbelly don't you think?" - "We don't have any underbelly." Das Monster, das in dem Müll im Untergrund lauert, wird von der polierten Oberfläche der Reißbrett-Siedlung nur mühsam kaschiert und kann nur durch strengste Einhaltung von absurden Verhaltensregeln im Zaum gehalten werden. Die psychologische Metapher zum dunklen Unterbewusstsein, in dem aus allem möglichen "Müll" die Monster und Dämonen geboren werden, ist nicht zu übersehen. "Arcadia" verknüpft diese Idee mit dem Konzept der Tulpa aus der tibetischen Mystik, einer Manifestation von Gedanken, die durch die Willenskraft eines Eingeweihten, in diesem Fall Gogolaks, erzeugt wird. Wie der Golem in "Kaddish" ist die Tulpa seelenlos und kann letztlich nicht kontrolliert werden. Was die Motive Gogolaks sind, ist mir etwas unklar; es scheint ihm nur darum zu gehen, Konformität zu erzwingen und alle zu bestrafen, die aus der Reihe tanzen (" It's important that people fit in"). Warum er davon derart besessen ist, dass er eine falsch angestrichene Mailbox mit dem Tod bestraft, erklärt die Episode nicht.

Die Monster-Handlung wird auf einer Beziehungskomödie um Mulder und Scully transportiert, die hier als Ehepaar agieren. Die Szenen sind durchweg amüsant, werden aber kurz gehalten und sparsam genug eingesetzt, dass sie einem nicht auf die Nerven gehen. Besonders Mulder scheint die Situation zu gefallen und er nutzt jede Gelegenheit, Scully damit aufzuziehen - angefangen damit, dass er sie bei einem gemeinsamen Essen mit Nachbarn als Esoterik-Fan vorstellt ("She's quite the New-Ager. I mean, she's into those magnetic bracelets and crystals and mood rings, what have you"), und behauptet, sie hätten sich auf einer UFO-Konferenz kennengelernt. Ein paar Seitenhiebe auf übliche Ehe-Klischees wie Streit über die Position des Toilettendeckels und die Zahnpastatube dürfen auch nicht fehlen; hier ist es vor allem Scully, die wie eine langjährig frustrierte Ehefrau reagiert. Auffällig ist, dass in diesem Ehepaar-Szenario die Geschlechterrollen ganz traditionell verteilt sind ("Woman, get back in here and make me a sandwich!"), während sie ansonsten in Akte X generell vertauscht sind.

Insgesamt ist "Arcadia" eine unterhaltsame Episode mit einem sozialkritischen Hintergrund, die weitgehend solide, wenn auch nicht herausragend inszeniert ist (vor allem beim Monster stößt die Spezialeffekte-Abteilung wieder an ihre Grenzen, weswegen es auch nur selten zu sehen ist). Einige Punkte zu kritisieren gibt es aber auch, so ist mir wie schon gesagt die Motivation Gogolaks etwas unverständlich. Die Art und Weise, wie man in den Fall eingeführt wird, ist etwas erzwungen; eine Szene im Kellerbüro wäre hier vielleicht besser gewesen und auch passender, wenn es schon die erste X-Akte nach der Wiedereinsetzung von Mulder und Scully ist. Die beiden Agenten geben sich auch insgesamt wenig Mühe, hier unverdächtig aufzutreten, schon bevor Mulder anfängt, mit absichtlichen Regelbrüchen zu provozieren. Alles in allem hat mir Arcadia jedoch gut gefallen, ich vergebe vier Müllsäcke dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Di 3. Sep 2019, 17:45

Folge 16, Staffel 6: "Alpha / Alpha"

Drehbuch: Jeffrey Bell
Regie: Peter Markle



Auf der Fahrt von China in die USA öffnen zwei Matrosen auf einem Frachtschiff einen Container, in dem ein gefährliches Exemplar einer seltenen Wildhundart gehalten wird. Als das Schiff in San Pedro, Kalifornien, ankommt, werden die beiden Matrosen tot im Container eingesperrt vorgefunden und von dem Tier fehlt jede Spur. Eine Hunde-Expertin und ein Zoologe, der auf die Ankunft des Tiers wartete, bestreiten, dass das Tier für die Tode verantwortlich sein kann. Als zwei weitere Männer attackiert werden, ohne dass man das Tier gesehen hat, beginnt Mulder zu vermuten, dass es seine Gestalt verändern kann.

Mit Tierfolgen hatte Akte X, wie sich beispielsweise mit "Teso Dos Bichos" und "Fearful Symmetrie" erwies, schon öfter Probleme. "Alpha" reiht sich in diese Serie nahtlos ein. Mulder erfährt von dem Fall durch die Hunde-Expertin Karin Berquist, die er in einem Online-Chat kennengelernt hat. Ein Wildhund, ein chinesischer Wanshang Dhole, der eigentlich als ausgestorben gilt, wurde auf einem Frachter in einem Container von China nach Kalifornien transportiert. Auf der Fahrt hören zwei Matrosen verdächtige Geräusche aus dem Container und sehen, wie er durchgeschüttelt wird. Als sie den Container öffnen, werden sie angefallen und später tot im Container aufgefunden, dessen Tür von außen verschlossen wurde. Das Tier selbst ist verschwunden. Der Zoologe Detweiler, in dessen Auftrag das Tier in die USA gebracht wurde, bestreitet, dass es für den Tod der Männer verantwortlich sein kann; auch Karin Berquist glaubt dies nicht. Es geschehen zwei weitere Angriffe unter merkwürdigen Umständen und Mulder glaubt, dass das Tier menschenähnliche Intelligenz besitzt. Wie sich herausstellt, ist Detweiler der Schuldige; er hat den Wanshang Dhole in China gefangen und wurde von dem Tier gebissen, wodurch er zu einer Art Werwolf wurde. Berquist deckte ihn lange Zeit, konnte dies jedoch, als das Tier immer mehr Menschen tötete, nicht mehr verantworten und lockte schließlich das Tier in ihre Wohnung, um "suicide by dog" zu begehen und Detweiler mit in den Tod zu nehmen.

Auch wenn die Episode alle möglichen Verrenkungen mit chinesischen Legenden anstellt, um einen anderen Eindruck zu erwecken, ist "Alpha" eine traditionelle Werwolf-Geschichte aus der europäischen Mythologie. Tatsächlich scheint es in der chinesischen Mythologie keinen Wanshang Dhole zu geben, zumindest ist nirgendwo ein Hinweis auf eine solche Kreatur aufzufinden. (Es gibt den Dhole, einen jagenden Wildhund, der aber einem Fuchs ähnlicher als einem Wolf ist, als der das Tier in der Episode dargestellt ist.) Was das soll, ist mir ein Rätsel; es gibt genügend Stoff in der Mythologie für X-Akten, so dass man eigentlich keine solchen Kreaturen erfinden muss. Es erinnert etwas an "Shapes" in der ersten Staffel, als der indianische große Geist Manitou für eine Werwolf-Geschichte herhalten musste. Auch ansonsten hat "Alpha" einige Ähnlichkeit mit Episoden der ersten und zweiten Staffel; es ist eine sehr typische X-Akten-Geschichte, die besser in die Frühphase der Serie gepasst hätte, in Staffel 6 jedoch allzu generisch wirkt. Wer der Werwolf ist (dass es einer ist, ist bereits ziemlich am Anfang der Episode klar, als das dritte Opfer den Mann sich in das Tier verwandeln sieht), ist kein allzugroßes Mysterium. Spätestens als Detweiler (warum nennt man ihn nicht gleich Rottweiler?) zu einem Mann sagt, "you kill that dog, and I'll kill you", ist klar, dass er der Gesuchte ist. Eine Abweichung von der klassischen Werwolf-Geschichte ist allenfalls, dass Detweiler nicht als Opfer dargestellt wird, sondern er war es, der den Wanshang Dhole gejagt hat, nicht umgekehrt. Vermutlich hat sich das Tier nur verteidigt, als es Detweiler biss.

Völlig unklar ist in der Episode, was eigentlich auf der Überfahrt von China nach Kalifornien geschehen ist. War Detweiler die ganze Zeit in dem Frachtcontainer? In menschlicher oder in Hundeform? Wer hat ihn in den Container eingesperrt? Wo hatte er nach der Ankunft in San Pedro seine Kleidung plötzlich her? Und weshalb fragt sich keiner seiner Mitarbeiter oder andere Personen, die mit ihm zu tun haben, wie er aus China zurückgekommen ist? Umgekehrt, wurde er nach seinem Verschwinden in China dort von niemandem vermisst? Es geht auch nicht aus der Episode hervor, ob die Transformation unter seiner Kontrolle ist - der Anschein wird in einigen Szenen erweckt. "Alpha" beschäftigt sich nie mit Detweilers Charakter und seiner Transformation, und was deren Auswirkungen auf ihn sind.

Einer der interessanteren Charaktere ist Karin Berquist, die "Wolfsfrau", wie Scully sie nennt. Online-Bekanntschaften waren in den 1990er Jahren noch die absolute Ausnahme, was Scullys etwas abfällige Reaktion auf Mulders Information erklärt. Sie ist eine Außenseiterin, "not much of a people's person", und es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Mulder von ihr angezogen fühlt und umgekehrt. Leider verwendet "Alpha" zuwenig Zeit darauf, die Beziehung zwischen ihr und Mulder zu erkunden. Wenig verwunderlich ist inzwischen, dass Scully auf Berquist wieder einmal erkennbar eifersüchtig reagiert, und anscheinend sogar glaubt, Berquist habe dies alles inszeniert, um sich mit Mulder treffen zu können.

Insgesamt ist "Alpha" am Ende eine zwar leidlich unterhaltsame und spannende, aber leider auch ziemlich nichtssagende Episode, die bei ihren Gastcharakteren Detweiler und Berquist eine Menge Potenzial verschenkt. Gut hat mir die schauspielerische Leistung von Melinda Culea als Karin Berquest gefallen; Andrew Jordt Robinson als Ian Detweiler hingegen konnte mich nicht überzeugen. Die ganze Inszenierung von "Alpha" ist nicht sonderlich originell, am besten ist noch die Umsetzung des Wanshang Dhole gelungen, der mit den leuchtend roten Augen und gefletschten Zähnen wirklich furchterregend aussieht. Die vielleicht beste Szene ist, als Mulder zum Schluss das am Ende von Staffel 5 im Feuer zerstörte "I want to believe"-Poster als Geschenk seiner verstorbenen Online-Freundin erhält. Letztlich ist dies die Szene, die aus "Alpha" hängenbleibt, was so einiges aussagt. Für mehr als knappe drei Dosen Hundefutter reicht es leider nicht.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » So 8. Sep 2019, 20:32

Folge 17, Staffel 6: "Trevor / Trevor"

Drehbuch: Jim Guttridge & Ken Hawryliw
Regie: Rob Bowman



In einem Arbeitslager in Mississippi wird ein Strafgefangener während eines Tornados allein in eine Holzhütte eingesperrt. Als der Sturm abgeklungen ist, ist die Hütte zerstört, der Gefangene ist spurlos verschwunden, und der Gefängnisleiter wird in seinem Büro tot und in zwei Hälften geteilt aufgefunden. Als einer seiner früheren Komplizen auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, machen Mulder und Scully die Ex-Freundin des Gefangenen ausfindig, die nach seiner Inhaftierung einen gemeinsamen Sohn zur Welt gebracht hat.

"Trevor" ist eine sehr traditionelle X-Akte mit einem klassischen paranormalen Fall, in dem der Gaststar die Hauptrolle spielt. Wilson "Pinker" Rawls, ein Strafgefangener, der im Arbeitslager ständig Ärger verursacht, hat sich wieder einmal mit einem Mitgefangenen gestritten und diesen schwer verletzt. Zur Strafe wird er in eine Hütte, die sog. Box, eingesperrt, die als Ersatz für eine Einzelhaftkammer dient. Obwohl ein Tornado heranzieht, lässt man ihn alleine dort drin. Nach dem Sturm ist die Box zerstört und Pinker ist verschwunden; man hält ihn zunächst für tot. Allerdings ist auch der Gefängnisleiter tot, und das unter sehr merkwürdigen Umständen: Sein Körper wurde in zwei Teile zerteilt und von innen gegen die verschlossene Bürotür gelehnt. Bei der Untersuchung des Büros stellt Mulder fest, dass die Wand des Büros schon bei leichter Berührung bröckelt. Tatsächlich ist Pinker nicht tot, sondern auf der Flucht, und als er in einen Supermarkt einbricht und von einer Wache festgenommen wird, stellt sich heraus, dass die Handschellen ebenso zerbröseln wie die Bürowand und Pinker mit herkömmlichen Revolverkugeln nicht verwundet werden kann. Mulders Theorie ist, dass Pinker in dem Tornado die Fähigkeit entwickelt hat, feste Materie zu durchdringen und von ihr durchdrungen zu werden. Wie sich erweist, hat Pinker im Gefängnis erfahren, dass seine ehemalige Lebensgefährtin nach seiner Inhaftierung einen gemeinsamen Sohn, nämlich Trevor, zur Welt gebracht hat, dies Pinker aber verschwieg, und dieser nun sowohl die Frau als auch Trevor finden will. Die Episode entwickelt sich zu einer Familientragödie, als Mulder und Scully versuchen, Pinker zu stellen, bevor dieser Trevor erreichen kann.

Auch wenn der Wunsch, sein Kind zu finden, zunächst Pinkers Motivation einigermaßen sympathisch macht, ist der Typ selber doch ein ausgemachter Unsympath. Er ist nicht nur ein Krimineller, er ist zudem auch noch cholerisch und gewalttätig, und glaubt sich auf einer gottgewollten Mission, das Unrecht, das ihm angetan wurde, zu rächen ("You know what that means? That means God wanted me to know. He fixed it so I'd hear... and then he fixed it so I'd have passage. And I'm here. God's will."). Eigentlich geht es ihm also nicht nur um Trevor, sondern auch und in erster Linie um einen Racheakt. Dass Trevor, als er ihn endlich findet, von seinem Verhalten völlig verängstigt ist und alles andere will, als mit ihm zu kommen, scheint Pinker weitgehend egal zu sein. Leider ist der Charakter trotz der tragenden Rolle, die er in der Episode spielt, ziemlich unterentwickelt und bis zum Ende, als er dann endlich zu realisieren scheint, dass er Trevor schadet, sehr eindimensional. Etwas dubios ist auch seine Ex-Freundin June; vor allem ist nicht klar, warum sie Trevor eigentlich zu ihrer Schwester weggegeben hat. Obwohl Pinker nicht in dem Tornado gestorben ist, hat "Trevor" Züge einer Geistergeschichte; Pinker ist ein Relikt aus Junes Vergangenheit, die sie hinter sich lassen will ("I just wanted another chance"), was ihr aber wegen ihrer unerledigten Hausaufgaben nicht gelingt (man fragt sich, ob sie Trevor aus diesem Grund zu ihrer Schwester gegeben hat - weil er Teil dieser Vergangenheit ist, die sie hinter sich lassen will).

Was es mit Pinkers paranormaler Fähigkeit, durch Wände zu gehen und Schüsse zu überleben, auf sich hat, wird in "Trevor" nur unzureichend erklärt. Es gibt zwar ein paar pseudowissenschaftliche Andeutungen von Mulder, Rawls könne irgendwie die elektrostatische Abstoßung überwinden (wieso fällt er dann nicht selbst auseinander, oder weswegen versinkt er nicht im Erdboden?), aber wie er durch den Tornado diese Fähigkeit erlangt hat, wird nicht einmal im Ansatz erklärt. Auch Scully nimmt das ohne viel zu Hinterfragen so hin, sie ist in dieser Episode sowieso uncharakteristisch offen gegenüber dem Paranormalen: Angesichts des Zustands der Leiche des Gefängnisleiters, die merkwürdige Verbrennungen aufweist, äußert sie die Vermutung, es handle sich um spontane Selbstentzündung. Mulder ist darüber völlig im Glück: "Dear Diary: Today, my heart leapt when Agent Scully suggested spontaneous human combustion." Gegen Ende der Episode vertraut sie Mulders noch bizarrerer Theorie über die elektrostatische Abstoßung genug, um mit Trevor in eine Telefonzelle mit Glaswänden zu fliehen.

"Trevor" ist so ähnlich wie "Alpha" eine Episode, die - abgesehen von der wenig skeptischen Scully - vielleicht besser in einer frühen Akte X-Staffel aufgehoben gewesen wäre. Sie ist nicht sonderlich originell, der Gastcharakter ist gemessen an seiner tragenden Rolle sehr unterentwickelt und die Familientragödie entfaltet sich nie wirklich. Vor allem das Thema, was dies alles für den - immerhin titelgebenden - Jungen Trevor bedeutet, bleibt völlig unterbelichtet. Positiv zu erwähnen ist einmal mehr Rob Bowmans Inszenierung. Die Leichen von Pinkers Opfern sind schaurig anzusehen, vor allem die seines früheren Weggefährten Bo mit dem weggebrannten Gesicht. Scullys Flucht mit Trevor in die Telefonzelle und der letztliche Tod Pinkers sind großartig umgesetzt. Insgesamt ist "Trevor" jedoch eine der schwächeren Episoden der sechsten Staffel. Ich gebe gute drei zerbröselnde Handschellen dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » Sa 28. Sep 2019, 19:05

Folge 18, Staffel 6: "Milagro / Milagro"

Drehbuch: Chris Carter, John Shiban & Frank Spotnitz
Regie: Kim Manners



In Washington geschieht eine Mordserie, bei der den Opfern das Herz herausgerissen wird, ohne dass dabei Operationswunden oder sonstige Spuren gefunden werden. Ein anonymer Hinweis bringt Mulder und Scully auf die Spur von Mulders neuem Apartment-Nachbarn, der an einem Roman schreibt, in dem diese Morde, bevor sie geschahen, detailgetreu beschrieben sind. Auch Scully, auf die der Autor ein Auge geworfen hat, nimmt in dem Roman eine tragende Rolle ein.

"Milagro" ist eine Geschichte über das Schreiben und das Verhältnis von Autoren zu den von ihnen geschaffenen Figuren. Im Fokus steht der - erfolglose - Romanautor Phillip Padgett, der an einem Roman über ein paranormales Mordmysterium, das von Scully und Mulder untersucht wird, schreibt. Padgett ist in Mulders Apartmentgebäude eingezogen und hat die Wohnung neben Mulders angemietet. In seinem Roman reißt der Mörder seinen Opfern das Herz heraus - auf genau dieselbe Art und Weise, wie in einer realen Mordserie, die Mulder und Scully dabei sind, zu untersuchen. Bei keinem der Opfer sind Operationsnarben zu sehen, noch sind an ihnen oder am Tatort irgendwelche DNA- oder sonstige Spuren zu finden. Sehr hilfreich ist für Padgett bei der Arbeit an seinem Roman, dass er die beiden Agenten bei ihren Gesprächen in Mulders Wohnung über den Lüftungsschacht belauschen kann. Außerdem hat er ganz offensichtlich Gefühle für Scully und stalkt ihr u.a. in eine Kirche hinterher. Als sich herausstellt, dass Padgett die Morde bereits vor dem Geschehen detailliert in seinem Manuskript beschreibt, glaubt Mulder, dass Padgett in die Sache verwickelt ist und mit einem Komplizen zusammenarbeitet. Da dies eine X-Akte ist, ist die Lösung aber nicht so einfach: der Mörder aus Padgetts Roman, ein in der Realität bereits verstorbener brasilianischer Psychochirurg namens Ken Naciamento, ist zum Leben erwacht und zieht mordend in der realen Welt umher. Um Scully zu retten, mit deren Tod sein Roman enden würde, verbrennt Padgett sein Manuskript und stirbt.

Der Autor Padgett ist ein ziemlicher Gruseltyp, wenn auch nicht vollkommen unsympathisch; er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Alfred Fellig aus "Tithonus" (vielleicht zieht es Scully deshalb zu ihm hin). Er scheint in völliger Isolation zu leben, bekommt keine Telefonanrufe, scheint auch keine Bekannten zu haben, und sein Apartment ist bis auf einen Stuhl, einen Tisch und ein Bett vollkommen unmöbliert. Seine einzige Gesellschaft sind die Figuren aus seinem Roman und Scully (wobei die auch eine dieser Figuren ist). Scully ist es in seiner Gesellschaft merklich ungemütlich, besonders, als ihr klar wird, dass er sie stalkt und ihretwegen in das Apartmentgebäude gezogen ist. Trotzdem lässt sie sich ein Stück weit auf ihn ein, wobei nicht ganz klar ist, wieviel davon Scullys tatsächliche Reaktionen sind und welcher Teil nur in Padgetts Einbildung existiert.

Der interessanteste Aspekt von "Milagro" ist, dass die Episode eine Art Metakommentar über den kreativen Prozess des Schreibens ist. Gleich zu Anfang sieht man Padgett allein in seinem Apartment, wie er auf seine Schreibmaschine starrt. An der Wand sind Notizkarten, wie sie in den Autorenräumen von Akte X und anderen Seren benutzt werden (Spotnitz: "the cards that are on the writer’s wall are the same format that we wrote The X-Files in. We would use those same cards when figuring out stories for the series."). Padgett tut sich offenbar schwer, etwas aufs Papier zu bringen; schließlich greift er an seine Brust und reißt sich selber das Herz aus dem Leib. Eine ziemlich drastische Symbolik dafür, wie das Autorenteam den Prozess des Schreibens sieht.

Im weiteren Verlauf von "Milagro" stellt sich immer wieder die Frage, wer den Verlauf der Erzählung kontrolliert. Ist es Padgett, der die Geschichte schreibt, oder treibt die Geschichte Padgett an? Kontrolliert Padgett die Charaktere, oder kontrollieren sie ihn ("Jungians would say it's the characters who choose the writer, not the other way around. So I guess you could argue he directed me.")? Scully hat schon wegen des Tatbestands, dass sie sowohl als "reale" Frau (im Rahmen des Akte X-Universums) als auch als Figur in seinem Buch existiert, eine gewisse Autonomie, und während unklar ist, inwieweit ihr Verhalten in "Milagro" nur das ist, was Padgett in ihr sieht und hineininterpretiert, wird später klar, wie wenig Padgett sie trotz seines Detailwissens über sie eigentlich kennt: "I misjudged her character-- her interest in me. [...] In my book, I'd written that Agent Scully falls in love but that's obviously impossible. Agent Scully is already in love." Aber es ist nicht nur Scully, die er nicht wirklich kennt, auch die Motive seines fiktiven Mörders Naciamento kennt er nicht: "Why do I want their hearts?" - "You tell me. Why do you do it?" - "I'm your character! You tell me! My reason is your reason." Sich selber bezeichnet Padgett in seinem Roman als "den Fremden", wie um darauf hinzudeuten, wie wenig er auch sich selber kennt. Naciamento sieht Padgett sehr kritisch, und sagt ihm, dass er kein Schöpfer, sondern ein Zerstörer sei. Auf dem Höhepunkt der Episode hängt alles davon ab, wieviel Kontrolle Padgett über Naciamento ausüben kann, der, um das perfekte Ende des Romans herbeizuführen, Scully töten will. Das Verhältnis zwischen Autor und Figur verschwimmt hier völlig; Naciamento macht Padgett für seine Taten verantwortlich, und dennoch hat es den Anschein, dass Naciamento am Ende sein eigenes Leben führt und Padgett ihn nur kontrollieren kann, indem er sein Manuskript verbrennt und selber stirbt. Padgett hat zwar seine Figuren erfunden, aber sie gehören ihm nicht, und am Ende ist er nicht der allmächtige Schöpfer, sondern er wird von seiner Schöpfung zerstört.

Die Frage, ob Naciamento oder Padgett an Naciamentos Taten schuld ist, steht symbolisch dafür, inwieweit ein Autor für die Konsequenzen seines Werks verantwortlich ist (Spotnitz: "It's about how what you write reflects who you are.") - selbst dann, wenn die Figur vermeintlich oder tatsächlich außer Kontrolle gerät. "Milagro" scheint auch für Chris Carter eine sehr persönliche Episode zu sein; ich fühlte mich stark an eine Szene aus dem Staffel 2-Finale "Anasazi" erinnert, in der Carter selbst als Figur auftritt und Scully fragt, warum sie nicht den Job macht, für den sie ursprünglich eingestellt worden ist.

Eine der Stärken von "Milagro" ist die schauspielerische Leistung von John Hawkes in der Rolle des Phillip Padgett, der souverän zwischen gruselig-charmantem Verehrer Scullys und dem bedrohlichen und schließlich verzweifelten Autor, dessen Figuren außer Kontrolle geraten, osizilliert. Es ist zu einem erheblichen Teil Hawkes Leistung zu verdanken, dass Padgett ein sehr komplexer Charakter ist. Regisseur Kim Manners gelingt es hervorragend, in den entsprechenden Szenen den Zuschauer Scully durch Padgetts Augen sehen zu lassen. Auch ansonsten gibt es einige eindrucksvolle Szenen, vor allem in Padgetts Apartment, aber auch auf dem Friedhof, wo Grabsteine großer amerikanischer Autoren wie Salinger und Lee zu sehen sind (die zum Zeitpunkt der Ausstrahlung von "Milagro" noch am Leben waren). "Milagro" spielt vermutlich eine ähnliche Rolle innerhalb der Serie wie Episoden wie "The Post Modern Prometheus" oder "José Chung's 'From Outer Space'" - sie soll nicht wortwörtlich verstanden werden und ist nur indirekt Teil des Canons, eine Art Metakommentar. Ich vergebe gute fünf leere Blätter Papier dafür.
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Re: Akte X - Staffel 6

Beitragvon nevermore » So 29. Sep 2019, 19:49

Folge 19, Staffel 6: "Ex / The Unnatural"

Drehbuch: David Duchovny
Regie: David Duchovny



Mulder entdeckt in einer alten Zeitung von 1947 ein Foto einer Baseball-Mannschaft, auf dem auch ein außerirdischer Kopfgeldjäger zu sehen ist. Im zugehörigen Artikel wird auch Arthur Dales erwähnt. Als Mulder Dales besuchen will, trifft er indes auf dessen Bruder. Der erzählt ihm von einem afro-amerikanischen Baseballspieler, der im Jahr 1947 in Roswell, New Mexico aktiv war. Dales, der aufgrund von rassistischen Bedrohungen des Spielers den Auftrag hatte, ihn zu beschützen, freundete sich mit ihm an - und entdeckte, dass der Spieler tatsächlich ein Außerirdischer ist.

"The Unnatural" ist die erste Episode, für die vollumfänglich David Duchovny verantwortlich zeichnete. Duchovny war schon seit der zweiten Staffel stark in die Entwicklung des Mytharc involviert, und entwickelte u.a. die Staffelfinals "Anasazi" (Staffel 2) und "Talitha Cumi" (Staffel 3) zusammen mit Chris Carter. "The Unnatural" (der Episodentitel bezieht sich auf ein Buch von Bernard Malamud, "The Natural", in dem es auch um Baseball geht) ist in erster Linie eine Rückblende, die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Roswell-Absturz 1947 erzählt. Mulder entdeckt zufällig in einer alten Zeitung aus dem Jahr 1947 einen Bericht über die Baseball-Mannschaft in Roswell, in dem auf einem Foto der außerirdische Kopfgeldjäger zu sehen ist. Die Schlagzeile des Artikels lautet: "Local Roswell police officer Arthur Dales chats with Diamond Star Josh Exley." Mulder macht sich auf die Suche nach Dales, um den Grund für die Anwesenheit des Kopfgeldjägers auf dem Foto herauszufinden, trifft aber statt des ihm bekannten Dales dessen Bruder an, der auch Arthur mit Vornamen heißt. Dales erzählt ihm die Geschichte des afro-amerikanischen Baseball-Stars Josh "Ex" Exley, der 1947 angeblich 61 Homeruns geschlagen hatte. Dales wurde von der örtlichen Polizeibehörde zum Schutz von Exley abgestellt, nachdem rassistische Flugblätter aufgetaucht waren, die zur Ermordung Exleys aufriefen. Während seines Auftrags freundet sich Dales mit Exley an, und nach einiger Zeit offenbart ihm Exley, dass er in Wirklichkeit ein abtrünniger Außerirdischer, ein Retikulaner ist. Er hat sich in das Baseball-Spiel verliebt und sich deshalb unter die Menschen begeben. Nun wird er sowohl vom Ku Klux Klan als auch vom außerirdischen Kopfgeldjäger verfolgt, und beide wollen ihn töten. Als ihn der Kopfgeldjäger schließlich stellt, und ihn auffordert, sein wahres Gesicht zu zeigen, besteht Exley darauf, dass sein wahres Gesicht das menschliche ist. Als er vom Kopfgeldjäger hingerichtet wird, zeigt sich, dass sein Blut unerwarteterweise nicht grün, sondern rot ist und für Dales, in dessen Armen er stirbt, auch nicht giftig ist.

Mit den Elementen des außerirdischen Kopfgeldjägers, des grauen Außerirdischen und Arthur Dales kann man "The Unnatural" als eine Mythologie-Episode betrachten (als solche ist sie bei http://www.eatthecorn.com auch gelistet), auch wenn sie den Handlungsbogen der Mythologie nicht voranbringt, sondern eher eine Seitenhandlung der Vorgeschichte erzählt. Eigentlich sollte der ursprüngliche Arthur Dales, bekannt aus "Travelers" und "Agua Mala" in der Episode auftreten, und nicht sein Bruder; leider erlitt Dales-Darsteller Darren McGavin während der Dreharbeiten einen Schlaganfall, so dass die Folge während der Produktion umgeschrieben werden musste. Wie schon in anderen Rückblende-Episoden ("Unusual Suspects", "Musings of a Cigarette Smoking Man") wird die Geschichte aus der Sicht einer der Figuren erzählt; hier ist es die Perspektive von Mulder, die ihrerseits auf Dales Erzählung basiert. Damit ist - wie schon in den genannten Episoden - nicht völlig klar, inwieweit sich die Geschehnisse tatsächlich so zugetragen haben, oder Mulders oder Dales Interpretation hier hineinspielt.

Tatsächlich spricht einiges dafür, dass die Geschichte nicht wörtlich, sondern metaphorisch zu verstehen ist. So gibt es einige Inkonsistenzen, die Duchovny als maßgeblich an der Entwicklung der Mythologie Beteiligtem eigentlich klar sein müssten - die Kopfgeldjäger sind keine Grauen, sondern sie stammen aus der Rasse der Gestaltwandler, bisher sind die Grauen selbst auch nie als Gestaltwandler aufgetreten - die aber vermutlich bewusst der Symbolkraft wegen in Kauf genommen wurden: Das Bild des Grauen als Außerirdischem ist eben viel eingängiger, als es die menschenähnlich aussehenden Außerirdischen vom Planeten der Gestaltwandler sind. Auch das märchenhafte Ende, dass Exley auch physisch zu einem Menschen geworden ist und sein Blut rot ist, lässt sich selbst unter den Prämissen des Akte X-Universums nur als Allegorie verstehen, nämlich dass ungeachtet aller Unterschiede der Hautfarbe alle rotes Blut haben und damit Menschen sind.

Der Außerirdische Exley hat sich entschlossen, das Aussehen eines schwarzen Baseball-Spielers anzunehmen, und begründet dies damit, er wolle nicht berühmt werden, sondern nur ein Mensch sein, der Baseball spielt. Da die Erfolge in der Negro League in der Major League nicht anerkannt werden, ist die Gefahr, dass dort seine wahre Natur entdeckt wird, gering. Duchovny beschreibt den Baseball in einer sehr idealistischen Weise; als im Teaser der Ku Klux Klan auftaucht und einen afroamerikanischen Spieler bedroht, stellen sich die weißen Spieler vor ihn, und es heißt, Scouts der Major League wollten den schwarzen Star-Spieler Exley für ihre Teams rekrutieren. (Dass dieses Bild vom Baseball als "farbenblindem" Spiel, das schwarzen Spielern eine Chance in die Topliga eröffnet, den historischen Fakten entspricht, wird von Reviewer Darren Mooney allerdings bestritten.)

In mehreren Passagen wird angedeutet, dass das "Alien" im übertragenen Sinn zu verstehen ist: "See, none of the great ones fit in. Not in this world, not in any other world. They're all aliens, Mulder until they step between the white chalk lines; until they step on the outfield grass." Oder auch: "What is it to be a human, Fox? Is it to have the chemistry of a man? Of course not. To be a man is to have the heart of a man. Integrity, decency, sympathy: these are the things that make a man a man and Ex had them all had them all, more than you or I." Exley ist ein Alien, der letztlich durch seine Liebe zum Baseball unter seinen eigenen Leuten zum Fremden geworden ist, und ähnlich wie die Puppe Pinocchio so verzweifelt versucht, zu einem Menschen zu werden, bis es ihm schließlich gelingt.

"The Unnatural" ist eine sehr märchenhafte, idealistische Episode, in der es das Verdienst von Jesse L. Martin in der Rolle des Exley ist, dass sie nicht vollends in den Kitsch abgleitet. Obwohl Duchovnys Drehbuch Exley gefährlich nahe an einer Art Heiligenfigur darstellt, gelingt es Martin, das Abkippen in eine Karikatur zu vermeiden und Exley als eine dreidimensionale Figur zu zeichnen. Auch die Entwicklung der Freundschaft zwischen Dales und Exley - Voraussetzung dafür, dass das Ende der Episode funktioniert - ist von beiden Schauspielern gut dargestellt. Die Episode kann zudem mit einer Reihe lustiger Szenen punkten; schon im Teaser, als der Werfer der Mannschaft ständig den Kaktus trifft, später in der Szene im Kellerbüro, als Mulder den Zeitungsartikel entdeckt, und natürlich, als Exley sich Dales erstmals als Außerirdischer zeigt und dieser ca. ein Dutzendmal ohnmächtig wird. Sehr gelungen ist auch der Schluss der Episode, als Mulder Scully das Baseball-Spielen beibringt. Hervorzuheben ist auch die Arbeit der Maskenabteilung, die mit Exley in seiner wahren Gestalt ein tolles Alien hinbekommen hat. Von der Höchstwertung halten mich neben dem etwas zu nahe am Kitsch sich bewegenden Drehbuch auch einige Inkonsistenzen ab (warum weiß nach "Agua Mala" Mulder nicht, dass der ursprüngliche Arthur Dales in Florida lebt?). Insgesamt ist "The Unnatural" aber ein sehr gelungenes Debüt von Duchovny. Ich vergebe fünf Baseballschläger dafür.
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